Wanderstiefel

  • Aus der Pflege von Lederschuhen könnte man eine Religion machen. Der religiöse Anteil wird im Laufe der folgenden Diskussion wahrscheinlich auch zunehmen.


    "Schuhwichse" drauf und gut ist!


    P.S.
    Der Beitrag erfolgte mit großem Schmunzeln. Es gibt viele verschiedene, gute Produkte zur Pflege von Lederschuhen. Am Besten verfährt man mit der Pflegeempfehlung des Herstellers. Die Klassiker wären "böses" Lederfett, Sno Seal, Nikwax oder schlicht und einfach nur "Schuhcreme" von diversen Herstellern. Jedes Produkt hat seine Vor- und Nachteile. Hauptsache gepflegt! Früher gab es nur irgendwelche "Schuhwichse" und die Lederschuhe der vorangegangenen Generationen haben in der Regel viele Jahrzehnte überlebt.

    "Das Leben leicht tragen und tief genießen ist ja doch die Summe aller Weisheit." Wilhelm Humboldt, 1767-1835

  • Ich mache ja keine Religion aus dem Putzen.


    Wie schon geschrieben, Lederfett drauf und bei Zimmertemperatur einziehen lassen. Die Nähte und Übergänge zur Sohle können richtig fett eingeschmiert werden. Bitte nicht die Zunge in der Mitte des Schuhs vergessen. Und zum gründlichen Putzen gehören die Schnürsenkel entfernt! Zum Einschmieren des Fetts (das gibts übrigens auch farbig, passend zum Schuh) bitte nur einen Lappen nehmen (alte Baumwoll-Socke oder so), keine Bürste. Wenn man den neuen Schuh dann im Laufe einer Woche zwei- bis dreimal eingefettet hat, stehenlassen bis zur Benutzung.


    Nach der Wanderung den Schuh mit einer groben Bürste reinigen, eventuell mit feuchtem Lappen arbeiten. Schuh komplett durchtrocknen lassen (NICHT auf der Heizung, kein Papier reinstopfen!). Das Trocknen geht gut in einem halbwegs warmen Raum. Ist der Schuh richtig trocken, dann einmal fett mit Lederfett einschmieren und fertig (Lappen dazu nehmen).


    Bitte bei einer Sorte Lederfett bleiben. Das billigste Fett reicht eigentlich. Eine Todsünde ist die Verwendung von Imprägnierspray. Ebenso die Verwendung der vom Handel zum teuren Schuh empfohlenen teuren Superdupipflegemittel. Man kann, um die Farbe des Schuhs zu erhalten, ab und zu mit Schuhcreme arbeiten, dient nur der Optik.


    Der Schuh muß eingelaufen werden, je nach Schuh kann das mehr als 100km Weg sein. Manchmal gehts auch schneller. Aber das ist eine andere "Religion" :lol


    LG Sel


    Edit: Bei Glattleder (welcher Outdoorschuh hat sowas?) nützt Lederfett nur an Nähten und an den Übergängen zur Sohle. Ansonsten normale, preiswerte Schuhcreme verwenden.

    Meine Grundsätze:
    ...Gerne darfs ein Kilo mehr sein bei der Ausrüstung...
    ...Je älter die Techniken, desto mehr mußten sie sich bewähren...
    ...Sehr viel kann man selber bauen, man muß nicht immer alles kaufen...

    (auf Grund meiner starken Sehbehinderung bitte ich das häufige Editieren meiner Beiträge zu entschuldigen)

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    Einmal editiert, zuletzt von Sel ()

  • Die Kampfstiefel 90 wurden in der Rekrutenschule täglich eingefettet. Das ist natürlich völlig übertrieben.. Meine grüne Zeit war 07, meine Schuhe sind immernoch Voll okay. (wurden etliche Male neu besohlt.) Ich trage sie oft.. draussen, an metal-festivals und so weiter. Fetten und Putzen tue ich sie nur noch wenn sie wirklich übel aussehen.. (oder wenn ich mal für ne schwarze Party schön schwarze Schuhe tragen will.. ;) )
    Wasserdicht sind sie seit eh und jeh.

  • Ich habe das mal von meinem Vater gelernt, und der hat das immer so gemacht (wußte damals gar nicht, daß man das auch anders machen kann ^^ :(


    Normalerweise wurden die Wanderschuhe getrocknet, gebürstet, dünn mit guter Schuhcreme eingerieben und dann gepolierbürstet.


    Ab und zu, nicht zu oft, wurden die Schuhe mit Sattelseife saubergemacht, getrocknet, dann nicht zu reichlich mit einem halbwegs vernünftigen Lederfett eingerieben.


    Das ließ man dann einen Tag oder so einziehen, der Überstand wurde abgerieben,und dann der Schuh wie normal mit Schuhcreme behandelt und poliert. Bestimmte Schuhe, ich meine das waren die schweren aus "gewendetem" Leder haben statt normaler Schuhcreme Biwax bekommen.


    Wichtig war, nicht zu oft zu fetten und nach dem fetten einziehen zu lassen und dann Schuhcreme drauf zu tun, weil Fett die Poren öffnet. Wenn man keine Zeit dafür hatte, war es besser, erstmal nur mit Schuhcreme zu behandeln und später mal zu fetten.


    Es mag heute bessere Methoden geben, oder fundiertere, aber ich bin damit - damals wie heute - immer gut gefahren, bei Lederschuhen und -stiefeln. Sowohl was die Wetterfestigkeit betrifft als auch das Vermeiden von Rissen und die Geschmeidigkeit (aber nicht zu sehr) des Leders.


    Also mache ich auch so weiter wie bisher. Religiös. :beten :)

    --
    Wärme wünscht der vom Wege kommt / mit erkaltetem Knie;
    Mit Kost und Kleidern erquicke den Wandrer, / der über Felsen fuhr.


    Süntelgänger, Waldgänger

  • Na ja, Methoden gibts gar viele. Aber es sind ein paar "Behandlungen", die man niemals tun sollte. Diese werden im Internet zum Teil als "Wunderwaffe" gepriesen. Aber:
    Wenn mal mal nicht gleich zum Putzen kommt, dann lieber die Schuhe mit dem Dreck drauf stehen lassen und so wie sie sind zum nächsten Wandern anziehen. Dreck schützt!


    Also, hier eine (unvollständige) Negativliste (das was man NICHT tun sollte):


    - nassen/feuchten Schmutz entfernen
    - zum Trocknen auf die Heizung stellen
    - um innen zu trocknen mit Zeitungspapier ausstopfen
    - beim Putzen die Einlegesohlen und/oder die Schnürsenkel drin/dran lassen
    - übern Winter im feuchten Keller lagern, oder im trockenen Keller, aber auf Betonboden/Ziegelboden etc.
    - in der prallen Sonne trocknen oder mittels Fön etc.
    - beim Saubermachen statt klarem Leitungswasser irgendwas dem Wasser zusetzen (Spüli...)
    - als Putzmittel Öl allein verwenden
    - allein nur mit Schuhcreme putzen
    - Imprägniermittel anwenden, egal ob als Spray oder anders
    - Lederfett auf dem Schuh etc. im Backofen bei 50°C oder so "einbrennen"
    - bei Nichtbenutzung länger als 4 Monate das einfetten mit Lederfett unterlassen
    - Lederfett nach dem Einziehen mit Bürste aufpolieren
    - Sohle oder gar den Steg der Sohle irgendwie behandeln (Fett)
    - statt vom Fachmann reparieren zu lassen, selber Hand anlegen (Nähte, kleben etc.)
    - Wanderschuhe müssen immer pickfein sauber sein


    LG Sel

    Meine Grundsätze:
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    (auf Grund meiner starken Sehbehinderung bitte ich das häufige Editieren meiner Beiträge zu entschuldigen)

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  • Sel, erkläre mir bitte mal genauer warum man das nicht machen soll
    - nassen/feuchten Schmutz entfernen
    - um innen zu trocknen mit Zeitungspapier ausstopfen
    - übern Winter im trockenen Keller, aber auf Betonboden/Ziegelboden etc. lagern
    - allein nur mit Schuhcreme putzen
    - bei Nichtbenutzung länger als 4 Monate das einfetten mit Lederfett unterlassen
    - Lederfett nach dem Einziehen mit Bürste aufpolieren
    - Wanderschuhe müssen immer pickfein sauber sein


    Ich bin nämlich der Meinung, daß man das durchaus machen kann, ohne den Schuhen zu schaden. Mir fallen jedenfalls keine physikalischen oder chemischen Hinderungsgründe ein.

  • Ich persönlich mag das sno-seal gerne, aber ich denk da hat eh jeder seine Favoriten bei Pflegeprodukten. Von dem her nicht wirklich erwähnenswert.
    Was man tun sollte: Einlegesohle raus nehmen zum trocknen. Das hilft gegen Pilze und Bakterien, da hier beides, der Schuh und die Einlegesohle vernünftig trocknen können.

  • Ich bevorzuge ja eher leichte Stiefel mit einer Mischung aus Leder und Meshgewebeanteilen,
    da hatte ich heute wieder das "Vergnügen" mit 4km über Wiesen im Morgentau und klatschnassen Füßen.
    Bei den Miltec-Schuhen hab ich mir (bei dem Preis) nie groß Sorgen gemacht und einfach Imprägnierspray draufgeblasen,
    auch auf den Lederanteil was man ja eig vermeiden sollte...
    Um ehrlich zu sein hat das den Schuhen eig auch nie geschadet meiner Meinung nach...


    Gibt es eig auch eine Art Imprägnier-Creme oder Fett ? Wenn ich nach sowas Google finde ich nur Zeug aus dem Handwerkerbedarf,
    jedenfalls nix für Schuhe.
    Also um das Mesh-Gewege zu imprägnieren, nicht das Leder ^^ .


  • Ich versuche mal so gut wie möglich meine bescheidene Erfahrung einzubringen auf deine Fragen.


    zu 1:
    Den Schmutz im nassen Zustand zu entfernen schadet dem Schuh selbst nicht. Aber man macht es sich nur unnötig schwer. Trocknen lassen, abklopfen, nachbürsten. Geht schneller. Und man läuft nicht Gefahr, das beim z.B. Abwaschen des Schuhs dieser innen Wasser abbekommt.


    zu 2:
    Das Papier verhindert eine natürliche Konvektion. Es saugt sich zwar voll mit der feuchten Luft des Schuhs, aber zieht kein Wasser aus dem Leder. Außerdem ist feuchtes Papier nach wenigen Stunden eine ideale Brutstätte für Bakterien und Pilze.


    zu 3:
    Wenn man ein Plastikgitter oder dünne Holzstäbchen unter den Schuh stellt/legt, dann reicht das schon. Beton, Ziegel und andere poröse Böden müssen atmen können. Durch die stehende Sohle wird der Untergrund daran gehindert, Wasser verdunsten (was von unten kommt) zu können. Die Folge ist ein sehr feuchter bis nasser Fleck genau unterm Schuh. Damit ist wiederum die Sohle immer nass (ist verschmerzbar) und besonders Pilzen ist eine phantastische Brutstätte geschaffen.


    zu 4:
    Schuhcreme hat verschließende und abdichtende Eigenschaften. In Schuhcreme sind auch Farbpigmente, die die Poren des Leders dauerhaft verschließen können. Lederfett wird nie aushärten, es verdunstet. Schuhcreme wird nach gewisser Zeit fest wie eine Lackschicht.


    zu 5:
    Wie ich schon schrieb, Lederfett verdunstet. Damit kann Leder (je nach Lagerung) knochenhart werden mangels "Schmierung".


    zu 6:
    Eine Bürste hat dünne Borsten, die neben und in Nähte kommen. Dort "hobeln" diese Borsten das Lederfett aus den Spalten der Nähte raus. Aber genau an den Nähten (und Lederstößen) kann das Lederfett gerne paar zehntel Millimeter dick bleiben. Wenn man nachpolieren möchte geht das mit einem weichen Lappen (kein Mikrofasertuch, kein Papier!) ebensogut.


    zu 7:
    Schrieb ich auch schon. Dreck schützt! Dieser Punkt ist auch irgendwie Ansichssache. Mit verdreckten Schuhen fällt man halt bissel auf und man hinterlässt in Bus oder Bahn echt genug deutliche Sandhaufen. Genau genommen, ein dreckiger Schuh verleitet zu schnell zum Einstellen aller Pflege, ist auch nicht schön.


    LG Sel

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  • Danke für Deine Antworten. Jetzt ist mir einiges klarer. Ein Teil meiner Fragen beruhte offensichtlich auf Mißverständnissen. Einige Punkte bleiben aber noch offen.


    zu 1: Hier stimme ich Dir zu. Nassen/feuchten Schmutz entfernen lohnt sich nur bei einer dicken Schlammkruste. Dann trocknet auch der Schuh schneller.
    Kleinere Verschmutzungen entfernen sich besser durch Trocknen und Abbürsten.


    zu 2:
    Ich war davon ausgegangen, daß es selbstverständlich ist, daß man das Papier, sobald es sich mit Wasser vollgesogen hat, wieder entfernt. Nur dann beschleunigt Papier die Trocknung. Wenn das Papier drin bleibt, verlängert sich die Trockenzeit natürlich (mit all den von Dir genannten negativen Folgen).


    zu 3:
    Wenn sich unter dem (trockenen) Schuh auf dem Kellerfußboden ein sehr feuchter bis nasser Fleck bildet, dann hat man keinen trockenen Keller, sondern einen Baufehler und sollte vielleicht die Sperrschicht unter dem Fußboden erneuern.


    zu 4:
    Tut mir leid, diese Begründung überzeugt mich nicht. Sicher wird Schuhcreme schneller spröde als Lederfett, aber zwischen den Benutzungen der Wanderschuhe vergehen ja nun keine Jahrzehnte. Generationen haben ihre Straßenschuhe mit Schuhcreme gepflegt und sind scheinbar gut damit gefahren.


    zu 5:
    Die Aussage, daß Lederfett verdunstet, ist mir neu. Meinst Du vielleicht "ins Leder einziehen" oder "sich zersetzen"? Auch die Suche im Internet nach Verdunsten von Fetten brachte keine Ergebnisse.
    Daß Leder bei falscher Lagerung knochenhart werden kann mangels "Schmierung", kann ich aber nachvollziehen.


    zu 6:
    Okay, wenn man's mit dem Bürsten übertreibt, dann trägt man wirklich das Lederfett wieder ab.


    zu 7:
    Wanderschuhe müssen (meiner Meinung nach) nach der Benutzung gesäubert werden. Ob nun piekfein oder nicht, das sei dahingestellt.
    Dreck schützt eben nicht! Dreck zieht Feuchtigkeit an und (was das eigentlich Schlimme ist), bindet sie längere Zeit. Ein sauberer Schuh trocknet schneller wieder ab, was dem Leder gut tut.
    Dazu kommt, daß man oberflächliche Beschädigungen des Leders an einem sauberen Schuh eher erkennt und damit zeitiger geeignete Reparatur- und Pflegemaßnahmen einleiten kann.


    So, und jetzt gehe ich schnell meine Wanderschuhe putzen. Sie stehen seit dem Wochenende schmutzig in der Ecke. Ja, ich schäme mich. :schäm

  • Deine Aussagen haben was... Können wir ja beim Treffen vertiefen :)


    Danke, Sel


    http://bushcraftportal.net/forum/index.php?thread/3570

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