Fluchtszenarios & Long Term Survival: Preparedness Level adaptieren am Beispiel der Migranten?

  • Rsjabber: Ähm, wir sind hier schon "etwas" zivilisiert, da musst du lange nach Norden gehen bis du einen echten Bereich ohne Netzempfang findest. :lol
    Ein Messer und eine Plane braucht hier kein Mensch zur Flucht, wirklich nicht, ein Handy schon ehr (wir haben auch Steckdosen).


    Was ich mit obiger "Posse" eigentlich zum Ausdruck bringen wollte: Diese Veränderungen des Umfeldes, wie Wüste->Wald/See, Städtisches Umfeld -> Ländliches Umfeld, Warm->Nasskalt, die völlig fremden Menschen.... das allein ist ein Schock, und das nicht nur für einen Flüchtling. Ich habe mal mit 3 Studenten aus Wien einen Waldspaziergang gemacht, nichts besonderes, da geh ich immer spazieren. Nach 3h waren die fertig mit der Welt, und das 300-400m neben einer Autobahn. Ich habe Leute getroffen die sich in der Dunkelheit nicht auf das Kompostwc getraut haben....
    Warum ? Überleben fängt im Kopf an (ich sage absichtlich nicht Survival). Wenn man sich absolut nicht vorstellen kann in diesem, neuen Umfeld zu überleben.... also ganz ehrlich, in einem indischen Grossstadtslum oder in China wäre ich verloren. Das aber ist genau der Punkt. Man muss im Kopf so flexibel bleiben das man sich überall zurechtfindet. Ich gebe zu, ich könnte es nicht.
    Wie ich oben bereits geschrieben habe, die Wegstrecke ist das geringste Problem.


    Die Definition von Flüchtlingen aufgrund ihrer Ausgangssituation ist sehr schwierig. Wirtschaftsflüchtlinge "klar", das ist die eine Gruppe, die wollen besser Lebensumstände... Bei uns sind hauptsächlich Iraker und Afgahnen. Die einen flüchten da in ihrer Heimatstadt alle Woche eine Autobombe explodiert (Basra). Die anderen flüchten weil sie direkt, persönlich bedroht werden (auch Basra). Das Gefühl der Bedrohung, der Angst ist die gleiche, wenn man die Betroffenen fragt auf welcher Stufe einer Skala 1-10 sie ihre Angst einordnen würden. Die realistische Gefährdungslage ist vom Niveau her aber völlig unterschiedlich. Es ist daher völlig unerheblich wer wegen was genau flieht, aus Basra kommen in diesem Bsp. beide.
    Ich war mit Iranern, Irakern, Kruden, Türken, Afgahnen, Burmesen (heute Myanmar) etc. im Sprachkurs gesessen, und kenne viele ihrer Lebensläufe und Geschichten... unterscheiden kann man da nichts.



    krupp: Die Flucht in einer festen Gruppe gibt es nur in ganz seltenen Fällen. Die grösste Gruppe die es im Normalfall gibt sind Familien. Alle laufen auf der gleichen Strasse in eine Richtung, jeder hat eine andere Geschwindigkeit etc. da gibt es keinerlei Zusammenhalt, selbst Zweckbündnisse sind seltenst vorhanden. Am ehsten könnte man das als Schwarmverhalten bezeichnen und mit der Panikforschung in Verbindung bringen. Da hilft keiner dem anderen, da trägt keiner das Kind vom übernächsten für ein paar Kilometer. Wenigstens fallen sie in der momentanen Situation nicht gegenseitig übereinander her, das habe ich schon anderes erlebt (Haiti nach dem Erdbeben), da quält der Schwache dann den noch schwächeren.


    Ein "gear"-Vergleich ist rein akademischer Natur, der eine hat Wanderstiefel, der andere ist froh wenn er Flipflops hat, einer hat Kekse, Wasserfilter und Tütenfutter, ein anderer ist froh wenn er täglich eine Schüssel Reis hat.... das könnte man endlos weiterführen.
    Ich hoffe ich verletze jetzt keinen, aber das ist der Unterschied zwischen Phantasie und brutalster Realität.


    Ich denke ich ziehe mich jetzt aus diesem Thema zurück. Ich möchte nur noch sagen das mich das gehobene Niveau hier erfreut, für ein Forum nicht selbstverständlich.

  • ... Ich möchte nur noch sagen das mich das gehobene Niveau hier erfreut, für ein Forum nicht selbstverständlich.


    Dieser Aussage möchte ich mich anschließen. Ich finde es ausgeprochen schön, dass in erster Linie am Eingangsthema gearbeitet wird.


    Gruß Guido

    "Das Leben leicht tragen und tief genießen ist ja doch die Summe aller Weisheit." Wilhelm Humboldt, 1767-1835

  • Ich bin ganz allgemein nicht so stark urbanisiert, daß die genannten Hilfsmittel für mich zum Ziel führen würden. Wenn ich ungefähr jede Woche Internetzugang bekomme, würde das wohl reichen, um mich in der Form zu organisieren. Ich nutze gar kein Smartphone und würde wohl auch nicht damit anfangen, wenn ich mein Zuhause verlassen müßte. Ich bin ans alleine Zurechtkommen gewöhnt und hätte sicher Kochgeschirr dabei und eine Schlafgelegenheit. In Syrien kann man es sich nachts vielleicht einfach auf einem Teppich am Straßenrand bequem machen, in Deutschland und Umgebung nicht. Wenn ich versuchen müßte, in einem fremden Land meinen Platz zu finden, würde ich das vielleicht eher in einem dörflichen Umfeld tun, wo ich meine Stärken einfacher zur Geltung bringen kann und so Anschluß an die ansässige Bevölkerung finde, statt mich auf eine desorientierte Gruppe degenerierter Großstadtkids zu verlassen. Ich möchte ohnehin nicht zusammen mit einer Gruppe in eine Schublade gesteckt und organisiert werden, das kann man sicher auch anders regeln.


    Aber es fällt schwer, uns mit diesen Flüchtlingen zu vergleichen, hier gibt es ja lange nicht die großen Spannungen, die dort zu diesem heftigen Bürgerkrieg geführt haben. Noch zetteln die Amis hier auch keine blutigen Revolten an (vielleicht ja, wenn Wagenknecht mal Kanzlerin wird). Wahrscheinlich wird unsere Generation aber keinen Massenexodus aus Deutschland erleben. Und als "Wirtschaftsflüchtling" zieht man hierzulande einfach um. Diejenigen, die ohne viel Gepäck nach Europa kommen, konnten wie gesagt gar nicht viel mitnehmen, weil vor lauter Passagieren kein Platz auf dem Boot war, weil man in langen Schlangen dicht gedrängt warten muß, weil vielleicht gerannt werden muß, wenn eine Gelegenheit sich bietet. Das hat aber auch mit der "Festung Europa" zu tun, man kommt eben nur schwer rein, wenn man hier "nichts zu suchen" hat. Wir dagegen sind ja schon drin, also fielen diese Einschränkungen für uns weg.

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