in meinen Augen macht Preppen alleine schon deshalb Sinn, weil's viele von uns hier wahrscheinlich nicht geben würde, hätten unsere (Ur-)Großeltern kein Prepping betrieben. Da hieß das zwar noch nicht so modisch, war aber im Prinzip dasselbe.
Ein als heimlicher Bunker angelegter dunkler, kalter Vorratskeller, vollgestopft mit Regalreihen voller Einmachgläser mit der Ernte der letzten Jahre. Aus dem Obst- und Gemüsegarten hinterm Haus, der im Warmjahr täglich liebevoll beackert wurde. Und eine Speisekammer hinter der Küche, in der das im Jahr schon Eingemachte zwischengelagert wurde, damit im Keller später nichts unbemerkt gammelt. Mit dieser in ihrer Generation noch völlig normalen "Prepper-Strategie" haben Oma und Opa immerhin zwei Weltkriege überbrückt und nach dem zweiten solchen noch vier Kinder großgezogen. Eins davon wurde später übrigens meine Mutter.
Erst als das "Preppen" mit den Konsumwellen des Wirtschaftswunders immer weniger schick wurde, hat Oma zusammen mit der Tante den Gemüsegarten quasi nur noch als stilles Hobby betrieben. Und dabei auch die alten Strategien der übrigen Hauswirtschaft an die heute noch lebende Generation weitergereicht. Opa hat sich bis zu seinem Tod nur mit billiger Kernseife gewaschen, was der Selbstgekochten noch am nächsten kam. Denn mit dem Einzug der Ölheizungen, später sogar als zentraler Brenner in der Waschküche, fiel ja keine Holzasche mehr an, die man zu Seife hätte verkochen können. Dem Wirtschaftswunder und seinen Segnungen haben beide nie über den Weg getraut.
Die Generation meiner Eltern wuchs schon im Wirtschaftswunder auf. Und hat die eigenen Eltern ob ihrer Vorratshaltung schon mehr oder weniger aggressiv belächelt. Die hätten ja noch den Hunger im Krieg erlebt, das gebe es heute ja so nicht mehr. Und wohl auch nie wieder. Deshalb seien diese Freßkörbe als Geschenk und Mitbringsel der Eltern ja auch mehr was zum Bemitleiden als zum Bedanken...
Die Enkel fangen's jetzt als moderne Prepper wieder an. Manche sogar aus eigener praktischer Erfahrung mit Hunger und Not. Und sammeln verstärkt auch die Skills von (Ur-)Oma wieder ein, sofern die sich mit unserer zwangsbeglückten Fertigproduktpalette aus zentral just-in-time-belieferten Supermarktketten überhaupt noch umsetzen lassen. Aber es lohnt sich. Denn wer z.B. mit Haushaltsnatron, Waschbenzin, Alkohol, Terpentin und Essigessenz umzugehen weiß, spart sich alleine schon an dieser Stelle der Haushaltskasse einen ganzen Schrank voller Spezialreiniger, die in den meisten Fällen auch nichts anderes enthalten, nur eben dasselbe in Pröbchenmengen zu unverschämten Preisen.