Beiträge von Grimmbold

    Ravenhearts Kit deckt sich mit meinem, ich habe basierend auf den letzten Touren noch folgendes ergänzt:
    - Blasenpflaster (Sind toll als Druckverband am kleinen Finger)
    - 3M Frischhaltefolie auf Schnur gewickelt und dann gerollt*
    - Tonsiotren, gegen Entzündungen im Halsbereich
    - Kamistad, als Schmerzmittel im Mundbereich


    *Gerade an Körperstellen, wo Pflaster ob der Reibung an Kleidung etc schlecht halten, ist Frischhaltefolie ein brachialer Trick, um Reibung zu verhindern. Ich hatte mir ein Karbunkel auf Tour zugezogen. Dacht erst es wäre ein Wolf. Als es Hühnereigross war war klar, was da war war kein Wolf. Ich konnte, da es ca 6cm neben Ping und Pong sass, nicht mehr laufen ohne höllishce Schmerzen, wegen der Reibung. Also was tun? Wie Dr Zoidberg seitwärts 2km zum Auto?
    Ich habs dann mit Plastikfolie abgedeckt, es lief gut, ich konnte zum auto laufen ohne Hilfe. Die Hölle kam später (und das ist der Teil eigene Erfahrungen zum mitfiebern), ICH WARNE JEDEDN AUSDRÜCKLICH, DA NICHT MIT SCHWACHEN MAGEN DRAUF ZU DRÜCKEN!

    Hallo,
    ich hab lange drüber gegrübelt und mich entschlossen eine Revision meines in die Jahre gekommenen Artikels über Messer einzustellen. Wenn die ungeliebte Frage zum "Was soll ich kaufen" kommt,kann man ja hierauf verweisen!



    Vorgeschichte:
    Ich sammle und arbeite seit etwas mehr als 20 Jahren Gebrauchsmesser. Der Gebrauch varierte hier vom Büroalltag über Forstarbeit, Gartenbau bis hin zu mehrwöchigen Alpentouren. Ich habe mittlerweile sämtliche Sparten (vom Schweizer Klassiker bis zum M9 Bajonett) und Preisklassen (vom 6 EUR Mora bis zum geschmiedeten Individualmesser im diskreten Preisbereich) durchprobiert und konnte einiges an Erfahrungen sammeln. Was ich hier im Leitfaden schreibe, basiert auf meinen Erfahrungen, nicht auf Hörensagen oder Bücherwissen.


    Rechtliches:
    Messer sind Klingen im rechtlichen Sinne. Dementsprechend unterliegen sie ordnungsrechtlichen Vorschriften der BRD. In den Bereich Waffen fallen nur Messer, die primär einen Offensivauftrag erfüllen (Stoßdolche, etc.) Diese sind allerdings im MilSim Bereich absolut unnütz und werden hier auch nicht behandelt. Für das Führen ist §42a WaffG zu beachten. Informiert euch bitte gründlich vor dem kauf eines Messers ob ihr es zu eurem Zwecke nutzen dürft! Das WaffG ist hier recht eindeutig, ich möchte hier daher keine Rechtsdiskussion!


    Generelles vorneweg:
    Ein Messer ist ein Werkzeug. Es dient vornehmlich zum schneiden. Wozu es normalerweise nicht dient ist Hebeln, Schrauben, Graben, etc. Hierfür sollte entsprechendes Werkzeug verwendet werden. Sollte man aber in die Lage geraten dies nicht zur Hand zu haben, sollte das Messer stabil genug sein um als Ersatz zu dienen oder besser noch, um für Ersatz sorgen zu können. Viele Messerhersteller buhlen um den Kunden mit markigen Slogans wie "Special Forces", "SAS", KSK", etc. Essentiell ist aber auch in erster Linie, dass das Messer gewisse Anforderungen erfüllt. Das "One size fits all" Messer gibt es nicht! Man möchte meinen, das "You get what you pay for" der ausschlaggebende Faktor ist, aber tatsächlich kommt man auch mit geringem Budget zu guten Messern. Wichtig ist, nicht auf Blender hereinzufallen!


    Ein gutes Gebrauchsmesser sollte über eine schnitthaltige, universelle Klinge verfügen. Bestens geeignet ist hier die skandinavische Klingenform, die fast einem Obstmesser ähnelt, oder sog. Drop-Point Klingen. Die Klinge sollte möglichst weit in den Griff gehen, um Stabilität zu garantieren, 2/3 ist ein Minimum. Rostfreier Stahl ist nett, aber kein Muss, gerade Klingen aus "nur" rostträgem Carbonstahl bieten oft eine hervorragende Performance zum kleinen Preis. Der Griff muss in die Hand des Nutzers passen, daher empfiehlt sich das Messer entweder im Laden zu kaufen oder bei Versendern zu bestellen, die eine Rücknahme bei Nicht-Gefallen anbieten.
    Mehr kann man dazu nicht sagen, klar darf ein Griff keine Gussgrate haben, aber das individuelle Urteil über passt und passt nicht muss jeder für sich fällen.
    Wichtig ist auch, auf eine gute Scheide zu achten! Durchstichschutz und individuelle Befestigungsmöglichkeiten sowie gute Sicherungsmechanismen sind hier Pflicht.


    Generell rate ich von Klingen mit Haifischzahnung als Primärklinge ab! Diese Zahnung bietet sich bei Rettungsmessern an, nicht aber bei Messern mit denen man schnitzen, Essen schneiden, etc. will! Wellenschliff ist, wenn nicht gerade an Gurttrennern, zu 90% ein Notbehelf weil der Stahl nicht schnitthaltig oder der Nutzer zu dämlich zum abziehen ist. Und dann ist er auch noch exakt da platziert wo im realen Einsatz die Klinge für feine Schneidarbeiten angelegt wird, was dann auch noch versagt bleibt. Einzige Ausnahme wo sich Leute mal nen Kopf machten ist das Wenger Taschenmesser, hier sitzt der Wellenschliff HINTER einer single-bevel Schneide. Ebenso unnütz ist die Tantoklinge, diese Klingenformen ist weder zum hauen noch schneiden geeignet, das einzige was es kann ist stechen. Ein Tanto ist ein Kampfmesser, nicht mehr und nicht weniger, aber kein Feldmesser!
    Ein Großteil der "Features" diverser high-tech Messer sind entweder Faulheit oder Umsatz geschuldet. Härtegrade werden reduziert damit potentielle Rambos ihre Klingen beim Brecheiseneinsatz nicht brechen können, was wiederum zu Lasten der Schnitthaltigkeit geht. Damit Couchpotatoes ihr Messer nicht reinigen / ölen müssen wird auf rostfreien Stahl anstelle Carbonstahls zurückgegriffen, was sich wiederum in schlechterer Performance widerspiegelt.


    "Überlebensmesser"
    Die Frage nach dem "besten Überlebensmesser" kann man nicht beantworten, wohl aber die Frage nach dem schlechtesten: Das schlechteste Messer ist das, was Du dahei vergessen hast, das an deinem Rucksack (der den Yukon runter treibt) hängt oder Du im Auto gelassen hast! Jedes(!) Messer ist in einer Notsituation in der Wildnis eine Hilfe! Von der Qualität/Design ist nur abhängig wie lange und in welchem Umfang es hilfreich ist!
    Ein gutes Mehrzweckmesser, ein Taschenmesser und eine Faltsäge, ja selbst ein kleines Leatherman können den Tag retten, wenn man weiß es zu nutzen. Und hier ist der Knackpunkt: Wer nicht weiß, wie ein LeanTo gebaut wird, wie er eine Angel baut, wie er sein Nachtlager isoliert, wer nicht mal die rudimentären Wildnissfähigkeiten erlernt hat, wird auch mit einem Chris Reeve Aviator straucheln! Behaltet das im Hinterkopf!


    Auswahl des richtigen Messers
    Entgegen des Hollywoodtrends rate ich zu einem kleinen, nicht zu schweren Messer. Umso schwerer ein Messer ist, desto größer ist die Versuchung es abzulegen und dann ist es evtl. nicht da wenn man es braucht! Wer sich jetzt denkt "Moooment Womit hacke ich dann?" dem sei gesagt: Mit einer kleinen Axt oder gar nicht. Der Mensch hat nicht ohne Grund die Säge erfunden und Faltsägen von Fiscars oder Lapplaender werden selbst mit 15cm Stämmen fertig, da kann John Rambo lange häckseln. Und wer doch einen Ast durchtrennen muss und keine Säge zur Hand hat, kann dies auch mit einem kleinen Messer tun, indem er die Klinge mit einem Knüppel durchs Holz treibt. Macht nicht den Fehler und hängt eure Entscheidung an einen Faktor!


    Die Auswahl sollte abhängig von der Nutzungsart erfolgen, denn wie überall im Leben: Der Zweck bestimmt den Einsatz des Werkzeugs.C (Every Day Carry): EDC Messer sind dafür gedacht immer, im Alltag wie im Feld getragen zu werden. Vom kleinen Gürtelmesser über Folder bis hin zu Neckknifes ist hier alles vertreten. Wichtig ist hier vor allem die komfortable Trageweise, da das Messer in vielen Positionen getragen wird. Hier verwende ich zur Zeit das Timberline Pitbull und ein Schweizer Taschenmesser.

    • Mehrzweckmesser / Feldmesser: Ihre Aufgaben sind Arbeiten im Freien, also schneiden, schnitzen und hin und wieder spalten. Meine aktuelle Wahl sind, je nach Einsatzzweck das BE-X Messer (Prototyp), das RAT Izula und das Peltonen M95.
    • Kampfmesser: Ihr Name ist Programm, diese Messer sind in erster Linie Waffen und erst danach Werkzeuge. Daher gehe ich auch nicht weiter darauf ein.
    • Multi-Tools: Seit den ersten Leatherman Tools expandiert dieser Markt immer weiter und weiter, die meisten Tools haben aber ihren Aufbau der zwei klapparen Griffhälften und die zentrierte Zange gemein. Hier sollte unbedingt auf Qualität geachtet werden! Ich verwende seit ca 14 Jahren das Leatherman PST und obwohl ich zwischen drin Gerber und SOG Tools hatte kam ich immer wieder dazu zurück!


    Kaufempfehlungen:
    Dieser Bereich ist nur für diejenigen Gedacht, die nicht selbst suchen / vergleichen wollen/können. Wenn ihr die Wahl habt, sucht euch euer Messer Anhand obiger Kriterien selbst aus!


    Every Day Carry:
    Low Budget (bis 20 EUR): BW Taschenmesser, Schweizer Taschenmesser
    Normale Preisklasse (20 bis 60 EUR): Timperline Pitbull, CRKT Edgie, Wenger Folder
    Gehobene Preisklasse (ab 60 EUR) RAT Izula, K-Bar BeckerNecker, Tops Neck Knife

    Feldmesser:

    Low Budget (bis 50 EUR): Mora Messer (besonders M2000), BE-X Messer (wenn erschienen), Glock Messer, BW Feldmesser, alte Art (Original), Schrade Messer
    Normale Preisklasse (bis 50-100 EUR): Peltonen M95 / M97,
    Gehobene Preisklasse (ab 100 EUR): RAT 3 / RAT 7, Tops Tracker, K-Bar, Fällkniven F1


    Multitools:
    Egal welche Preisklasse: Leatherman!
    Wenn ihr keine Zange braucht und hauptsächlich im Grünen unterwes seid bietet sich das BE-X Multitool an, da es eine Schere statt einer Zange hat, aber sobald ihr eine Kombizange wollt/braucht: Leatherman!

    Säge und Axt:

    Kauft keines dieser billigen Teile im Baumarkt! Es ist raus geworfenes Geld. Eine Fiscars oder Lapplaender Säge sollte für jeden bezahlbar sein


    Erfahrungswerte
    Oder auch "Was bei mir so rumfliegt"... (Alle Bilder zoombar!)


    Mora 2000
    Sehr leichtes Fahrtenmesser, für 20 EUR zu haben, guter Stahl, gewöhnungsbedürftige aber funktionale Scheide



    Custom Churi
    Handgeschmiedetes "Überlebensmesser" aus Carbonstahl, Kostenpunkt ca 180 EUR



    Fiscars Peltonen M95
    Finnisches Armeemesser, Zonengehärtete Carbostahlkline, mein Favorit als Allzweckmesser zum Sturmgepäck. Für 100 EUR im Handel erhältlich





    Timberleine Lightfoot Pitbull
    Leichtes EDC Messer aus AUS6 Stahl. Gut verarbeitet, Gürtelclip aber windig. Trage es meist als Neckknife. Für ca 30 EUR im Handel



    RAT Izula
    Kleines EDC / Überlebensmesser aus Carbonstahl. Sehr griffig, liegt gut in der Hand, rasiermesserscharf abziehbar. Mein aktuelles Lieblingsmesser. Ab 80 EUR mit Survivalkit erhältlich.



    Handgeschmiedetes Kukri
    Überbleibsel einer Testserie, Carbonstahl, rostend. Sehr vielseitiges Messer für grobe bis mittlgrobe Arbeiten. Mein bevorzugter "Chopper". Im Handel ab 20 EUR bis 140 EUR (je nach Qualität) erhältlich


    Bezugsquellen die ich empfehlen kann:
    https://www.toolshop.de/
    http://wolfster.de/
    http://globetrotter.de/
    http://bekleidungskammer.de/


    Terminologie:
    - Erl: Der Teil der Klinge der in den Griff ragt
    - Full Tang: Voll durchgehender Erl
    - Single Bevel / Scandi Grind: Einseitig geschliffene Schneide
    - Klinge: "das was vorne raus schaut"
    - Schneide: Der Bereich der geschliffen wird
    - Zytel / Kydex: Kunststoffe die Beis Scheiden (selten Griffen) Verwendung finden
    - G10: Verbundmaterial, wird für Griffschalen verwendet
    - Micarta: Kunstharz getränkter (Leinen) Stoff, der Schichtweise als Griff verklebt und nach dem härten poliert wird


    Noch ein Nachwort:
    Egal was ihr kauft, lasst die Finger von Taiwankopien von Armeemessern oder Überlebensmessern im Rambo-Stil! Jedes Küchenmesser taugt da mehr...
    Haltet die Klingen scharf, nicht ist gefährlicher als ein stumpfes Messer!