Sascha's Fährtenkunde

  • Guten Morgen liebe BCP'ler,


    als Jäger bin ich natürlich des öfteren im Revier unterwegs und schaue wo und was

    gerade los ist.

    Als ich die Tage wieder ein paar Fährten nach ging, kam mir die Idee ein paar der

    Eindrücke für euch fest zu halten und die ein oder andere Erkenntnis dazu

    zugeben.

    Als Literatur für das Selbststudium nutze ich „Wie lerne ich Spurenlesen?“ von

    Hans-Jörg Kriebel, und ich muss sagen es hat mir sehr geholfen, auch wenn ich bei

    weitem noch nicht ich alles beherrsche was er in seinem Buch beschreibt. Aber

    daran arbeite ich noch.


    Beginnen möchte ich mit einem einzelnen Trittsiegel.



    Deutlich zu sehen ist, dass es sich hier um einen Paarhufer handelt. Die beiden

    „Zehen“ (der Jäger spricht von Schalen) sind gut zu erkennen und leicht V-förmig

    gespreizt. Bei langsamen Gang des Tieres und einiger maßen festen Boden sind die

    Schalen parallel angeordnet. Die Schalen spreizen sich je schneller sich das Tier

    bewegt, z.b. wenn es die Energie in einen Sprung setzt oder nach dem Sprung

    wieder auf kommt. Aber auch besonders weicher / lockerer / feuchter Boden können

    zum spreizen der Schalen führen da das Tier tiefer einsinkt. In diesem Fall war

    der Boden trocken und nicht all zu fest. Ich bin der Ansicht, dass das Tier in

    diesem Fall im Trott unterwegs war.


    Herr Kriebel führt in seinem Buch acht Geschwindigkeitsstufen auf (mit steigender

    Geschwindigkeit): Schleichen, Passgang, langsamer Gang, Diagonal Gang, Trott,

    Sprung, Lope, Galopp


    Vermutlich nahm es bei äsen eine weiter entfernte Störung war und zog sich

    deshalb in den Wald zurück ( Spur verlief vom Feld in Richtung Wald)


    Die beiden eher Punktförmigen Vertiefungen unter den Schalen sind zwei

    zurückgebildete Zehen die sich weiter oben am Lauf des Tieres befinden und als

    „Geäfter“ bezeichnet werden. Das Geäfter ist bei allen Schalenwildarten vorhanden

    , aber bei weiten nicht immer im Trittsiegel sichtbar.

    Die Form und Anordnung des Geäfters zu den Schalen kann einen Hinweis auf die

    Tierart geben.

    Ist das Geäfter punktförmig und in einer Linie hinter den Schalen (wie in diesem

    Bild) spricht das für die Familie der Hirsche (Cervidae). Bei Wildschweinen

    hingegen sitzt das Geäfter außerhalb der Schalenabdrücke und ist dreieckig bis

    sichelförmig. Auch die Spitze der Schalen sind beim Wildschein runder und nicht

    so spitz wie in diesem Bild. Die wirkliche Größe kann man in diesem Bild zwar

    nicht erkennen aber ich kann euch sagen das die Schalenabdrücke hier ca 4- 5cm

    messen. Das Wildschein haben wir bereits ausgeschlossen und die Größe spricht

    auch für eher für ein adultes Reh. Weiter hin ist das Reh auch die einzige Art

    aus der Familie der Hirsche die hier in unserem Revier vorkommt.


    Zum Vergleich hier noch eine Fährte eines Rehs in langsamen Gang auf feuchtem

    Feld. Die Schalen sind parallel zu einander und die Spitze Form ist auch gut

    erkennbar.

    Man kann anhand einer Fährte allerdings noch viel mehr Informationen gewinnen als

    nur die Tierart zu bestimmen. Zum Beispiel das Geschlecht. Tiere setzen beim

    gehen den hinteren Fuß in den Abdruck des vorderen Fußes, man spricht von

    „direktem Registrieren“ oder setzen ihn etwas versetzt hinter den Abdruck des

    vorderen Fußes , dann spricht man von „indirektem Registrieren“.

    Bei allen Schalenwildarten liegt das „direkte Registrieren“ vor, d.h. Jedes

    Trittsiegel was man sieht sind eigentlich zwei, das vom vorderen und das vom

    hinteren Lauf.


    Nun ein kurzer Exkurs zur Anatomie um ableiten zu können um welches Geschlecht es

    sich hierbei handelt. Das Becken ist bei weiblichen Tieren etwas breiter als die

    Schultern, um das setzen der Jungtiere zu erleichtern, bei männlichen Tieren sind

    die Schultern breiter als das Becken. Beim Menschen verhält es sich meist

    ähnlich.


    Da wir nun wissen das die Tiere „registrieren“ und wissen welches Geschlecht die

    breiteren Schultern bzw das breitere Becken haben können wir nun aus dem

    Trittsiegel das Geschlecht ableiten. Bei Weibchen sitzt der Abruck der hinteren

    Schalen im Bezug zu dem der vorderen auf Grund des breiteren Beckens etwas nach

    außen versetzt. Bei den Männchen dann analog nach innen versetzt. Dies im

    Trittsiegel zu erkennen ist nicht ganz einfach da es sich bei dem Versatz meist

    nur um wenige Millimeter handelt und man dazu noch ein oder zwei weitere Abdrücke

    braucht um sagen zu können ob es sich um den linken oder rechten Lauf handelt.

    Anhand der Fährte sehen wir das sich um den linken Abdruck handelt. Ich habe im

    Bild die markante Stelle gelb markiert. Der kleine schwarze Streifen bzw. der

    Schatten rechts der gelben Markierung zeigt dass das Trittsiegel des Vorderlaufes

    weiter außen saß und beim absetzen des hinteren Laufes etwas Erde nach links auf

    geschoben wurde. Der Lauf setzte also etwas weiter innen auf. Wir können als nun

    darauf schließen dass das Tier männlich ist. Da das Trittsiegel sehr klein ist

    gehe ich von einem schwachen Bockkitz aus.


    Da die Lage der Trittsiegel zu einander nicht immer klar zu erkennen ist empfehle

    ich sich mehrere der selben Fährte anzuschauen bevor man sich bei dem Geschlecht

    festlegt.



    Zur Verdeutlichung der Lage der einzelnen Trittsiegel habe ich mal ein

    skizziertes Fährtenbild aus dem Buch von Herrn Kriebel abfotografiert.






    Weiter Trittsiegel und Infos folgen in Kürze (soweit Interesse eurer Seits daran

    besteht)

    Jetzt beginnt erstmal der Arbeitstag.


    Grüße aus der Rhön

    Sascha

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