Hallo,
ich penne ja gerne mal draussen. Hier bei uns im Elbsandsteingebirge tut man das in sogenannten "Boofen", das sind meistens irgendwelche Felsvorsprünge, wo man offiziell drunter nächtigen darf. Meist liegt man da auf ein wenig Sand oder nacktem Fels, also eben recht weich und gemütlich
Nun hat man seine Tagestour hinter sich und kommt an seiner Zielboofe an: Mist, besetzt! Entweder man fragt höflich nach ob man sich dazugesellen kann (meist kein Problem) oder man sucht eine andere Möglichkeit. Zur nächsten Boofe zu laufen verbietet sich fast immer. Einmal ist es meistens sehr weit (mind. 1 Stunde Fußmarsch), ein andermal wirds gleich dunkel. Und im Sandsteingebirge im Dunklen zu wandern kommt Selbstmord gleich. Nicht wegen bösen Tieren oder irgendwelchen Gestalten die sich rumdrücken könnten, sondern weil viele Pfade direkt am Felsen oder Abgrund entlanggehen. Die Absturzgefahr wäre viel zu hoch. Im gesamten Sandsteingebiet, deutsche Seite (das sind etwa 100 bis 200 km², je nachdem was man drunter versteht), sind ca. 60 offizielle Boofen, recht wenig.
Also sucht man sich einen schönen Platz unter einem Felsen oder verdrückt sich in den Wald. Zelt oder Tarp verbietet sich dann, Zelt ist sowieso verboten. Also krieche ich in meine Penntüte, damit in den Biwacksack und hinter die Büsche. Tarnung ist sehr wichtig, wenn man dabei erwischt wird, wirds teuer.
Ok, genug gelabert.
Nun liege ich so in meiner Penntüte, der Mond scheint. Die meisten Nächte passiert gar nichts. Aber es kommt auch zu Begegnungen mit den wilden Bestien des Waldes In unmittelbarer Nähe, so wenige Zentimeter bis einen Meter um die Penntüte, da tummeln sich Igel, Salamander, Mäuse, nach Insekten pickende Vögel... Ein einziges Mal konnte ich eine etwa 60cm lange Kreuzotter sehen. Das sind wirklich wunderschöne Tiere! In der Luft bemerkt man Fledermäuse, irgendwelche Eulentiere, in der Dämmerung auch Falken oder andere Vögel. Als einziges größeres Tier kommt mal der Fuchs gerne vorbei, schnüffelt am Rucksack rum (immer fest zumachen!!!) und dann an der Penntüte. Angst hat der keine mehr, nicht mal vor einer Taschenlampe. Da stellt er sich bockig hin und bellt aggressiv und zähnezeigend los. Nur wenn man sich aufrichtet sucht er das Weite, aber eben gemächlich, keine Flucht.
Bis etwa 10 Meter Entfernung sehe ich mal Wildschweine, die mich allerdings völlig ignorieren. Es kann sogar vorkommen, das sie die Penntüte beschnüffeln. Dann läuft auch mal ein Dachs oder ein Waschbär vorbei. Rehe halten auf Abstand, die sind so scheu das sie nie näher als 20 Meter kommen.
Einmal hatte ich das Vergnügen, das ein Jäger vorbeiging. Er latschte mit seiner Taschenlampe leuchtend keine 3 Meter an mir vorbei, blieb stehen, funzelte um sich, bemerkte mich nicht und ging weiter. So eine Tarnung hat was...
Es ist also richtig was los im Wald. Leider sind keine Bilder möglich, habe keine nachttaugliche Ausrüstung dafür. Solche Beobachtungen kann man aber nicht aus den Boofen machen, vom aufdringlichen Fuchs mal abgesehen. Aber es wird hier immer mehr dafür getan, das so etwas nicht mehr möglich ist. Das geht mit Wegeverboten los, ganze (mehrere km²) große Flächen werden zur Tabuzone erklärt, die Strafen bei Nichtbefolgung sind hoch. Meines Wissens ist allein für das unberechtigte Betreten eines verbotenen Weges schon 75 Euro zu zahlen, für das "illegale" Übernachten sicher viel mehr. Ganz genau genommen darf man gar nicht übernachten, auch nicht in den Boofen, denn nach der Verordnung ist das nur Bergsteigern erlaubt.
Wenn man sich der Natur angepasst verhält, warum müssen dann solche Verordnungen her? Klar, es gibt immer Menschen, die sollten lieber in der Stadt bleiben als die Natur zu verschandeln. Aber das sind nicht so viele, jedoch den Schaden haben alle. Immer mehr Einschränkungen, immer mehr Verbote. Seit 1990 sind ca. 75% aller Wege verboten worden in meinem Wandergebiet. Ein Drittel der Fläche ist mittlerweile praktisch Sperrgebiet. Ich für mich habe entschieden, das zu ignorieren, irgendwann hat man ja mal die Nase voll. Ich gehe meine Wege und Pfade (nicht querfeldein, das wäre echt gegen die Natur), penne gut getarnt wo ich es für vertretbar halte.
Gibt es bei euch auch solche "Bemühungen" von "Naturschützern"? Staatlich wird sowas gefördert, Umfragen werden offiziell gefälscht (Beweise sind aktenkundig), der Mensch wird aus der Natur ausgesperrt, weil er da Schaden anrichten würde. Bleibt das Reservat Stadt, deutlich ausgewiesene (geschotterte oder asphaltierte) Touristenstraßen (stöckelschuhtauglich) und geführte Wanderungen. Auf Karten verschwinden Wege, in der Natur werden diese weggebaggert oder "verbrochen" (Bäume quer über den Weg gefällt, Gras zur Tarnung angesät...), Tabuzonen festgelegt und so weiter.
Natürlich ist das Betreten der Natur an sich schon eine Einmischung und Veränderung derselben. Ein treffliches Totschlagargument!
Aber wie gesagt, mich würden eure Erfahrungen interessieren, wie wird das bei euch gemacht?
LG Sel