Skandinavisches Messer selbstgemacht

  • Heyhey,


    zu Weihnachten gabs bei mir rein zufällig eine Enzo Nordic Klinge und die musste jetzt ja verwertet werden. Ganz einfach dachte ich mir, Loch rein, Angel rein, Kleber rein, fertig. Hab dann lieber noch ein bisschen mehr nachgedacht und da wurde mir dann so langsam klar: Ganz so einfach wirds nicht.
    Also Google angeschmissen und erstmal Ideen gesammelt. Bzw. erstmal hier gesucht, gibt ja dann doch schon Einige, die sowas schon gemacht haben. Leider nicht genau das, da die Nordic ein Schraubgewinde am Ende hat auf welches eine Messinghülse aufgeschraubt wird. Aber das Problem mit dem zu Kurzen Bohrer konnte schon gelöst werden. Griff wird aus mehreren Teilen gebastelt - find ich top, wird gemacht - auch die Münzenidee von Kahel in seinem Leder/Gummi Hybrid fand ich prima - hatte ja noch n paar Kronen rumfliegen, da ist eh schon n Loch drinne. Und die Form hab ich eigentlich bei Stefans Wildipuuko klauen wollen, ist dann aber doch aufgrund mangelnder Fähigkeiten und Geduld ein wenig anders geworden.


    Naja am Anfang stand dann das Holz. Ich hab Olive, Riegelahorn und Birne genommen. Nicht weil ichs noch rumliegen hatte, sondern weil Olive spitze aussieht und die anderen Beiden im Angebot warn und auch toll aussahen. Rumliegen hatte ich nur Buche, damit hab ich dann erstmal Löcher bohren geübt. Meine Fresse was eine fisselige Arbeit. Erst bohren, dann Feilen geht gar nicht so gut, liegt vielleicht an den Feilen, wer weiß. Naja jedenfalls mit ausgiebig den Bohrer missbrauchen und das Loch groß eiern hat geklappt. Leder für dazwischen zugeschnitten und direkt die Idee mit der Münze wieder verworfen, die sind einfach zu klein die Dinger, gabs nirgends nen Platz für.
    Reihenfolge von der Klinge aus ist jetzt Messing, Leder, Birne, Leder, Riegelahorn, Leder, Olivenholz, Messinghülse.


    Nach dem Zusägen und Skizze machen und Allem sahs dann so aus.





    Die Hülse habe ich im Hintersten Teil in einer Größeren Bohrung verschwinden lassen. Das so hin zu bekommen, dass noch Zug auf der Hülse ist und die dennoch nicht rausguckt war nicht so einfach. Erstmal testweise alles zusammengesteckt und geguckt, danach dann Teil für Teil mit 2Komponenten Kleber verklebt. Bah was ne Sauerei, glücklicherweise nicht für Sekundenkleber entschieden, dann wär ich jetzt Edward mit den Messerhänden.
    Vorm Verkleben beim Teststecken sah es so aus.



    Habs ca. eineinhalb Tage auf der Heizung durchtrocknen lassen, vollkommer Overkill ich weiß. Aber sicher ist sicher und soll ja toll werden.
    Nach dem trocknen gabs dann erstmal die große Raspelpartie, dazu das Messer längs in die Hobelbank gespannt und erstmal alle Seiten Plan geraspelt. Danach dann Rücken und Bauch geformt und dann die Seiten. Wenn man damit zufrieden ist kann man dann die Kanten rund Feilen und das ganze quasi 3D modellieren. Hat sicher 2 Stunden gedauert, da ich das Holz total überdimensioniert hatte.


    Nach dem Raspeln sah es so aus, um irgendwie Symmetrie hinzubekommen muss man dauernd Umspannen, Gucken und Machen. ABer ist schonmal ganz gut, dass so in die Hand zu nehmen.



    Danach dann Kopfüber eingespann und lustig mit Schleifleinenstreifen drauflosgeschliffen. Ich habe bei 40er angefangen und mich dann über 100er, 180er, 320er, 500er und 2000er durchgearbeitet. Eigentlich war nach dem 320er kein Unterschied mehr zu bemerken. Aber wenns läuft, dann läufts und so ein bisschen Fetisch muss ja sein.


    Nach dem Schleifen



    Hab mir dann auch direkt mal einen Schneidenschutz aus 2 Buchenplättchen gestemmt, die Innenseiten plan gehobelt und erstmal nur getaped, bis ich mich an was sinnvolleres traue. Als finale vom Messer selbst, bekommt es gerade die 5. Portion Leinöl.
    Und so sieht das Endprodukt aus.






    Hoffe es gefällt euch, ich jedenfalls bin sehr zufrieden, hat alles Prima geklappt. Bis auf einen kleinen Riss unten im Olivenholz siehts auch top aus. Achja und nen süßen Aubruch habe ich mir durch 5 Lagen Tape in die Klinge geraspelt - yay. Tipps gebrauchen könnte ich zum Thema Panzertape von der Klinge abbekommen und wie man sinnvoll den 2Komponentenkleber von der Zwingenoberseite fernhält.


    Grüße
    Stifti

  • Sieht gut aus!! :daumen Ich find den bauchigen Griff visuell etwas zu groß, aber wenn es sich so am besten anfühlt, klar.


    Bzgl 2Komponentenkleber: Ich reib immer dick Vaseline auf alles, was nicht geklebt werden soll. Gibt sicher auch andere Möglichkeiten.

  • Hey Stifti, sehr exclusives Desing!


    Mit dem bauchigen Griff erinnert es mich irgendwie, an das Mora Robust... nur in schön. Gefällt mir jedenfalls gut.
    Da bekomme ich gleich auch nochmal Lust was mit Steckerl zu machen, obwohl Flacherl wirklich unkomplizierter ist.


    Grüße Holger :winken


  • Moin Stifti,


    cooles Teil, ich mag diese Art Messer sehr gerne :daumen


    Tipps gebrauchen könnte ich zum Thema Panzertape von der Klinge abbekommen und wie man sinnvoll den 2Komponentenkleber von der Zwingenoberseite fernhält.


    Probier mal Verdünnung zum Entfernen der Panzertapereste, vielleicht funktioniert auch Margarine. Den 2K-Kleber brauchst Du von der Oberseite nicht fernhalten. Wenn Du das versuchst abzukleben, fließen Dir trotzdem irgendwelche Kleberreste irgendwohin (Kapillareffekt). Am Einfachsten ist es, wenn Du direkt nach dem Verkleben die noch flüssigen Kleberreste mit einem Lappen und Verdünnung wegwischst, das funktioniert Rückstandsfrei. Wenn Du auf Nummer sicher gehen willst, dann trage einen dünnen Ölfilm auf Stellen auf, die nicht vom Kleber beaufschlagt werden sollen. Das hätte allerdings wieder den Nachteil das die Verklebung direkt am Übergang Erl-Zwinge nicht einwandfrei sitzt. Aber wie gesagt: Einfach nach dem Verkleben mit Lösemittel/Verdünnung wegwischen, das geht ziemlich gut und ist sauber.


    Statt Panzertape nimm beim nächsten Mal einfach ein paar Lagen Malerkrepp, das ist leichter wieder zu entfernen.


    Der Riegelahorn hat eine interessante Struktur, beim ersten Blick dachte ich es seien dicke Lederstücke gewesen, sieht klasse aus. Wenn Du eine klassische Lederscheide mit Rückennaht machen willst, dann gestalte den Griffbauch etwas schmaler, aber in eine Scheide mit Seitennaht sollte das Messer auch gut passen :)


    Beim Einölen bin ich selbst immer faul: Statt den Griff einzupinseln, lasse ich ihn einfach über Nacht in verdünntem Leinöl stehen. Das mit der Macke in der Klinge kenne ich auch, das ist ärgerlich, aber dafür passt man beim nächsten Mal umso besser auf :D

  • So, hab mich auch nochmal mit nem entsprechenden Hösschen fürs Messer auseinandergesetzt. Erstmal dicken Respekt an alle die das gerne machen. Irgendwie hats überall gehakt, das Holzinlay wollte nicht drinnenbleiben, die Klemmen haben Spuren hinterlassen und mein Messen hat auch überall danebengehangen.


    Naja erstmal zwei Fotos.






    Nachdem aussen die durchgehende Naht noch viel zu labberig saß, habe ich innen die Nähte noch eingefügt und die drei kleinen Stiche gemacht um in der Schmalstelle vom Griff zu sitzen. Hab leider nur Fotos von der Fertigen. Zwischendrinne hatte ich keine Nerven ne Kamera in die Hand zu nehmen.


    Irgendwie war mit auch das Leder zu dünn, jedenfalls entspricht die Festigkeit nachm Wässern und anpassen nicht meinen Erwartungen. Im oberen Teil noch schwer am labbern. Bin da dankbar für jeden Tip.


    Ma gucken wie langs hält, wenn ich noch eine mache lasse ich euch mehr teilhaben.


    Grüße
    Stifti

  • Gottseidank bin ich nicht der einzige, dessen Nähte so scheußlich aussehen. =)


    Lederscheiden kannst du in flüssiges Wachs tunken (oder mit Wachs bestreichen und dann im Backofen vom Leder aufsaugen lassen). Im kalten Zustand sind sie dann fast so hart wie Kunststoff.

  • Ich muss sagen meine erste Lederscheide sah ähnlich aus, aber je mehr man macht desto besser werden sie hab ich mir sagen lassen ^^ )
    Lederscheiden kann man auch mit Soda (Natriumhydrogenkarbonat / Kaisernatron) härten. Einfach 1-2 Teelöffel auf 0.5l Wasser und die Lederscheide darin einlegen, wenn sie getrocknet ist ist sie auch ziemlich formstabil.

  • Hallo Stifti,


    erst mal möchte ich Dir zu Deinem Projekt Gratulieren ...
    Das Messer ist ist echt Klasse geworden. :daumen
    und zu der Lederscheide ... da hast Du zu dünnes Leder genommen.
    Sieh das jetzt mal so - Versuch macht Klug!


    Geh und besorge Dir dickeres Schweineleder oder Rinderleder ...
    kann auch ein Stück aus einer alten Schultasche oder Elektrotasche sein ... ein alter Stiefelschaft tuts auch ...
    oder geh in einen Schustereiladen und besorge Dir dort ein Stück ...
    und dann machst Du das noch mal.
    Noch ein Tipp von mir: Mach den Nahtlochabstand ein wenig weiter (ca.4-5mm) nimm einen Nahtroller zum Anzeichnen der selben.
    Falls Du keinen hast, nimm eine Gabel um die dann damit zu markieren. Du wirst sehen, dass das besser wird.


    lieben Gruß
    Michael

  • Könntest auch mit heissem Wachs arbeiten, für wenige (!) Minuten einlegen. Das Wachs aber besser im Simmerverfahren erhitzen, also mit Topf im Wasserbad (sicherer).


    Die Scheide hat einfach Wiedererkennungswert ;) Passt doch, meine erste würde ich hier nicht posten, und auf das Messer kannst Du dafür so richtig stolz sein. Schönes Ding!


    Edit: Kahel hat Recht, v.a. schlägt sich der dichte Nahtabstand auf die Stabilität der Naht negativ nieder! Vielleicht tatsächlich nen neuen Versuch...

  • Ich habe vor 2 Jahren auch eine Scheide mit Holzkern gebaut, daß mit dem daneben stechen mit dem Messer hatte ich anfangs auch. Gelößt habe ich das Problem in dem ich den Scheidenmund innen trichterförmig gebaut hab. Seitdem rutsch die Klinge beim einstecken einwandfrei in das Holzinlet.
    Und weil mich danach der Rappel packte, gabs für den Horngriff noch ne kleine Gravur. :unschuld

  • Toll, das hast du schön gemacht. Die skandinavischen Messer haben für mich auch etwas besonderes. Schlicht, schön, edel und trotzdem funktionell.
    Mein letztes Messer das ich gemacht habe war auch ein Skandinavisches mit punzierter Lederscheide.
    Guckst du:



    Messer2.bmp

    "Geheimnisvoll am lichten Tag lässt sich die Natur des Schleiers nicht berauben
    und was sie dir nicht offenbaren mag, das zwingst du ihr nicht ab, mit Hebeln und mit Schrauben."


    "Ihr alle fühlt geheimes Wirken der ewig waltenden Natur."


    J.W. Goethe

  • Danke. Hab ich selbst entworfen und hat mir einige Abende bis spät in die Nacht gekostet.

    "Geheimnisvoll am lichten Tag lässt sich die Natur des Schleiers nicht berauben
    und was sie dir nicht offenbaren mag, das zwingst du ihr nicht ab, mit Hebeln und mit Schrauben."


    "Ihr alle fühlt geheimes Wirken der ewig waltenden Natur."


    J.W. Goethe

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