Wildnis-Wanderung


  • Diese Wildnis-Wanderung in Schweden /Norwegen habe ich mit 70 Jahren
    im Oktober bis Anfang November 2010 unternommen. Vorsichtshalber hatte
    ich ein Iridium-Satelliten-Telefon mitgenommen. Dort oben in diesen sehr
    einsamen Gebieten gibt es fast nie einen Handy-Empfang.



    Allein unterwegs


    Ich fuhr allein, "Extrem-Reisen" mache ich immer allein. In meinem Umfeld kenne ich
    niemanden, der so etwas mitmacht. Es ist zu anstrengend, zu primitiv, zu einsam und
    die Natur nicht SO interessant um die Strapazen auf sich zu nehmen. Abschreckend
    sind besonders der schwere Rucksack, das häufige Schlafen im Zelt, vielleicht auch
    im Dauerregen und nicht zu unterschätzen: die Einsamkeit. Es gibt sicher viele Men-
    schen in Deutschland, die solche Reisen machen. Sie sind trotzdem eine kleine Min-
    derheit und über Deutschland verstreut. So bin ich zum Einzelkämpfer geworden.


    Im Oktober 2010 fuhr ich los, Richtung Nordwest-Dalarna. Auf der Fahrt dorthin ließ
    ich mir etwas Zeit, besuchte bekannte Stellen, paddelte auf idyllischen Seen und ließ
    die Seele baumeln, näherte mich dabei aber dem Norden Dalarnas.




    Ich fand nach einigem Suchen einen günstigen Stellplatz für mein kleines, wendiges
    Wohnmobil, direkt an einem größeren Gebirgssee, weitab von Landstraßen. Zum Was-
    ser waren es gerade mal 20 Meter. Ich beschloß, hier zu bleiben und bereitete meine
    Fahrt gründlich vor.




    Ich nahm einen fertig gepackten Rucksack mit. Was nicht rein paßte oder zu schwer
    war, mußte im Auto bleiben. Allerdings nahm ich zusätzlich etwas Material und vor al-
    lem Reserve-Nahrung für 2 Depots mit. Die Versuchung ist groß, im Boot doch mehr
    mitzunehmen. Das Boot kann eben mehr tragen als ich. Einmal mußte ich mein Boot
    umsetzen: Der See auf dem ich losfuhr war vom See am Hochgebirge getrennt, es
    war Wald von ungefähr 300 m dazwischen. Erst trug ich meinen Rucksack dahin, dann
    holte ich die Ausrüstung für 2 Depots, und zuletzt kam mein Boot an die Reihe. Gut,
    daß es vergleichsweise leicht ist, sonst gingen solchen Fahrten ja nicht. Ich faßte das
    Boot an einer Wulst und trug es längs rechts oder links, ich mußte ab und zu wech-
    seln. Auf dem Kopf hatte ich das schon früher ausprobiert, aber das ist nicht so gut.
    Das Umsetzen dauerte ungefähr 2 Stunden, ich mußte mir im Wald ja erst mal die
    beste Möglichkeit zum Laufen quer durchs Gelände suchen.




    Ich paddelte zwei Tage langsam in Richtung Hochgebirge. Ich fuhr meistens in Ufer-
    nähe, wegen des schon recht kalten Wassers und weil man am Ufer viel mehr sehen
    kann als auf dem offenen Wasser. Doch einen Elch konnte ich trotz leisen Paddelns
    nicht überraschen, war mir aber auch schon mal vor langer Zeit gelungen.




    Noch gab es hier viel gelbes Herbstlaub. An einem schönen Uferplatz nahm ich mein
    Boot aus dem Wasser, denn ich wollte mein Zelt nicht wieder im Dunkeln aufbauen.
    Ich baute mein Zelt auf und machte einige kurze Eintragungen in mein Fahrtenbuch.
    Ich sah mir etwas die Umgebung an und sammelte schließlich trockenes, also mehr-
    jährig auf dem Waldboden liegendes Holz.




    In der Dämmerung machte ich ein Feuer und grillte zwei Bratwürstchen, trank eine
    Flasche Bier und ein Schnäpschen hinterher. Dann spielte ich auf meiner Mundharmo-
    nika alte Fahrtenlieder. Ein Radio hatte ich natürlich nicht dabei, auch keine anderen
    Beschallungs-Instrumente, ich brauchte das nicht, kam mit mir allein gut zurecht.
    Ich war rundum zufrieden und wußte: So viel Luxus konnte ich mir in den nächsten
    zweieinhalb Wochen nicht mehr leisten, den Luxus wollte ich nicht mitschleppen.




    Nachdem ich das Feuer gelöscht hatte - ich hatte es nicht auf einer Klippe oder auf
    Nadelboden gemacht - lief ich im Halbdunkel noch etwas am Ufer. Viele Stimmen gab
    es nicht im Wald, viel weniger als bei uns in Deutschland auf dem Land.




    Dann ging ich in mein Zelt. Es blieb in der Nacht vermutlich trocken. Nichts hatte heute
    auf Regen hingedeutet. Übrigens: Die 4 Reflektoren am Zelt decke ich in "unsicheren
    Gegenden" ab, z.B. in Deutschland. Hier oben ist das alles überflüssig.




    Mein schwedisches Hilleberg-Zelt Nallo 2 (Testsieger) ist für 2 Personen geeignet, ob-
    wohl es dann mit Gepäck doch eng wird. Eine Person plus Gepäck, das geht sehr gut.
    Das Zelt ist sturmsicher und winterfest, wiegt aber nur 2,3 kg. Es ist bis ins Detail gut
    durchdacht und bestens verarbeitet, hat aber mit über 600,- Euro auch seinen Preis.




    An diesem Morgen kommt meine vorläufig letzte Etappe mit meinem Boot. Ich pad-
    delte immer in Ufernähe. Der Himmel war heute morgen grau, die Sicht nicht gut. Ich
    hoffte darauf, daß der Dunst /Nebel am späteren Vormittag nach oben steigen und
    sich in der Sonne auflösen würde.




    Dann MUSSTE ich quer über den See, bei ca. 7° C Wassertemperatur war das nicht lu-
    stig. Ich zog meinen dünnen Neopren-Anzug an, auch wenn ich mich beim Paddeln ka-
    putt schwitzen würde. Der Anzug konnte lebensrettend sein. Mein Gepäck war in zwei
    wasserdichten Beuteln verstaut, der leere Rucksack nicht. Alles war am Boot festge-
    bunden, sollte man immer machen. Das gegenüberliegende Ufer war so wolkenver-
    hangen, daß ich das Gebirge nicht sehen konnte.




    Doch je näher ich dem anderen Ufer kam, desto mehr konnte ich schemenhaft etwas
    vom Gebirge erkennen, bis es dann deutlich zu sehen war, wie hier auf dem Bild. Die
    leichten Regenschauer hatten auch aufgehört.




    Ich war ans Ufer gegangen und wurde doch glatt von zwei Rentieren begrüßt. Sie wa-
    ren halbwild, nah ran konnte ich natürlich nicht. Sie gehörten Samen, hielten sich aber
    doch weitab von ihrem "Wirkungskreis" auf. Mein Gepäck lag am Ufer. Ich lies die Luft
    von meinem Boot, rollte es zu einem kleinen Paket zusammen, teilte das Paddel in sei-
    ne zwei Hälften. Boot und Zubehör versteckte ich dann etwas entfernt vom Ufer, au-
    ßerdem einen wasser- und luftdichten Behälter mit "normalen" Nahrungsmitteln und
    mit einigen Gepäckstücken, die ich nicht mitnehmen konnte. Ich kramte mein GPS-
    Gerät heraus, bestimmte meine Position und speicherte sie als Bootsversteck ab.




    Es war später Vormittag und das Wetter zwar immer noch grau, doch die Sicht war
    wesenlich besser. Ich beschloß, hier am kleinen Gebirgssee Mittag zu machen. Ich
    konnte mich waschen und Trinkwasser schöpfen. Ab jetzt war ich ganz allein, ohne
    Boot und ohne einige zusätzliche Ausrüstungsteile. Ich hatte nur DAS bei, was ich
    auch tragen konnte. Ich legte mich in die Rentierflechte und schlief.




    Dann am mittleren Nachmittag: die ersten Sonnenstrahlen! Ich machte Kaffeezeit und
    legte mich wieder hin. Für mich als Flachlandmensch war es natürlich ungewohnt, mit
    schwerem Gepäck ständig bergauf zu gehen. Außerdem bin ich auch nicht mehr der
    Jüngste. Ich war nun nicht mehr allzu weit von einer guten Hütte entfernt, die ich von
    früher kannte. Bis jetzt hatte ich vom Auto an gerechnet keinen Menschen gesehen.




    In der Berghütte angekommen! Es war später Nachmittag und die Sonne schien. Ich
    machte schon mal mein Schlaflager fertig. Dann verstaute ich einen leichten Behälter
    mit einem Nahrungsmittel-Vorrat von 8 kg. Den hatte ich zusätztlich zu meinem Ruck-
    sack mitgenommen und legte hier also ein Depot an. Mein Rucksack war voll und wog
    26 kg, nicht gerade wenig für einen "älteren Herrn". Ich hatte allein 14,5 kg trockene
    Nahrungsmittel dabei - also nicht wasserhaltige - und mußte damit 17 Tage auskom-
    men. Ab jetzt wurde mein Rucksack jeden Tag um ca. 860 Gramm leichter. Der Ruck-
    sack auf dem Bild ist ein schwedischer 90-Liter-Expeditions-Rucksack von Haglöfs mit
    Außentraggestell, Leergewicht 4,2 kg. Er ist nun 17 Tage lang mein Freund. Ich ruhte
    mich nach dem Abendessen etwas aus, sah mir dann noch die nähere Umgebung der
    Hütte an und ging dann früh schlafen.




    Am frühen Morgen: ein fantastisches Morgenrot und Rauhreif, ist auch auf dem Dach
    zu sehen. Ich hatte immer ein kleines Thermometer dabei, es waren - 3° C. Ich stand
    immer sehr früh vor der Dämmerung auf, denn ich ging ja bei der frühen Dunkelheit
    im Oktober auch immer früh schlafen, so konnte ich immer mindestens 9 Stunden lie-
    gen, viel zu viel, zu Hause komme ich mit 6 Stunden Schlaf aus. Doch die Luftverän-
    derung, der schwere Rucksack und die ewigen Steigungen machen schön kaputt.




    So, Abmarsch! Ich verließ die Hütte - danke schön ! - die letzte zivilisatorische Einrich-
    tung, die ich vorläufig antraf. Der gekennzeichnete Steg ging jetzt noch ca. 3 Kilometer
    weiter, dann war ich wieder Pfadfinder.




    Ein breiter Wildbach, stark wasserführend, stürzt sich hier in die Tiefe. Hier an dieser
    Stelle werde ich nach mehr als 2 Wochen wieder vorbeikommen, allerdings 100 m tiefer.
    Doch jetzt ging es erst einmal bergauf, nur bergauf.




    Und nun ein letzter Blick in tief gelegene, bewaldete Region. Tschüß Boot. Den See
    konnte ich überhaupt nicht mehr sehen. Krüppelbirken gab es jetzt hier oben immer
    weniger, bis sie bald ganz unterhalb von mir waren. Der mit roter Farbe auf Steinen
    markierte Pfad verlor sich hier. Ich speicherte die Koordinaten meines Standortes im
    GPS-Gerät ab und notierte sie zusätzlich. Ab jetzt mußte ich selbst den Pfad finden.




    Mit meinem kleinen Fernglas 10 x 20 hatte ich schon vor Stunden diese Überraschung
    entdeckt: ein Unterstand. Prima ich brauchte mein Zelt nicht aufbauen und schlief hier.
    Jetzt war wieder leichter Frost. Der Wind machte die Sache manchmal ungemütlich.
    Ich mußte mich immer in der Nähe von Wasser oder von einem Schneefeld aufhalten:
    Ich mußte ja trinken und abends Kartoffelbrei kochen. Müßte ich das gesamte Wasser
    für 17 Tage mitnehmen, wären das 34 kg zusätzlich zu dem 26 kg schweren Rucksack
    gewesen, also überhaupt nicht machbar.




    Dann sah ich die ersten Schneefelder, Schnee vom letzten Winter, also auch noch
    Anfang Mai hier oben gefallen. Großes Glück hatte ich mit dem Wetter, gute Fern-
    sicht. So ging das nun tagelang. Ich schlief nun natürlich immer im Zelt. Ab und zu
    gab es mal ein Schneeschauer. Ich konnte bei der Fernsicht gut einschätzen, wann
    es mal wieder so weit war und konnte vorher in Deckung gehen. Der Schnee blieb
    nicht und wenn, dann nur ganz kurz liegen.




    Dann wieder ein Geröllfeld, und es ging immer noch weiter nach oben. Die kantigen
    Brocken konnten gut eine Seitenlänge von 4 m und eine Höhe bis zu 3 m haben, so
    daß ich sie umgehen oder mich durchschlängeln mußte. Zwar spürte ich, daß mein
    Rucksack schon etwas leichter geworden war, aber es war besonders in diesen stän-
    dig wieder vorkommenden Geröllfeldern eine Schinderei. Nach jedem Geröllfeld ha-
    be ich mich auf den letzten Felsklotz gelegt und ausgeruht. Aber ich wollte es ja so
    haben, querfeldein. Schon längst war ich seit Tagen in NORWEGEN. Ich wußte es ge-
    fühlsmäßig wohl, konnte dies aber mit meinem GPS-Gerät nachprüfen.




    Nach einigen Tagen erreichte ich eine weitläufige Hochebene. Über eines konnte ich
    mich jedenfalls NICHT beklagen, über das Wetter. Ich hatte bisher ein Riesenglück,
    bis auf die gelegentlichen Schneeschauer. Aber es war auch tagsüber Frost, nur in
    den vier Mittagstunden nicht. Wenn ich keine langjährige Erfahrung im Wandern und
    auch im Hochgebirgs-Wandern gehabt hätte, wäre ich diesmal nicht schon wieder oh-
    ne markierten Pfad gelaufen. Ich habe eine Art Riecher für Richtungen und Gelände,
    und früher gab es nicht einmal GPS, da bin ich nur nach Sicht und manchmal, eher
    selten, nach Kompaß gelaufen.




    Hier auf der Hochebene konnte ich mein Zelt nicht verstecken, also nicht gegen Wind
    schützen. Es wehte kräftig, eine steife Brise, ca. 6 Beaufort. Meinem Zelt machte das
    nichts aus, aber mir. Häringe gingen nicht in den steinigen Boden, also mußte ich dik-
    ke Steine nehmen und daran die Zeltleinen befestigen. Mir fiel auf, daß es hier oben
    keine Schneefelder gab, kein Wunder, es war flach ohne Senken oder Nischen, in de-
    nen sich der Schnee hätte halten können. Ich übernachtete zweimal hier auf der Hoch-
    ebene, ließ das Zelt also an einer Stelle stehen. Es gefiel mir hier sehr gut.




    Dann kam der Zeitpunkt, an dem ich wieder umkehren mußte. Ich wählte eine andere
    Route. Da gab es weniger Geröll .. aber mehr Schneefelder. Ich konnte sie nicht umge-
    hen, die Umwege wären jedesmal zu groß gewesen. Also mußte ich durch! Oft sackte
    ich bis über die Knie ein, eine Schinderei. Mein Gewicht + Rucksackgewicht ließen mich
    einsacken, einmal sogar bis zum Schritt, so daß sich der Rucksack auf dem Schnee
    abstützte. Ich konnte mir die Tageszeit für die vielen Schneefelder ja nicht aussuchen.
    Denn bis morgens um 10 und nachmittags ab 16 Uhr war der durch Frost verharrschte
    Schnee so fest, daß ich nur 10 bis 20 cm einsackte. Eine alte Trapper-Weisheit: "Gehe
    nie durch Schnee am Mittag!" Von nun an ging es ständig bergab, manchmal steil.




    Ja .. und dann kam ich an die Stelle, an der ich schon vor zwei Wochen war, damals
    stand ich allerdings 100 Meter höher, dort wo der breite Wildbach sich in die Tiefe
    stürzt. Hier, wo die Sonne nicht hinkam, war auch tagsüber Frost. Unterwegs hatte ich
    in der kältesten Nacht - 6° C. Das hatte mein "Frühwinter-Schlafsack" so eben aus-
    gehalten. Nun ging es in Richtung Hütte, wo ich meine erste "Wandernacht" verbracht
    hatte, noch einige Kilometer und Höhenmeter. Mein Rucksack war um 13 kg leichter,
    gemessen an den verzehrten Portionen. Und er war morgen wieder 8 kg schwerer, ich
    packte mein Depot rein, brauchte es diesmal also nicht an der Hand tragen.




    An der Hütte war ja bereits der erste Wald nach meiner Tour. Nun ging es also durch
    lichten Wald weiter, ungewohnt, aber schön. Stundenlang begleiteten mich die Un-
    glückshäher, auf Schwedisch "Lavskrika", auf Englisch "Sibirian Jay". Ich glaube teil-
    weise waren es dieselben, teilweise wieder andere. Sie sind für ihre Zutraulichkeit
    bekannt und waren die ersten Lebewesen, die ich nach meiner Hochgebirgstour um
    mich hatte. Allerdings fütterte ich sie auch mit Knäckebrot.




    Und dann waren die unendlich großen Wälder schon wieder ganz nah und mein Boot
    mit Zubehör und mit meinem zweiten Depot warteten auf mich. Am Abend grillte ich
    nach zwei Wochen Kartoffelbrei und Haferflocken wieder Bratwurst am Lagerfeuer,
    trank diesmal zwei Bierchen und zwei Schnäpschen. Doch vorher hatte ich natürlich
    schon mein Zelt aufgebaut ... sicherheitshalber.




    JA, an einem späten Nachmittag kam ich dann bei leichtem Frost nach zwei Tagen
    Bootsfahrt "zu Hause" an: an meinem Wohnmobil. Es war der 3. November. Sollte ich
    mich nun freuen, oder sollte ich traurig sein? Ganz einfach: Ich hatte sehr gemischte
    Gefühle, und ich trank erst mal ein Bierchen auf die gesunde Rückkehr. Dann machte
    ich wieder ein Lagerfeuer und grillte, spielte Mundharmonika und dachte an die ver-
    gangenen Abenteuer und daß ich das bald wiederholen würde. Nun müßte ich nach
    über 3 Wochen damit rechnen, morgen oder übermorgen wieder Menschen zu sehen.
    Ich hatte unterwegs jeden Tag mehrmals laut gesprochen, ich wollte meine Stimme
    nicht wieder verlieren. Das war mir mal vor einiger Zeit nach einer ähnlichen Tour pas-
    siert: Ich bekam nur leise und krächzend Laute aus meinem Mund, und das hatte et-
    liche Tage angehalten.


    An Menschen und Autos mußte ich mich erst langsam wieder gewöhnen. Nun kam ich
    ja zum Glück nicht direkt in das dichtgedrängte Deutschland. Ich ließ mir auf der Rück-
    fahrt durch Schweden und Dänemark Zeit und sah noch eine ganze Menge.


    Passend zu meiner Reise gibt es hier eine umfangreiche Bildergalerie mit größeren
    Bildern und kurzen Bildbeschreibungen:


    | Weitere Bilder zu "Allein unterwegs"


    Markatraver = Geländetraber
    Und hier habe ich noch eine sehr interessante web-Adresse. Anders, ein Norweger,
    hat einen sehr interessanten, bebilderten Bericht von seinem Freund und sich
    (beides ältere Männer) geschrieben. Anders bezeichnet sich selbst als "markatraver",
    zu Deutsch Geländetraber. Sie sind übrigens auch mit einem schwedischen Hilleberg-
    Zelt Typ Nallo 2 GT unterwegs. Es sind 68 Bilder, ABER der Text ist auf norwegisch
    und ich hatte keine Lust, ihn ins Deutsche zu übersetzen, zu viel Arbeit:


    | Die Tour von Anders mit seinem Freund - und viel Anglerglück


    Grüße vo Attaan



  • Attaan, vielen Dank für diesen tollen Bericht. Hab ich sehr selten gesehen in dieser Qualität und vielen Dank für die Mühe die wahrscheinlich dahinter steckt. Bist Du event. professioneller Reisebuchautor oder verdienst Dein Geld mit Reisevorträgen?


    Sieht ja beinahe so aus wie bei mir vor der Haustüre (Zentralnorwegen) ;-). Ich hab zwar noch ein weilchen hin bis ich 70 bin aber bin schon damit zufrieden wenn ich in diesem Alter keinen Rollstuhl benötige, an solche Touren will ich erst gar nicht denken ...

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    Tu eh nur so als würd ich mich auskennen, damit ich auch mitreden kann.
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    'Bushcraft' ist eine eingetragene Schutzmarke von Bushcraft USA LLC

  • Auch von mir noch mal ein großes DANKE für diesen Reisebericht!


    Sehr schöne Beschreibung und sehr schöne Bilder.


    Die Bilder deiner Website habe ich irgendwo schonmal begeistert gesehen. Ich weiß allerdings nicht mehr in welchem Portal es war oder ob ich irgendwie auf deiner Seite gelandet bin. Als Liebhaber der nordischen Landschaften muss man sich ja schon mal außerhalb des Urlaubs Inspirationen im Netz suchen! Grins.

    "Das Leben leicht tragen und tief genießen ist ja doch die Summe aller Weisheit." Wilhelm Humboldt, 1767-1835


  • Hej und Hallo!


    zunächst danke ich allen, die mir bisher geantwortet haben. Ich freue mich natürlich,
    daß Euch mein Erlebnisbericht gefällt. Wenn ich mir aber Eure Berichte und Fotos
    ansehe: Die sind ja nun wirklich sehr gut, sehr interessant und professionell.


    @ Zu Deiner Frage bugikraxn:
    Nein, ich bin kein Reisebuch-Autor. Aber das hätte mich schon gereizt und ich habe
    früher häufiger mit diesem Gedanken gespielt. Aber als Pragmatiker habe ich mir dann
    gedacht, daß es sehr schwierig ist, von so einem Beruf leben zu können.
    Ich hatte einen technischen Beruf im Maschinen-, Stahl- und Anlagenbau und habe von
    1985 bis 1999 Industrieanlagen verkauft. 1999 habe ich angefangen, Filme herzustellen
    und habe meine Selbständigkeit umgeändert von Maschinen auf die Herstellung von Fil-
    men als Einzelkämpfer: Werbefilme, Imagefilme, Dokumentarfilme, Konzertfilme u.a.
    Einige Dokumentarfilme habe ich fast 100 mal öffentlich vorgeführt in Vokshochschulen,
    Kinos, Stadthallen, Universitäten usw. -- Du wohnst in Zentralnorwegen ?


    @ Zu Deiner Frage smeagol:
    Du hast ein Bild mit Deinem Zelt im Hochgebirge, im Hintergrund Moschusochsen,
    Frage: Bist Du im norwegischen Dovrefjell gewesen?
    Es kann natürlich sein, daß Du meine Bilder schon mal irgendwo gesehen hast. Meine
    Seiten "Die Nordlandfahrer" habe ich schon viele Jahre im Internet. Und dann habe ich
    auch 3 Foren betrieben, wovon jetzt noch 1 kleines Forum übriggeblieben ist. Und in
    diesem Forum habe ich auch viele Bilder über den Norden. Einen LINK über den Norden
    führe ich hier mal auf. Es sind nicht nur Bilder von mir, sondern auch von Freunden
    /Bekannten. Hinter diesem LINK verbergen sich Groß-Bilder, es müßten über 200 sein.
    Mein damaliges web-Design-Programm hat immer nur 6 "große" Bilder auf einer Seite
    zugelassen, Du müßtest Dich unten jeweils zur nächsten Seite klicken:


    | Mehrere Bilderserien hintereinander geschaltet


    Viele Grüße
    Attaan


    Nachtrag für smeagol, ich habe jetzt gefunden:
    "Norwegen: 4 Tage Dovrefjell bei den Moschusochsen", ein toller Bericht mit Klasse-
    Bildern !! Ich wußte wohl, daß es im Dovrefjell Moschusochsen gibt. Ich war schon
    ziemlich oft im Dovrefjell (mit Motorrad, Autos) und habe leider nie Moschusochsen
    gesehen, da ich nicht weit und lange genug gelaufen bin.



  • WOW, Attaan, Hammerbericht von Dir !
    Genauso erinnere ich mich an eine frühere Tour, genauso habe ich das gerne.
    Habe verzückt Deinen klassischen Rucksack gesehen, habe auch noch eine uralte Fjäll Räven Kraxe hier. Nimmt man diese hier im heimischen Wald wird man ja quasi gesteinigt :) Dein Bericht macht mich echt froh, ich werde wohl bis zur Rente da im Norden keine lange Tour machen können und wenn Du mit 70 das schaffst, dann habe ich Hoffnung für später ! Also Danke für diesen Bericht !


    Eine Frage:
    Hast Du Dein Wohnmobil die ganze Zeit einfach so mitten in der Pampa stehen lassen ?
    Ist da nicht die Gefahr, dass irgender zwei draus macht oder eben auch keines da stehen läßt. Klar, dort sind nicht sooo viele Menschen aber ...
    Vor 30 Jahren habe auch in einem kleinen Kaff beim Einkaufen für weitere 10-20 Tage den Rucksack einfach irgendwo an eine Hauswand gestellt, da konnte ich sicher sein, dass nix passiert, aber das war eben vor 30 Jahren. Sicher sind auch dort die Verhältnisse heute anders ?


    Edit:
    Habe mir noch Deine anderen Bilder angeschaut. Wenn ich die von der Paddelstrecke sehe ... jetzt steht es fest ... ich muss meine frühere Tour über den Inarisee bis nach Kirkenes einfach nochmal wiederholen :)


  • Antworten auf Bemerkungen und Fragen von TappsiTörtel:
    Den untenstehen Text habe ich nach dem Schreiben auf Forum-Standard-Schrift
    verkleinert:


    Vielen Dank! Ich benutze zur Zeit 4 verschiedene Rucksäcke: den alten Bundeswehr-Gebirgsjäger-
    Rucksack 28 Liter, den alten BW-Rucksack 48 L, den alten schwedischen Militärrucksack von Haglöfs
    mit 70 L, einen ziemlich neuen Expeditions-Rucksack von Haglöfs mit 95 L. Mein 70-Liter-Rucksack
    hat es auf dem Landweg (!!) innerhalb von 5 Monaten hin und zurück bis nach Turkmenistan geschafft,
    17.500 km. Im deutschen Wald treffe ich wenige Menschen, ich fühle mich da wohl, wo keine Massen-
    Veranstaltungen sind. Das Gehen ist auch eine Frage der Übung und ob man Spaß daran hat. Es müs-
    sen ja keine Gewaltmärsche sein, die Regelmäßigkeit ist wichtig. Mir reichen 2 bis 5 km jeden Tag um
    gut gehfähig zu bleiben.


    JA, ich habe mein Wohnmbil "einfach so" in der Einsamkeit abgestellt. Heutzutage habe ich aber nicht
    mehr ein so gutes Gefühl wie früher. Als ich 1956 vom Münsterland aus für 6 Wochen mit meinem Fahr-
    rad nach Fehmarn und nach Jütland fuhr, da war die Welt im Norden noch in Ordnung: Es wurde keine
    Wohnung, kein Haus, kein Auto abgeschlossen. Von meiner Kindheit an war ich ständig im Gelände
    und habe einen Riecher dafür entwickelt, was ich in der Natur /im Gelände machen kann und was nicht.
    Eines steht fest: Je einsamer, desto geringer das Risiko. Aber die meisten Menschen denken genau
    anders herum und fühlen sich genau da sicher, wo Menschen sind. Also, im Gelände verkriechen! Je
    schlechter ein Fahrweg ist, desto sicherer ist man dort auch. Übernachten /Auto abstellen auf Parkplät-
    zen neben Hauptstraßen, auf Wanderparkplätzen und anderen leicht und schnell erreichbaren Plätzen
    ist sehr riskant. Gute, schnelle Erreichbarkeit ist für Diebe wichtig, denn sie wissen nicht, ob es am
    Ende eines schwierigen Weges ein lohnendes Ziel gibt.


    Vor 30 Jahren war es im Norden allerdings auch schon unsicher, aber meistens durch schwedische
    Jugendliche. Sie sind in Freizeit-Häuschen eingebrochen, habe Wertgegenstände und viele Kupfersa-
    chen geklaut. Die haben sie verkauft um sich dann anschließend Drogen beschaffen zu können.


    Im Norden hat die Kriminalität stark zugenommen. Einbrecher und Diebe kommen aus dem Baltikum,
    Polen, Rumänien usw., sehr schade, es entstehen Vorurteile, die oft aber nicht gerechtfertigt sind. Die
    schwedische Plolizei ist ziemlich liberal, zu liberal. Aber dies entspricht der schwedischen Mentalität,
    die Finnen können sehr viel härter sein, auch die Norweger. In Schweden werden nicht selten Diebe
    wieder frei gelassen. Deshalb haben sich Bürgerwehren gebildet, eigentlich eine sehr bedenkliche Maß-
    nahme. Aber die Bürger sind sehr verunsichert. Sie setzen Einbrecher und Diebe fest, zwingen sie not-
    falls mit Gewalt, ihre Koferräume zu öffnen, und da finden sie dann das Diebesgut. Das ist authentisch,
    da ich so einen Fall aus eigener Anschauung von einem schwedischen Freund kenne. Weit in den Nor-
    den zu fahren ist für die Diebesbanden normalerweise zu unwirtschaftlich, es dauert zu lange, kostet
    zu viel Spritgeld, die Besiedlung ist zu dünn. Entlang der Hauptstraßen im höheren Norden, z.B. norwe-
    gische Eismeerstraße, schwedischer Inlandsweg (über Östersund) und schwedische Küstenstraße ist
    auf jeden Fall Vorsicht geboten und da, wo beliebte Touristenziele sind.


    Ja, der Inarisee mit seinen unglaublich vielen Inseln ist sehr interessant. Der Inari ist der See der Samen,
    der Ureinwohner von Lappland. Früher gab es entlang des Nordwest-Ufers einen Weg der Samen, da bin
    ich ein Stückchen mit meinem Motorrad drüber gefahren. Heute ist dort (leider) eine breit ausgebaute As-
    faltstraße, wofür? Ich habe dort in den 90er Jahren innerhalb von 3 Stunden nur 2 andere Autos gesehen.
    Über diese Straße kann man von Rovaniemi nach Kirkenes fahren. Die Straße ist ein Ersatz für die alte
    finnische Eismeerstraße zum finnischen Eismeerhafen Petsamo. Der gehört seit dem finnisch-russischen
    Winterkrieg zu Rußland und heißt heute Petschenga. Seitdem hat Finnland keinen Zugang mehr zum nörd-
    lichen Polar-Ozean.


    Grüße von Attaan


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