Hallo Leute; Heute gehen wir mal ganz fein Ukrainisch essen!
Ich hab nochmal etwas Literatur zum Thema stärkehaltige Pflanzen studiert, und bin dabei auf die Kriech Quecke gestoßen.
Die Kriech Quecke hat mit Sicherheit jeder schon gesehen oder ist sogar auf ihr rum gelaufen. Es handelt sich um eines der am weitesten verbreiteten Gräser überhaupt. Man findet sie eigentlich auf jeder Wiese, oft sogar mitten auf Feldwegen.
Das interessante an der Quecke ist, dass sie sich über lange Rhizome ausbreitet in denen die Pflanze im Herbst Energie für den Winter speichert.
In den GUS Staaten, insbesondere der Ukraine wird die Quecke sogar als Nahrungsmittel angebaut. Die Anwendungsmöglichkeiten sind dabei relativ vielseitig. In erster Linie wird aus den getrockneten Wurzeln Stärkemehl gemahlen. Dieses Kann z.B. zum strecken von Getreidemehl verwendet werden. Des weiteren werden die frischen Wurzeln als Beilage in Suppen, oder geröstet als Kaffeeersatz genutzt. Man kann den Wurzelsud auch vergären und somit eine Art Bier aus ihnen herstellen, oder das Gebräu nochmal Brennen um sowas wie einen Korn/Wodka zu gewinnen.
Auch der Nährwert von Queckenwurzeln ist relativ hoch, 100g enthalten 5-6% Eiweiß und bis zu 40% Zucker.
Erkennen kann man die Kriech Quecke am besten an ihren zweiseitigen leicht geschwungenen Ähren.
Die Rhizome der Quecke laufen dicht unter der Oberfläche, und bilden dort oft ein weit verzweigtes Geflecht. Leider ist die Pflanze ziemlich anspruchslos und wächst somit auch auf sehr schweren Böden, was das Ausgraben teilweise sehr mühsam macht. Wenn man aber eine einigermaßen weiche Stelle ohne Steine gefunden hat kann man schnell große Mengen der Wurzeln ernten.
Wenn man Glück hat, und man erwischt eine gute Stelle lassen sich Stücke von etwa 50-70cm in einem Teil aus der Erde ziehen. Dabei braucht man auch nicht übermäßig vorsichtig zu sein weil die Wurzelstränge relativ robust sind.
Hier sieht man die Ausbeute von ca. einem Quadratmeter Boden. Man könnte die Wurzeln nun entweder auskauen oder auskochen, um sie Roh zu essen sind sie aber zu faserig. Die weitere Verarbeitung ist die selbe wie schon beim Schilfrohr. Erst werden die Wurzeln klein geschnitten (was echt mal eine Herausforderung für`s Messer ist), und danach getrocknet.
Die fertig getrockneten Stücke werden nun gemahlen. Auch hier habe ich wieder versucht die Stücke "feldmäßig" mit einem Holzstößel zu zerkleinern, was aber auch hierbei nicht funktioniert hat.
Also habe ich das Ganze wieder durch die E-Mühle gejagt...
... und anschließend die groben Fasern ausgesiebt. Hierbei fällt schon auf das die Fasern der Quecke sehr viel weniger hartnäckig sind wie die vom Schilfrohrrhizom, die verwertbare Menge ist größer und schmeckt/riecht auch etwas süßer, was auf einen höheren Zuckeranteil schließen lässt.
Ich habe dann versucht einen Fladen aus dem Mehl zu backen...
... was allerdings nicht gelappt hat, hier mangelt es einfach an Bindeeiweiß, weswegen der Fladen gleich zerbröselt ist.
Also habe ich etwas Wasser drauf gekippt und doch wieder ein Süppchen draus gemacht, was im nachhinein auch besser ist damit die restlichen Fasern noch etwas quellen können und es nicht beim schlucken im Hals kratzen. Der Geschmack ist ähnlich wie beim Schilfrohrmehl, allerdings sind die Fasern des Queckenrhizom weniger extrem. Es fühlt sich immer noch sandig zwischen den Zähnen an, lässt sich aber mit genug Wasser runterspülen.
Fazit: Eine Delikatesse wird es nicht und die Jungs und Mädels in der GUS müssen echt gute Zähne haben um sich sowas als Suppengemüse zu gönnen. Auch das mahlen der trockenen Wurzeln ist nicht ganz einfach aber die allgegenwärtige Verfügbarkeit der Pflanze und das breite Verwendungsspektrum machen die Kriech Quecke trotzdem interessant. Ich werde auf jeden Fall nochmal eine neue Kaffemischung mit dem Zeug austesten.
Grüsse an alle - Holger!