5. und letzte Etappe: von der Lauschhütte zum Hauptbahnhof Bingen
Der stärkste Regen setzte gegen Morgen ein. Mein Tarpaufbau hielt aber gut und gegen 7 beschloss ich, aufzustehen.
Wegen des Regens musste ich mir erst mal eine einigermaßen überdachte Stelle zur Frühstücksvorbereitung suchen gehen. Die fand ich dann in Form vom Vordach vom Kassenhäuschen des Kletterwaldes. Dort war wenigstens der hintere Bereich einigermaßen trocken.
Glücklicherweise nahm die Intensität des Regens allmählich ab, so dass wir ganz gut packen konnten und um kurz nach 9 waren wir fertig für den letzten Teil der Tour, zum Bahnhof nach Bingerbrück.
Erst ging es noch einmal bergauf, durch einen stimmungsvollen Nebel über den Salzkopf mit dem markanten Turm.
Der Regen hörte bald ganz auf und auch der Nebel lichtete sich, je weiter wir uns auf unserem Weg den Niederungen näherten.
Nachdem wir den Morgenbach erreicht hatten, kamen wir auch bald zur weithin bekannten "Steckeschlääferklamm", einem nur 600 Meter langen skurrilen Weg, bei Kindern sehr beliebt, entlang eines Baches, der über zahlreiche kleine Holzbrücken geführt wird, so dass man die vielen Gesichter bestaunen kann, die von den Künstlerinnen des gleichnamigen Vereines in die Bäume geschnitzt wurden.
Dort gönnten wir uns ein Päuschen
Weiter ging der Weg am Forsthaus Heilig Kreuz vorbei, immer bergab, so dass man bald die Motoren der Rheinschiffe hörte.
Wir kamen tiefer und die Blätter der Bäume hier waren schon weit aus mehr ausgetrieben, als auf den Höhen des Soonwaldes
Aussichtspunkt auf den Rhein "Prinzenkopf":
Über die Jugendherberge Bingerbrück ging´s in die Stadt hinein.
Geschafft!
Fazit:
Der Soonwaldsteig ist ein toller Weg für Trekker, die bushcraftmäßig unterwegs sind und abends (legale) Plätze zum Campieren im Zelt oder Tarp suchen. Auch Lagerfeuer sind recht oft möglich.
Die Gesamtlänge von 85 km kann man in 5 Tagen, mit 4 Übernachtungen recht gut gehen. Wer es sich zutraut und sehr gut im Training ist, schafft es auch mit einem Tag weniger. Wir haben Leute getroffen, die dies erfolgreich so machten! Obwohl wir die gemütlichere Variante für uns wählten, war die Strecke doch in vielen Bereichen recht anstrengend gewesen. Das Gepäck von um die 20 kg zollt bei den Steigungen seinen Tribut!
Die Wegführung selbst ist recht sinnvoll gewählt, die Initiatoren haben auf interessante Ausblicke und schöne Waldstücke geachtet. Einige eintönigere Abschnitte lassen sich natürlich auf fast keinem Track vermeiden. Die Beschilderung ist meist gut, es gibt Ausnahmen, wo man schnell eine Abzweigung übersieht, oder man einen falschen Weg einschlagen kann. (Falls nach spätestens 200 Metern kein Soonwaldsteig-Badge mehr auftaucht, ist man falsch.)
Für die Versorgung, bzw. das Vorhandensein von Wasser ist der Soonwaldsteig nicht gerade berühmt. So sollte man die Gefäße für einige Liter mitführen und sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit auffüllen!
Die Lage der Trekkingplätze, bzw. deren Abstand zueinander ist suboptimal! Zwar liegt die Schmidtburg mit ihrer Wasserquelle zufällig ideal für die erste Übernachtung und wird auch von den meisten Trekkern, die den Weg von Nord nach Süd gehen, angenommen, aber der Abstand zum nächtsten legalen Nachtlager ist entweder zu kurz (Teufelsfelshütte) oder für viele zu weit (Trekkingcamp Alteburg). Dafür kommt direkt nach Alteburg schon 6 Kilometer weiter das nächste Trekkingcamp Ellerspring. Auch das dritte Camp "Ochsenbaumer Höhe" passt nicht recht in einen guten Tourenabstand. Dafür bietet das letzte Camp, die Wiese der Lauschhütte wieder einen idealen Platz.
Aber dies alles ist nur meine Meinung, die ich aber mit vielen anderen teile.
Über die Gründe dieser bescheuerten Verteilung der an sich gut angelegten Camps möchte ich mich hier nicht auslassen, ob es mit kommunalem Kompetenzgerangel zu tun hat, kann man aber vermuten.
Auch die Buchung, die zwar mit Ach und Krach online funktioniert, ist sehr lustlos organisiert! Da ist in keiner Weise Engagement, oder Motivation, an der Software etwas zu verbessern, sichtbar! Dafür gab es aber letztes Jahr eine 50% ige Preiserhöhung der Plätze, ohne ersichtlichen Grund und ohne irgend ein Leistungsupdate! (jetzt 15.-€ pro Zelt und Nacht).
Aber jetzt genug gemeckert!
Ach so, das Mobilfunknetz von Vodafone ist über die ganze Strecke gut. O2 dagegen recht bescheiden.
Die Erreichbarkeit des Start- und Endpunktes mit der Bahn ist großartig! Auch wer einen dieser Bahnhöfe mit dem Auto anfahren will, kann findet dort recht gut kostenlose Parkplätze für die Tage auf Tour.
Die Camps sind zwischen 1. April und 31. Oktober buchbar. Meine unbedingte Empfehlung sind die kühleren Jahreszeiten Frühling und Herbst. Im Sommer sind die Feuerstellen der Camps sehr oft wegen Waldbrandgefahr gesperrt und viele kleinere Bäche in dem ohnehin wasserarmen Gebiet sind trocken! Dann wird es richtig schwer, sich mit Trinkwasser zu versorgen.
Alles im Allem ist der Soonwaldsteig eine Top Empfehlung, auch um sich für größere Touren fit zu machen oder sich zu testen.
Das war´s LG Parzival!
P.S. Viele Grüße auch an unseren Mitwanderer Stefan!