Wir bauen einen Bogen

  • Der sollte ja schon was länger kommen, ich war aber faul und hatte keine Zeit
    Ich mach das über mehrere Posts und werde euch praktisch den Bau eines Bogens mitverfolgen lassen.


    In diesem Fall geht es ausdrücklich nicht um Grünholzbogen sondern um einen richtigen Flachbogen aus getrocknetem Holz, der lange hält und ordentliche Leistung erbringt.


    Teil 1. Vorbereitung und Holzgewinnung


    Zuallererst müssen wir uns gewiss werden was wir überhaupt für einen Bogen bauen wollen. In diesem Leitfaden werde ich den Typ des Flachbogens beschreiben, welcher historisch vielleicht die älteste Variante ist und sich am einfachsten für Anfänger bewerkstelligen lässt weil er am ehesten Baufehler toleriert und sich auf die meisten Holzarten anwenden lässt. Der Flachbogen zeichnet sich dadurch aus das er zwei Wurfarme besitzt die von einem starren sich nicht biegenden Griffteil ausgehn. Diese Wurfarme sind wie der Name sagt, breit und verjüngen sich zum Ende hin.
    Wir bauen ferner in diesem Tutorial einen "Selfbow", was bedeutet, dass es ein Bogen aus einem Stück Holz ist, ohne Backing oder Laminat.


    Kommen nun zum Werkzeug. Was braucht man?
    Wenn man sich meine zum Teil improvisierten Werkzeuge anschaut würde wohl so mancher Profihandwerker laut auflachen, aber ich komm auch so zurecht.
    Hier nun eine Liste die ich wie ich finde auch für das kleine Portemonaie erschwinglich ist.


    • Werkbank. Die allermeisten von euch werden wohl eine haben, wer keine hat nutzt einen alten Holztisch der auch mal was abbekommen darf.
    • Schraubzwingen oder Schraubstock


    • Säge


    • Beil. Wichtig ist das ihr es gut führen könnt und es möglichst leicht ist, so dass ihr immer kontrolle drüber habt. Ein schweres Haumesser geht auch


    • Messer sollte möglichst scharf sein zum schnitzen und abschaben


    • Hobel


    • Raspel


    • Schleifpapier in verschiedenen Stärken


    • Tillerbrett. Das ist ein Brett in das in regelmäßigen Abständen Kerben reingeschnitzt werden und in der die Sehne
      einrastet wenn man tillert. genaueres erkläre ich später.


    optional:


    • Ziehmesser


    • Schweifhobel


    • Ziehklinge


    Mein Tipp:


    • Feuersteinabschläge oder Glassplitter eignen sich hervorragen zum schaben


    Haben wir also den Grundstock an Werkzeugen, gilt es erstmal das Rohmaterial zu besorgen was in unserem Fall Holz ist. Wir können freilich nicht hergehen und jedes X-beliebige Kantholz aus dem Keller verarbeiten. Benötigt ist die richtige Holzart und noch viel wichtiger der richtige Wuchs. Für einen Selfbow ist vor allem ein Punkt entscheidend. Der äussere Jahrring am Rücken muss ununterbrochen und unbeschädigt sein um Bruch zu vermeiden.


    Das kann man auf zwei Arten erreichen. Indem man den Jahrring in Feinarbeit herausarbeitet was sehr schwer und bei manchen Hölzern
    fast unmöglich ist und zweiteres in dem man vom Wuchs aus den äussersten Jahrring einfach gar nicht anrührt.
    Wir wollen uns also die Arbeit möglichst einfach machen und wählen daher die zweite Variante. Diese erreichen wir am einfachsten in dem wir uns ein unbeschädigtes Grünes Stück Stammholz besorgen und es fachgerecht trocknen und bearbeiten.
    Es gibt verschiedene Möglichkeiten dran zu kommen, ob man am Bahndamm oder sonstwo einen jungen Schössling fällt oder sich Staves (so heißen die unbearbeiteten Rohlinge) aus dem Internet von Fachhandeln kauft bleibt einem selbst überlassen, eine Haselstange oder eine Eberesche aus Ruderalstellen wird niemanden stören, ist man auf größer Ernten aus fragt man am besten einen Förster.


    Kommen wir zu den Holzarten.
    Da kriegt man viel zu hören und nicht alles ist wahr.
    Allgemein sollten es Langfaserige Hölzer sein, die diesen Belastungen standhalten können. Das weltweit beste Holz zum Bogenbau sind Eiben. Diese sind allerdings schwer zu bearbeiten, sehr wertvoll und schwer zu bekommen. Also nix für den ersten Versuch.
    Für dieses Tutorial habe ich Esche gewählt. Ein schönes und gutes Holz das gut verfügbar ist, sich leicht bearbeiten lässt und auch mal
    einen Fehler zulässt. Ebenfalls gut für den Anfang eignen sich Hasel, welches aber nicht sehr haltbar ist und schnell austrocknet, Ahorn, Eberesche und Hartriegel.


    Schön sind junge Bäume und Triebe von geradem Wuchs und möglichst Astfrei.


    Kurz will ich euch noch etwas zu idealen Erntezeit erzählen. In den hiesigen Breiten bilden Hölzer im Frühjahr das weiche Frühholz und im Winter das hochfeste und zugstabile Spätholz als äussersten Jahrring. Wir wollen gerne dieses Spätholz haben. Demnach ist die ideale Erntezeit der späte Herbst und der Winter, wenn das Spätholz bereits ausgebildet ist. Dazu kommt, dass die Bäume im Winter deutlich weniger Wasser enthalten was das trocknen sehr viel einfacher und schneller macht.


    Nun hat man also so ein Holz. In meinem Fall Esche und fällt es, idealerweise mit einer Säge, so dass man Überlick über die Jahrringe hat und im Querschnitt sehen kann wie man das Holz am besten spaltet.


    Bäume mit einem Durchmesser von unter 15-20 cm können unter Umständen schwer zu spalten sein und die eine Hälfte endet als ein Überdimensionaler Span. In dem Fall kann man nix machen ausser die noch gute Hälfte weiterzuverwenden und den Span wegzuwerfen oder für
    irgend eine Kleingikeit zu Verwenden. Das spalten bringt in dem Fall wenigstens das Wissen ob Drehwuch vorhanden ist.


    Man kann das Holz auch genau in der Mitte am Markkanal durchsägen und mit Sicherheit so zwei Hälften erhalten, aber man könnte unter Umständen den Drehwuchs nicht erkennen.


    Die nun erhaltenen Rohlinge kann man nun entrinden. Bei einigen sehr Zuckerreichen Holzarten wie Eberesche und Ahorn empfiehlt sich
    das um Fäulniss zu entgehen. Ebenso bei Hölzern bei denen die Rinde im trockenen Zustand sehr schwer zu entfernen.


    Sehr wichtig ist nun das Versiegeln der Schnittkanten und Astlöcher mit Holzleim, Farbe oder Lack um Trocknungsrisse zu vermeiden. Je schwerer und dichter ein Holz ist desto vorsichtiger muss man mit der Trocknung sein.
    Trocknen tut man am besten in ein kühlen Raum, wie einem Keller oder einer Garage.


    Die Esche die ich für diesen Bogen genommen habe hat sich sehr gut trocknen lassen und machte keine Anstalten sich zu verziehen. Ich
    hab die Trocknungszeit etwas verkürzt indem ich einen recht dünnen Stamm genommen habe, den ich auch noch grob vorgearbeitet hab und auf einen anderen Stamm mit Schraubzwingen festgemacht hab um zu verhindern, dass sich das Holz möglicherweise verzieht.


    Das Vorarbeiten sah so aus dass ich zuerst die Mitte herausgefunden habe und dann mit dem Beil grob den Griffbereich herausarbeitete und dann die Wurfarme in ihrer Grundform schon mal angedeutet.



    bushcraftportal.net/gallery/index.php?image/898/



    bushcraftportal.net/gallery/index.php?image/899/




    So konnte ich einen Baum den ich Anfang Januar geerntet hatte schon vor einer Woche anfangen zu bearbeiten. Diese Art der
    Schnelltrocknung ist vor allem für die geignet die keine großen Holzvorräte haben aber gerne schon mal anfangen möchten ohne ein
    halbes Jahr zu warten.


    Aber nicht nur beim warten auch beim Arbeiten ist eines das wichtigste. Zeit. Wer einen guten Bogen bauen will, muss Zeit dafür investieren und darf niemals hektisch werden weil er endlich Ergebnisse sehen will. Denn wer schnell arbeitet, fängt an Fehler zu machen und wenn man einmal zu viel Material weggenommen hat kann man den Bogen wegwerfen.



    Nun haben wir also die Vorarbeiten geleistet im nächsten Teil kommt es um die eigentliche Bearbeitung.


    Den versuch ich so bald wie möglich zu schreiben.

    Zu viel Theorie verdirbt nur das Abenteuer. - draussen

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  • Jo dat müsste laufen. Idealerweise bringen noch n paar andere Leute n bischen wa Werkzeug mit.
    Problem wären halt die Rohlinge Ich könnt vielleicht noch den einen oder anderen mitbringen, der bis dahin schon getrocknet ist. Wär halt die Frage wie ich das Zeug zu euch schaffe. Aber ihr könntet natürlich auch Rohmaterialen besorgen.

  • Hallo,


    so, ich mal wieder ...
    da hab ich doch immer wieder mal gesehen, dass man(n) so einen Flachbogen selber machen kann -
    KLAR doch!
    Aber ?!


    ich habe mir dann heute mal zwei Stücke Hasel geschnitten ( ~220m Lang und jeweils 12 -15 cm im Durchmesser)
    natürlich möglichst Gerade und ohne Äste. (hier meine Empfehlung für die BAHCO-Klappsäge! KLASSE Teil)
    Ich habe diese dann Draußen unter einem Dachvorsprung waagerecht aufgehangen.
    So, dass keine direkte Sonne Einstrahlen kann und kein Regen dran kommt, und die Stücke im Freien sind und trocknen können.


    Die Frage hier an dieser Stelle ist:
    - wie lange sollte ich die jetzt am besten trocknen lassen?
    - muss ich die Stecken vorher spalten, oder erst trocknen lassen und dann spalten?


    und/oder kann ich einen der beiden auch schon bearbeiten (also im frischen Zustand), dass daraus ein Flachbogen entstehen kann?


    für Antworten bin ich Dankbar


    Gruß
    Michael

  • Hallo Michael


    Ich habe drei Bögen gebaut. Das Holz muss sehr trocken sein. Hasel geht quasi schlecht bis nicht. Ich habe mir damals ein Stück Eibe sichern können. War OK für einen Versuch, aber ich hatte zu wenig Erfahrung.
    Dann hab ich mir Hickory in USA bestellt. Ging gut. War aber nach wenigen Tagen Schußbetrien schlapp.
    Dann hab ich mir mit etwas Hilfe aus England in einem Seminar einen Laminatbogen aus Hickory und Lemonwood gebaut. Ging gut.
    Trotzdem hab ich mir zwei Jahre später einen flämischen Langbogen machen lassen, just von jenem Engländer. Und den hab ich bis heute, komme nur kaum noch zum Schießen.
    Aber probier einfach aus mit Hasel. Maybe Du bist erfolgreicher.

  • Hallo Michael


    Ließ erstmal diese beiden Beiträge von mir.


    Wir bauen einen Bogen
    (hier muss ich zu meiner Schande eingestehen, dass ich den zweiten Teil immer noch nicht geschrieben habe, werd aber so bald wie möglich nachreichen)


    Zum Grünholzbogen folgendes
    Grünholzbogen



    Noch ein paar Ergänzungen


    Hasel


    ist ein gutes Bogenholz besonders für Anfänger, weil er relativ gut verfügbar ist, leicht zu bearbeiten ist und was am wichtigsten ist, er kann sehr schnell sehr sicher getrocknet werden.


    Zum Lagern folgendes:


    Es hat sich bewährt, dass man an den Schnittkanten, Farbe, Lack oder Holzleim aufträgt, so dass sich keine Risse bilden. Hat man größere Augen auch dort Holzleim drauf.
    Hasel hast du extrem schnell trocken. In 2-3 Wochen dürfte der schon trocken sein, je nach Stammdicke. Eigentlich ist die ideale Erntezeit für Bogenholz der Winter da die äusserste Schicht Spätholz ist. Bei einem Anfängerbogen ists aber noch nicht so wichtig.
    Die Rinde kannst du rein funktional gesehen entfernen oder dranlassen, bedenke aber, dass wenn beim Hasel die Rinde einmal trocken ist, du sie nur extrem schwer wieder abbekommst.


    Du schriebst etwas von spalten. Das spalten kann man eigentlich wirkluich sicher erst ab einem Stammdurchmesser von 15 cm durchführen. Bei dünneren Stämmen hast du sehr oft das Problem dass du nur eine gute Seite bekommst und die andere ein überdimensionaler Span wird.
    Durchsägen ist mögliche aber bei zu dünnem Holz würd ich mir die Mühe gar nicht mehr machen sondern nur einen Bogen draus bauen, denn du wirst zu wenig Material auf beiden Seiten haben. Es ist wichtig dass der Markkanal an den Wurfarmen vollständig weggearbeitet wird, wenn man etwas haltbareres haben will.
    Hasel ist wie gesagt als Bogenholz gut geignet, hat aber die Eigenschaft komplett durchzutrocknen wenn man ihn lange in Räumen stehen lässt und nix damit macht. Ich würd regelmäßig einölen mit Leinölfirniss.
    Es neigt darüberhinaus auch zu Stauchungsrissen auf der Bauchseite, weil es ein wenig Druck, dafür Zugstabiles Holz ist. Um dem ein wenig entgegenzuwirken kann man die Bauchseite rösten.
    Ist schon einiges möglich mit Hasel. Dieser hier ist mir zwar zerbrochen, aber ich habe die Materialeigenschaften ins extreme herausgefordert. (Sehr kurz, hohe Zugkraft, Reflexe Enden mit Siyas) Nach dem ich eine minimal zu kurze Sehne gemacht habe ist er mir leider zu Brüchen gegangen. Wenn man aber nicht so mit den Eigenschaften spielt und einen möglichst langen Flachbogen baut ist man schon recht gut dran mit Hasel. Ich werde in Kürze auch mal wieder einen Hasel starten.


    Sturmwind

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  • Ich habe mal zusammen geführt, was zusammen gehört :D


    öhm - diesen Beitrag hatte ich nicht im Blick.


    Danke fürs Zusammenführen


    Affenjunge
    na DAS ist ja mal eine ausführliche Antwort!
    Besten Dank.


    JA, ich habe die Schnittkanten mit Leim eingestrichen und die "Stämme" zum Trocken Draußen, an der frischen Luft gelagert.
    Mich freut zu hören, dass es eine recht kurze Trocknungszeit gibt!
    So kann ich auch schon bald mit meinem Projekt "Flachbogenbau" anfangen.
    In der Trocknungsphase werde ich mich natürlich weiterhin Schlau machen und mit sicherheit das Eine oder Andere Fragen ...


    DANKE
    Gruß
    Michael

  • Du kannst, wenn du wirklich gar nicht mehr warten willst, die Trocknungszeit nochmal verkürzen indem du schon mal eine Grobform des Bogen herausarbeitest und dann den Rohling mit Schraubzwingen auf ein langes gerades Brett klemmst. So viele Schraubzwingen wie möglich in möglichst kleinem abstand benutzen um die Wahrscheinlichkeit des Verziehens zu minimieren.
    Ist natürlich nie ganz sicher. Risse und Verdrehungen können immer passieren, erst recht im Frühjahr und Sommer und ein bischen auf die Performance gehts auch, aber wenns klappt kannst du innerhalb von ein paar Tagen schon anfangen.

  • nö nö - passt scho!


    Wie sacht man so schön:
    "Ich bin Jung, ich kann warten."
    ;)


    ich denke, nachdem ich Deine Antwort gelesen habe, dass ich gleich morgen den "Stämmen" die Haut abziehen werde,
    um mir an dieser Stelle schon mal viel Mühe zu ersparen.
    Gleichzeitig sehe ich ja auch dann wie der Leim von Heute eingezogen ist, um den eventuell noch mal nachzuarbeiten.
    Wie gesagt, die "Stämme" sind so um die 12-15 cm im Durchmesser .... andere gab es nicht ... ich werde diese im Ganzen trocknen und dann daraus einen Flachbogen herausarbeiten.
    Drehwuchs nehme ich mal in Kauf ... wenn's nicht hinhaut, und sich die ganze Sache verzieht mach ich eben einen neuen.


    Gruß
    Michael

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