Versuche mit Flint

  • Grüß euch,


    bei unserem Ostertreffen haben Mogen, Manni und ich uns etwas über Flint „hergemacht“ und darüber möchte ich euch gerne ein bißchen berichten.



    Das Material welches wir zur Verfügung hatten...



    ...war nicht das Allerbeste um Klingen und Schaber herstellen zu können, für sogenannte Mikrolithen hat es aber gereicht.
    Aus einer Menge an Abschlägen, also aus Splittern und Bruch, suchten wir geeignete Stücke heraus und formten (retuschierten) sie, daß wir anschließend ein paar kleine Pfeilspitzen und einen Bohrer heraus bekamen.
    Wenn man sich so einen Haufen „Flintbruch“ genau anschaut findet man immer schöne flache Scherben deren Form einem schon die mögliche spätere Verwendung zeigen. Retuschiert, also in Form gebracht wird am Besten mit einem Geweihende mit welchem man vorsichtig auf die (scharfen!) Seiten des Flints drückt und damit feinste Stückchen abbricht.




    Mit unserem Steinzeitkleber befestigten wir eine der Spitzen an einem Stück Holz...




    ...welches zu einer wiederverwendbaren Pfeilspitze wurde. Die Spitze ist stabil und wird in einen Rohrkolbenstängel eingebaut (den haben wir im Versuch aber nicht mit der Spitze verklebt) und so erhält man einen leichten und geraden Pfeil, dessen Spitze immer wieder an einen neuen Schaft angebracht werden kann. Wir wollten aber keine Pfeile herstellen sondern vielmehr den Kleber testen und so beließen wir es bei diesem Ergebnis.





    Im nächsten Versuch bauten wir uns nach derselben Machart einen kleinen Bohrer...




    ...der im Test auch sehr gut funktionierte.




    Vor allem für Mogen war es das erste mal, daß er Flint verarbeitete. Sooo leicht ist das Ganze nicht – vor allem kommt es auf das Material an, aber auch sehr auf die Übung. Soo schwer ist es aber auch wieder nicht, daß es keinen Spaß macht und man nicht am Thema dran bleiben kann.
    Wenn ihr also die Möglichkeit habt an Flint heran zu kommen, versucht euch einfach dran! Es gibt wahre Profis und vor allem in England und den USA eine richtige Szene was durchaus nachvollziehbar ist, denn Flintbearbeitung kann süchtig machen ;)


    Wo bekommt man nun aber Flint her wenn man nicht gerade an der Ostsee wohnt?
    Schaut mal hier: http://www.flintsource.net/ oder fragt hier im Forum ob nicht irgendjemand welchen hat oder ran kommt.



    Einen lieben Gruß und viel Spaß,
    Ilves

  • Schöner Bericht Ilves :) wo ahste dnen deinen Flint her? Gibt es direkt bei dir welchen ? Bei uns gibts kaum was ( wie ich bisher dachte ) ... habe immer Quartz steine genommen .
    Dank deinem link weiß ich nun aber das es fast um de ecke auch welchen geben soll :) mal sehen ob ich da mal vorbei komme ^^

  • Danke Leso :)


    Den Flint haben wir ca. 60km von meinem Wohnort aus besorgt: bei Freden im Leinetal aus einer Sandgrube.
    Soweit ich herausfinden konnte, ist das das südlichste Flintvorkommen in Niedersachsen.


    Einen lieben Gruß,
    Ilves

  • Schöner Erfahrungsbericht.


    Es gibt allerdings ein paar Punkte die ich noch gerne etwas genauer ansprechen würde bzw. paar Fotos dazu hochladen. Leider habe ich im Moment miserable internetqualität und das wird wohl noch was warten müssen.


    edit:
    OK im Moment scheint das Netz ganz in Ordnung zu sein.


    Ein paar Punkte wie gesagt:


    1. Was ist Flint?
    Flint ist ein anderer Begriff für Feuersteine, welche Kreidezeitliche SiO2 Ablagerungen Darstellen. Man unterscheidet in Westeuropa zwischen baltischem Flint und Maasfeuerstein.


    2.Warum Flint?
    Feuerstein hat durch seine amorphe Kristallstruktur ein berechenbares Bruchverhalten welches sich nicht an Kristallgittern orientiert. Dadurch und durch die Große Härte von Mohs 7 können dadurch extrem scharfe Abbrüche entstehen. Diese Eigenschaften sind allen SiO2 Verbindungen gemein die namentlich Feuerstein, Hornstein, Quarzit, Obsidian, Chalcedon und auch Glas sind. Eine gute Methode Siliziumdioxide zu erkennen sind die Wallnerlinien bei Bruchstellen.


    3.Kann man auch andere Gesteine benutzen?
    In Ermangelung an Rohmaterial ist eigentlich jedes Gestein besser als gar nix, doch dort muss man oft mit eher grobschlächtigem Gerät vorlieb nehmen.


    4. Flintknapping für Survival?
    Ein wichtiger Punkt den man sich vor Augen führen sollte vor allem wenn man sich die Frage stellt warum man das übt. Allgemein sind Siliziumdioxide weltweit nicht unbedingt häufig. In den allermeisten "Survivalfällen" wird man eher nicht an die bevorzugten Gesteine kommen. Sollte man also seines Schneidewerkzeuges verlustig werden muss man mit dem zurechtkommen was da ist. Mit den meisten Gesteinen kann man keine so scharfen Brüche und erst recht keine Retusche machen, hat also im Prinzip nur ein paar chopping tools.
    Das Meistern elaborierter Feuersteintechnik ist also zwar eine schöne Übung für Bushcraft und ist auch immer wieder Bestandteil archäologischer Fragestellungen, doch fürs Survivalwissen ist es wichtig die Grundlagen zu beherrschen und vor allem auch mit anderen Steinen die ein anderes Bruchverhalen haben zu improvisieren zu können.


    5. Wie bearbeitet man Feuerstein?
    Nun das ist ein Thema das Bücher füllt und demenstprechend Umfangreich. Für heute wärs einfach zu viel aber demnächst will ich wenigstens ein paar Worte über Geschichte und Bearbeitung verlieren.

  • Ganz herzlichen Dank für deine Ergänzungen, AJ :)

    Zitat

    ...extrem scharfe Abbrüche entstehen. Diese Eigenschaften sind allen SiO2 Verbindungen gemein die namentlich Feuerstein, Hornstein, Quarzit, Obsidian, Chalcedon und auch Glas sind.


    Flint ist freilich irgendwie schon „Kult“ aber eben leider nicht wirklich häufig -außer an speziellen Gebieten- zu finden. Wie du aber so richtig schreibst, ist im Grunde die Mohs-Härte entscheident für das Abbruchverhalten und eben jene findet sich auch bei Quarz(it) und Glas.
    Letzteres dürfte mittlerweile so ziemlich überall zu finden sein und hier wird das Ganze auch wieder für Survivaltechniken interessant.
    Will sagen: wer nicht an Flint heran kommt, der kann auch mit Glas üben!


    Auf jeden Fall macht es Spaß, dümmer wird man auch nicht dabei und wenn man es kann, hat man wieder einen „skill“ mehr.
    Also Leute, ran an die Pullen ^^

  • Nicht die Härte ist entscheidend sondern die Kristallgitterstruktur.


    Bei vorhandenen Gitterstrukturen brechen Gesteine nach einem bestimmten Vorzugsmuster, das man dann nicht kontrollieren kann. Bei amorphen Gesteinen breitet sich die Kraft durch den Schlag in konzentrischen Kreisen aus, was man in wallnerlinien nachweisen kann. Dadurch erst entsteht die möglichkeit den Stein kontrolliert zu brechen und ihm Form zu geben.


    Allerdings besteht bei metamorphen Gesteinen die sehr zäh sind die möglichkeit die Grobform mittels "picken" herauszuarbeiten und die Feinform durch schleifen zu schaffen. So wurden z.B. ab dem Mesolithikum Beil und Axtklingen aus lokalgesteinen geschaffen.


    Siehe auch hier: Äxte und Beile aus Felsgestein

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