"Bundle Bow"

  • Ich hab heute etwas experimentiert und wollte Euch gerne an meiner Abendbeschäftigung teilhaben lassen:


    Selbstauferlegte Aufgabenstellung war der Nachbau eines "Bundle Bow" aus mehreren dünneren Hölzern. Der Bundle Bow kann aus frischem Holz hergestellt werden, ist dadurch sicher nicht sehr langlebig, dafür aber schnell gemacht. Da ich es heute nicht in den Wald geschafft habe, habe ich auf Bambusstangen zurückgegriffen, die bei mir im Keller lagerten. Baut man den Bundle Bow aus Frischholz, sind insgesamt mehr Hölzer notwendig, das Verfahren bleibt das gleiche...

    Materialeinsatz:

    - 3 Stangen etwa zeigefingerdicker Bambus, Länge je 1,70 m
    - etwa 6 m Schnur
    - Gesamtkosten: < 5 Euro




    Die erste Stange behält ihre Länge, die zweite wird etwa 20 cm gekürzt, die dritte ca. 40 cm... (und so weiter und so weiter, wenn man mit Frischholz oder dünnerem Material arbeitet)




    Die drei Bambushölzer werden so übereinandergelegt, dass die dicken Enden gegenläufig angeordnet sind. Auf diese Weise wird vermieden, dass der Bogen einseitig zu stark bzw. schwach wird. Die Hölzer werden so ausgerichtet, dass sie auf beiden Seiten jeweils den gleichen Abstand zum Bogenende haben.




    Nun werden die Stangen fest aneinander geknotet. Begonnen wird rechts und links des "Handgriffs". in den nächsten Schritten immer etwa 5 cm vor Ende der nächsten Stange. Macht bei 3 Hölzern also insg. 6 Verbindungen. Man beginnt mit einer Schlaufe, umwickelt dann die Hölzer mehrfach und endet dann zur Fixierung mit einem ersten einfachen Schlag um die Schnurwindungen (Bild 1). Dann wird eine Schlaufe gelegt, die unter den Schnüren durchgeführt wird (Bild 2 + 3). Danach verknotet man die Schlaufe mit dem Tampen mit einem einfachen Kreuzknoten (Bild 4):





    So sieht das Resultat aus:




    Zur Befestigung der Sehne (ich hab einfache Schnur aus den Innereien eines Kletterseils benutzt), werden muss an beide Bogenenden jeweils eine Kerbe angebracht werden.





    Geschätzte Zugkraft liegt bei 50 bis 60 Pfund. Insgesamt hat der Bau etwa Stunde in Anspruch genommen.


    Hier das Endergebnis:




    Ein Härtetest steht noch aus - leider wurde es dunkel, als ich fertig war. Ebenfalls der Bau ausschliesslich aus Naturmaterialien - auch um die immensen Kosten zu drücken :lol ...


    Ich werd Euch berichten!


    VG MadFly :winken

  • Ranger: jep - gleiches Prinzip...


    chinto: naja wie gesagt, die Zugkraft ist geschätzt... Mein Bogen hat 45 Pfund und der Bambusbogen ist eindeutig schwerer zu spannen und ziehen. Ist enorm, wie stark und gleichzeitig biegbar Bambus ist! Hab leider keinen Kraftmesser, sonst würd ich ihn mal ranhängen...


    VG MadFly :zunte

  • Die Idee ist gut, ich hab mir vor einiger Zeit sowas in der Art aus Ebereschenschößlingen gebaut. Funktionieren tut es alle male, Allerdings ist Schussleistung und Präzision nicht mit einem "konventionellen" Bogen zu vergleichen, da die Jahrringverteilung sehr ungleichmäßig sein wird.
    Bei Bambus kann ich mir andere Ergebnisse vorstellen, da dieser ganz anders funktioniert. Auch könnten bessere Ergebnisse mit Holz zu erzielen sein, wenn man die Hölzer nach Zug und Druckkraft auswählt und die Form entsprechend zurechttillert ist denke ich ein gebundener Laminatbogen möglich der auch einiges an Leistung erzielen kann.


    MadFly
    Wenn du die Zugkraft messen willst nimmst du dir eine ganz normale Holzleiste und machst bei der cm Zahl an der bei dir der Vollauszug wäre, eine Kerbe so dass die Sehne darin einrasten kann.
    Dann nimmst du eine stinknormale Personenwaage und stellst sie auf die Bauchseitige Seite des Griffs, das Tillerbrett auf die Waage und jetzt den Bogen anziehen so das die Sehne in der Kerbe einrastet.

  • Hier die Ergebnisse des "Praxistests" ;) :


    Leider ist unsere Haushaltswaage kaputt, deshalb kann ich noch immer keine Angaben zur Zugkraft des Bogens machen. Will aber meine Schätzung nach dem heutigen Probeschiessen noch mal revidieren. Der Bogen zieht sich schwerer als mein Vergleichsbogen (45 Pfund), allerdings dringen die Pfeile nicht so weit ein. Eine vorsichtige(re) Schätzung geht jetzt zu 35 bis 40...


    Insgesamt schiesst der Bogen ganz ordentlich. Am Anfang gabs böse Abweichungen nach links (etwa 50 cm auf 10 m Distanz). Das hing allerdings damit zusammen, dass die Pfeile nur über meine Hand liefen. Nachdem ich eine notdürftige Pfeilauflage mit etwas Gaffa und einem Stöckchen konstruiert habe, war diese Abweichung verschwunden.


    Hauptproblem ist eindeutig, dass der Bogen, je näher man dem Vollauszug kommt, immer steifer und somit schwerer zu ziehen ist. Ehrlichgesagt hat mir schlicht die Armkraft gefehlt, um ihn voll durchzuziehen. Ein bissl Tillern würde wohl Abhilfe schaffen, aber Bambus würde das wohl nicht verkraften :lol ... Eine andere Idee die ich dazu habe, ist den Grössenunterschied der einzelnen Hölzer zu verändern. Also statt 20/40 cm, 30/60 cm (oder sogar noch mehr) Unterschied. Mal schauen ob das was bringt.


    Genaues Zielen war daher fast nicht möglich. Ich hab zwar ungefähr das Ziel getroffen, aber um genaueres zu Abweichungen sagen zu können (mal von der oben genannten abgesehn), muss ich noch mal ran. Der Vergleich zwi. meinem regulären Recurve Bogen und dem Bambus Bundle Bow hinkt. Allerdings hab ich schon Langbögen geschossen, bei denen sich die Pfeile erst nach vielen, vielen Metern stabilisiert haben. Das Problem gab es hier nicht. Die Flugbahn war fast ab Beginn schnurgerade.


    Insgesamt für einen Bogen, der in wirklich kurzer Zeit gebaut ist, nicht schlecht. Wenn die Kinderkrankheiten raus sind kann man damit - denke ich - ganz gute Ergebnisse erzielen. Wie lange die Haltbarkeit ist, ist noch nicht vorauszusehen. Inzwischen weist er schon im ungespannten Zustand eine deutliche Krümmung auf.


    VG von einem etwas schulterlahmen MadFly :D ...

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