Multiplex Zwille

  • Hallo zusammen!


    Ich habe hier mal eine kleine Bastelarbeit für nebenher. Wie immer wollte ich den Beitrag auch schon vor langer Zeit geschrieben haben, aber ihr wisst ja wie das ist...;)


    Eigentlich wollte ich nach ewiger Zeit, nur nochmal ein wenig Zwille schießen, konnte diese aber absolut nicht mehr finden. Bevor ich also eine neue gekauft habe, bin ich auf die Idee gekommen, dass man sowas auch für relativ schmales Geld selber bauen kann. Nach einiger Recherche im Netz habe ich mich dann für eine Zwille aus Sperrholz, mit relativ anatomischer Formgebung, entschieden. Eine herkömmliche Astgabel hätte wohl auch funktioniert, aber ich wollte die Sache lieber etwas auf Performance und angenehme Handhabung trimmen.


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    Schritt eins besteht darin eine passende Form aufzuzeichnen und diese, auf die Sperrholzplatte zu übertragen. Ich habe hier ein 15mm Multiplex Reststück aus dem Baumarkt.


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    Dadurch dass, meine Zwille eine Tiefe von ca. 45mm haben soll, musste ich die Grundform drei mal aussägen. Die Zinken an denen das Band befestigt wird bleiben hier nur am Mittelstück stehen. Optimal wäre hier eine Dekupirsäge aber mit der Stichsäge geht es zur Not auch.


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    Die drei Einzelteile werden anschließend zu einem Block verleimt.


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    Sobald der Leim getrocknet ist kann man das Profil auf den Griffblock übertragen...


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    ... und diesen grob in Form bringen. Wenn hier irgendwas nicht genau dem vorgezeichnetem Profil entspricht, ist das nicht weiter schlimm. Die Hauptsache ist, dass der Griff gut in der Hand liegt. Mit meinem Bandschleifer geht das ganze natürlich super fix, wer aber derlei Geräte nicht besitzt kommt auch mit einer gewöhnlichen Halbrundraspel gut voran.


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    Die ganzen Rundungen und Feinheiten werden dann mittels Schleifleinen ausgearbeitet.


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    Hier kann man sicher noch viel schöner und genauer arbeiten, aber im Grunde ist die Formgebung soweit abgeschlossen.


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    Eigentlich hätte die Zwille hier schon fertig sein können allerdings ich habe gesehen, dass viele der besseren Sportzwillen mittlerweile über Klemmsysteme verfügen, welche ein anbringen oder wechseln der Bänder erheblich erleichtern. Das wiederum fand ich ganz praktikabel und habe hier ebenfalls ein paar Klemmbacken aus alten Micartaresten angefertigt.


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    Innen rein kommen M4 Gewindehülsen...


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    ... welche aussen mit M4 Torx- Senkkopfschrauben gespannt werden.


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    Damit sich die Backen sich nicht verdrehen und das Band noch besseren halt bekommt, werden noch Löcher zwischen Zwille und Klemmbacke gebohrt, in welche ein Holzstift eingeklebt wird.

    Dabei sollte man natürlich drauf achten den Holzstift nur an der Zwille fest zu kleben, damit man die Klemmteile auch noch öffnen kann.

    Hier muss man sich auch entscheiden, ob man das Band über die Zinken oder seitlich befestigen möchte. Bei dieser wird das Band seitlich befestigt, bei der letzten hatte ich das Band konventionell oben befestigt, was für mich aber keinen großen Unterscheid ausmacht.


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    Damit die Klemmteile nicht so klobig aussehen habe ich auch hier noch einiges abgeschliffen.


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    So sieht das dann ohne Bänder aus. Wie das immer so ist, ist ausgerechnet diese von meinen Sperrholz Zwillen nicht unbedingt die schönste geworden, was der Funktion aber auch nicht schadet. Das ding soll schlussendlich seinen Zweck erfüllen. Ob dann noch kleine Kleberreste oder Schleifspuren dran sind spielt da keine Rolle. Um die Farben des Holzes etwas mehr hervorzuheben und die Zwille etwas zu versiegeln habe ich die Oberfläche noch mit Leinöl behandelt.


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    So werden die Bänder angebracht.


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    Und so sieht das dann Fertig aus. Hier mit einem doppelten Theraband Gold. Die bänder habe ich fertig gekauft, die auch noch selber zu schneiden war mir dann doch zu fummelig, zumal ich da kein geeignetes Equipment für besitze. Multiplex- Zwillen zu bauen macht jedenfalls Spaß und geht relativ leicht von der Hand. Das war sicherlich nicht die letzte Zwille für mich.


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    Und zumindest auf kurze Distanz ist die Durchschlagskraft schon überraschend hoch. Zumindest höher als bei meiner alten gekauften Zwille, was aber zum größten Teil auf die besseren Bänder zurückzuführen sein sollte.
    Generell gibt es beim bau einer Zwille nur ein paar wenige grundlegende Dinge zu beachten.

    Erstens (und das ist auch das wichtigste Kriterium) sollte die Gabel möglichst flach sein. Je höher die Gabel ist desto mehr Hebelkraft wirkt beim ausziehen der Bänder gegen mein Handgelenk.

    Zweitens sollte der Griff gut und sicher in der Hand liegen.

    Drittens sollten die Gabelzinken nicht zu weit auseinander stehen. 10cm sind lange genug. Je weiter die Zinken auseinander stehen desto schräger zieht man die Bänder.

    Wer das so ganz grob beachtet kann auch starke Bänder ohne Armstütze oder derlei überbewerteten Schnickschnack benutzen. Wobei Genauigkeit immer besser ist als übermäßige Power.


    Macht das eine Zwille nun zur perfekten Prepper- Survival - Bushcraft Jagdwaffe des kleinen Mannes? Ich würde eher sagen Nö. Sicher kann man mit einer Zwille die allermeisten Vögel und andere Tiere bis Kaninchengröße locker zur strecke bringen. Allerdings braucht man um einigermaßen genau schießen zu können gute Munition, gute Gummies und viel Übung. Nur mit Kieselsteinen geht die Präzision arg in den Keller.


    :winken

    Gruß an alle - Holger

  • Schönes Teil, danke für die Berichterstattung und die zahlreichen Bilder zu den einzelnen Bauabschnitten. Mir gefällt die Schichtholzoptik vom Griff!


    Ein erprobter Einsatzzweck ist bereits gefunden! Im Forst verwendeten wir Zwillen um Leinen in Bäume zu schießen um Kronenastproben zu entnehmen! Aber bei einem Obstbaum gibt es ja wesentlich bessere Teile zu ernten! Das geht mit einer Zwille schnell und einfach von der Hand.

  • @ Outdoor


    Wie viel Zugkraft die Zwille hat, kann ich nicht zu 100% genau sagen. Ich habe gerade mal mit der Kofferwaage gemessen und komme bei einem Haltepunkt zwischen Kinn und Ohr auf 6,25 Kg mit dem doppelten Theraband Gold. In Pfund wären das rund 13,8. Das hört sich erstmal nicht viel an aber bei Zwillen kommt es nicht unbedingt nur auf die reine Zugkraft an, sondern eher um das Rückschnellvermögen der Gummis.

    Meine alte Zwille hatte zum Beispiel Schlauchgummibänder, welche sich weitaus schwerer ziehen ließen, dennoch waren die Geschosse langsamer.

    Irgendwann bremst sich die eigene Masse des Gummis selber beim zurückfedern. Noch höhere Geschossgeschwindigkeiten erreicht man eher mit längeren Bändern, als mit stärkeren, welche dann über die gesamte Spannweite beider Arme (Butterfly style) gezogen werden. Ob man dabei noch irgendetwas trifft steht allerdings auf einem anderen Blatt.

    Mit einem Doppelten Theraband Gold ist man bei normalen Zwillen auch schon im oberen Ende der Skala dabei. Es gibt auch Freaks welche sich noch ein drittes Band daneben Basteln, aber das macht wenn überhaupt nur Sinn wenn man sehr schwere Stahlkugeln mit 16,18 oder 20mm verschießen möchte. Die normalen 8 oder 10mm Kugeln kannst du auch mit einem einfachen Theraband Gold oder Schwarz noch Wirkungsvoll verballern. In GB und den USA werden damit z.B. Tauben und Grauhörnchen bejagt.

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