Moin Leute!
Ich habe mir die Tage mal eine kleine Esse gebastelt mit der ich die meisten kleineren Schmiedearbeiten direkt bei mir hinterm Haus durchführen kann. Natürlich kann man auch in jedem beliebigen Erdloch ein Schmiedefeuer betreiben, aber wenn man vor hat sowas öfter zu machen dann darf es auch was halbwegs anständiges sein. Kaufen war für mich dabei keine Option weil neue Feldessen unglaublich überteuert sind und um eine Gebrauchte irgendwo abzuholen fehlt mir das passende Vehicle. Ganz nebenbei macht selber basteln auch viel mehr Spaß.
Erstmal habe ich eine grobe Skizze angefertigt, nur um eine gewisse Richtlinie für die Maße und benötigten Teile zu haben.
Angefangen habe ich mit der Arbeitsplatte. Hier hatte ich das zweifelhafte Glück, dass die Vorbesitzer meines Grundstückes schon relative Messies waren und über zwei bis drei Generationen alles eingelagert haben was ihnen irgendwie brauchbar erschien.
Darunter auch allerlei Stahlschrott wie die große Trittplatte welche ich als Arbeitsplatte verbaut habe. Diese ist mit 4-5mm dicke schon ein wenig oversize und auch etwas schief und rostig, aber man nimmt was man hat.
Das Gestell besteht aus 30mm Winkelstahl. Vier Teile 750mm, vier Teile 700mm und vier Teile 500mm. Macht insgesamt 7,8m plus Verschnitt. Winkelstahl ist immer ein super Material wenn man etwas Tisch- oder Regalartiges bauen möchte. Mein Material lag ebenfalls noch im Schuppen rum, kostet aber auch sonst nicht viel.
Das Gestell fertig zusammen geschweißt.
Die Arbeitsplatte wird einfach lose eingelegt. So kann man hinterher alle Teile leicht wieder auseinander nehmen.
Unten kommt ein schlichter Bretterboden rein welcher als Ablagefläche dient. Dieser wird ebenfalls einfach in die Winkel gelegt.
Die Feuerschale der Esse Besteht wie die Überschrift schon sagt, aus einer Bremstrommel. Ich habe dafür einfach die billigste genommen welche mir in der Form sinnvoll erschien. Meine ist eine Ford Mondeo Hinterachse 230mm Durchmesser. Für das Paar habe ich bei ebay 14,77 mit Versand bezahlt. Da lohnt es sich kaum zum Schrottplatz zu fahren. Seltsamerweise bekommt man die selben oder ähnliche gebrauchte auch weitaus teurer. :confused
Die Rohre und Verbindungen für die Luftzufuhr, bestehen aus 2 Zoll Stahlguss Fittings. Die gibt es in allen möglichen Größen, Formen und Längen und mann kann sie einfach zusammenschrauben, austauschen oder verändern.
Wichtig ist dabei nur, dass das Rohr welches Waagerecht absteht lang genug ist, um nicht zu heiß zu werden.
Jetzt wird es ein bisschen hässlich, weil das Runde hier in das Eckige muss. Normalerweise würde ich für sowas einen Schneidbrenner nehmen, aber den habe ich zuhause nicht. Also muss leider die Flex diese Arbeit übernehmen.
Das ist natürlich eine Sch...arbeit aber fünf Trennscheiben später war das Loch in der Platte.
Noch ein wenig die Ränder mit der Lamellenscheibe nachgearbeitet; - Und die Bremstrommel passt.
Die Schraublöcher von der Bremstrommel und dem Flansch haben fast perfekt aufeinander gepasst. So musste ich einfach nur beide Teile verschrauben.
Das war aber einfach nur reines Glück. Ich war eigentlich davon ausgegangen, selber neue Löcher bohren zu müssen.
So erkennt man schon die Funktion: Von der Seite kommt die Luft, der Stutzen unten dient zum auffangen von Asche und Schlacke.
Zum reinigen wird einfach die Verschlusskappe abgeschraubt.
Was nun noch fehlt ist die "Düse". Dieses Teil bekommt in der Esse die meiste Hitze ab und sollte deshalb unbedingt aus dicken Gusseisen oder ähnlich hitzebeständigen Material sein.
Ich habe hierfür die Deckelplatte aus einem alten Ofen verwendet.
Aus der Ofenplatte habe ich ein Stück ausgeschnitten und in die passende Form geschliffen. Anschließend habe ich die Löcher der Düse gebohrt. Hierbei habe ich etwas übertrieben; Weniger Löcher wären besser gewesen, aber das konnte ich vorher nicht wissen.
Die Düse ist ein Verschleißteil und wird deshalb nur lose eingelegt. Dabei ist es wichtig, bei der Wahl der Bremstrommel oder des Flansches darauf zu achten, dass der Flansch einen etwas kleineren Innendurchmesser hat als das Loch der Radachse. So ergibt sich beim verschrauben eine Kante auf der man die Düse leicht auflegen kann.
Ein Paar 8er Vierkantstähle hatte ich auch noch rumfliegen also habe ich nochmal alles auseinander genommen und mir noch ein Paar Griffe/Werkzeughalterungen Gebogen und diese ebenfalls angeschweißt. Ist nicht von großer Relevanz aber durchaus nice to have.
Nachdem mir meine Frau untersagt hat, ihren "guten Föhn" einem höheren Zweck zuzuführen, musste ich noch zum Ramschhändler und habe dort einen unfassbar hochwertigen Föhn für 9,99 Euro erstanden.
Glücklicher weise Passt auch dieser genau in das 2 Zoll Rohr.
Für den Fall, dass die Luftzufuhr nicht so gut passt gibt es auch Gummirohrverbinder mit Schlauchschellen. Damit lässt sich fast jeder Durchmesser gut befestigen.
Ich hatte erst etwas bedenken, dass der kleine Föhn nicht genug Power hat, was sich allerdings nicht bestätigt hat.
Ich habe an einem Rasenmähermesser, mit der kleinen Gebläsestufe getestet und dieses in ca. 30 Sekunden auf gut über 1000 Grad gebracht.
Die stärkere Gebläsestufe traue ich mich nicht. Das ist ein bisschen viel des Guten.
Ich werde es erst mal so lassen und bei Gelegenheit mal eine Düse mit weniger Löchern anfertigen. Das ist einfach Feintuning welches man erst im nachhinein vornehmen kann. Wenn das nicht geht baue ich vielleicht noch eine einfache Drosselung ein.
Das ist jetzt alles sehr technisch und nicht wirklich Bushcraft aber man muss auch bedenken, dass man mit so einer kleinen Esse z.B schon einen großen Teil der altmodischen Holzbearbeitungswerkzeugen selber herstellen kann.
Insgesamt habe ich drei Tage immer ein bisschen an der Esse gebastelt. Wenn man wirklich ranklotzt und alle Teile parat hat, kann man die aber auch an einem Tag fertig bauen.
Kostentechnisch hatte ich den Vorteil schon ziemlich viel von dem verbauten Stahl quasi "geerbt" zu haben. Das Teuerste sind die Stahlfittings und wenn man sie neu kaufen muss die Arbeitsplatte. Der Rest ist wirklich relativ günstig zu haben. Ich schätze mal, dass ich mit allen Trennscheiben, Elektroden,Versandkosten usw. auf maximal 100 Euro kommen würde, wenn ich alles neu gekauft hätte. Wenn man was vom Schrott holen kann wird´s dementsprechend weniger.
Wenn ich noch etwas ändere oder umbaue werde ich das hier nachtragen, bis dahin -
Gruß alle!