Beiträge von Wildschwein

    1. Werkzeuge:



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    Man benötigt für Lederarbeiten im Grunde nicht viele Werkzeuge. Ein scharfes Messer und eine Stechahle sowie Ledernadeln sind Pflicht, alles andere ist fast schon Luxus, erleichtert einem aber das Werken. Oben auf dem Bild seht Ihr von links nach rechts: Zollstock zum Messen, Falzbein zum Polieren und Glätten, Kohlestift zum Anzeichnen, Ahle zum Vorstechen der Löcher, Kantenhobel zum "entgraten" der Lederschnittkanten, Kopierrädchen (eigentlich zum Kopieren von Schnittmustern, ist aber auch ein guter Nahtabstandsmarkierer), scharfes dünnes Messer (zum Schneiden enger Radien), Bienenwachs und fester Zwirn zum Nähen. Nicht auf dem Bild ist ein Mora Clipper, welches ich für lange gerade Kanten und zum Ausschärfen verwende (dazu später mehr)


    2. Schnittmuster



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    Man kann mittels Geodreieck auch direkt auf dem Leder die Schnittkanten vorzeichnen, es empfiehlt sich aber Schnittmuster in 1:1 zu erstellen, die man auf der Lederhaut auflegen kann um die benötigte Ledermenge zu ermitteln und den Verschnitt gering zu halten. Die Maße habe ich von ozhaggishead übernommen (siehe Link in meinem ersten Post). Man muss sich freilich nicht akribisch an die Maße halten, es ist nur wichtig dass die Tasche nicht zu wuchtig wird bzw. zu eng.


    3. Lederkanten bearbeiten:



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    Nach dem Ausschneiden von dickerem Leder empfiehlt es sich, die Kanten etwas zu versäubern, da ansonsten die Hautseite später im Gebrauch hässlich ausfransen kann. Man kann das mit einem kleinen scharfen Messer tun, einfacher ist ein Kantenhobel, das o.g. Modell hat 6 Euro gekostet und beißt sich nur so ins Leder.



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    Mit dem Falzbein werden die Schnittkanten poliert, man kann auch andere glatte Gegenstände dazu benutzen (Oz z.B. verwendete ein Whiskyglas :D ). Man sollte das auf jeden Fall mit allen dickeren Lederteilen vor dem Vernähen machen, hinterher kommt man nicht mehr so gut an die Schnittkanten heran. (es ist im Übrigen hilfreich, dickes Leder vor dem Verarbeiten anzufeuchten!!)


    4. Ausschärfen:



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    Im Gegensatz zu Oz habe ich keinen Schlitz als Gürtelaufhängung genommen, da mit eine Schlaufe stabiler erscheint. Damit die jedoch nicht allzudick aufträgt, muss man die Schlaufe zum Ende hin etwas ausschärfen. Im Schusterbedarf gibt es extra Ausschärfmesser, mit denen kann man auch dickes Leder bis auf "null" ausschärfen. Für meine Zwecke reichte jedoch ein scharfes Mora Clipper oder auch ein Opinel.


    5. Schlitz herstellen:



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    Zunächst wird der Schlitz angezeichnet, an den Enden wird mit einer Lochzange das Leder gelocht. Wer keine Lochzange hat, kann auch mit einem dünnen Messer vier Einstiche machen und so ein kleines Quadrat aus dem Leder schneiden. Der Versuch Löcher zu schneiden geht in die Büx :mrgreen:



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    Der Schlitz wurde nun ausgeschnitten und von der Rückseite einseitig ausgeschärft (damit später keine Kante entsteht wo die Schlaufe durchgeführt wird)


    6. Naht markieren und Vorstechen



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    Hier seht Ihr wie die Schlaufe später am Deckel befestigt wird. Wenn man eine Seite der Schlaufe hinter den Deckel führt, wird bei der späteren Benutzung die Naht weniger belastet als wenn man einfach eine Schlaufe auf das Leder aufnäht (gilt im Übrigen auch für Messerscheiden das Prinzip!! Daher wenn es geht immer die Reihenfolge: Riemen-Scheide-Riemen und nicht Scheide-Riemen-Riemen einhalten!!) Hier habe ich ein extra Markierrädchen verwendet, weil mir der Nahtabstand des Kopierrädchens als ungeeignet erschien. Die Nahtlinie wurde vorher mit Geodreieck und Ahle markiert.



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    Ich habe nur jedes zweite Loch vorgestochen um die Naht nicht zu eng werden zu lassen. Ein zu enger Lochabstand perforiert das Leder und bildet Schwachstellen, daher versuche ich immer größere Nähte (hat also nix mit Faulheit zu tun ;) ) Auch beim Vorstechen des Leders sollte das Leder lelicht angefeuchtet werden. Altes Leder kann man gut einige Minuten in warmes (nicht heißes!) Wasser einweichen und leicht antrocknen lassen. Je nach Lederart (z.b. eichenlohgegerbtes Brandsohlleder) sollte man bis zur Vollendung ein komplettes austrocknen jedoch verhindern, da das Leder knüppelhart wird. Wenn man Pause macht, kann man die Lederstücke in eine Tüte packen.



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    Als Unterlage zum Vorstechen benutze ich ein Brett aus Weichholz, das klappt astrein. Nachdem die Naht vorgestochen wurde, habe ich den Riemen in der späteren Position fixiert und die Nahtlöcher mit der Ahle übertragen. Mehrere Lederschichten sollten gerade bei dickem Leder NICHT komplett durchstochen werden, das Ergebnis sind meist unweigerlich schiefe Nähte. Auch von Kleben und Bohren wie man es oft liest halte ich nix, denn wenn das Leder weggebohrt ist, bleibt das Loch so wie es ist und kann die Naht später nicht einklemmen. Aus diesem Grunde bitte auch nicht komplett trockenes Leder vorstechen, denn auch dann schließen sich die Löcher nach dem Vernähen nicht vollständig!!