Papa - Sohn Tour am Harzer Hexenstieg

  • Moin miteinander;


    Die Sommerpause ist nun rum und ich komme nach längerer Abstinenz noch mal zum schreiben. Ich hatte dieses Jahr noch viel Resturlaub, weswegen ich glücklicher Weise die gesamten Herbstferien frei nehmen konnte. Mein großer Sohn ist voll heiß auf Berge und weil das letztes Jahr mit den rund 60km zum Kahlen Asten ganz gut geklappt hat, haben wir die Gelegenheit genutzt und uns nach einer logischen Steigerung der Berghöhe und Tourdauer umgesehen. Für wirklich Hochalpines Gelände ist der "Große" mit seinen sieben Jahren noch in bisschen klein und so sind wir auf den Hexenstieg gekommen welcher als höchsten Punkt, den Brocken mit immerhin 1141m vorzuweisen hat. Die ca.94km haben wir uns auf fünf Tage eingeteilt.


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    Mit "nur" drei stunden Verspätung kommen wir bei bestem Wetter in Osterode an. Die Beschilderung vom Bahnhof zum Startpunkt ist zum Glück idiotensicher, weil ich in solch urbanem Umfeld immer etwas orientierungslos bin.


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    Die ersten paar Meter gehen recht stetig bergauf und wir müssen etwas Tempo machen, weil wir nun schon ein wenig spät dran sind. Nach der katastrophalen Anreise mit der Bahn können wir, auf diese Art gut Stress abbauen und erreichen die erste "Landmarke" den Eselsplatz recht zügig. Ab hier steigt das Höhenprofil nur noch moderat und die für den Hexenstieg typische Schotterpiste beginnt.


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    Blick zurück auf Osterode.


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    Der Borkenkäfer hat im Harz "alles gleich gemacht" und so führt der Weg durch eine Landschaft die weitestgehend von Brombeersträuchern und Weidenröschen geprägt ist. Man hat eine gute Aussicht, wobei mir der Wald in seiner ursprünglichen Form lieber gewesen wäre, als diese etwas aride Berglandschaft.


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    Wir zockeln noch ein paar km Schotterweg ab, bis wir die Seenlandschaft in der Nähe von Clausthal erreichen und eine kurze Pause einlegen. Hier gibt es eine Reihe künstlicher Seen welche für den Bergbau zur Entwässerung und als Wasserkraftspeicher angelegt worden sind. Man dürfte sogar baden aber dafür ist es dann doch etwas frisch und wir müssen noch ein paar km schaffen bevor die Sonne untergeht.


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    Dieses etwas komplizierte Kanalsystem nennt sich Huttaler Wiederwaage und diente auch zur Entwässerung von Bergbaugruben. Hier konnte Wasser von der einen zur anderen Bergseite abgeleitet werden.


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    Es beginnt bereits zu dämmern und wir haben unsere knapp 15km für heute geschafft, womit wir zumindest wieder im Zeitplan sind. Also mache ich erstmal Essen und Tee und wir warten bis alle anderen Wanderer und Mountainbiker verschwunden sind, um dann unser "über alle Maßen" gut getarntes Zelt aufzuschlagen.


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    Wir schlafen ganz gut und Tag 2 beginnt schon mit dem Morgengrauen. Heute kommt die schwerste Etappe in der wir bis kurz vor den Brocken kommen wollen, aber die Moral ist immer noch hoch, und so sind wir nach einem kurzen Frühstück sehr zeitig wieder auf den Beinen.


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    Ab hier folgt der Weg fast den ganzen Tag den Wasserkanälen. Ich bin mir über die Wasserqualität dieser Kanäle nicht ganz schlüssig. Es fließt zwar, allerdings teilweise nur sehr langsam und es gibt viele Algen und einen deutlichen Biofilm am Grund, weswegen ich die Brühe lieber durch den Wasserfilter jage. Man will das Ding ja nicht umsonst rumschleppen. Und Durchfall auf Tour mit Kind will ich nun wirklich nicht riskieren.


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    Wir erreichen die "Eisenquelle" und machen eine längere Pause. Das Wasser der Eisenquelle ist wie der Name erahnen lässt, etwas Eisenhaltig, weswegen wir auch hier von einem Verzehr absehen :kotz . Hier gibt es auch eine der schönsten Schutzhütten welche auch ein guter Übernachtungsplatz gewesen wäre, wenn wir früher angekommen wären.


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    Mit sanfter Steigung erklimmen wir viele Höhenmeter immer entlang der Wassergräben. Auf gewisse weise erinnert mich das an Madeira wo ich vor vielen Jahren mal Wanderurlaub gemacht habe. Da läuft man auch ganz viel an den Wasserkanälen die Bergflanken entlang. Nur die Vegetation war dort geringfügig üppiger.


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    Und nochmal ein paar Wasserkanäle. Hier nerven auch langsam die ständig mehr werdenden E Biker. Aber die meisten sind nett und bedanken sich freundlich wenn wir uns wieder schnell an die schmalen Wegseiten zwängen. Generell wird es langsam immer voller. Man merkt, der Brocken welcher hier der größte Touristenmagnet ist, rückt in greifbare Nähe.


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    Wenn man den Wasserkanälen dann bis auf ihr höchstes Niveau gefolgt ist, knickt der Weg plötzlich ab und es beginnt eine der ganz wenigen etwas anspruchsvollen Passagen am Hexenstieg. Hier geht es wirklich steil runter und der Pfad liegt voller losem Geröll. Ich mache eine kurze Ansage, dass man hier aufpassen muss und ,dass hier kein quatsch gemacht wird und gehe langsam voraus. Der Große ist erst etwas verunsichert, findet das ganze nach den endlosen, relativ ereignislosen Kilometern entlang der Kanäle aber auch irgendwie cool und hat im Endeffekt auch weniger Probleme als ich mit meinem schweren Rucksack.


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    Allmählich prägen auch immer mehr Felswände die Landschaft und man fühlt sich endlich wie in einem richtigen Gebirge. Das Standard Mittelgebirge kennen wir von zu Hause im Rothaargebirge auch, aber ich muss neidlos anerkennen, dass das hier schon ein wenig krasser ist.


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    Nach dem steilen Abstieg muss man auch wieder steil hoch. Hier kommt die "Schlüsselstelle" die wir uns schon vorher auf der Karte angeguckt haben. Das ist einer der einzigen wirklich steilen Anstiege am ganzen Hexenstieg. Man macht am Hexenstieg zwar schon ein paar Höhenmeter, allerdings ist die Wegführung immer so gewählt, dass man möglichst sanft aufsteigt. Ich denke das ist den vielen Mountainbike Touristen geschuldet. Wie dem auch sei; Der Große ist hart drauf und wir nehmen diese eine schwere Steigung im Laufschritt.


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    Kaum oben fängt es so richtig heftig an zu Regnen. In der Ortschaft Torfhaus machen wir eine richtig gefährliche Straßenüberquerung (Fußgängerampeln oder Zebrastreifen gibt es im Harz irgendwie so gar nicht :/ ) und bewegen uns dann entgegengesetzt zu allen anderen Wanderern in Richtung Brocken. Die Schuhe sind nach ca. 10min durch die Jacke vom Großen ist mit dieser Art von Regen leider auch überfordert. Bei mir hält die Jacke, dafür wird mein Schlüpfer nochmal gründlich gewaschen. Und wo ich das Bild so sehe; Ganz große Kritik an die Firma Deuter - Wieso ist bei euren Kinderrucksäcken kein Raincover dabei. Sowas ist doch heute wirklich überall mit drin!! :cursing:


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    Es ist nicht wirklich kalt aber zusammen mit dem heftigen Wind und der Nässe fängt der Große an zu frieren. Besonders die Finger sind eiskalt was die Moral in den Keller sinken lässt.

    Die Schutzhütte in der wir eigentlich nächtigen wollten finden wir nicht, und so schleppen wir uns noch etwas weiter, bis zur ehemaligen deutsch- deutschen Grenze. Die Schutzhütte hier ist leider völlig im A. Weiterlaufen macht unter diesen Umständen keinen Sinn und wir sind sowieso schon weiter als ich wollte, also parke ich den Großen in der Siffhütte, ziehe ihm alles über was ich noch an trockenen Sachen habe und mache mich auf die Suche nach einer halbwegs Windgeschützten Stelle fürs Zelt. Als wenn`s nicht gerade toll genug wäre, hat der Opa die Mama angerufen und irgendwas von Sturmböhen am Brocken erzählt, weswegen die Mama nun mich anruft und auch recht verängstigt ist. =O =O =O    

    Mit dem Kind - gefährlich - unverantwortlich - usw. Das ganze hilft mir allerdings auch nicht wirklich beim Zelt aufbauen in Wind und Regen.


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    Dank meiner überragenden Survival skills und meinem besonnenem Handeln in Extremsituationen, schaffe ich es meine Frau zu beruhigen, einen geschützten Platz für´s Zelt zu finden, dieses aufzubauen ohne, dass all zuviel Wasser ins innere gelangt, und das Kind in trockene Kleidung zu packen. Als der Große endlich im warmen Schlafsack steckt, bekommt er noch eine Tafel Schokolade und schon ist die Welt wieder in Ordnung. Was für ein Stress!

    Ich habe leider Kochdienst und muss noch draußen im Regen bleiben bis das Essen fertig ist. Die Zwischenzeit nutze ich um das kleine Zelt mit allen Spannleinen und Heringen zu sichern die ich habe.

    Hier mache ich mal eine kleine Pause, - Wie es weitergeht und ob wir die Nacht überlebt haben erfahrt ihr wenn´s klappt in kürze. :winken

  • So.. Machen wir weiter mit Tag drei am Harzer Hexenstieg.


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    Die Nacht verläuft erwartungsgemäß unruhig. So richtig entspannt schlafen kann ich irgendwie nicht wenn der Wind am Zelt rappelt, wobei ich mir auch etwas Gedanken ob der Sturm- und Regenfestigkeit meines DD Zeltes gemacht habe. Nix gegen DD, aber ernsthaftes Expeditionsequipment ist das ja nicht unbedingt. Aller Befürchtungen zum trotz, hat das Zelt gut dicht gehalten und der Teilweise doch recht "böige" Wind hat auch nichts geschadet. Der Große ist so platt, dass er im Gegensatz zu mir, schläft wie ein Stein und nicht´s vom Sturm mitbekommt. Gegen vier Uhr morgens hört der Regen auf, und weil ich so wie so wach bin gehe ich kurz raus und improvisiere schnell eine Wäscheleine auf der unser nassen Sachen, zumindest etwas im Wind flattern und abtropfen können. Richtig trocken wird hier natürlich nichts. Ich frage mich immer warum nie solche Bilder in Outdoorzeitschriften oder auf Werbebildern für Outdoorgear gezeigt werden. Gehört ja irgendwo auch dazu.


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    Nach dem aufstehen geht es dann in die nasskalten Klamotten, was für viel Unmut und Zwist sorgt. Die Stimmung erreicht ihren Tiefststand und auch ich wäre lieber in Unterhose weiter gelaufen als, bei 7 Grad C in die nasse Buchse zu schlüpfen. Bis zum Brocken ist es noch ca. eine Stunde und der Wind hat nur wenig nachgelassen.


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    Für ein wenig Aufheiterung sorgt das erreichen der 1000m Marke, nebst der Schiene der Schmalspurbahn. Erstes mal über 1000m!8)


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    Langsam weicht der Wald einem lichten Bestand aus Krüppelfichten, was den Wind nun völlig ungehindert auf uns einwirken lässt. Die Sicht beträgt vielleicht noch 15m. Wir sind mitten in den Wolken und der Brocken will sich nicht ganz ohne Gegenwehr bezwingen lassen.

    Dem Großen frieren schon wieder die Finger ein, was sich mittlerweile als halbwegs schmerzhaft erweist. Hier wären ein paar Handschuhe wirklich toll gewesen, aber wer denkt an so etwas wenn man im Tal bei über zwanzig Grad losmarschiert.


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    Dann ist es vollbracht. Wir machen ein paar Beweisfotos und huschen schnell wieder in den Windschatten des Gipfelstein, damit der Wind uns nicht umwirft. Die riesige rot weiße Antenne und die Radarkuppel direkt neben uns können wir nicht sehen, so dicht ist der Nebel.


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    :lagerfeuer


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    Bevor mir der Große nun wirklich noch Schaden nimmt, suchen wir nass, dreckig, stinkend, und verrotzt die Fressbude auf, wo hinterm Tresen die Brockenhexe höchstselbst auf uns wartet und uns, mit der uns gebührenden maximalen Verachtung begrüßt.

    Als ich dann noch frage wie die Selbstbedienungskaffeemaschine funktioniert und wir uns dazu entschließen um 9.15 Uhr erstmal Currywurst Pommes zu frühstücken, kann ich den Hass ihrer Blicke förmlich auf meiner Haut brennen fühlen. :cursing: :evil: :evil:

    Die Nachricht, dass wir im warmen sitzen und Currywurst zu uns nehmen, beruhigt auch meine Frau wieder, welcher es daraufhin sogar gelingt den Opa zu beruhigen. Als wir fast fertig sind, kommt auch die Brockenbahn das erste mal an und spuckt die ersten 100++ Besucher aus, welche natürlich alle Zeitgleich den Fresstempel stürmen. Nun wird mir auch klar, woher die Brockenhexe ihren unermesslichen Hass auf die Menschheit nimmt. Wir nutzen noch schnell das Sanitärangebot und verkrümel uns schleunigst bevor die Bude aus allen Nähten platzt.


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    Aufgewärmt, vollgefressen und mit zumindest etwas getrockneter Kleidung, machen wir uns an den Abstieg. Ab hier geht es dann, im wesentlichen nur noch Bergab, allerdings ist der Weg vom Brocken runter recht eintönig. Erst läuft man ein ganzes Stück auf der Teerstraße, dann geht es weiter auf der Hexenstieg typischen Schotterpiste. Um den Brocken herum wimmelt es plötzlich vor Leuten und es dauert einige Kilometer bis der Rummel etwas nachlässt.


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    Die wenigen naturbelassenen Wege, sind eine Wohltat für die Augen und Fußsohlen.


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    Für willkommene Abwechslung und einen schönen Ort zum Pausieren sorgt der Trudenstein, welchen man sogar besteigen kann.


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    In der Ortschaft drei Annen Hohne, gelingt es mir auch erstmals die Schmalspurdampflok zu fotografieren, welche wir schon den ganzen Tag immer wieder hören und riechen. Der Geruch der Fettnusskohle ist mir als Hobbyschmied direkt aufgefallen. Wir beschließen, dass wenn wir in der nächsten Woche bei der Oma in Thüringen sind, nochmal wieder zu kommen und mal mit der ganzen Familie mit dem Ding auf den Brocken zu fahren. Seid dem weiß ich auch, dass das Teil gar nicht mit Kohle befeuert wird, sondern mit Euroscheinen! :huh:  :cursing:

    Darüber was die Familienkarte gekostet hat möchte ich lieber schweigen. :cursing: Dann doch lieber laufen.


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    Was nun folgt ist der wohl hässlichste Teil der Strecke. Die unruhige Nacht und der kalte Aufstieg zum Brocken stecken uns noch in den Knochen, und der Große zockelt lustlos hinter mir her weswegen ich ihn öfters antreiben muss, was uns wiederum beiden auf die Nerven geht. Ich kann´s verstehen weil die Strecke einfach nur eine Schotterstraße ist und die Umgebung ab hier auch kaum noch Abwechslung bietet. Hier ist viel stumpfes durchhalten gefragt.


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    Welch ein Elend!


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    Wir durchqueren eine kleine Ortschaft mit einem hübschen Wasserfall.


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    Nachdem wir mehrere kleine Orte durchquert haben machen wir noch einen kleinen Abstecher zu einer Burgruine, weil es dort einen Stempelkasten gibt. Diese Stempel gibt es im gesamten Harz. Man kann sie, in einem Stempelbuch sammeln und erhält dann je nach gesammelter Anzahl und gegen einen gewissen Obolus, Auszeichnungen an den Niederlassungen der Touristeninformation. Mir bedarf es derlei Schnickschnack eigentlich nicht, aber gerade für Kinder bietet das einen gewissen Motivations und Belohnungseffekt. Mein Sohn ist jedenfalls voll angefixt und die Aussicht auf einen neuen Stempel, beflügelt ihn jedes mal mit neuer Kraft.


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    Langsam wird es Abend und unser Etappenziel, die Talsperre Königshütte, kommt nach einem langen Tag endlich in Sicht.


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    Nun heißt es Schutzhütte suchen oder Zelt aufschlagen. Weil es am Stausee einige vom Weg aus schlecht einsehbare Wiesen direkt am Wasser gibt und auf diesem Teil des Hexenstieg generell wenig los ist, fällt unsere Wahl auf´s Zelt. Ganz hinten in der Mitte sieht man noch den Brocken mit seinen Aufbauten. Das erscheint einfach nur unendlich weit. Nicht nur wegen der ca.25km teils langwieriger Strecke die wir an diesem Tag hinter uns gebracht haben, sondern auch weil das Klima und die Umgebung hier unten am See so völlig anders sind. Immerhin hat das Wetter gehalten und wir haben unsere Klamotten wieder weitestgehend trocken gelaufen.


    Hier mache ich nochmal einen kleinen Cut. Tag vier und fünf schaffe ich vielleicht nicht direkt morgen aber in absehbarer Zeit.


    :winken





  • Tag vier am Hexenstieg.


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    Über die hälfte liegt nun hinter uns und mittlerweile haben wir eine ganz gute Camproutine entwickelt. Ich lasse den Großen noch ein bisschen pennen, stehe als erster auf, mache Frühstück und warmen Tee, und sortiere schon mal etwas die Sachen, damit das Zusammenpacken nicht zu lange dauert. Der Lagerplatz direkt am Wasser macht dabei vieles einfacher.




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    Die Stimmung ist wieder gut, und wir setzen unseren Weg mit neuer Kraft fort. Hier beginnt man auch immer wieder am Tal der, hier noch recht mickrigen, Bode entlangzulaufen, welche sich ab hier einen zunehmend enger werdenden Canyon in die Felslandschaft geschliffen hat.


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    Mal läuft man unten an den Klippen entlang, dann wieder oben drauf, was einige imposante Ausblicke bietet. Die Schotterpiste bleibt zwar aber die Ödnis vom Vortag liegt, zum Glück hinter uns.


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    Braucht noch einer Zunderschwamm?


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    Wir folgen weiter zum größten Teil dem Verlauf der Bode bis zur Talsperre Wendefurth mit ihrem Speicherkraftwerk.


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    Danach verlässt man die Uferlinie wieder, um einen für mich nicht wirklich sinnvollen, Umweg über einen Berg zu machen, welcher einen dann doch wieder an die Talsperre zurückführt. Unten angekommen überquert man die Staumauer und kehrt zum Flusslauf der Bode zurück.


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    Weil wir am Vortag gut Kilometer gemacht haben, haben wir nun keinen Stress mehr und halten zeitig nach einem geeigneten Lagerplatz ausschau, bevor das Tal der Bode zu eng wird zum campieren.


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    Diese einige Meter vom Weg entfernte Sitzgelegenheit direkt am Fluss, hat neben an eine schöne gerade Fläche. Besser kann´s gar nicht kommen. Die Füße brennen ohnehin vom latschen auf befestigtem Schotter. Also wenden wir die altbewährte Taktik an; Machen erstmal Essen - Es gibt Nudeln mit vier Käse Soße - Das bisher beste Fertiggericht. Dann warten wir bis alle anderen durch sind und Stellen unser Zelt auf. Tag vier verging recht zügig, die Etappe war wieder deutlich schöner als die vom Vortag.

  • So.. Fünfter und letzter Tag, vom Hexenstieg.


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    Nachdem wir gefrühstückt und gepackt haben, setzen wir unseren Weg entlang der Bode fort. Die Entscheidung zu unserem Lagerplatz war richtig, weil das Tal hier langsam immer enger wird. Hier noch irgendwo ein Zelt hin zu packen wäre recht kniffelig geworden.


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    Wir sind in Deutschland, also gibt´s auch für alles Warnschilder. LEBENSGEFAHR!!! =O Solche Schilder hätte ich mir an den nicht wenigen, schlecht einsehbaren Landstraßen Überquerungen gewünscht. Ist ja auch lustig, weil einen alternativen Weg, gibt es nicht und umdrehen und zurücklatschen ist auch keine wirkliche Option. Man muss aber der Fairness halber sagen, dass wirklich ein paar recht frische Abbrüche am Weg lagen.


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    Welch Freude! Es gab auch wieder Stempel. :dance Am Ende war er "Wanderprinz" und hatten die Harzer Wandernadel in Bronze. Silber haben wir die Woche drauf bei der Oma im Südharz noch geholt. Nur das Abzeichen für den Hexenstieg haben wir NICHT! Weil man dafür nochmal alle Stempel in ein extra Hexestieg Heft machen muss!?? WTF X( :rolleyes: Soll verstehen wer will, ist aber auch egal...


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    Irgendwann wird das Bodetal dann allmählich zur Schlucht.


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    Das Bodetal ist nochmal ein richtiger Hingucker. Langsam wird es auch wieder voller. In der letzten Ortschaft sind nochmal viele Tagesausflügler zugestiegen, was dazu führt, das man sich etwas gezwungen fühlt ein gewisses Tempo mit dem Strom zu laufen. Wer zu schnell ist, rennt in die Gruppe vor einem und wer trödelt, kollidiert mit denen die von hinten kommen, was teils etwas unangenehm ist weil man an den engen Stellen, schlecht überholen kann. Der krasseste ist ein Radfahrer, welcher versucht sich gegen den Strom durchzuarbeiten.

    Ich bin ja keiner der Leute kritisiert nur weil sie verrückte Dinge tun, aber das ist einfach nur noch doof. Zumal man bei den vielen Stufen und kleinen Treppen, ohnehin nicht viel fahren kann. :wallbash


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    Um uns etwas "Freiraum" zu verschaffen, gehen wir an einer weniger steilen Stelle zum Fluss runter und erkunden etwas die Felsen und Stromschnellen.


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    Wieder am Weg passieren wir einige etwas größere Geröll Abbrüche. Für mich sieht das nicht so aus als ob das schon ewig lange her ist. Die Menge schätze ich mal auf fünf bis zehn Sattelschlepper. Da will man nicht dabei sein wenn´s runterkommt. 8|

    Ich glaube gelesen zu haben, dass dieser Teil des Bodetal im Winter sogar gesperrt wird.



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    Gegen Ende gibt die Naturszenerie noch mal alles. Der Große findet´s langweilig und will jetzt auf einen Spielplatz!? :skeptisch

    Scheinbar nicht ausgelastet das Kind. Was sagt man dazu?


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    Die Brücke ist dann zum Glück wieder würdig als "cool" erachtet zu werden. Nach der Brücke steigen wir weit, im zickzack eine Felswand hinab, laufen noch ein paar Meter und landen dann...


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    ... an einer der bestgelegenen Fressbuden die ich je gesehen habe. Von hier zur Jugendherberge sind es noch 800m und weil wir ohnehin noch zu früh sind um einzuchecken gönnen wir uns, bei der Gelegenheit auch einen Happen.


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    Die Herberge, ist im Stil einer Bundeswehrkaserne eingerichtet. ;) Aber sie ist sauber und günstig. Wir sind in erster Linie hier weil wir vor der Rückreise mit der Bahn GANZ dringend duschen müssen. Alles andere wäre Körperverletzung an den anderen Fahrgästen.


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    Nach der lang überfälligen Körperpflege, gehen wir noch die paar Meter nach Thale rein, und gucken schon mal wo sich der Bahnhof befindet, vor dem auch der Endpunkt des Hexenstieg markiert ist.


    Und das waren unsere knapp 100km am Hexenstieg. Der Große hat gut durchgehalten und auch für mich war es lange her, dass ich das letzte mal so lange zu Fuß unterwegs war. Und noch länger, dass ich einen Rucksack mit anfangs 17kg geschleppt habe. Hat aber alles gut gepasst. Auch das Wetter war bis auf den Wolkenbruch und den kleinen Sturm vorm Brocken wirklich gut.

    Viel längere Touren, würden wahrscheinlich auch Logistisch schwierig weil ich einfach nicht viel mehr Essen und Wechselklamotten in meinen Rucksack bekomme. Ein zwei Tage mehr würden vielleicht noch gehen, aber dann ist meine "Lastobergrenze" erreicht. Körperlich macht meinem Sohn das alles keine Probleme, allerdings ist die Trennung von Bruder und Mama nach fünf Tagen schon spürbar.


    Was mein Fazit zum Hexenstieg betrifft: Kann man auf jeden Fall mal machen. Es gibt sicher noch schönere Fernwanderwege aber der Harz ist die Anreise in jedem Fall wert. Was ich nicht so toll fand waren die für meinen Geschmack "zu gut" befestigten Wege. Die haben es echt vollbracht auch noch den hintersten Winkel mit gepresstem Schotter zu planieren. Das ist leider auf vielen der bekannteren Wanderwege so und soll wohl dazu dienen, dass möglichst viele Leute den Weg nutzen können.

    Die Beschilderung ist auch völlig narrensicher. Da kann man nicht viel falsch machen. Auch wenn wir mal im blinden Trott an einem Schildchen vorbei gelaufen sind haben wir das meist schnell bemerkt.

    Das hässlichste Stück war vom Brocken runter bis zur Talsperre Königshütte. Da durchquert man viele komische Hillbillydörfer und es gibt auch sonst nicht viel zu gucken. Aber man kann auch nicht nur Highlight´s erwarten. Am schönsten fand die die Abschnitte vorm Brocken und das Bodetal, der Rest war auch recht ansehnlich, wobei der Wald sicherlich vorm Borkenkäferarmageddon besser ausgesehen hat.

    Was ich der Vollständigkeit halber nicht verschweigen möchte ist, dass man am Hexenstieg auch nie so ganz einsam unterwegs ist. Es gibt dort eine gute Infrastruktur an Hotels und Herbergen was viele Wanderer und Mountainbiker anlockt. Ich fand es aber auch irgendwie lustig immer auf die selben Leute zu treffen. Nach ein paar Tagen "kennt" man sich, und hat immer ein bisschen was zu erzählen.


    So... Viel neuer Lesestoff im "leeren" Forum ;) Ich hoffe euch gefällt´s.

    Bis dahin - Gruß an Alle - Holger!





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