Schleifsysteme zum Messer schärfen im Eigenbau

  • Seid gegrüßt!


    Ich habe mir in letzter Zeit ein paar Gedanken über mechanische Schleifsysteme zum Messer schärfen gemacht. Normalerweise schärfe ich alle meine Messer mir herkömmlichen Wetz/ Wassersteinen also frei Hand bin damit auch etliche Jahre ganz zufrieden gewesen. Allerdings komme ich besonders bei Klingen mit Flachschliff irgendwo an einen Punkt an dem es schwierig wird beim schleifen immer genau den richtigen Winkel an der Schneidphase zu treffen.

    Demnach sind mir einige kommerzielle Schleifhilfen in den Sinn gekommen, welche es einem ermöglichen sollen immer den exakten Schleifwinkel einzuhalten.


    Als erstes eingefallen ist mir der Lansky Messerschärfer. Ich habe mir in Folge dessen, dieses System im Netz betrachtet und empfand es als relativ idiotensicher. Allerdings ist dieses "System" wirklich der Art simpel aufgebaut, dass es mir nicht wertig genug erschien dafür 50 Euro ++ auszugeben. Das einzige was ich mir also davon erworben habe sind drei Schleifsteine in verschiedenen Körnungen.

    Wenn man wie ich auf ´nem Berg Metallschrott sitzt und gerne mit Metall arbeitet, ist der Rest eine Bastelarbeit welche man locker an einem Vormittag erledigen kann.


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    Zuerst muss man sich die Winkelhöhen, bezogen auf die Abmessungen des Schleifgerätes ausrechnen. Ich habe hier einen kleinen Fehler gemacht; Normalerweise hätte ich den halben Durchmesser der Bohrung zu der Winkelhöhe hinzu addieren müssen. So liegen die Winkel minimal flacher an, was aber in der generellen leichten Ungenauigkeit diese Systems untergeht.


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    Für meinen Lansky Nachbau braucht es einzig vier Teile Flachstahl.


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    An diesen werden nun die Löcher für die verschiedenen Winkelhöhen angezeichnet...


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    ... und gebohrt. Die Löcher sind leider nicht sehr genau in einer Linie, was aber auch völlig egal ist, weil nur die Höhe wichtig ist und die Löcher später noch breiter gefeilt werden.


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    Dann werden die langen Teile gebohrt und an der Spitze mit einem flachen Winkel versehen. Ich habe die Klemmbacken noch mit einer Aussparung versehen, was im nachhinein aber eine dumme Idee gewesen ist, weil sich dadurch sehr schlanke Schneiden nur schlecht einspannen lassen.

    Anschließend werden alle Teile ,möglichst im rechten Winkel, verschweißt.


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    Der erste Test zeigt, dass die Winkel sogar relativ genau passen.


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    Für einen besseren Grip habe ich zwei Stücke alten Fahrradreifen in die Klemmbacken geklebt. Wie schon erwähnt wäre es besser und einfacher gewesen die Klemmbacken einfach flach zu belassen.


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    Danach werden beide Winkel mit zwei Schrauben verbunden. Beim Original geht die hintere Schraube nicht durch, sondern drückt auf die darunterliegende Platte so, dass das Messer vorne geklemmt wird. Bei meiner Version wird das Messer direkt von der vorderen Schraube geklemmt, was im Endeffekt keinen Unterschied darstellt. Nachteilig ist in jedem Fall, dass der Winkel dabei leicht verfälscht wird.


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    Um den Schwenkbereich des Systems zu vergrößern habe ich die Bohrungen noch etwas breiter gefeilt.


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    Problematisch wird es wenn man sehr schlanke klingen, wie das kleine Victorinox, damit schleifen möchte. Ohne die ausgearbeiteten Klemmbacken wäre das besser gewesen, aber es bleibt ein generelles Problem bei diesem Schleifsystem.


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    Und hier das fertige Resultat meiner kleinen Raubkopie. Als Führungsstange dient eine Fahrradspeiche. Die Originalstangen kommen auf 6,50 Euro für vier Stück und sind im Grunde auch nicht besser.


    Nun gut; Das Ding funktioniert so weit, aber schon beim arbeiten am Lansky Nachbau habe ich mir gedacht, dass das auch viel einfacher und besser gehen muss. Zum einen haben mich die vorgegebenen Schleifwinkel und die nicht optimalen Klemmbacken gestört, zum anderen fand ich auch die dünne Führungsstange nicht besonders ausgereift.

    Gerade das mit den festen Schleifwinkeln ist beim Lansky nicht gut durchdacht. So ändert sich der Winkel je nach Höhe, Dicke und Einspanntiefe der Klinge, was in der Praxis zwar nur marginale Unterschiede ausmacht, jedoch wäre es sinnvoller einfach nachjustieren zu können.

    Also bin ich wieder an den PC und wurde dort von einer Fülle der unterschiedlichsten Schärfsyteme überrollt.


    Wie ich nun verblieben bin und welches Schärfsystem ich am Ende in Verwendung habe, seht ihr (hoffentlich bald) in Teil zwei dieses Fadens.


    Bis dahin - Gruß an alle - Holger:winken

  • So denn; Wie versprochen - Teil 2 der selbstgebauten Messerschärfer


    Wie schon erwähnt war mein direkter Lansky Klon zwar funktionstüchtig, aber irgendwo war ich nicht richtig zufrieden damit.

    Nach ein wenig Nachforschung im Netz, hat sich mir eine kolossale Menge an Messerschärfern offenbart, welche im Grunde meist recht ähnlich funktionieren. Der Kern der allermeisten Schleifgeräte ist fast immer eine Führungsstange samt Schleifmedium welche durch ein Drehgelenk geführt wird, welches wiederum über ein Gewinde in der Höhe und somit im Winkel verstellt werden kann.

    Das hört sich, wenn man es liest, erstmal ganz schrecklich an, aber ich habe natürlich auch wieder ein paar Bilder gemacht, die diese eigentlich relativ simple Mechanik sehr leicht verständlich machen.


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    Für die Version welche mir am sinnvollsten erschien, benötigt man eine Art Sockel. Dieser Sockel sollte eine gewisse Höhe haben, damit er die Gewindestange, über die später die Winkelhöhe reguliert wird im "eingefahrenem" Zustand aufnehmen kann. Das Material ist dabei relativ egal. Ich habe hier einfach ein paar Holz/Sperrholzreste zusammengeleimt. Der so entstandene Klotz misst ca. 260x60x50 mm. Die Länge richtet sich dabei nach der Länge der zu verwendenden Schleifmittel.


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    An das Klötzchen habe ich dann noch eine ganz kleine Stufe geschliffen. Diesmal wirklich nur sehr dezent damit man auch dünne und schmale Klingen damit einspannen kann. Bei späteren Versionen habe ich auch diese weggelassen, es genügt genauso die Klinge direkt auf dem Holzklotz fest zu klemmen.


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    Als Klemme kommt hier ein stabiles Blech zum Einsatz. Dieses sollte nicht zu dünn sein( 2- 3mm sind gut) damit man etwas Klemmkraft übertragen und in das hintere Loch noch ein Gewinde schneiden kann. Das vordere Loch hat kein Gewinde und dient zur Befestigung der Klemme. Die Spitze wird auch hier wieder abgeflacht um bei sehr schmalen Klingen nicht mit dem Schleifstein zu kollidieren.


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    Das Klemmblech wird einfach mit einer Spaxschraube am Holz befestigt. Diese wird dabei nicht ganz festgezogen damit das Blech noch "wippen" kann. Um das Messer zu fest zu klemmen, dreht man einfach die Sechskantschraube gegen das Holz und erzeugt eine gewisse Spannhebel Funktion. Das ganze Klemmsystem ist sehr flach aufgebaut so, dass auch kleine Klingen noch eingespannt werden können.


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    Am hinteren Ende wird ein Loch durch den gesamten Klotz gebohrt, welches eine M8 Einschlagmutter aufnimmt.


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    Nun kommt das Drehgelenk, welches auch das einzige Bauteil darstellt, dass einen gewissen technischen Anspruch aufweist.

    Dazu habe ich ein kleines Stück 25mm Vierkantrohr abgesägt und dieses mit zwei gegenüberliegenden 4mm Bohrungen versehen.

    An der späteren Unterseite wird ein 8mm Loch gebohrt.


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    Als nächstes wird die Aufnahme der Führungsstange angefertigt. Was man dazu verwendet ist im Grunde egal, hier war es ein altes Reststück Vierkantstahl. In die Mitte kommt eine Bohrung, welche im Durchmesser der Führungsstange entspricht. In diesem Fall 5mm. Die Längsachse wird für ein M4 Gewinde mit einer 3,3mm Bohrung versehen. Sorry meine Kamera hat sich hier sehr hart verweigert das Ding,wenigstens ein bisschen, scharf zu stellen.


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    Dann wird in beide Seiten das Gewinde geschnitten.


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    Die Bohrung am Vierkantrohr ist etwas mit der Mutter und der Gewindestange Kollidiert, weswegen ich diese weiter oben noch einmal neu gebohrt habe. Dafür musste dann auch die Oberseite am Vierkantrohr entfernt werden; Aber wir haben ein funktionierendes 360 Grad Gelenk als Aufnahme für die Führungsstange. Die beiden Muttern auf der Gewindestange dürfen dabei nicht gegeneinander drücken, damit das Gelenk sich frei drehen kann. Am besten verwendet man selbst sichernde Muttern oder fixiert diese Mit Klebstoff.


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    Zum Schluss habe ich noch ein M5 Gewinde an meine Führungsstange geschnitten um diese direkt in das Gewinde der Klemmschraube, am Lansky Schleifstein einschrauben zu können. Dabei war ich etwas naiv. Ich habe das Gewinde am Schleifstein gemessen und bekam da irgendwas um die 4,xx raus und habe mir demnach gedacht, dass es sich um ein Metrisches 5mm Gewinde handel muss. Aber ich hätte mir sicher denken können, dass "Lansky" natürlich aus den USA kommt und ein auf Zoll, oder weiß der Himmel, einer anderen schrecklichen Phantasiemaßeinheit, basierendes Gewinde verbaut hat.

    Sei es drum; Die ersten paar Windungen sind sich so ähnlich, dass man die M5 Stange ein Stück weit einschrauben kann. Irgendwann werde ich den :zensiert einfach Rausbohren und eine M5 Gewindehülse einkleben, oder einfach ein größeres Gewinde in das Plastik schneiden.


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    Un da ist das Prachtstück. Die Gewindestange mit dem Gelenk wird zum verstellen des Winkels einfach in den Holzständer herein oder herausgeschraubt. Die Mutter unten dient zum feststellen der Stange damit diese sich nicht versehentlich beim Schleifen verdreht.

    Alles in allem immer noch ein sehr einfaches "System", aber auch ein in seinen Grenzen effektives.


    Bei ganz kleinen Klingen, wie dem Vic oder schlanken klingen mit Scandischliff wie dem Mora, wird es auch hier etwas knapp aber ich komme überall hin ohne an die Klemmbacke zu stoßen. Gegebenenfalls könnte man die Klemmbacke noch flacher schleifen. Auch schwierig sind Messer mit Flachschliff, die an der ganzen Klinge keine Stelle haben, an der man sie "gerade" auflegen kann. Die meisten Messer haben aber zumindest zum Griff hin eine ungeschliffene Fläche.

    Was nicht geht sind sehr lange flexible Messerklingen wie bei manchen Filetiermessern, weil diese sich unter dem Druck des Schleifstein weg biegen, oder sehr stark geschwungene Klingen.


    Die Lansky Schleifsteine sind soweit in Ordnung, wenn auch die Angaben auf den Schleifsteinen leicht überzogen sind. Mit dem 600er Stein soll eine Gebrauchsschärfe erreicht werden, mit dem 1000er Stein ( meinem feinsten) soll man eine Rasurschärfe erreichen, was je nach Schneidwinkel bei diesen Körnungen schon sehr hoch gegriffen ist. Ich würde eher sagen mit dem 1000er bekomme ich meine Vic´s wieder in den Neuzustand oder leicht besser. Damit kann man ohne Probleme schnitzen, eine Forelle sauber Küchenfertig machen oder ein Eichhörnchen abziehen. Die Messer sind somit schon gut scharf, aber rasieren will man sich damit gewiss nicht. Also würde ich eher sagen dass, die 1000er Körnung eine gute Gebrauchsschärfe ergibt. Für alles darüber muss man wohl den leider etwas teureren 2000er Stein haben. Dafür ist die Produktpalette bei Lansky recht groß. Man bekommt da alles von 120er bis 2000er Körnung in allen möglichen Formen, mit Diamant oder Naturstein oder oder...


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    Und hier noch als kleines Update - Meine bis dato letzter Evolutionsschritt. Der wird ein Weihnachtsgeschenk. Zwar ohne Lansky, dafür aber mit coolem vier Seiten Revolversystem. Dazu habe ich einfach vier schmale Schleifsteine unterschiedlicher Körnung an ein Vierkanthölzchen geklebt. Die Führungsstange wird hier einfach nur in eine Bohrung im Holz gesteckt. Des weiteren gibt es hier ein ordentliches Stellrädchen am Klemmblech, ein Schutzblech welches verhindern soll, dass sich die Klemmschraube in das Holz frisst und sauber geschliffene und entgratete Flächen und Kanten.(ist ja schließlich ein Geschenk);) Die kleine Stufe vorne zum klemmen lasse ich dafür inzwischen weg.


    Man sieht, der Auswahl an verschiedenen Schleifmedien sind hier kaum Grenzen gesetzt. Die simpelsten Varianten nutzen Brettchen mit aufgeklebten Schleifpapier die größten und teuersten können ganze Wassersteine einspannen. Das einzige was man eventuell anpassen muss, ist die Größe des Systems, der Mechanismus kann immer gleich bleiben.


    Wenn mir noch was besseres einfällt werde ich´s hochladen, aber fürs erste bin ich zufrieden mit dem Teil. :winken

  • Das Gewinde war sicher ein Whitworth-Feingewinde. Ist immer ärgerlich damit,weil man bei uns Schrauben oder Gewindestangen damit schwer oder garnicht bekommt.
    Klasse finde ich deinen Schleif-"Revolver". Ich hätte Vieleicht noch einen Streifen Leder aufgebracht. Bzw einen 2. Revolver für die Politur.
    Ich finde einfach Klasse was du da gebaut. Ähnlich gelenke hab ich auch an Schleifgeräten gesehn und auch was die dafür für Preise aufrufen:skeptisch.
    Ok die sind dann Teilweise mit Digital-Anzeigen zum einstellen von Schleifwinkeln aber trotzdem:zensiert:skeptisch:eek

  • Boah! Krasser Scheiß!:dance

    Das ist ja echt der Wahnsinn, was für eine Arbeit.

    Ich muss sagen, ich bastel und bau ja auch wirklich unheimlich gern, aber so ein Aufwand - umso toller find ich das, dass du das gebaut hast, obwohl es X Schleifsysteme zu kaufen gibt.

    Einfach klasse.

    Uneingeschränkter Respekt!

    LG schwyzi

  • @ schwyzi :


    Der Arbeitsaufwand ist in Wirklichkeit relativ überschaubar. Die einzigen etwas speziellen Werkzeuge die man benötigt sind eine Tischbohrmaschine oder ein Bohrmaschinenständer und einen Satz Gewindebohrer/schneider. Ein günstiger Winkelschleifer samt Trennscheibe macht auch vieles einfacher. Bis auf die Gewindestange, die Schrauben und Muttern, sind alle Teile aus Schrott recycelt und waren quasi umsonst. Selbst die Teile neu zu kaufen wäre zumindest nicht teurer gewesen als ein fertiges Schleifsysten zu erwerben. Das einzige wo man Geld ausgeben muss sind die Schleifsteine selber. Wenn ich mir ein wenig Mühe gebe, habe ich so ein Ding allemal schneller fertig, als die Lieferung bei Amazon dauern würde.

    Soll heißen: Wenn man sich das richtig überlegt, und den Kram so wie so rumliegen hat, macht es kaum Sinn sowas fertig zu kaufen. Auch wenn ich gestehen muss, dass dies einer der ganz wenigen Fälle ist, wo selber machen wirklich noch günstiger und besser ist.


    @ Blumenstein :


    Das mit den Eichhörnchen kann ich erklären. Und zwar haben wir hier auf unserem und den umliegenden Grundstücken eine recht gesunde Population, ebendieser Nagetiere. Dieser Umstand führt wiederum dazu, dass mit relativer Regelmäßigkeit einige Tiere auf der, diese Grundstücke durchquerenden Straße Suizid begehen. Damit ihr Tot nicht vollends umsonst ist, verwerte ich was von den Tieren noch zu gebrauchen ist.

    So zu sagen praxisnahes Survivaltraining und mir persönlich lieber als die armen Viecher einfach in die Biotonne zu klimpern.

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