Moin Leute!
Ich habe hier noch ein "bushcraftrelevantes" Schmiedeprojekt. Und zwar geht es darum eine Bohrmaschine ( Oder genau genommen eine kurbelgetriebene Bohrahle) samt wechselbaren Bohrern selber zu schmieden. Das hört sich erstmal kompliziert an, ist aber eher eine bessere Eisteigerübung welche sich auch ohne große Erfahrung umsetzen lässt.
Alles was man an Material braucht ,ist ein Stück 10- 13mm dicker und ca. 500mm langer Rundstahl für die Bohrahle und etwas härtbarer Stahl für die Bohrer. Hierfür eignen sich 10 -15 cm lange Stücke von Kfz Stoßdämpferfedern sehr gut.
Das benötigte Werkzeug beschränkt sich auf einen Hammer, eine Zange, und einen Vierkantdurchschläger. Ein Schraubstock oder ein Biegewerkzeug sind ebenfalls sehr nützlich aber nicht zwingend erforderlich.
Den Vierkantdurchschlag habe ich ebenfalls selber hergestellt. Wichtig bei so kleinen Durchschlägern ist, dass diese an der Spitze gehärtet sind da sie sich sonst beim einschlagen verbiegen. Als Material kann man ebenfalls Federstahl verwenden.
Der erste Schritt besteht darin den Rundstahl an einer Seite etwas abzuflachen. Technisch hat das keine große Funktion und dient lediglich als stabile Auflage beim Loch einschlagen.
Danach schlägt man von beiden Seiten das Vierkantloch ein und dehnt dieses bis auf den gewünschten Durchmesser. Wichtig ist dabei, dass der letzte Schlag von der Seite gesetzt wird, welche später unten ist, damit der spitz zulaufende Erl der Bohrer auch zum Loch passt.
Alleine ist das immer etwas fummelig weswegen meine Lochung auch nicht genau mittig ist. Besser ist wenn einer das Werkstück festhält während der andere das Loch einschlägt.
Wenn das Vierkantloch gesetzt ist, muss man nur noch drei mal biegen und das entstandene Konstrukt etwas richten. Prinzipiell ist die Bohrahle an dieser Stelle schon einsatzbereit, allerdings noch sehr unkomfortabel.
Leider habe ich beim biegen etwas gepennt, weil die Bohreraufnahme und der hintere Schaft optimaler weise in einer Linie stehen sollten. Ein leichter Versatz wie bei mir ist noch nicht so schlimm aber man merkt schon, dass es bein anbohren etwas eiert.
Um nun passende Bohrer herzustellen werden die Federstücke als erstes gerichtet und an einem Ende solange leicht vierkantig zugespitzt, bis sie in das Aufnahmeloch passen.
Die einfachste Form für einen Bohrer erhält man wenn man ihn einfach vorne flach ausschmiedet. So bekommt man einen sehr breiten und robusten Bohrer, allerdings ohne Seitenführung.
Um einen echten Spiralbohrer Herzustellen, muss man den Rohling möglichst lang und flach ausschmieden.
Wenn man sicher ist, dass der Rohling möglichst gerade ist, wird dieser mit der Spitze eingespannt und verdreht.
Wichtig für eine gleichmäßige Verdrehung ist eine möglichst gleichmäßige Hitzeverteilung und, dass die gesamte Verdrehung in einem Durchgang getätigt wird.
Wenn die Bohrer einigermaßen gerade sind kann man die Schneiden anschleifen. Ich habe das mit der Schleifmaschine gemacht weil die halt da ist, aber man könnte es auch problemlos mit einer Feile machen.
Beim anschleifen der Spiralbohrer sollte man darauf achten die Schneiden so anzubringen, dass die Späne beim bohren auch mit der Drehbewegung nach hinten abgefördert werden.
(was bei so geringen Drehzahlen aber auch nicht sooo wichtig ist)
Wenn die Bohrer fertig geschliffen sind kann man sich der Wärmebehandlung widmen. Ich habe den Federstahl nach dem härten bei 180 - 190 Grad C angelassen und hoffe mal, dass das nicht zu hart ist. Generell sollte man die Bohrer nicht zu hart lassen; Auf dem relativ kleinen Querschnitt lasten ganz fiese Hebel und Scherkräfte weswegen man hier lieber etwas mehr auf Elastizität als auf Schnitthaltigkeit hinarbeiten sollte. Insbesondere weil es sich hier um reine Holzbohrer handelt.
Um die Bohrahle etwas besser bedienbar zu machen habe ich noch ein paar Holzgriffe gebastelt. Dazu habe ich einfach einen Klotz Brennholz der länge nach durchbohrt. Weil ich noch kein "Andrückstück" hatte musste ich hier mit einen Brett improvisieren.
Rundlauf und Genauigkeit der selbst geschmiedeten Bohrer sind natürlich lange nicht so gut wie bei industriell gefertigten Bohrern und das bohren mit der unfertigen Ahle war auch keine große Freude; Hat aber schlussendlich funktioniert.
Den durchbohrten Klotz habe ich dann mit der Axt etwas abgespalten ...
... und mit dem Messer in ein runde Form geschnitzt.
Anschließend habe ich die so entstandene Walze vorsichtig der länge nach gespalten.
Das innere der des Kurbelgriff wird nun etwas gefettet oder geölt. Die Beiden Spaltseiten werden verleimt und zur Sicherheit mit Seil umwickelt.
Der Klotz für das Andrückstück wird nicht ganz durchgebohrt und am Ende rundherum eingesägt. Anschließend wird das überstehende Material wieder vorsichtig mit dem zierlichen Hackebeil abgespalten und mit dem Messer in Form geschnitzt. In das Loch wird ebenfalls etwas Öl oder Fett gegeben damit die Teile leichtgängig bleiben.
So sieht das ganze dann in der Rohform aus. Eiert etwas und ist natürlich kein Vergleich zu elektrischen Werkzeugen - funktioniert aber.
Zum Schluss habe ich die Holzteile noch etwas nachgeschliffen und die Seilwickelung mit einem besseren Seil erneuert. Einige neue Bohrer in verschiedenen Größen habe ich mir auch noch gedengelt.
Soweit bin ich ganz zufrieden mit meiner Retrobohrmaschine im Hillbilly Style, nur das die Achse des Bohrers etwas versetzt zum Endstück steht ist nicht ganz optimal. Wenn man erst mal ein paar Zentimeter tief gebohrt hat stabilisiert sich der Bohrer aber selbst, dann fällt das kaum noch auf. Generell braucht man schon etwas Ausdauer und Kraft um mit dem Teil zu arbeiten, da lobe ich mir doch meinen Akkubohrschrauber, aber ansonsten ist es schon geil wenn man sowas mal selber gebaut hat.
Gruß an alle - Holger!