mal wieder die gute alte Brennnesselschnur
Es gibt ja verschiedene teils aufwändige Varianten (Trocknen, Wässern, Auffasern, trocknen ect),
wer mich kennt weiss ja das mein Hauptinteresse eher den "quick & dirty" Techniken gilt,
so auch hier.
Ich bin da Pragmatiker, wenn ich eine Schnur benötige, benötige ich diese schnell.
Das bedeutet nicht das mich die aufwändigeren Techniken nicht interessieren,
ganz im Gegenteil,
und wie immer habe ich nichts gegen Kritik oder andere Lösungswege einzuwenden,
im Gegenteil immer her damit.
UND es ist nur meine Meinung / Erfahrung also kein Dogma.
Zielstellung war in möglichst kurzer Zeit eine Schnur herzustellen die (zb) als:
- Schnürsenkel
- Grünholzbogen-Sehne (!)
- Kordel für Feuerbohren
- Fallenbau
- Abspannen
- usw
verwendet werden kann.
ect, also keine 50 Meter auf Vorrat, sondern eben einige Meter die man dringend benötigt.
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Ich versuche mich kurz zu fassen, aber... naja ihr kennt ja meine Romane.
Die Ernte
-Man sollte sich nach Möglichkeit nicht lange mit zu kleinen Pflanzen aufhalten,
1cm Durchmesser am Boden und Hüfthoch gewachsen darf es schon sein.
-Besser 5 große als 10 kleinere, das macht sich später beim eindrehen (Faserlänge) bemerkbar.
-Einfach beherzt in der MIitte zugreifen und rausziehen, eine Pflanze die das nicht aushält taugt nicht für die Fasern,
wobei ich hier anmerken muss das ich einen relativ weichen & feuchten Boden hatte,
das kann man also etwas relativieren.
- bitte behaltet bei dieser Beschreibung meinen "quick&dirty" ... HUSCH HUSCH ICH HABE KEINE ZEIT... Ansatz im Hinterkopf!
mit mehr Zeit, Gedult und Übung ect wird die Schnur natürlich noch Leistungsfähiger!
Dennoch hat mich hier das Ergebniss überrascht. Siehe ganz am Schluss
Für die ersten Versuche sammelt ruhig etwas mehr, für die Schnur auf dem letzten Foto dürften etwa 15 gute (große) Nesseln nötig gewesen sein,
holt Euch ruhig 40-50 Stängel damit kann man den ganze Abend experimentieren.
die "Rinde" abziehen
Das 1 Foto zeigt einige Haufen, links bereits geklopfte Stängel, Mitte die abgezogenen Fasern, rechts 1x Stängel wo ich grade abziehe.
das Stöcken hat keine Bedeutung, daraus habe ich mir später lediglich Stückchen gehackt wo ich die verschiedenen Schnüre aufgewickelt habe.
Was wir wollen ist die äussere Schicht.
(das Bündel in der Mitte... "Rinde" ist das falsche Wort
Da sind noch einige sehr breite Streifen dabei, das ist okey, wenn man den dreh raus hat zieht man die Schicht herunter wie eine Wurstpelle...
man muss sie danach aber noch teilen (mim FIngernagel durchziehen zb).
Etwa so breit wie ein Grashalm ist eine ganz gute stärke für so einen Faserstreifen.
Schlagt kräftig auf das dicke Ende (also das Richtung Wurzel ^^) , ruhig einmal kräftig platthauen.
Den restlichen Stängel eher sanft mal "abklopfen", wichtig ist an den "Knoten" 1x zu klopfen, sonst kann es beim Abziehen passieren
das es genau an den Stellen hängt und reisst.
Im Normalfall kann man jetzt bereits die verholzte Innenschicht und die weiche Aussenschicht trennen / abpopeln und dann von unten nach
oben abziehen.
Mit ein wenig Übung sogar in einem Stück, aber das ist nicht wichtig da man breite Stücke sowieso nochmal teilen muss.
Das geht gut mit dem Fingernagel.
So breit wie ein üblicher Grashalm reicht, wenn die Fasern trocknen (und das geht recht schnell) verlieren sie nochmal deutlich an Breite / Länge.
Die Faserstränge ruhig mit der Hand mal durchkämmen, auch mal sanft ziehen, zu dünne Stellen reissen eh gleich ab das ist okey,
man sollte jetzt so 30-40 cm lange und 3-4mm breite (FRISCH) Streifen haben,
das reicht so, ab zum näxten Schritt.
EINDREHEN
(diese Methode geht nur bei kurzen Schnüren bis 3-4 Meter max , sie verdrillen sich sonst von alleine, reicht aber für das hier)
Tja, ab hier wird's einfach, man muss nur etwas Vertrauen in das Material haben.
Ein kleines Stöckchen zum Aufwickeln bereit legen und los geht's.
EInfach 2 Stränge verdrehen, nehmt 2 lange, aber nicht unbedingt gleichlang.
Verdrehen und so 2-3 Fingerbreit vorm Ende einen neuen reindrehen
(da dann auch ruhig mal sanft ziehen, sollte halten sonst weiter oben den neuen Strang eindrehen, den "Dreh" hat man schnell raus)
Richtig straff eindrehen so 20-30 cm für den Anfang und dann mit zb Palstek am Holz befestigen so das man die Schnur dann aufwickeln kann.
Wie gesagt 2-3 Stränge reichen! Ihr werdet erstaunt sein welche Stabilität diese dünne (2-3mm) Schnur / Zwirn jetzt bereits hat !
Jetzt ist es nur Fleissarbeit, eindrehen, neue Faser anhängen (einige cm an das kurze STücken verdrillen und dann mit dem Rest)
und weiter und weiter und aufwickeln auf das Hölzchen natürlich.
Macht Euch keine Sorgen wenn abundzu mal ein neues Streifchen nicht perfekt eingedreht ist und bissel aus der Schnur herausschaut,
wir drehen es eh gleich nochmal ein.
Grob geschätzt 4 Meter Zwirn (um bei dem bsp zu bleiben das ich gleich noch Poste) dreht ihr so ein,
dann kann man das ruhig mal 1h oder 2h liegen lassen (muss nicht, habe auch schon direkt weitergemacht),
aber wenns ein bissel trocknet schadet das an dieser Stelle nicht,
und man will ja auch mal was futtern .
2fach verdrillen
Jetzt mache ich den Schritt der in einigen Anleitungen von Anfang an gemacht wird,
da muss man aber schon etwas geübt und fingerfertig sein.
"Meine" Methode die ich hier beschreibe geht auch, aber nur bei kürzeren Schnüren.
Warum habe ich ja bereits geschrieben.
Wieder alles abwickeln, die "Drillung" sollte dennoch erhalten bleiben, ist halt eine Faserpflanze, das "verzahnt" sich alles.
Mitte suchen und dort dann einmal kräftig "drehen" bis sich von alleine ein Öhrchen bildet,
das ist der Anfang für die 2te Verdrillung.
Im Grunde verdreht man jetzt wieder alles wie zuvor auch, auch hier möglichst straff.
Zb kann man in das Öhrchen wiederum eine Stöcken klemmen (und das zwischen die Knie, Foto war unmöglich, hab nur 2 Hände ^^),
aber sonst das selbe...
straff eindrehen / aufwickeln /eindrehen /aufwickeln...
Diesen Schritt kann man nun wiederholen bis entweder die Schnur stark genug oder zu kurz wird für den jeweiligen Zweck.
Das Ergebniss
Nun, für meine Verhältnisse bzw also für die Aufgabenstellung kam folgendes heraus,
und ich/wir waren doch sehr überrascht.
Aus dem etwa 400cm "Zwirn" (2-3 Stränge @ 3-4mm frisch) wurden nach dem 2ten eindrehen etwa 230cm.
Durch eindrehen und Trocknung (die Trocknung ist echt nicht zu unterschätzen) ist dieser Faden nun etwa 3mm,
eigentlich reichlich dünn...
und dennoch problemlos 10kg damit gehoben.
Da waren wir selber überrascht, ich hab für die Schnur (also nur das eindrehen, ohne Ernten und Klopfen ect) circa 1.5h gebraucht,
ganz gemütlich... Kaffe, Kippe usw, bzw als Vergleich diese üblichen Schnüre aus zb "Netto" die zerreisst man leichter,
als diese quick&dirty Brennnesselschnur
Blablaaaa
Im Fazit für eine Bogensehne würde ich das nochmal verdrillen, für einen kleinen Grünholzbogen reicht das dann immernoch,
da bin ich vorsichtig. Das will ich nicht im Gesicht haben.
Da würde ich ohnehin vorher mind das doppelte Testen von dem was ich annehem zu brauchen.
Aber für die anderen Einsatzzwecke wäre diese "husch-husch-ich habe es verdammt eilig Schnur" schon brauchbar.
10-15kg sollten für Kleintierfallen/Schlingen (Karnickel) reichen, Schnürsenkel sowieso ^^,
Feuerbohren kann ich nix sagen, da hat man ja noch eine Reibungsbelastung auf der Schnur...
aber in der Zugbelastung, nicht schlecht.
(PS damit eine Angelschnur zu improvisieren sollte man gleich ganz vergessen)
Historisch sind solche Naturfaser-Bogensehen durchaus belegt, ua bei den Hunnen und Mongolen,
natürlich hatten diese das Thema Handwerklich perfektioniert und dennoch Probleme mit dem feuchten Klima in Europa.
wie gesagt bin für Kritik, Anregungen und völlig anderen Lösungsansätzen immer offen
edit: also die bündel bei bild 1, für die schnur auf bild 2 habe ich davon einen Bruchteil benötigt,