grosses Messer schmieden.

  • Weder sind meine Künste mit dem Hammer, noch mit der Kamera denen von Skuzzlebud ähnlich, aber vielleicht interessierts euch ja trotzdem:


    Ausgangslage: Ich würde gerne viel Schmieden, habe aber zwei Kinder (6 und 4) und darum fast nie freie Zeit dafür. Letztens hab ich aber mit meinem Patenkind auf seinen Wunsch ein Messer geschmiedet. Da lag ein Stück Welle rum, keine ahnung wovon. War rostig, angedreht und hatte ein Kugellager drauf. Ich hab dann relativ viel selber gemacht da die Zeit knapp war, damit er am Abend was in der Hand hat und weil er mit seinen 12 Jahren noch nicht so kräftig Hämmern kann. Die Klinge wurde grösser als gedacht. Dick, wuchtig und Scharf. Geschliffen mit der Flex, eher schnell als vorsichtig. dann gehärtet (im Wasser... :schäm ) und auf meiner MDF polierscheibe abgezogen. Ergebnis: rustikal wie alles von mir, scharf und Schnitzt und Hackt wie Anton. Das Schneidegefül war so gut, dass ich Bock hatte mir selber eins zu machen.

    Habe dafür schon zwei mal kurz Zeit gefunden, das Projektlein wird ne weile dauern. Die Wellen die noch an meinem Lager liegen sind sogar NOCH dicker. ^^


    die Welle. an ein Stück Armierungseisen gebraten für einfachers Handling.


    Zuerst mach ich meistens ne 4-Kant-Spitze..


    bisschen geplättet. Ich mache schon mal eine Gegenkrümmung, weil beim Schneide Dünnschmieden sonst ein konvexes Messer entsteht.

    Hab versucht mit einem Rundeisen und dann der Hammerfinne eine Trennung zwischen Klinge und Griff zu erreichen.
    Die Klinge ist bereits schon wieder gerade geworden, ich wirke dauernd dagegen.


    Das ganze muss noch dünner werden, ich will etwas scharfes und keine Brechstange am Ende.
    Ist ziemlich anstrengend, Viel Material und es schein Zäh zu sein. Fortsetzung folgt. :)

  • Sieht ja so weit schon mal nach Messer aus.


    Das Ausgangsmaterial (25- 30mm Durchmesser?) ist schon heftig dick. Das halbwegs dünn aus zu formen ist schon ein hartes Stück Arbeit.

    Ich hätte auch so meine Befürchtung, dass die Klinge dabei unverhältnismäßig hoch wird. Für ein durchschnittliches "Bushcraftmesser" würden um die 12mm Rundstahl locker reichen.

    Das mit der Spitze ist nicht verkehrt, mache ich auch hin und wieder, aber effektiver und genauer ist es eigentlich die Spitze im ca.45 Grad Winkel abzutrennen. Das geht schneller und du hast kein gestauchtes oder schlimmsten falls, rissiges Material in der Spitze.

    Wenn dir das Material zu zäh vorkommt, geh mit der Temperatur ein wenig höher. Gerade bei Tageslicht kann die Glühfarbe täuschen, aber pass auf, dass nichts verbrennt.

    Wenn es eine Antriebswelle war, dann handelt es sich wahrscheinlich um 42CrMo4 oder C45. Hast du mal getestet ob du noch ölhärten kannst?

    Könnte knapp werden. Wenn´s nicht geht sollte es sich zumindest in Wasser noch ganz gut härten lassen. Ist aber bei Messern eine riskante Angelegenheit.


    Nur mal so meine Gedanken dazu. Hau rein - Bin gespannt wie´s wird.

  • Danke für die Tips. das erste Messer wurde im Wasser auf jeden Fall nicht zu hart.. Was für eine Art Messer das wird seh ich erst wenns fertig ist. ich bin schon ein paar Mal zwischen Steck- und Flacherl hin und ergependelt. Probiere es jetzt mit nem Flacherl. eventuell bohre, schneide oder schrote ich noch Löcher in den Flacherl, damit die Sache nicht ganz so wuchtig wird.. mal gucken. vielleicht dauerts auch ein halbes Jahr bis ich wieder dazu komme. :)

  • Noch ne Frage zum Thema: hast du deinen Amboss irgendwie schallgedämpft? Ich habe einen Lautsprechermagneten, der funktioniert so halb. Ich liebäugel gerade mit der Blei-untergussmethode. Ich habe ein 115kg Teil, und wenn ich auf dem Horn schmiede klingt es irre laut und unangenehm..


    edit: Fortschritt von heute: Griff ist schon fast auf Mass. leider auch sehr Massig. mal gucken was ich noch mache..

  • Ich habe meinen Amboss auf ein Paar Lagen Dachpappe gestellt. Das nimmt schon etwas Schall weg. Einen großen Magneten hatte ich auch mal dran, hat aber finde ich, nicht viel Unterschied gemacht. Mit einer Bleiunterlage würden sicher auch Schwingungen und Schallimpulse abgedämpft. Ist aber bestimmt sehr teuer. Gießen würde ich das auch nicht unbedingt, sondern eher ein Bleiblech vom Dachdeckerbedarf unterlegen. Das passt seine Form schon von selber an.


    Jeder Amboss hat seinen gewissen Klang. Normalerweise sind die kleineren schriller als die großen. 115kg sind ja schon mal nicht klein, deswegen denke ich eher, wenn da nicht irgendwo ein Riss oder eine Beschädigung besteht, liegt es vielleicht daran, dass du mit relativ niedriger Temperatur arbeitest. Wenn ich ein richtig heißes Werkstück bearbeite, klingt das erstmal eher wie pök pök und wird dann beim abkühlen immer mehr zu ping ping. Teils hängt es auch vom Werkstück selber ab. Dünne Sachen wie Messer oder Bleche scheppern einfach mehr als schwere robuste Werkstücke. Wenn das Horn sehr lang und spitz ist, und du weit vorne arbeitest kann das auch normal sein.


    Also unterleg den Amboss erstmal mit irgendwas schwingungsabsorbierenden. Wenn es nicht besser wird schau mal genau nach ob irgendwo ein Riss ist. Wenn auch dies Ok ist, versuch ein wenig heißer zu arbeiten bzw. geh mit dem Werkstück schneller wieder ins Feuer. Zu kalt schmieden ist so wie so für alles Scheiße.


    Zum Messer - Den Griff noch ein bisschen dünner zu machen sollte ja jetzt nicht mehr so schwierig sein. So ein Flacherl hat sicher eine Menge Vorteile, ist aber zum reinen Schmieden oft die schlechtere Wahl weil du hinterher relativ viel und genau schleifen musst. Im historischen Bereich und da wo heute noch "richtig" geschmiedet wird, gibt es deswegen fast nur Steckerle.

    Du könntest es dir auch ganz einfach machen und den Griff noch etwas anatomischer ausformen und eine Lederwicklung anbringen. Das ist das einfachste und sieht dabei nicht mal schlecht aus.

  • Hab ich auch schon gemacht mit der Lederwicklung, sieht super aus, ist aber nicht so ergonomisch. (um eine gewisse Kopflastigkeit und Gewichtsreduktion zu erreichen, und beim arbeiten gut Griff zu haben will ich Holz.) Beim Flacherl schleife ich die Flächen nicht, sondern brenne die Griffschalen auf. dann sind die Unebenheiten eher ein Feature als ein Bug. :) Historisch ist ein Steckerl sicher auch wegen der Materialeinsparung verbreitet.
    Blei ist doch eher billig? Zumal mein Schwiegervater ein Drucker ist, der alte Maschinen sammelt und noch ne Pallete mit Bleibarren für den Letterguss rumstehen hat.. wobei ich mir gerade überlege dass das wahrscheinlich ne ziemlich harte Legierung sein dürfte.
    Danke für deine Antwort!
    Sobald ich ein paar Fotos habe gibts ein Update.

  • Das mit der Lederwicklung und weniger ergonomisch kann ich so nicht bestätigen.
    Meine 3 geschmiedeten mit Lederwicklung liegen mit extrem gut in der Hand. Kommt halt darauf an wie der Erl unter der Wicklung geformt ist. Ein gerader Flacherl unter einer Wicklung ist halt etwas anderes als einer der an deine Hand/Handhabung angepaßt ist.


    Der Griff ist hier in 2 Bereiche aufgeteilt.
    Links der dickere Teil, dort hält man die Klinge fest im Griff für Hackarbeiten. Rechts beim dünneren Teil hält man das Messer für Schneidarbeiten, da ruhen dann Zeige- und Mittelfinger. Der Schwerpunkt liegt dabei direkt hinter der Klinge.

    Und ja da fehlt bewußt ein Parierelement weil mich das bei der Benutzung stören würde.


    Das untere der Beiden

  • Ja die sind auch klasse vom Griffgefühl. Allerdings muß ich zugeben, daß nicht ich die gemacht habe sonder der Klingenschmied und Künstler Jens Nettlich. Ich habe von ihm 3 Messer und 1 Beil.

    Das Beil ist natürlich ohne Wicklung.


    Eine Wicklung eie dein oberstes Messer sie hat, hab ich aus geflochtener Schnurr. an einem Griffbügelmesser angebracht


    Der vollständigkeit halber...


    Alle 3 vereint

  • Heute Morgen wieder: die Klinge ist jetzt dünn genug. ich hab noch versucht eine Rille einzuprägen. ging eher so Mässig. aber ich mache das ganze ja eher zum Üben und weils Spass macht. Das Lochen mit dem Vierkant-Dorn ging auch eher so mässig. ich habe 4 Löcher gestanzt, und bei je zwei davon die Zwischenstege rausgeholt. (mit der Flex muss ich zugeben, hab kapituliert)

    Die Kette habe ich auch heute befestigt, am Sockel vom Amboss. Am andern Ende an einem Vierkantprofil, als Fusshebel. ganz einfach.
    Funktioniert aber sehr gut, das hätt ich schon vor Jahren machen sollen!

    Während ich auf das grosse Eisen warte hab ich noch kleinere Übungsstücke am Start:

  • Gefällt mir.

    Löffel hab ich mir zu Lehrzeit mal in der Mittagspause aus nem Rest Edelstahlblech geklöppelt. Aber nur die Laffee, der Atiehl wurde ein Stück Kirschholz. Is schon ü 30Jahre her.

    Man sollte von früheren Generationen lernen, sich aber Neuerungen nicht verschließen.

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