Hallo zusammen!
Nach langer Zeit habe ich es nun fertig gebracht mir etwas Schweißpulver zum feuerschweißen zu beschaffen. Weil ich mit feuerverschweißen auf die "herkömmliche" Art bisher kaum Erfahrungen habe, wollte ich irgendwas einfaches zum üben machen. Nur sinnlos ein paar Flachstähle aneinander heften war mir irgendwo zu dumm, also habe ich überlegt, dass so ein Tomahawk ein schönes "Einstiegswerkstück" wäre.
Das klassische Tomahawk musste billig und schnell herzustellen sein, um es möglichst gewinnbringend bei den metallurgisch unerfahrenen Ureinwohnern Nordamerikas gegen Tierfelle eintauschen zu können woraus, ein relativ simpler Archetyp einer Axt resultiert.
Als Material benötigt man hier ein Stück Flacheisen von ungefähr 200x40x6 mm und ein ganz kleines Stück "teuren" härtbaren Stahl. Wobei ich mir recht sicher bin, dass auch Modelle ohne härtbaren Stahl gehandelt wurden. Des weiteren benötigt man eine Art Konus um das Auge ausarbeiten zu können.
Man erkennt hier direkt den wirtschaftlichen Vorteil einer Axt mit gefaltetem Auge gegenüber einer aus einem soliden Stück hergestellten. Während ein ausreichend großer Block aus mono Vergütungsstahl
relativ schwer zu bekommen und früher unglaublich teuer und zeitaufwendig herzustellen war, benötigt man hier nur ein relativ dünnes Stück Billigeisen, welches sich außerdem auch leichter verarbeiten lässt.
Bevor es nun weitergeht möchte ich noch kurz etwas zur Evolution der Äxte abschweifen. Das Tomahawk ist schon eine sehr einfache Form welche in Europa schon lange vor der Besiedlung Amerikas bekannt war. Selbst Kelten und Römer hatten schon gefaltete Beile und Äxte mit teilweise komplexer ausgearbeiteten "Augenformen". Aber es gibt noch einige wesentlich einfachere Formen welche in Teilen Afrikas bis heute Verwendung finden. Bei Typ 1 wird einfach das Blatt zu einer Art Erl ausgeformt und in einen Keulenartigen Stiel gesteckt. Bei Typ 2 ist man dann immerhin schon in der Bronzezeit angelangt. Hier wird das Blatt direkt zu einer Tülle geschmiedet und auf eine Astgabel gesteckt. Ich habe sowas auch schon mit einem plattgeschmiedetem Stück Stahlrohr gesehen. Die Lebensdauer und Funktionalität solcher Konstruktionen ist im Vergleich zu Beilen mit echtem "Auge" sicher etwas limitiert. Wenn die Möglichkeiten zur Metallbearbeitung oder Beschaffung nicht gegeben sind aber immer noch ein gängiger Behelf.
Nun aber zurück zum Tomahawk...
Der Flachstahl wird nun in der Mitte zu einem U gebogen. Bevor man die Flächen nun aufeinander bringt sollte man diese nochmal gründlich mit der Drahtbürste reinigen. Die Länge des Auge wird dann an der Ambosskante definiert und die Blatthälften möglichst eng zusammengehämmert. Danach wird das Werkstück soweit erhitzt, dass das Schweißpulver beim auftragen schmilzt und in die Spalten eisickern kann. Wenn das Schweißpulver eine Schutzschicht über alle zu verschweißenden Oberflächen gebildet hat kann man das Teil auf Schweißtemperatur erhitzen und zusammenhämmern.
Ich mache hier ein Tomahawk mit komplett gefalteter Schneide. Man kann es aber noch billiger haben wie auf dieser Skizze, in dem man Auge und Hartstahl nur einseitig verschweißt.
Verschiedene Mischformen aus beiden waren ebenfalls im Umlauf.
Wenn der erste Schweißvorgang geglückt ist, spaltet man das vordere Ende der Schneide nochmal auf.
Nun bereitet man den härtbaren Stahl (ein Reststück C45) für die Schneide vor. Dieser wird in eine Keilform gebracht. Mit dem Meißel arbeitet man ein paar kleine Zacken ein, damit sich der Keil beim zusammenfügen verzahnt und nicht wieder herausgequetscht wird.
Dann kommt wieder - Oberflächen reinigen , Teile mit Schweißpulver bestreuen und zusammen fügen, nochmal erhitzen kontrollieren ob das Pulver überall verteilt ist und verschweißen.
Mein Schneidkeil war etwas zu groß, weswegen ich den Überstand abgetrennt habe. Man kann das auch als Bart stehen lassen und eine Fantasy -Wikinger -Ork Axt Dings draus machen, aber ich wollte fürs erste bei der Trade Axe bleiben.
Als nächstes habe ich die Schneide ausgeformt...
...und dann das Auge. Dazu benötigt man jetzt dieses Ding welches mich auf furchterregende Weise an eine Werbung für den Amorelie Adventskalender erinnert.
Wichtig ist hierbei, dass man hier überwiegend von oben arbeitet. Während man bei modernen Äxten ein Auge mit einem leicht Sanduhrförmigen Querschnitt anstrebt, braucht man bei dem Tomahawk eine reine Kegelform. Hier muss man auch etwas vorsichtig sein. Statt den "Plug" mit Gewalt ins Auge einzutreiben, hämmert man eher die Seiten um sich nicht von innen die Schweißnaht aufzustemmen.
Das wars dann soweit vom Schmiedeteil der Rest wird geschliffen.
Nach dem Schleifen habe ich die Schneide gehärtet. Ich war mal mutig und habe in Wasser gehärtet, was ich bei so dünnen Werkstücken normal ungern mache, aber ich wollte wissen ob die Verschweißung das aushält, und ich bekomme so den C45 auf eine ganz ordentliche Härte. Zum Anlassen habe ich das Beil von hinten erhitzt und die Anlassfarben bis vorne durchlaufen lassen. Ich konnte sogar meiner Kamera ein Bild entreißen auf der man die goldgelbe Färbung ganz gut erkennen kann. Das ist natürlich eine sehr schnelle und wenig genaue Art der Wärmebehandlung aber mit solch einfachen Werkstoffen kann man das mal machen.
Fertig. Den Griff habe ich auf die schnelle improvisiert und werde den bei Zeiten ersetzen. Normal nimmt man für sowas Spaten oder Schaufelstiele aus Esche aber da hatte ich gerade nichts passendes rumliegen. Was aber den Vorteil des runden Axtauge zeigt - Man kann fast jeden beliebigen Ast hernehmen und muss ihn nur so weit bearbeiten, dass er zum Kopfende hin etwas dicker wird, ihn durch das Auge stecken und man ist fertig. Das Prinzip ist sogar relativ sicher weil es sehr unwahrscheinlich ist, dass der Kopf nach oben durchrutscht. Ansonsten hat der runde Stiel natürlich nur Nachteile weil er eine recht bescheidene Haptik bietet. Ich habe mal so ein 30cm Buchenklotz damit zerlegt, was auch funktioniert, aber da gibt es wirklich besseres Werkzeug für.
Zum vergleich unten mal eins von meinen "herkömmlich" geschmiedeten Beilen. Das Gewicht unterscheidet sich da kaum aber durch den modernen Griff, das schmalere Gehäuse und die breitere Schneide liegen da evolutionäre Welten zwischen, was man beim benutzen ganz deutlich merkt. Das Tomahawk wirkt eher wie ein Behelfswerkzeug während sich das moderne Beil beim arbeiten richtig gut anfühlt.
Nun ja... die Übung mit dem feuerverschweißen hat jedenfalls gut funktioniert. Die Nähte sind teilweise nicht ganz perfekt aber fürs erste mal bin ich da voll zufrieden.