Wildbret mal anders!

  • Die liebe Neugier, und die Anregung eines Bekannten, brachten mich letztes Wochenende dazu mein jagdliches Beutespektrum um eine schmackhafte Wildbretquelle zu bereichern.

    Und so zähle ich nun den Waschbären, definitiv zu den Wildarten deren Verwertung von mir nun auch besonderen Augenmerk zukommt.

    Wie so oft ist das Internet wieder mal an allem Schuld, man schaut erst nach ein paar Mails, bestellt noch schnell etwas bei dem weiblichen Kriegervolk, und nach einer kurzen Übersicht über die neuen Videoempfehlungen auf DU-TUBE ist der Schaden angerichtet.....


    So in der Form bei mir geschehen nachdem ich von meiner Frau das Buch von Dave Canterbury (Jener welcher eben auch den oben beschriebenen Kanal auf dem wohlbekannten Videoportal betreibt) geschenkt bekam, welches auf den letzten Seiten mit gar seltsamen Gerichten aufwartete, wie Schildkrötenstew, Geschmorten Eichhörnchen und eben auch einem Waschbärgulasch. Als Koch ist die Neugier natürlich geweckt, schnell mal eben ein paar Infos im Netz gesammelt und schnell findet man raus das es da tatsächlich jemanden aus dem näheren Umfeld gibt der sowas mal ausprobiert hat!


    Über einige Umwege kam es tatsächlich dazu das ich ein Treffen mit besagten kulinarischen ,,Freigeist" (Allesfresser klingt irgendwie negativ behaftet?!) organisieren konnte. Als Begeisterter Niederwildjäger:gewehr und erfolgreicher Fallenjäger hat er einen enormen Zulauf an posierlichen Kleinbären, welche in großen Stückzahlen durch die Revieren ziehen, und eben auch an Wildbret. Und eben dieses brachte er letzten Samstag mit zur gemeinsamen Kochstunde! Auf dem Speiseplan stand für diesen Tag Waschbärgulasch! Für drei Personen sind sechs Keulen definitiv eine gute Menge!



    Im ersten Arbeitschritt machten wir uns daran das anhaftende Fett sorgfältig zu entfernen, zum einen aufgrund des wohl möglich strengen Geschmacks der in englischsprachigen Rezepten erwähnt wird, aber auch weil so unfassbar viel Fett davon dran war!

    Das so bearbeitete Fleisch wurde nun ähnlich jeder anderen Wildart, ausgebeint und Gulaschgerecht in kleine Stücke zerteilt.

    Die Würfel gaben wir im Anschluss in eine Schüssel, bedeckten alles mit Wasser, und gaben ein guten Esslöffel Salz dazu (Wieso genau das notwendig war, weiß ich nicht, aber geschadet hat es sicher nicht)


    Es folgten nun die typischen Abläufe die jedes Gulasch gemein haben, Röstgemüse scharf anbraten, Fleisch zugeben ebenfalls anbraten, und den austretenden Fleischsaft einreduzieren lassen, dann mit Rotwein löschen, reduzieren lassen, mit Brühe aufgießen und ebenfalls einreduzieren lassen.


    Erstaunlich ist wie sehr die Eigenschaften des Waschbärs beim braten denen des bekannten Hausschweins ähnelt! Man hat einen unheimlich hohen Garverlust nur an Wasser !


    Zu dem ganzen bereitete ich meinen persönliche Lieblingsbeilage für Fleischgerichte, einen Laugengugelhupf zu, und was soll ich sagen! Es war herrlich ! Sollten auch die Aufnahmen etwas misslungen wirken, und die Gerichte nicht unbedingt fotogen sein, so kann ich ohne Übertreibung sagen, das es mir hervorragend geschmeckt hat !

    Es war kein störender Nebengeschmack, keinen seltsame Konsistenz oder sonstige vermuteten störende Einflüsse an dem gericht zu bemängeln, hätte meine Oma mir sowas vorgesetzt und behauptet es wäre Wildschwein gewesen, ich hätte es ohne zu zögern mit dem selben Genuss zu mir genommen, wie mit dem Wissen einen kleinen ,,Neubürger" zu verspeisen, ich konnte einfach keinen Unterschied feststellen. Mein Fazit: Wenn mir eines Tages wieder das Jagdglück einen Waschbär schenkt, wird mehr als nur sein Balg zum Gerber gehen, ein Probenbeutel für die Trichinenprobe ist schon jetzt für ihn reserviert !

    Nun noch in aller Kürze eine Liste mit den verwendeten Zutaten:


    Ca 3Kg Waschbärkeulen (nach erfolgter negativer Testung auf Trichinen)

    400gr Möhren

    2 mittelgroße Zwiebeln

    6 Frühllingszwiebeln ( Lauchzwiebeln)

    Butter zum Anbraten

    Gewürze (Nach persönlicher Vorliebe)

    ca 500 ml Gemüsebrühe

    ca 400ml Rotwein zum Ablöschen (Und verkosten :drunk)


    Die Zubereitung entnehmt ihr der oberen Beschreibung, der zeitliche Umfang liegt bei ca 2 Stunden.

    Bei Fragen stehe ich natürlich gerne zur Verfügung, gefundene Rechtschreibfehler gehören dem Finder !:lol

    Meine klare Empfehlung an euch: Probiert sofern ihr die Möglichkeit habt das gerne mal aus, ihr werdet wirklich erstaunt sein wie gut das ganze schmeckt!



    :gewehr                                                                                             :squirrel

  • Hallo -
    das der Waschbär gut schmeckt hatte ja schon immer der Friese (anderes Forum) geschrieben und gesagt - was ja auch gut ist - denn wenn sie schon geschossen werden - weil es ja viel zu viel gibt und er auch nicht hierher gehört - aber das hat sich wohl erledigt, dann auch gegessen wird.
    Die Soße hätte ich jetzt etwas dicker gemacht - aber das hat ja mit dem Geschmack nichts zu tun.
    Was das Fleisch angeht - könnte ich mir vorstellen, dass es daran liegt, das die ja auch wie Schweine alles fressen.

    Noch eine Frage - was ist ein Laugengugelhupf ?

    Danke - schön mal zu sehen, wie das Gericht gemacht wird - Bilder sagen immer mehr als nur Erklärungen.

  • Mal abgesehen davon, dass es bei den meisten Menschen wohl einen gewissen Widerstand auslöst Tiere mit einem gewissen "Kuschelfaktor" zu verspeisen, bin ich auch der Meinung : Alles Fleisch ist Fleisch!

    Ich finde es Moralisch immer sehr bedenklich wenn Tiere getötet und anschließend quasi weggeschmissen werden, auch wenn sie angeblich noch so "schädlich" und "invasiv" sind. Da ist es schon gut wenn sie noch als Nahrungsmittel Verwendung finden.

    Was mich interessieren würde -

    Verwertet man nur die Hinterschenkel ? Bzw. Ist der Rest zu Knochig um mit gegessen zu werden? Ich könnte mir vorstellen, dass an Rücken und Vorderarmen auch noch brauchbares Fleisch dran ist.

    Muss man für den Privatgebrauch eine Trichinenprobe machen? Wenn das Gulasch ein - zwei Stunden gekocht hat werden wohl alle Trichinen hin sein. Verkaufen oder sogar roh essen will man Waschbärfleisch wohl eher nicht.

    Und noch ganz am Rande - Womit schießt man Waschbären? - Schrot oder eher 22er? Der Waschi auf dem Bild sieht ja schon etwas mitgenommen aus, hat aber keine erkennbaren Löcher drin.

  • Der auf dem Bild erlegte Kleinbär war ein Fallenfang, welcher mit einer .22lfb aufs Haupt abgefangen wurde, für Ansitz auf den Waschbär würde ich vermutlich mit der .22mag zu Felde ziehen, weil Wildbretentwertung und Balgentwertung am geringsten ausfallen. Die Vorderläufe sind generell eher sehr stark in Mitleidenschaft gezogen durch die Erlegung, und eignen sich daher perfekt für die Probenentnahme, welche auf für Privatverzehr Pflicht ist. Vom groben Schuss mit Schrot würde ich bei einem ,,Verzehrbär" wohl eher absehen da ggf die Hämatome sich auf den gesamten Körper verteilen.

  • Moin zusammen,


    ich hatte auf einer Reenactment Veranstaltung im letzten Jahr das erste mal Waschbär angeboten bekommen. Das Biest hat sich mit Händen und Füßen gewehrt runtergeschluckt zu werden. Ich hatte wohl Kopfkino beim Essen und bekam den echt nur mit größter Mühe runter, wieso? Keine Ahnung.....


    Gruß Pat

  • Es ist denke ich völlig normal, das einem unter ,,normalen" Gesichtspunkten aufgewachsenen Mitteleuropäer beim Gedanken an Waschbär nicht das Wasser im Mund zusammen läuft. Aber sind wir mal ganz objektiv stellt sich bei naher Betrachtung heraus, dass diese Tierart sich nicht anders ernährt als es ein Wildschwein, und dieser Aspekt beruhigt das Gewissen unheimlich! Auch ist es leichter es zu essen wenn es als Wildgericht betrachtet und bezeichnet wird und nicht als ,,Trashpanda-ragout". Den Kopf gänzlich abschalten kann und sollte man aber nicht, ein Bewusstsein dafür entwickeln was man da zu sich nimmt schadet nie, den am Ende ist es ja doch was vollkommen natürliches ! Und wenn sich das im Kopf festsetzt, kann man sich auf solche Exotischen Gerichte wesentlich besser einlassen!

    Am Ende hat man doch neben dem vollen Bauch auch das gute Gefühl, ein Tier nicht nur wegen einer fragwürdigen Trophäe erlegt zu haben. Und mit all diesen positiven Ansätzen kann man sich mit den genussvollen Verzehr, wie ich finde zufrieden stellen.

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