Hallo miteinander!
Ich bin gerade etwas verhindert, und möchte diese erzwungene Ruhe natürlich nicht verstreichen lassen ohne wenigstens ein bisschen Inhalt in Schrift und Bild abzugeben.
Und zwar soll es heute, um das schnitzen einfacher Figuren gehen. Das Ganze werde ich auf die Basic´s runterbrechen und nur Werkzeuge benutzen, die wirklich jeder hat. Beim schnitzen gibt es unendlich viele spezialisierte Werkzeuge, von denen ich auch sicher einige rumfliegen habe. Bevor wir nun aber den großen Werkzeugkoffer aufmachen, beschränken wir uns auf eine Axt, eine 0815 Klappsäge und ein, zumindest nicht übermäßig spezialisiertes Messer.
Wozu dient dieser Zeitvertreib? - Neben der allgemeinen Zerstreuung, welche eine solche Beschäftigung mit sich führt, gibt es kaum eine bessere Möglichkeit, seine Fähigkeiten im händischen Umgang mit Schneidwerkzeugen zu trainieren, als das schnitzen kleiner Figuren oder Gebrauchsartikel.
Bevor es nun richtig losgeht, machen wir erstmal etwas Theorie. Das wichtigste beim schnitzen ist natürlich ein halbwegs zweckdienliches Messer. Die Klinge sollte nicht zu lang sein, meins hier hat so ca. 80mm. 70 oder 60mm wären sogar noch besser aber dann begibt man sich schon wieder in den Bereich eher spezialisierter Werkzeuge.
Ein weiterer strak limitierender Faktor beim schnitzen, ist die Klingenhöhe. Sehr hohe Klingen sehen mitunter cool aus und sind sehr stabil, sind aber außer beim spalten von Holz meist nur hinderlich. Folglich ist es in den allermeisten Fällen besser eine eher schlanke Klinge mit einer entsprechend spitzen Spitze zu haben. Beim Messergriff achte ich darauf, dass ich ihn sowohl vorwärts als auch rückwärts sicher und bequem greifen kann.
Ein weiterer Punkt, den aufzuklären mir am Herzen liegt ist, dass man oft zu hören bekommt ein Scandischliff wäre besonders gut zum schnitzen geeignet. Das stimmt aber nur wenn dieser Scandischliff auch hoch bzw. flach genug ausgeschliffen wurde. Als Beispiel habe ich hier mal ein Moramesser mit der geschliffenen Schneide flach aufgelegt. Obwohl das Mora, aufgrund der dünnen Klinge hier noch eine ganz gute Figur macht, und die Bildqualität echt scheiße ist, sieht man schon deutlich wie steil man hier ansetzen muss, bevor man überhaupt schneiden kann. Wie schon gesagt beim Mora geht´s noch aber es gibt im Fachhandel viele viele "Scandi- Bushcraftmesser" welche einen derart stumpfen Schneidwinkel haben, dass man damit fast garnicht schnitzen kann.
Bei meinen Messern lege ich daher eher Wert auf eine flach geschliffene Schneide.
Hier mal ein kleines Beispiel für eine Rundung/ Aushöhlung innen. Einer der wichtigsten Grundsätze beim schnitzen ist: Immer so in die Faser schneiden, dass diese nicht ausreißen oder wegspalten kann. Wie oben angedeutet. Bei solchen Stellen empfiehlt es sich mit der Säge einen Schnitt bis an die tiefste Stelle der Aushöhlung zu machen und immer von oben auf den tiefsten Punkt zuzuschneiden.
Entweder man dreht das Messer und schneidet die Kerbe von beiden Seiten oder man dreht das Werkstück je nachdem wie man besser greifen kann. In diesem Fall ist das, " auf sich zu schneiden", auch nicht sonderlich gefährlich weil der Klotz zwischen Handinnenfläche und Schneide liegt.
Für solche ganz kleinen Schnitte greife ich seitlich an die Klinge und drücke die Spitze nur mit dem Daumen oder rückwärts angewandt, mit dem Zeigefinger. Wobei ich in dem Fall meist noch versuche den Zeigefinger beim auf mich zu schneiden mit der anderen Hand zu unterstützen, um mehr Kraft und Kontrolle auszuüben. Lässt sich leider schlecht fotografieren.
So; Nun wo wir das alles geklärt hätten, wird´s endlich ernst. Verzeiht mir meine Ausschweifungen, aber ich schreibe solche Sachen gerne so, dass auch und gerade Anfänger was dabei mitnehmen können. Den "Fortgeschrittenen" kann ich eh nichts mehr beibringen.
Wir beginnen also damit uns ein rechteckiges Klötzchen zu spalten welches, in Form und Größe unserer angestrebten Skulptur entspricht. Beim verwendeten Holz handelt es sich um Weide. Weide ist für so ziemlich alles ein absolut schlechtes Holz aber wenn man etwas schnitzen möchte, das keinen Belastungen jedweder Form ausgesetzt ist, dann ist Weidenholz gerade gut weil es sehr weich ist und sich mühelos bearbeiten lässt. Überdies werden Weiden oft an Straßen, Hochspannungstrassen, Flüssen usw. gefällt oder verschnitten und nicht selten auch liegen gelassen, weil das Holz relativ wertlos ist. Es ist demnach auch leicht verfügbar. Weitere häufige und gute Schnitzhölzer, an denen man sich nicht gleich die Zähne ausbeißt, sind Haselnuss oder Birke. Wenn man ein gutes Stück erwischt und um das Mark herumkommt auch noch Holunder.
Wenn das Klötzchen gespalten ist, kann die Axt auch schon wieder weg. Die gerissenen Enden habe ich auch noch abgesägt. Danach skizziert man sich die Figur welche man schnitzen möchte mit dem Bleistift vor. Wer es besonders genau möchte, tut dies von allen Seiten. Bei so kleinen Sachen genügt es mir aber auch die Vorder- und Rückseite vorzuzeichnen.
Wie oben schon beschrieben, säge ich mir die tiefsten Stellen ein. Dies verhindert Ausbrüche beim schnitzen und man hat auch noch eine gewisse Orientierung wenn die Bleistiftlinien schon weg sind. Wenn außen große Flächen über sind, kann man diese auch gleich mit absägen.
Alles was außen liegt und gut erreichbar ist schneide ich zuerst weg. Dann arbeitet man sich weiter in die Form vor.
Die grundlegende Technik mit der ich versuche, der Figur eine gewisse Plastizität zu verleihen, ist entlang der vorgezeichneten Linien eine V-förmige Kerbe zu schneiden, welche immer weiter vertieft wird, bis die gewünschte Form erreicht ist.
Auch hier wieder; Selbes spiel. Die Linien werden erst leicht nachgefahren und dann immer weiter eingekerbt. Im Grunde ist das der ganze Zauber bei solchen Schnitzereien. Viele Leute denken immer so etwas wäre unendlich schwierig zu machen aber wenn man etwas geschickt ist und ein wenig Sinn für Proportionen hat, sind die grundlegenden Techniken schnell zu lernen.
In den Ecken kommt mein Messer langsam an seine Grenzen. Die Klinge müsste hier noch etwas spitzer sein.
Hier sieht man es ganz gut. Bei den Feinheiten greife ich die Klinge nur mit den Fingern und drücke das Holz nur mit dem Daumen gegen die Spitze.
Ein paar mehr Details würde ich auch mit dem normalen Messer noch hinbekommen, aber so reicht mir das erstmal. Ich denke man erkennt, dass das einen Eule werden sollte, die einen Fisch im Schnabel hat.
Ich stell das jetzt erstmal so hin und wenn es mich überkommt werde ich da doch nochmal mit den ganzen kleinen Minimesserchen und Stechahlen aus dem Folteretui drangehen. Wobei mir der rohe Look auch gefällt.
Last but not least - Ich spiele nur ungern den Sicherheitsapostel, aber selbst ich mit meiner eher lockeren Einstellung zu Schneidwerkzeugen, habe mir angewöhnt bei solchen Sachen Schnittschutzhandschuhe anzuziehen. Meistens jedenfalls. Man schneidet hier schon relativ dreidimensional und auch in abstrakten Winkeln. Da überschreitet man schonmal gewisse Grenzen der sicheren Messerführung. Ich selber habe mich, bis auf vielleicht mal ein Stückchen Fingerkuppe oder Haut, nie ernsthaft beim schnitzen verletzt. Ich habe aber auch Leute gesehen die weniger Glück hatten. Besonders durchtrennte Fingersehnen bekommt man nicht immer wieder zusammen genäht.
Also denkt immer daran: Schnittschutzhandschuhe sind eine gute Sache, wascht euch nach der Toilette die Hände und werft keinen Müll in den Wald!! sorry