Nachdem der Diskusionstietel nun geändert wurde mache ich doch mal einen Gutenberg bei mir selbst und stelle hier eine Übersicht unterschiedlicher Wasseraufbereitungsmethoden ein, die ich mal geschrieben habe.
Grundlagen
Grundsätzlich musst Du davon ausgehen, dass nahezu jede natürlich Wasserquelle auf die eine und/oder andere Weise kontaminiert ist. Manchen Menschen die von klein auf viel draußen unterwegs sind, machen meist die heimischen Krankheitserreger kaum noch etwas aus, so lange sie bei guter Gesundheit sind. Nehmen sie jedoch einen Ortswechsel vor, oder sind bereits angeschlagen, so kann das trinken aus einem Bach plötzlich eine böse Überraschung geben.Aus diesem Grund kann ich jedem nur empfehlen alles Wasser aus natürlichen Quellen auf zu bereiten. Zur Aufbereitung stehen folgende Methoden zur Verfügung:
Abkochen
Mit UV Licht durchleuchten
Filtern
Chemisch
Als erstes ist wichtig zu verstehen welche Dinge Dir an die Gesundheit unterwegs wollen. Das sind von groß nach klein geordnet:
Protozoen
Bakterien
Viren
Chemikalien
Fangen wir mit den Schlechten Nachrichten zuerst an. Keine der oben beschriebenen Aufbereitungsmethoden hilft gegen Chemikalien. Wasserfilter mit Aktivkohlekern können chemische Verunreinigungen zwar reduzieren, aber nicht komplett beseitigen. Gegen Viren hilft nur Abkochen, die chemische Aufbereitung und das UV Licht. Gegen Bakterien und Protozoen helfen alle oben genannten Methoden.
Wasserfilter
Wasserfilter gibt es etliche auf dem Markt und ihr Aufbau reicht von wirklich zuverlässigen und erprobten Filtern bis hin zu Spielzeugen, die gerade mal einen Teil der gröbsten Schwebstoffe aus dem Wasser entfernen. Die Funktionsweise ist recht simpel, das verunreinigte Wasser fliest durch eine Filtermembran, deren Poren so klein sind das Protosoen und ggf. Bakterien nicht hindurch passen. Ein Filter, der auch die noch kleineren Viren aufhalten kann ist mir nicht bekannt und seriöse Hersteller geben dies auch ganz klar auf ihren Webseiten an und empfehlen in solchen Fällen, dass nach dem Filtern zusätzlich eine chemische Wasseraufbereitung durchgeführt wird.
Die von den Herstellern angegebene Filterleistung ist unter Tourbedingungen etwa zu 1/3 realistisch ein zu schätzen. Anders sieht es aus, wenn man möglichst klares Wasser filtert. Die meisten Filter auf dem Markt sind Pumpfilter und es erfordert schon einige Kraft um das Wasser durch den Filter mit seinen kleinen Poren zu pumpen. Komfortabler, gerade für Gruppen ist da ein Gravitationsfilter, der zwar langsam funktioniert, dafür aber fast von selbst.
Vorsicht ist mit den Filtern bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt geboten. Gefriert das Wasser in der Filtermatrix kann dies zu Mikrorissen führen, die man im Extremfall gar nicht mal sieht. Doch Krankheitskeime können nun die Filtermatrix ungehindert passieren. In der kalten Jahreszeit trägt man den Filter entweder direkt am Körper oder aber möglichst Rücken nah im Rucksack und nimmt ihn nachts mit in den Schlafsack.
Okay, im Vergleich zum abkochen geht das Filtern schneller und benötigt keine Energiequelle. Gegenüber der UV Sterilisation sehe ich den Vorteil einer Filters dahingehend, dass er rein Mechanisch ohne Elektronik funktioniert. In der Kombination mit der chemischen Wasseraufbereitung hat er mir schon an sehr entlegenden Gegenden gut Dienste geleistet.
Bleibt noch eine Frage offen: Warum Filtern und nicht nur chemisch daran gehen? Zum einen wirken die chemischen Aufbereitungsmittel besser in klarem Wasser (was man durch den Filter schafft) und zum 2. gehe ich regelmäßig davon aus, dass ich keine virale Belastung des Wasser zu erwarten habe und spare mir dann die chemische Keule.
Chemische Wasseraufbereitung
Chemische Wasseraufbereitungsmittel gibt es viele, ich werde mich bei diesem Artikel auf Micropur von der Firma Katadyn beschränken, da ich damit die meiste Erfahrung habe. Das bedeutet aber nicht, dass andere Mittel besser oder schlechter sind. Aber dieses Block basiert auf meinen Erfahrungswerten und dabei soll es auch bleiben.
Beim Micropur ist es wichtig, dass man das richtige auswählt. Wenn wir uns über Wasseraufbereitung unterhalten sprechen wir immer von den Micropur Forte Produkten. Die Produktreie ohne das Forte ist zum konservieren von Wasser gedacht und verhindert eine neuverkeimung gereinigten Wassers. Die größte Anwendundssicherheit haben für mich Tabletten und da es bei mir hauptsächlich in die Trinkflasche kommt nute ich die Variante wo 1 Tablette für 1 ltr Wasser ist. Meine Trinkflaschen sind dem entsprechend 1ltr Flaschen. Und hier haben wir auch schon das erste Problem. Kleinere Flaschen als 1 ltr Flaschen lassen sich nicht sicher damit behandeln. Die Tabletten sind so klein, das ein zuverlässiges teilen in 2 Teile nicht sicher zu bewerkstelligen ist. Ebenso ist es schwierig mit 1,5ltr Flaschen, wieder wegen der kleinen Tabletten. Dafür passen 2 zusammen gerollte Blister Micropur Forte MF1T bequem in eine Fotodose und das reicht immerhin für 50ltr Wasser. Für stationäre geschichten gibt es auch noch Tabletten für 10ltr. Letztendlich ist es sinnvoll, die Wassergefäße auf das Produkt ab zu stimmen um eine hohe Anwendungssicherheit zu gewährleisten.
Dieses Präparat reinigt Wasser, wie viele andere auch durch Chlor. Die Einwirkdauer ist auf den Blistern angegeben, sowie der Packungsbeilage des Herstellers zu entnehmen. Haken an der Sache ist, dass man nach dieser Art der Wasseraufbereitung Wasser mit dem Geschmack eines öffentlichen Schwimmbades hat. Doch nicht nur geschmacklich ist das ein Problem, auch Gesundheitlich. Zwar nicht direkt für den sporadischen Survival oder Outdoor Einsatz, aber bei regelmäßigem Konsum kann gechlortes Wasser zu Gesundheitsproblemen führen. (Siehe hierzu eine Greenpeace Studie)
Aus diesem Grund gibt es, zu Anwendung nach der empfohlenen Einwirkdauer des Chlors von der Firma Katadyn ein Antichlor Präparat. Im Antichlor befindet sich eine Natriumthiosulfat 6% Lösung von der 3 Tropfen auf einen Liter Wasser gegeben werden, dann wartet man 3 Minuten und falls dann immer noch ein Chlorgeruch wahrnehmbar ist wiederholt man das ganze, darf allerdings 15 Tropfen pro Liter Wasser nicht überschreiten. Das Natriumthiosulfat baut das Chlor um zu Kochsalz, von dem eine kleine Priese im Wasser bei schweißtreibenden Aktivitäten nicht schlecht sein kann.
Eine andere chemische Wasseraufbereitungsmethode von der Firma MSR beinhaltet ein elektronisches Gerät, dass aus Kochsatz und Strom Natriumhypochlorit produziert. Da das Gerät aber ziemlich teuer für meinen Geschmack ist und dazu noch elektronisch funktioniert, kann ich mich, obwohl die US Armee damit beliefert wird nicht dafür erwärmen.
UV-Licht
Der Stripen ist ein elektronisches Gerät, dass mit Batterien oder Akkus mit Strom versorgt wird und dessen UV Licht Birne in der richtigen Frequenz leuchtet um Protozoen, Bakterien und Viren steril, sprich nicht zeugungsfähig zu machen. d.h. die Krankheitserreger sind immer noch im Wasser, können sich jedoch nicht mehr vermehren und können somit, einmal in Deinem Körper keine ausreichende "Truppenstärke" mehr erreichen um dich krank zu machen. Wir brauchen nicht schweißtreiben zu pumpen, haben keinen schlechten Beigeschmack im Wasser, eigentlich doch perfekt, oder?
Der Harken an der Sache ist, dass man für diese Art der Wasseraufbereitung möglichst sauberes, Schwebeteil freies Wasser benötigt und zum anderen, dass es ein elektronisches Gerät ist und denen traue ich persönlich nicht sehr weit über den Weg. Sie neigen dazu aus zu fallen wenn man sie am dringendsten braucht. (Das bezieht sich nicht auf den Steripen an sich, sondern auf alle elektronischen Geräte) Er ist eine super Sache für Menschen die von Hotel zu Hotel reisen, kurz in den Drink gehalten und schon kann man ihn sicher trinken. Outdoor finde ich meist kein Schwebeteil freies Wasser vor und das Gerät wird deutlich größeren mechanischen Torturen ausgesetzt als in einem Trolly.
Survival Methoden
Was noch fehlt ist das Abkochen. Welche dieser Methoden kann ich im Notfall, egal ob er unverhofft eingetreten ist, oder schlicht weg auf einer Fernreise dadurch entstanden ist, weil meine Methode zur Wasseraufbereitung verloren oder kaputt gegangen ist, entstanden ist.
Videos und Anleitungen um aus Dingen die man häufig in der Natur finden kann einen Wasserfilter zu improvisieren gibt es viele. Ich werde dazu keine Anleitung schreiben, meine Angst, dass das was ich schreibe auch mal jemand ausprobieren könnte ist mir viel zu groß. Bei den meisten Filtern werden mehrere Schichten aus verkohlten Resten vom Lagerfeuer, Sand und Gras hergestellt. Doch wenn ich mir so was zusammen bastle, wie kann ich erkennen, ob er funktioniert?
Gar nicht.
Aus diesem Grund halte ich nichts von diesen improvisierten Wasserfiltern.
Chemische Reinigung kann ich evtl. aus Haushaltsbleiche, Joddesinfektion oder Kaliumpermanganat improvisieren. Jod ist in der EU als Wasseraufbereitungsmittel nicht mehr zugelassen, da die Risiken für Schwangere zu groß sind und bei einer Versorgung über mehrere Wochen schlichtweg ungesund ist. Hinzu kommt, und das halte ich gerade für Survival Situation für noch Wesentlicher, dass es gegen Cryptosporidium gar nicht und gegen Giardia nur wenig effektiv ist. Gerade der letztere Erreger kommt baer quasi auf der gesammten Nordhalbkugel in allen Gewässern vor in das ein Tier sich entleeren kann. Kaliumpermanganat, was immer wieder in Büchern und Videos zu finden ist, wird in der professionellen Wasseraufbereitung als nur leicht desinfizierend beschrieben und eher eingesetzt um die Mengen die anschließend an Clor eingesetzt werden zu verringern. Also in einer Notsituation wohl auch eher nur was nach dem Motto Besser als nichts.
Improvisieren kann ich hingegen die UV Desinfektion von Wasser in Sonnenreichen Gegenden. Man nennt das dann SODIS. Das SODIS Projekt ist ein Projekt bei dem es darum geht Menschen in den ärmeren Ländern dieser Erde die regelmäßig keinen Zugang zu Trinkwasser haben die SODIS Methode näher zu bringen, damit sie seltener von ihrem Trinkwasser krank werden. Bei dieser improvierten Methode wird Wasser in möglichst klaren PET Flaschen für mindestens 6 Stunden in die pralle Sonne gelegt. Desdo weniger die Flasche verkratzt ist und umso weniger Schwebeteilchen im Wasser sind, desto besser funktioniert es.
Kommen wir zu der letzten improvisierbaren Methode, das Abkochen. Abkochen ist die Wetter unabhängigste und zuverlässigste Methode um im Notfall alle Keime im Wasser ab zu töten. 15 Minuten volles kochen des Wassers und es sollte alles tot darin sein was euch ans Leder wollte. Aus diesem Grund sind Metalltrinkflaschen oder Metalltassen ihren leichteren Kunststoff äquivalenten klar vor zu ziehen. Die Fähigkeit ein Feuer zu machen ist hier wieder mal gefragt. Hat man nichts, was man ins Feuer stellen kann, so bleibt einem verletzendes noch die Möglichkeit mit Glut eine große Schale zu brennen und dort immer wieder heiße Steine aus dem Feuer in die mit Wasser gefüllte Glutschale zu legen bis es kocht und dann immer weiter Steine rein und raus, bis es 15 Minuten lang gekocht hat.
grüße,
Frank