Schweizer Feldflasche / Bordeflasche

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    Es muss ja nicht immer ein Review zu überteuertem Outdoor-Plunder sein, daher habe ich heute einen Praxistest mit meinem wohl günstigstem Ausrüstungsgegenstand gemacht: Die Bordeflasche. Gekostet hat mich das Teil einen ganzen Euro aber trotzdem hat es einen Praxistest mit Video verdient wie ich finde :)



    P1260008 von wildhog9910 auf Flickr


    Als ich heute unterwegs war hatte ich wieder meine Bordeflasche dabei. Heute wollte ich das Teil mal mit Holz ausprobieren und habe dazu auch ein kleines Video gedreht. Im Prinzip ist die Bordeflasche eine Feldflasche (sieht aus wie eine SIGG-Pulle) mit Hobokocher und Becher. Die Flasche verschwindet in dem Kochgestellt und der Becher wird obendrüber gestülpt. Zusammengehalten wird das Ganze von einem Drahtbügel, der gleichzeitig auch als "Distanzhalter" für die Kocherfunktion agiert.


    Die Flasche wird mit einem einfachen Korken verschlossen, ein Gewinde ist nicht vorhanden. Die Praxis hat aber gezeigt, dass die Flasche auch im liegenden Zustand dicht ist (vorausgesetzt der Korken ist noch intakt und nicht rissig). Man sollte den Korken vor Benutzung etwas einweichen, er lässt sich fest in die Flasche pressen und hält wunderbar. Ich habe im Becher ein paar Stücke Küchenpapier deponiert, sie sind trocken geblieben. Wer ganz sicher gehen will, kann auch noch etwas zwischen Becherboden und Korken packen um den Korken in die Flasche zu drücken.



    P1260009 von wildhog9910 auf Flickr


    Das Untergestell ist wohl für den Schweizer Notkocher konzipiert und soweit ich weiß mit dem Bordekocher nutzbar, daher wohl der Name. In meinem vorigen Video ([Video] Fische ausnehmen) habe ich das Teil mit einem Esbit-Spiritusbrenner betrieben. Vorteil dieser Methode ist: Durch den Windschutz und die Luftführung brennt der Spirituskocher sehr heiß und effizient. Nachteil: Der Brenner lässt sich aufgrund mangelnder Erreichbarkeit nicht regulieren.


    Für den Betrieb mit Holz muss man das Brennmaterial schon sehr zerkleinern, da der Brennraum nicht eben groß ist. Die kleine Öffnung tut da ihr Übriges. Das kann mitunter sehr in Gefuckel ausarten. Auch sollte man es mit dem Feuermachen in der Aluhülse nicht übertreiben, sonst verformt sich das Aluminium. Es dauert relativ lange bis das Wasser kocht, aber das ist für mich kein Manko, ich gehe ja gerade zum entschleunigen nach draußen.


    Nun kann man zum Einen die ganze Flasche in das Gestell reinstellen (wie oben beschrieben verhindert der Bügel ein reinrutschen der Flasche). Auf die Weise kann man direkt einen Liter Wasser zum kochen bringen, man sollte dann aber freilich Handschuhe parat liegen haben. Zur Not könnte man das kochende Wasser im "Holzbetrieb" aber auch mittels des Haltebügels ausgießen, mit Spiritusbrenner würde ich das Untergestell nicht kippen wollen. Ich benutze meist den Becher zum Kochen. Der Rand des Bechers schließt bündig mit dem Rand des Untergestells ab, auf die Art und Weise kann keine Asche oder Ruß in den Becher gelangen. Zudem versaut man sich den Trinkrand nicht an dem Feuer. Jedoch ist auch die Luftzufuhr dann nicht mehr optimal und mit feuchtem Holz muss man oft den Becher hochheben um das Feuer wieder in Gang zu bringen.


    Die Bordeflasche hat gegenüber anderen Feldflaschen (zb: Nalgene Oasis mit Canteen Cup o.ä.) gravierende Nachteile, allein durch den fehlenden Schraubverschluss. Zwar hält die Flasche dicht, aber mit der Fotokamera würde ich sie trotzdem nicht zusammen transportieren. Dann bin ich persönlich auch eigentlich kein Fan von Aluminium, aber in diesem Falle ist es mir egal da ich damit eh nur Wasser erhitze. Mit richtigen Hobokochern oder gar Gas- und Benzinkochern kann das System freilich nicht mithalten, muss es bei dem Preis aber auch garnicht.


    Für mich ist die Bordeflasche eine gute Wahl wenn ich mal einen Tag nach draußen gehe und außer einer Umhängetasche nichts mitnehmen möchte. Unter dem Aspekt: "einfach, billig, gut" ist die Bordeflasche ein wirklich taugliches "Bushcraftwerkzeug". Sie ist leicht, kompakt, ein in sich schlüssiges System und wartungsfrei. Brennstoff liegt überall herum. Man sollte nur den Korken nicht verlieren ;)

  • ACHTUNG ! ! Der Bordekocher bringt zu viel Power - das verträgt das Alu leider nicht !


    Meine Bordeflasche(übrigens Danke Roli :D )möchte ich nimmer missen, nur habe ich meine normale Flasche gegen eine 1l Edelstahlflasche ersetzt -- für Trips mit null Gepäck einfach spitze !

    "Glaube mir, denn ich habe es erfahren, du wirst mehr in den Wäldern finden als in den Büchern!
    Bäume und Steine werden dich lehren, was du von keinem Lehrmeister hörst."


    Love many, trust few, and always row your own boat. The more you know, the less you need!


    DES KELTEN SEITE

  • Sehr schönes Review mit einem ebenso schönem Video.
    Vielen Dank mein Lieber.


    Wenn ich mir den Film nun aber so betrachte und sehe, daß der Zug (also der Kamineffekt) im Grunde doch verhindert / unterdrückt wird, indem die oberen Luftlöcher von der Tasse verschlossen werden (wirklich gezogen hat der Brenner ja nur, wenn du die Tasse herausgehoben hast) dann frage ich mich, ob es nicht sinnvoll wäre, noch zusätzliche Lüftungslöcher oben einzubringen?
    Oder würde das Alu dann ob der damit auch steigenden Hitze zu sehr und zu schnell leiden und vllt. sogar 'nen Abgang machen?


    Was denkst du?


    :confused

  • Da der Becher konisch ist werden die Luftlöcher nicht verdeckt, aber die Luftzufuhr nimmt schon merklich ab. Aber genau wegen der von Dir genannten Materialschwächung werde ich es nicht machen :) Ich sag mal so: meistens haben sich die Entwickler ja was dabei gedacht, trifft nicht auf alle Produkte zu... aber ich denke auf die Eidgenossen ist da Verlass :lol

  • ohne jetzt in den Klugscheißmodus zu verfallen:


    Wenn du deinen Becher oben abdeckst wird das Wasser deutlich schneller kochen! Kann mal wichtig sein wenn extrem wenig Brennmaterial zur Verfügung steht.
    Ich würde den Kocher auch "Aufhängen/Anhängen" D.h. du hattes sehr viel Fallholz zur Verfügung, ein etwas "dickerer" Hering und den Griff leicht drüberpressen, dann fällt da nix mehr um.


    und weil ich grad so schön am lästern bin :lol Der Kamineffekt geht von u nach o. Das Feuer von oben anblasen zu wollen ist dabei eher kontraproduktiv... :feuerbohr


    Nix für ungut, sind nur ein paar Gedanken...

  • Ich finde die Bordeflasche ziemlich genial, einzig der Korken stösst mir auf, weshalb ich noch keine hab. Aber ich hab so den Verdacht, wo sich die Erfinder des Caldera Cones ihre Idee geholt haben :)
    Innovation ist halt oft einfach nur "da klauen, wo es keiner merkt!"

  • zu dem Korken hatte ich gestern als ich das video sah eine Idee (Ps: wiedermal klasse gemacht das Video ;) )


    es gibt doch Deckel mit Gummi pfropfen die sich zusammen drücken und so im Flaschenhals festpressen lassen


    habe glaube ich mal gesehen wie man soetwas nachbaut


    ist etwas schwer zu erklären probiere es aber mal aus und lasse euch wissen obs geklappt hat

  • Also, ich habe auch schon seit Jahren so eine Bordeflasche.
    Ich wollte sogar schon mal was Schlechtes darüber schreiben.
    Auch hätte ich sie beinahe einmal weggeschmissen ("entsorgt" natürlich ;) )


    Aber da ich jetzt sehe, wie dieses Teil so gut ankommt und sogar irgendwie Kult ist, habe ich mich dazu entschlossen, sie auf das Treffen mitzubringen
    und sie zu verlosen, oder als Gewinn für ein Spiel o.ä. zu stiften.


    Hiermit angekündigt von:
    Parzival

  • Bei dem Teil halten sich (aus meiner Sicht) die "Fürs-und-Widers" etwa die Waage, darum habe ich trotz Liebäugelns bisher keine.
    Auch mag ich nicht (wieder) vom Frauchen hören müssen: "" wozu hastn das Ding wieder angeschleppt, was willstn mit dem Müll"" :( :beten
    :lachtot
    -------------------------------------------------------------


    Zum "Korkenproblem" (ein Punkt der "Wider-Seite"):


    A -> gegen Verlust ein Edelstahlschnürchen (z. B. Vorfachmaterial) durch ein sauber gebohrtes, dünnes + langes Loch im Korken ziehen.
    (weniger elegante Alternative: eines dieser "Kugelkettchen" aus Omas Bad. ;) )
    Zur Verstärkung ggf. noch eine Metall-/Stahlhülse (röhrchen) in die Bohrung. Eine kleine Bohrung (annähernd senkrecht) durch den Rand der Flasche (die umgebördelte Stelle).


    B -> für sichereren Sitz könnte ein geschickter "Bastler" eine Drahtbügellösung biegen, so ähnlich wie bei "Flasch-Flens".
    Dazu fehlt mir ehrlich gesagt die Muße... denn der Zeitaufwand kostet wesentlich mehr, als die Borde-Buddel. :)


    Einfacher: das "Anti-Korkenverlust-Schnürchen" als feste Schlinge ("Kreis") so gestalten, dett sie mit etwas Spannung unter den Flaschenboden gezogen werden kann und so den Korken reinzieht.


    Hoffe es wird ohne Zeichnung deutlich, was + wie ichs meine. ;) :)
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    Eddi: hab mal virtuell ge"zeichnet" ;)

  • Hallo,
    wollte mir auch schon immer eine Bordeflasche/kocher zulegen muß aber sagen dass mich einige Sachen einfach stören. Zwar ist der Preis bei EB** mit ca. 4,99€ sehr gut. Und man hat ein kompaktes Gerät aber ich will kurz erläutern wie ich es mache.


    Ich nehme 3 Steine (ca. gleiche Höhe) und stelle sie zu einem Dreieck auf, danach entzünde ich innerhalb des Dreiecks ein Feuer und stelle darauf mein Bw Kochgeschirr. Da hatte ich noch nie Probleme mit dem Kamineffekt. Steine finde ich immer. Zur Not gehen auch Holzstücke. Wenn ich das Unterteil benutze dann kann ich mein Mittelteil oder aber das Oberteil als passgenauen Deckel benutzen.


    Ist halt Gewohnheit. Und was klappt da bleib ich dabei.
    Nichts desto trotz klasse Video.

  • Bei aller Freundschaft, das Gerät ist so alt das der Korken bei seiner Einführung das Maß aller Dinge war. Und es hat über viele Generationen funktioniert (Never chance a running system) Ausserdem wird der Korken ja beim Transport angepresst. Wozu die ganze Aufregung?


    Gruß Travelmad

  • Ich nehme 3 Steine (ca. gleiche Höhe) und stelle sie zu einem Dreieck auf, danach entzünde ich innerhalb des Dreiecks ein Feuer und stelle darauf mein Bw Kochgeschirr. Da hatte ich noch nie Probleme mit dem Kamineffekt. Steine finde ich immer. Zur Not gehen auch Holzstücke. Wenn ich das Unterteil benutze dann kann ich mein Mittelteil oder aber das Oberteil als passgenauen Deckel benutzen.


    Ist halt Gewohnheit. Und was klappt da bleib ich dabei.

    Also wenn ich es benutze, hänge ich es einfach übers Feuer, scheint mir nach all den Jahren die "stabielste" aller Möglichkeiten zu sein..


    Gruß Travelmad

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