Neben Messer und Schnur ist die Wasserflasche inkl. Becher für mich eines der wichtigsten Ausrüstungsteile für draußen. Da es unterschiedliche Konzepte gibt und wir hier und auch anderswo in letzter Zeit häufiger auf das Thema kamen, möchte ich hier mal eine kleine Zusammenfassung zu meinem bisherigen Kenntnisstand liefern. Über Ergänzungen, Korrekturen und Hinweise freue ich mich natürlich.
Da wir bereits mehrfach gesehen haben, dass selbst bei einem Hersteller unterschiedliche Maße auftreten können, sind hier alle Angaben ohne
Gewähr! Die Maße, Gewichte, Volumina etc. habe ich bei den mir vorliegenden Teilen selbst ermittelt. Die Maße (BxHxT in mm) sind als Taschenmaße zu verstehen, d.h. die Mindestmaße für eine Tragetasche (gemessen an den breitesten/höchsten Stellen).
Ich gehe davon aus, dass wir ca. 1 l Wasser griffbereit transportieren möchten und dass der zugehörige Becher mit Klappbügeln ausgestattet ist und über/unter die Flasche gestülpt werden kann. Zudem beschränke ich mich auf Edelstahlbecher aufgrund der Robustheit und gesundheitl. Unbedenklichkeit.
Dadurch können wir das Gebiet v.a. auf folgende Grund-Sets einschränken:
1. BCB Crusader Cup mit Osprey-Flasche
2. Army-Feldflaschenbecher mit Feldflasche (Canteen Cup)
3. Runder Edelstahlbecher und passende Nalgene Everyday-Flasche
Auf weitere Sets (wie z.B. Stanley) gehe ich nicht ein, da ich dazu keine Erfahrungen habe. Wer dies ergänzen könnte, den bitte ich, dies zu tun.
Zu 1.: Crusader Cup und Osprey-Feldflasche (NATO-Flask)
Dieses Set bekommt man u.a. bei Opsbase. Es wird z.B. durch Ray Mears propagiert. Ray Mears ist der Auffassung, dass die Flasche, die es nur in schwarzem Kunststoff gibt, aufgrund ihrer Lichtundurchlässigkeit Vorteile hat, da chemisch trinkbar gemachtes Wasser so länger trinkbar bleiben soll. Nun, ich könnte mir vorstellen, dass auch eine klare Nalgene-Flasche bei entspr. lichtundurchlässiger Flaschenhülle (z.B. von Begadi) hygienisch nicht viel schlechter abschneidet.
Merkmale:
Die Flasche ist bauchig und dickwandig, ebenso der Becher, der auch einer der größeren Feldflaschenbecher ist. In den Becher passt die Nalgene Everyday Oasis zwar rein, aber nicht „saugend“, d.h. es würde klappern, daher müsste ein Lappen o.ä. zw. Becher und Flasche esteckt werden. Nicht so praktisch, wenn man häufiger auf Tour mal ein paar Schlucke nehmen möchte. Das Material der Flasche lässt sich ut bearbeiten, so dass man die Flasche, sollte sie nicht gleich passend sein, auf den Becher passend „runterarbeiten“ kann. Die Flasche gibt es auch als China-Nachbau, zu dieser kann ich aber nix sagen.
Der Becher ist fast schon ein Topf – bauchig, stabil und gut verarbeitet. Er verfügt über einen breiten Rand oben – so lässt sich ein Henkel (gibt es als Zubehör) nachrüsten, mit dem der Becher auch über dem Feuer hängend genutzt werden kann. Dieser Henkel passt übrigens auch für die meisten anderen Army-Feldbecher, für die runden Mugs müsste man die Kanten etwas ausrunden, damit mehr Material am Becherrand anliegt.
Desweiteren gibt es ein bedingt brauchbares Kochset, einen Kunststoffbecher, einen Deckel (unterschiedl. Versionen) und so manches mehr als Zubehör.
Hier die Abmessungen und Volumina:
Flasche: 1,1 l, etwa 200g, 130x200x85
Becher: 0,8 l, etwa 270g, 140x100x105
Zu 2.: Army-Feldflasche und passender Becher
Hierzu gibt es ja fast schon unzählige Variationen auf dem Markt. Da die Einzelteile tlw. auch untereinander kombinierbar sind, hier nur
einige Hinweise:
Die Nalgene Everyday Oasis ist von der Form der Original-Flasche recht ähnlich, so dass sie fast überall hineinpasst, wo die Original-Flasche passt. Vorteile der durchsichtigen Flasche: Füllstand und grobe Verschmutzungen sichtbar (grundsätzlich sollte aber gelten: Nur sauberes/gereinigtes Wasser in die Flasche).
Die NL-Flasche ist etwas kleiner und passt super in den NL-Becher (verrückt), im US-Becher ist etwas Luft. Der Becher kann, muss aber nicht, unter die Nalgene Everyday Oasis passen.
Bei den gebrauchten Army-Bechern gibt es qualitativ natürlich eine große Streuung, die Artikel fallen aufgrund unterschdl. Fertigungsjahre, -Arten und –Auftragnehmer sehr variabel aus! Ich empfehle hier auch vor Gebrauch grundsätzlich das Spülen mit Soda-Lösung.
Die neuen Edelstahlbecher, die auch günstig erhältlich sind, haben eine raue Oberfläche. Diese verursacht nicht nur bei mir einen gewissen „Fingernagel-auf-Schultafel“-Effekt… Kann man aber abschmirgeln oder auch einfach nur mit Spülmaschine abspülen (letzteres klappte bei mir bisher jedoch nicht). Bei einzelnen Becherherkünften kann es bei Einsatz über offenem Feuer zum Schmelzen der Griffdrähte kommen.
Original-Flasche: 0,95 l, etwa 120-130g, 120x200x75
Nalgene Everyday Oasis: 1 l, etwa 140g, 120x220x75
Original-Becher: etwa 0,65 l, etwa 220-230g (Henkelbecher), 140x100x90
Neue Becher: 0,7 l, etwa 200-215g (Drahtbügelbecher), 140x105x90
Niederländische Flasche: 0,85 l, etwa 150-155g, 110x195x75
Niederländischer Becher: 0,65 l, etwa 235-280g, 140x110x90
Aus einem Becher kann man auch einen kleinen Hobokocher basteln, der dann über einen anderen Becher geschoben auch kleines Packmaß bietet. Siehe hier: Kahels Hobobecher.
Zu 3.: Runder Edelstahlbecher (Mug) mit Nalgene Everyday-Flasche
Für lange lange Zeit galt es als Top-Kombi, einen Tatonka Handle-Mug mit der Nalgene Everyday Oasis zu nutzen. Jedoch musste man schon
immer einen Becher suchen, der passt – dies scheint mittlerweile unnötig geworden zu sein, da jetzt keiner mehr passen soll… Eine Alternative ist der GSI-Mug, den habe ich aber bisher nicht testen können. Diese Kombination sieht deutlich „ziviler“ aus als die oben
genannten, die ja einen militärischen Hintergrund haben. Die weite Öffnung der Flasche ist von Vorteil (nicht nur bei klumpigerem Wasser…), zudem gibt es bspw. auch welche mit Leuchtmittel zum schnellen Wiederfinden. Ein runder Becher ist meiner Meinung nach auch netter als Kochtopf zu gebrauchen.
Nalgene Everyday: 1 l, etwa 180g, 85x210x85
Tatonka Handle-Mug: 0,5 l, etwa150g, 100x85x100
Tja, für welches Set soll ich mich nun entscheiden?
Es kommt drauf an! Möchte ich viel Wasser transportieren und einen großen „Kochtopf“ haben, nehme ich das Crusader Set (mit Wasser ca. 1,57 kg). Möchte ich möglichst leicht los, nehme ich das NL-Set (0,85 l, ca. 1,25 kg) oder die Nalgene Everyday mit Mug oder das Army-Set (jeweils ca. 1 l, ca. 1,33 kg). Möchte ich möglichst „zivil“ unterwegs sein, nehme ich ebenso das Nalgene/Tatonka-Set. Soll das Set in der Beintasche transportiert werden (nicht zu empfehlen), dann spricht einiges für NL- oder US-Set. Möchte ich eine durchsichtige Buddel fallen Crusader und NL raus. Wer die Flasche in Verbindung mit einem Wasserfilter nutzen möchte, sollte vielleicht noch nach passenden Adaptern schauen.
Sinnvolles Zubehör
Henkel
Ein Henkel für den Becher ist sehr praktisch, erlaubt er doch die Nutzung eines „pot hanger“. Das macht die Nutzung unabhängig von Kochern oder entspr. ausgerüsteten Feuerstellen. Es gibt ja im Zubehör den BCB-Henkel für den Crusader Cup, der auch bei vielen anderen Bechern passt – diesen kann man sich allerdings aus dünnem Stahlblech auch leicht selbst bauen:
Alternativ kann man auch einen Henkel selbst bauen, siehe hierzu die Varianten wieder in folgendem Thread:
US-Feldflaschen-Pack
Oder einfach aus Zaundraht improvisieren, hier mal 2 Beispiele:
Deckel
Ein Deckel ist grundsätzlich zu empfehlen, da das Wasser z.B. schneller kocht und so Heizstoff gespart wird. Der Deckel kann u.U. auch noch als Teller, Schneidbrett oder Pfanne genutzt werden und ist so mehrfach praktisch.
Kahel hat hier eine Bauanleitung für Deckel eingestellt, ab und an baut er auch auf Vorrat und verkauft sie:
Deckel für den US-Feldflaschentrinkbecher
Eine andere Möglichkeit ist ein Brett aus Hartholz, welches zugleich als Frühstücks-/Schneidbrettchen fungiert. Siehe auch hier bei Westwood:
http://bushcraftportal.net/for…x.php?thread/&postID=9666
Beiden Varianten ist die Möglichkeit der Nutzung mit Pot Hanger gemein.
Eine dritte Möglichkeit wäre der Gebrauch von Herdabdeckplatten aus dem Haushaltsbedarf – diese können auch als Pfanne genutzt werden. Selbstverständlich kann auch eine normale Campingpfanne benutzt oder irgendeine Eigenentwicklung eingesetzt werden, der Phantasie sind hier kaum Grenzen gesetzt… Nur sollte das Stahlblech schon eine gewisse Stärke haben, denn bei Gebrauch als Pfanne biegt sich dünnes Blech schnell nicht unerheblich durch.
Tasche
Ich bevorzuge Taschen mit geschlossenem Deckel, mit Clipverschluss und ohne Klettverschluss. Dies ist aber Geschmackssache. In der Tasche sollten am besten auch Dinge wie Wasserentkeimungstabletten, ein Tuch oder Lappen, Feuerset, Spork/Göffel (ich nehme ja am liebsten das Schweizer Essbesteck) u.ä. Platz finden. Mit Gummiband (für elastische Bünde, aus dem Nähzubehör, leider meist nur in einfarbigem Schneetarn) kann man noch Schlaufen für Kleinkram (wie Henkel) anbringen. Wenn man nun noch einen Berghaferl oben über den Deckel stülpt, hat man eigtl. ein komplettes und komfortables Kochset (für den optionalen Kocher/Hobo oder eben über offenem Feuer).
Gute Taschen in unterschiedlichster Ausführung gibt es beispielsweise von Begadi. Die Originaltaschen der Army-Feldflaschen haben oftmals Teddy-Futter (z.B. MilTec-Tasche – ist ihr Geld in meinen Augen aber nicht wert) oder eine Filzauskleidung (NL-Tasche; diese ist ohnehin echt gut verarbeitet) an der Tascheninnenseite, dies soll der Kühlung bei Wärme (dann befeuchten), bzw. der Isolation bei Kälte dienen. Geschmackssache.
Ich hoffe, ich habe nix vergessen und diese Übersicht hilft dem ein oder anderen bei seiner Entscheidung… Bedanken möchte ich mich noch bei allen, die entspr. Infos und Erfahrungen geteilt und themenbezogene Beiträge in verschd. Threads veröffentlicht haben.