Seid gegrüßt!
Alternative Kleinheizgeräte sing ja gerade voll im Trend, deswegen habe ich hier mal den Bau meines neuen Zeltofens dokumentiert. Für mich ist das Teil nur Spielzeug; Außer der Freude am Basteln und dem rein kindlichen "haben wollen", hat ein Zeltofen für mich wenig wirklichen Nutzen. Generell sind die Dinger eher was für Leute welche, mit Motorschlitten, Quad, Hundeschlitten, oder irgendeinem anderen mehr oder minder motorisierten Last Transportmittel, unterwegs sind. Hier in Deutschland, ist sowas wohl kaum ernsthaft nutzbar. Zu dem auch bestimmt hochgradig illegal weil - unangemeldetes Heizgerät, keine Norm, keine Siegel, keine Wartung, keine Abgaskennzeichnung kein Schornsteinfeger an wechselnden nicht registrierten Standorten - Ganz ganz schlimm und gefährlich das alles!!!
Wenn man so etwas nun rein aus Jucks macht, sollte das natürlich auch nicht unendlich teuer werden, also habe ich mal geschaut, was die Dinger so kosten, und selber etwas buchgeführt. Die billigsten lagen so bei ca. 150Euro von Mülltec und 160Euro (echt jetzt?!) von Kaufland. Die sind aber mittlerweile auch schon wieder teurer geworden. Vor der ganzen Sch mit Krieg und Gas und Inflation hätte ich gesagt, dass ich so ein Teil für 50- 60 Euronen zusammenzimmern kann. Dies gelingt freilich dieser Tage nicht mehr, aber ich hocke auf ´nem Haufen gesammelten Stahlschrott und arbeite auch beruflich mit Stahl, weswegen ich die Kosten hier und da etwas verringern kann und habe somit einfach mal angefangen zu Bauen.
Zuerst benötigt man, natürlich eine Munitionskiste aus Metall. Meine hier ist ca. 28cm lang, 14cm breit und 18cm hoch. Das ist die Standard Natokiste für 12,7 und 5,56mm Patronen, und die "meines Empfinden nach" kleinste, noch für einen Ofen brauchbare Munkiste. Es gibt noch eine kleinere für 7,62mm Patronen aber daraus einen funktionierenden Ofen zu bauen erscheint mir unrealistisch.
Die Kosten hierfür betrugen 17 Euro mit Versand.
Wenn man das Ding nun hat, kommt erstmal der Tragegriff oben am Deckel weg. Dieser ist punktgeschweißt und lässt sich mit einem Meißel leicht entfernen.
Dann folgt die schlimmste und langwierigste Arbeit bei der ganzen Geschichte. Das entfernen der Lackierung. Ich habe das mit der Drahtbürste am Winkelschleifer gemacht, was aber einige Zeit in Anspruch nimmt und eine riesen Sauerei macht. Teurer und giftiger aber wesentlich einfacher und gründlicher wäre es gewesen einen chemischen Lackentferner zu verwenden. Die Farbe im Innenraum habe ich dran gelassen. Diese erledigt sich, nach der ersten Nutzung, von selbst. Sorry Schornsteinfeger
Auf die Seite ohne Verschluss- Mechanismus kommt nun die Öffnung für die Ofentür. Das 1,5mm Blech, aus dem die Kiste besteht, kann man so eben noch mit der Stichsäge ausschneiden, was allerdings einen Höllen Lärm macht. Die Größe der Öffnung habe ich hinterher noch ein wenig angepasst, weil die Verschraubungen von der Tür angestoßen sind.
Als erstes "Anbauteil" , habe ich die Muffe für das Ofenrohr angefertigt. Das größte Rohr welches ich rumliegen hatte, war 48,5mm im Durchmesser. 50mm wären mir lieber gewesen, aber solche Stahlrohre gibt es kurioser Weise höchst selten. Ich schätze das ist so ein Inch Unsinn. Das 48,5mm Rohr war "da", also habe ich es genommen, ebenso wie die 3mm Verbinderplatte, welche sogar schon passende Löcher hatte. Eine passende Lochsäge habe ich auch, was mir in dieser Situation vieles erleichtert hat.
Selbst für meine sehr bescheidenen Ansprüche, ist die "Schweißnaht" sehr mäßig geraten. Aber es scheint zu halten und ist dicht. (Früher konnte ich sowas mal, ob ihr´s glaubt oder nicht. Ist aber lange her)
Solche Rohranschlüsse kann man auch fertig kaufen, allerdings sind die meist recht klobig und sehr teuer.
Als nächstes habe ich mich der Tür angenommen. Das 2,5mm Stahlblech dafür hatte ich auch noch rumliegen. Das Scharnier musste ich kaufen. 3,59 im Baumarkt.
Als Luftregler wollte ich etwas zum drehen, also habe ich mit meinem größten Lochsägeaufsatz 60mm?? eine Scheibe ausgeschnitten.
Die Scheibe habe ich auf der Tür festgeschraubt und beides mit 22 oder 24mm (weiß nicht mehr genau) durchbohrt.
Dann kommt die Drehscheibe erst mal wieder weg und die Tür wird mit dem Scharnier am Ofen befestigt. Ich habe das mit Alu Popnieten gemacht weil ich das oft bei Bauanleitungen auf YT gesehen habe, außerdem hatte ich die noch da und die Nieten tragen nicht so dick auf wie Schrauben. Ich hatte so meine Befürchtungen, dass die Alunieten schmelzen könnten, aber bisher gab es da keine Probleme.
Nun braucht die Tür noch eine Verschlusslasche.
Und einen Verschlusshaken. Beides aus Resten von der Ofentür.
Als Pin´s zum drehen der Lüftungsklappe, hatte ich mir zwei 8er Senkkopfschräubchen rausgepickt. Allerdings konnte ich in der 2,5mm Scheibe nicht tief genug senken, weswegen ich die Köpfe noch etwas abfeilen musste.
Aus dem alten Lochblech vom Kellerfenster biegen wir einen simplen Aschenrost.
Danach wird das Loch für den Schornstein gebohrsägt.
Und der Ofenrohranschluss angeschraubt.
Just in diesem Moment, als hätte er es geahnt, kommt der Paketbote und bringt das Ofenrohr. Oder besser gesagt das Bosal 264 -450 50mm Universalabgasrohr. Die Dinger lassen sich endlos ineinanderstecken und sind relativ hitzebeständig, eignen sich also wie geschaffen als Zeltofenrohr. Leider sind die Ofenrohrsegmente auch der Teil der die ganze Sache teuer macht. Obwohl ich bis hierhin nur die Kiste, das Scharnier und die paar Nieten und Schrauben bezahlt habe und der Rest aus der Schrottkiste kam, kommt man hier um´s Geld ausgeben nicht mehr herum. Diese Abgasrohre kosten so ab 7 -12 Euro das Stück + Versand je nach Händler. Also fünf Stück zusammen rund 40 Euro.
Nach dem ersten Test habe ich das Ofenrohr nochmal weggepackt und alle zu langen Schrauben gekürzt. Die an den drehbaren Teilen habe ich hinten mit der Hammerfinne aufgeweitet damit diese sich nicht lösen können.
Eine Sache hätte ich fast vergessen. Der Deckel verfügt über eine Gummidichtung welche mit einem Blech unter dem Deckel festgeklemmt ist. Dieses Klemmblech lässt sich mit einem Schraubenzieher hochbiegen so, dass man die Dichtung recht leicht entnehmen kann.
An Stelle dieser Dichtung kommt nun ein Ofendichtband welches wiederum mit dem Klemmblech fixiert wird. Hier braucht man relativ dickes Band min 10x10mm. Auch dieses hatte ich noch im Bestand, hätte aber ansonsten auch noch locker einen 10er gekostet.
Damit die Flammen nicht geradewegs in den Schornstein schlagen habe ich noch ein kleines "Umlenkblech" gebogen, welches mit den Einkerbungen auf die Nietenden gesteckt wird, und somit gegen verrutschen gesichert ist.
Zeit für den ersten Probelauf, noch ohne Füße. Vorrangig um Farbreste zu verbrennen und den Luftzug zu checken.
Dies hier sollten eigentlich die Füße werden, welche klappbar am Boden des Ofens angebracht werden sollten. Allerdings wären die Füße sehr kurz und der Ofen sehr wackelig geworden, weswegen ich diese Idee verworfen habe.
Also habe ich mir auf der Bude einen kleinen Schrottabschnitt rausgesucht und diesen mittels Tafelschere und Abkantbank zu neuen Füßchen umgeformt. Nur Löcher bohren mussten wir noch selber.
Die neuen Füße sind wesentlich standfester als die ersten und lassen sich, demontiert immer noch im Ofen verstauen.
Die Montage der Füße mittels Schrauben und Muttern am Boden des Ofens ist etwas fummelig, und es wäre sicher schön gewesen den Ofen "werkzeuglos" aufstellen zu können, aber die Vorteile welcher der sichere Stand mit sich bringt überwiegen hier deutlich. Bei dem Gewicht, dass so ein Ofen nun einmal hat, ist es auch egal wenn man einfach noch einen kleinen 13er Schlüssel oder so ein Fahrrad Tool mit bei packt.
Nach dem Lackieren sieht das neue Kleinfeuergerät richtig edel aus. Allerdings hat mich der Sch Baumarkt beim Ofenlack richtig dran gekriegt. 19,99 Für eine Dose Lack. Ich hätt´s nicht gekauft, war aber falsch deklariert und ich hab´s erst zu Hause gemerkt. Zumal eine kleinere Dose locker ausgereicht hätte.
Wenn man nun wirklich vorhätte das Teil mobil zu nutzen müsste man die Rohrsegmente etwas kürzen um sie im Ofen zu verstauen, was ich aber erstmal nicht tuen werde, da ich, wie anfangs schon erwähnt, den Ofen eher im Garten nutzen werde.
Ein letztes Bauteil hatte ich noch vergessen. Das mit der Dose als Regenschutz hatte ich auf die schnelle improvisiert, allerdings hat sich das mittlerweile so gut bewährt, dass das so bleiben wird.
Kostentechnisch ist das mit rund 80 Euronen schon kein so billiger Spaß gewesen, aber dennoch in dem Rahmen den ich so kalkuliert hatte. Den Lack hätte man auch für die Hälfte bekommen können, aber dafür hatte ich die meisten anderen Materialien noch über. Wenn man nun alle Materialien neu kaufen würde, käme man bestimmt den Preisen der gängigen China Modelle recht nahe.
Aber sei´s drum, die Kinder haben relativ viel und konzentriert mitgearbeitet, ich hab mein neues Spielzeug und in der Werkstatt ist wieder etwas mehr platz für neuen Schrott. Und mal ehrlich was sind denn heute schon noch 80 Euro...
Ich mach hier erstmal eine Pause, sonst wird´s zu lang, ein Praxistest folgt in kürze.