Es ist wieder so weit, die Zeckensaison hat - zumindest im Flachland - begonnen. ich habe in der letzten Woche schon ca. 15 von meinem Fifi runtergesammelt. Daher hier mal ein paar Infos zu den Tierchen:
Berufsbedingt bin ich ja ziemlich Zeckengeplagt und das Unterholz fand ich schon als Kind super, dadurch hatte ich in meinem Leben schon weit über 100 Zeckenbisse... Nach knapp 90 hat dann auch die Statistik zugeschlagen und ich hatte Borreliose. Die Bluttests sind nicht zu 100% zuverlässig und man muss mehrfach testen. Das klassische optische Merkmal ist ein wandernder Roter Ring um die Bissstelle. Bei mir war der erste Bluttest positiv und der zweite nach dem Entstehen des Ringes (Erythema migrans) war negativ... Also, ist euer Zeckenbiss gerötet oder sieht gar so aus, dann sofort ab zum Arzt!!!
Ich kann euch nur den überaus schlauen Rat geben Borreliose zu vermeiden! Clever, oder? Von der Krankheit mal abgesehen sind die Nebenwirkung der verwendeten Antibiotika der Hammer. Man muss das Zeug drei Wochen nehmen. In dieser Zeit kann man nur sehr wenig raus in die Sonne, da das Zeug phototoxisch in der Haut reagiert. De facto bedeutet das, dass man drei Wochen nicht mehr als 2 Stunden bei Sonne draußen sein kann. Ansonsten gibts ne richtig arge Rötung und Schmerzen, die mit nem schweren Sonnenbrand vergleichbar sind.
In Europa werden, neben kleineren Infektionen vor allem FSME und Borreliose von Zeckenübertragen. Zecken gibt's fast überall auf der Welt und dort werden auch noch andere Dinge übertragen. FSME ist ein Virus und die Viren befinden sich im Speichel der Zecke, eine Krankheitsübertragung findet also sofort beim Biss statt. Man kann sich aber glücklicherweise dagegen impfen lassen. Borreliose ist eine bakterielle Infektion, die Bakterien befinden sich im Magen der Zecke und werden vor allem zu dem Zeitpukt übertragen, wenn die Zecke anfängt tatsächlich zu saugen (bzw. und wenn sie fast fertig ist, aber davor sollte man in der Lage sein sie zu finden). Das ist erst ca. 10-12 Stunden nach dem Biss. Daraus ergibt sich, dass man sich bei Tagestouren direkt nach dem nach Hause kommen absuchen muss und bei mehrtägigen Aktionen morgens und abends absuchen muss. Entfernt man die Zecke dabei, ohne "auszudrücken" oder dafür zu sorgen, dass sie sich übergibt, dann ist man relativ sicher... Zum Entfernen gibt es allerlei kunstvolle Dinge, die oft nur schlecht funktionieren (z.B. Zeckenkarten). Wichtig ist, dass man keine "normale" Pinzette nimmt, die die Zecke platt drückt. Ich nehm immer einfach meine Fingernägel als Pinzette und fasse die Zecke direkt hinter dem Kopf. Selbst wenn der Kopf drin bleibt ist das nicht soooo schlimm, im normalfall kümmert sich das Immunsystem darum und im schlimmsten Fall Eitert der Kopf raus, bei mir gab es damit bisher keine Probleme. Die Zecke die mich mit Borrelien versogt hat war eine ganz kleine Zecke (Nymphe), die ich aus versehen durch kratzen ausgedrückt hatte - shit happens!
Die sicherste Methode Zeckenbedingte Probleme zu vermeiden ist natürlich die Dinger selbst nicht an sich ran zu lassen. Am häufigsten sitzen die Tierchen in hohem Gras und an Wildwechseln. Orte, die nicht jeder meiden kann oder will... Daher hab ich auch noch ein paar Zeckenvermeidungstips:
Unter der Hose auf Höhe des Schienbeins einen handbreiten Ring Insektenschutzmittel auftragen. Ich hab sowohl mit klassischen DEET Produkten, als auch mit dem natürlichen Zedan gute Erfahrungen gemacht. Letzteres ist mir aufgrund der nicht vorhandenen Gesundheitsgefärdung lieber und an den Geruch gewöhnt man sich auch. Ist man den ganzen Tag unterwegs muss man den Ring ein bis zweimal erneuern. Eine weitere Methode sind Bekleidungsstücke mit eingebautem Insektenschutz (=Vektorenschutz), meist basiert dieser Effekt auf Permethrin. Die Sommerbekleidung der BW hat sowas z.B. und der Schutz ist laut TL nach 50 Wäschen erst halb ausgewaschen. Es gibt auch Präparate zum einwaschen, allerdings habe ich bisher keine zivilen gefunden - ganz gesund wird das wohl nicht sein... Ein Mittel kommt aber von der US-Armee und es schimpft sich offiziell: "INSECT/ARTHROPOD REPELLENT PROTECTIVE TREATMENT FOR MILITARY BATTLE DRESS UNIFORMS". Ein weiteres nettes Klamottenfeature, was z.B. die KSK-Hose bietet sind eingenähte Gamaschen aus dichtem Material mit dichtschliessendem Gummizug. Ich muss aber sagen, dass ich mit Zedan & regelmäßigem Absuchen bisher ganz gut gefahren bin.
So, lasst euch nicht Ansaugen,
Ravenheart
P.s.: Positiv zu erwähnen für Skandinavienurlauber wäre noch, dass die aktuelle Verbreitungsgrenze der Zecken grob 200km nördlich von Oslo und Stockholm endet.