Rolltasche für Schnitzwerkzeuge

  • Hallo zusammen;


    Ich habe hier mal ein ebenso einfaches wie nützliches Nähtutorial.




    Im laufe der Zeit habe ich mir eine ganze Sammlung an verschiedenen Schnitzmessern und Löffelmessern gebaut. Da ich gerne direkt in der freien Botanik schnitze, transportiere ich die Teile einfach irgendwo im Rucksack oder in der Hosentasche. Dazu kommen noch eine Säge, ein paar Handschuhe und manchmal auch noch ein Stift und Schleifpapier. Somit entsteht bei der Verwendung immer ein gewisses Chaos und Taschengefummel, was natürlich recht suboptimal ist.


    Als Lösung für mein Problem habe ich mir eine einfache Rolltasche genäht. Das ganze ist wirklich sehr simpel und somit auch für völlige Nähanfänger leicht durchzuführen. Die Dinger bekommt man natürlich auch für relativ schmales Geld zu kaufen, aber die meisten "käuflichen" Werkzeugtaschen haben mir in Form , Größe und Gewicht wenig zugesagt.




    Hier mal die "Bauskizze" mit Maßen in Centimetern. Die Tasche soll Platz für vier Werkzeuge, einen Stift und ein paar Handschuhe oder ähnliches bieten.
    Wenn man an jeder Seite noch zwei Centimeter für die umsäumten Kanten dazu rechnet braucht man ein 56x40 cm großes Stück Stoff.



    Ich habe hier ein Reststück NVA Zeltbahn verwendet. Extra eine Zeltbahn dafür schlachten lohnt sich rein wirtschaftlich eigentlich nicht, weil man einen Meter mittelschweren Canvasstoff neu auch schon für deutlich unter zehn Euro bekommt. Aber der Zeltbahnrest war eben noch über. Ich habe den Stoff zwei mal kräftig eingewachst, damit sich die Tasche nicht gleich vollsaugt wenn man sie mal auf feuchtes Laub oder Gras legt. Es handelt sich immerhin um reine Baumwolle welche von Natur aus dazu neigt viel Flüssigkeit aufzunehmen. Ausser dem wird die Haptik des Stoffes durch das einwachsen einfach etwas steifer und griffiger.



    Um das Wachs in den Stoff zu bekommen habe ich einen Föhn verwendet. Mit dem Bügeleisen geht das noch viel einfacher, allerdings bleiben da auch leicht mal Wachsreste am Bügeleisen kleben und versauen im schlimmsten Fall beim nächsten bügeln die Wäsche.
    Eine gewisse Wasserfestigkeit ist nach dem Einwachsen in jedem Fall gegeben. Wer sich die Arbeit mit dem Wachs sparen möchte kann natürlich auch ein leichtes Corduragewebe verwenden. Cordura ist allerdings um einiges teurer und speziell für so eine Schnitztasche ist mir der Retrolook der Baumwolle einfach lieber.




    Nun kommen wir auch schon zum ersten und auch aufwendigsten Näharbeitsschritt. Dem einfassen der Kanten.
    Da gibt es nun verschiedene Möglichkeiten die offenen Schnittkanten vorm ausfransen zu bewahren. Das einfachste wäre die Kanten einmal umzufalten und mit einer Zickzacknaht zu sichern. Das habe ich so schon gemacht und es hält auch, sieht aber nicht sehr sauber aus.
    Um zu zeigen wie man es richtig macht habe ich hier die Kanten zweimal eingefaltet so, dass die offene Kante innen im Saum liegt.


    Dazu habe ich die gefaltete Saumkante mit dem Bügeleisen flach gebügelt. So bleiben die Teile gleich in Form was das Vernähen hinterher erheblich vereinfacht.




    Alle Schnittkanten fertig nach innen gelegt und mit einer doppelten Naht gesichert.



    Dann wird das untere Ende auf das gewünschte Maß ( In diesem Fall 12cm ) hochgeklappt und die einzelnen Steckfächer werden aufgezeichent.




    Danach werden erst die Ränder und dann die einzelnen Steckfächer vernäht. Wichtig ist an den oberen Ecken der Fächer gute Riegelnähte anzubringen, weil dort die Nähte am ehesten wieder auf gehen.





    Nach einer kurzen Passprobe ist die Tasche schon so gut wie fertig. Das einzige was noch fehlt ist ein Riemen mit dem man die Taschen im geschlossenen Zustand sichern kann.
    Dieser Riemen wird nun mit seiner Mitte an der Seite angenäht welche bei der eingerollten Tasche außen ist. Dabei sollte man aufpassen nicht in eines der Steckfächer reinzunähen.
    Meinen Riemen hier habe ich von einem alten Rucksack aus dem Müll abgeschnitten. Die Schnalle war sogar schon dran.




    Fertige Tasche offen...




    ...und geschlossen.



    Drinnen habe ich : Eine Fiskars Säge, ein Löffelmesser für flache Radien, eins für enge Radien, ein schlankes Schnitzmesser, einen Bleistift und ein paar Schnittschutzhandschuhe. Was da noch fehlt aber nicht mit in die Tasche kommt ist ein kleines Beil.





    Zusammengerollt ist das ganze noch verhältnismäßig kompakt und leicht zu transportieren. Mehr Schitzkram brauche ich in den allermeisten Fällen auch gar nicht.


    Man sieht schon, dass so ein Teil wirklich leicht anzufertigen ist. Selbst wenn man sich Zeit lässt ist man immer noch in ca. einer Stunde mit allen Arbeitsschritten fertig und erhält eine Rolltasche welche auf die persönlichen Bedürfnisse zugeschnitten ist. Selbst schiefe Nähte und ungenaue Maße fallen bei dem Ding kaum auf.
    In der Anwendung ist das Teil schon deshalb super angenehm weil man immer Ordnung hat und keine Kleinteile in der Gegend verstreut liegen.






    LG an alle - Holger :winken

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