Wasserrationierung extrem

  • Ich muss hier mal ein etwas theoretischeres Thema anschneiden aber ein keinesfalls unwichtiges wie ich finde.


    In den meisten Survivalwerken speziell die militärischen Fieldmanuals wird immer wieder beschrieben dass Wasser immer besser im Körper aufgehoben ist als in der Flasche.
    Hierbei ist die größere Gefahr eben der Hitzschlag und weniger das direkt Verdursten.


    Ließt man aber Werke von Autoren jüngeren Datums wie Regis Belleville oder Joe Vogel kommt man zu einem anderen Schluss.
    Der Mensch ist demnach von Natur aus ein sehr schlechter Wasserspeicherer. Er kann im Gegensatz zu anderen Tieren nicht innerhalb seiner roten Blutkörperchen Wasser speichern, ebenfalls wird stets eine gewisse Grundmenge für die Harnauscheidung gebraucht. Er kann keine konzentrierte Harnsäure ausscheiden wie Vögel und gewisse Nagetiere. Es ist kaum möglich als Mensch "auf Vorrat" zu trinken. Überschüssiges Wasser wandert durch die Nieren direkt wieder nach draussen.


    Darum schreibt z.B. Johannes Vogel auch dass das Wasser in der Flasche deutlich besser als im Körper rationiert werden kann. Es ist in Fällen wo mit wenig Trinkwasser zu rechnen ist besser den Wasserhaushalt etwas unter dem ausgeglichenen Zustand zu belassen. Damit wird Wasser nicht unnötig über die Schweißdrüsen ausgeschieden.


    Wasser wird ja in unserem Körper für zwei Hauptaufgaben gebraucht näcmlich der Thermoregulierung und der aufrechterhaltung des Stoffwechsels.
    Regis Belleville ist einer der erfahrendsten Wüstenwanderer unserer Zeit und er hält den Weltrekord für das zurücklegen zu Fuß zwischen zwei Oasen (über 1000 km)


    Was er macht ist geradezu extrem. Er opfert seine Thermoregulierung fast völlig zugunsten des Stoffwechsels. Das bedeutet dass er tagsüber überhaupt nix trinkt. Seine ganze Tagesration nimmt er in der Nacht ein so dass er das schwitzen umgeht. Nur so ist es möglich Tagesrationen von nur 4 litern zu brauchen, trotz der Gluthitze.
    Dass dies extrem gefährlich für den Fall eines Hitzschlages ist, liegt auf der Hand. Es muss also auf die richtige Bekleidung und eine knallharte Hitzeanpassung des Körpers geachtet werden.


    https://www.youtube.com/watch?…s&list=PL2CEE0262CC21BBA1
    Mehr erfährt man in dieser Dokumentation.


    Ich finde dieses Thema überaus interessant. Zwar kenne ich große Hitze nur zu gut, aber ich hatte bis auf sagen wir mal 4-5 Stunden ohne Wasser nie konstant Wasserprobleme. Ich weiß allerdings schon wie sich diese paar Stunden ohne Wasser be igleichzeitig großer Anstrengung und praller Sonne anfühlen. Die Leistung sinkt schon rapide ab. Man läuft nur noch auf Sparflamme. Diesen Zustand Tag für Tag über Wochen durchzuhalten kann ich mir kaum vorstellen.
    Leider haben wir die falsche Jahreszeit und eigentlich auch den falschen Breitengrad um hier Testmärsche zu machen in diese Richtung.


    Ich werd aber an dem Thema dran bleiben. Vielleicht hat auch jemand schon Erfahrung mit diesem Thema gemacht.

  • Du kannst das bei uns auch testen und trainieren, je kälter desto besser. Man glaubt nicht zu schwitzen bei Kälte. Es ist aber so, dass die trockene Luft den Schweiss umgehend aufnimmt. Der Feuchtigkeitsverlust ist auch sehr hoch.


    Ich glaube man muss mit dem Salzhaushalt vorsichtig sein, man braucht nicht so viel wie wir es gewohnt sind.
    Salzfrei essen und dafür ins Wasser ganz wenig Mineralsalz, eine Messerspitze auf 1 Liter reicht vollkommen.


    Die Ernährung schon zu Hause umstellen um damit dem Magen zu trainieren.


    Liebe Grüsse
    draussen

  • Im Grundsatz finde ich den Gedanken richtig. Ich halte mich auch nie an die üblichen Empfehlungen, möglichst von Anfang an zu trinken und den Körper so konstant hydriert zu halten. Ich warte möglichst lange mit den ersten Schlücken und fange erst an wenn ich schon Dust verspüre. Bei mir läuft das sonst direkt durch und ich muss viel zu oft pinkeln. Im Alltag trinke ich gute 4 Liter pro Tag, da darf dann ruhig klares Wasser unten wieder rauslaufen, aber unterwegs wenn ich mit Wasser haushalten muss darf der Urin ruhig schön kräftig gelb sein. Dann weiß ich, dass ich noch nicht richtig dehydriert bin aber auch nicht "unnötig" Wasser wieder abgebe. Natürlich kommt aber immer der gesunde Menschenverstand an erster Stelle. Wenn ich Symptome von Dehydrierung merke wie z.B. Schwindel, Kopfweh, Leistungsschwäche trinke ich mehr.
    Hab das aber normalerweise ganz gut im Griff.

  • Eine interessante Fragestellung....
    Du hast die militärischen Regeln mit denen der zivielen Survival-Profis verglichen. Ich denke das der Unterschied in der unterschiedlichen körperlichen Beanspruchung liegt. Die Ausrüstung ist eine andere, es gibt Gewichtsunterschiede etc. Im militärischen Bereich dürfte die Gefahr des Hitzschlags um einiges höher sein, wobei hier in der Regel davon ausgegangen wird das eine einigermassen ausreichende Versorgung gewährleistet ist.
    Den Salzhaushalt hat draussen angesprochen...
    Das Trinkverhalten von Steve würde ich im Prinzip bei Wassermangel auch empfehlen....


    allerdings:
    Mich hat es bis jetzt 3 mal wegen Hitze umgehauen, wobei ich wirklich nicht hitzeempfindlich bin.
    Ein mal ist in einer Ziegelei, in der Trocknungshalle ein Wagen entgleisst. Extrem trockene, staubige Luft, 60 Grad +x und schwere körperliche Arbeit. Nach grob 4h mit kurzen Pausen war Feierabend (nicht nur bei mir). Schlagartig wurde mir schwindlig und dann kam der Boden näher. Nach über 3 h im kühlen, mit nassen Lappen viel Cola und Apfelsaftschorle ging es dann mit dem Aufstehen wieder so langsam. Kein Witz, und auch nicht sprichwörtlich gemeint, ich habe mir in die Hose gesch... 2 ältere Mitarbeiter hat es nicht umgehauen, aber kurz nach mir mussten die mit Infusionen stabilisiert werden.
    Arbeitschutz... Richtlinien... alles klar, der Witz an der Sache war aber das es sich während der Arbeit gar nicht so schlimm angefühlt hat. Flüssigkeitsversorgung war mehr als ausreichend, Pausen wurden auch genügend gemacht. Wir haben die Belastung für den Kreislauf ganz einfach unterschätzt.
    Beim 2. mal habe ich Boden im Gewächshaus gedämpft. Temperaturen um die 60 Grad, trotz offener Fenster etc. viel heisser Dampf, von morgens um 7 bis Abends um 5. Da ich der einzige war der mit der Maschiene wirklich umgehen konnte und die Dämpfhaube auch alle 20 Min umgesetzt werden musste hatte ich keine echten Pausen, trank 6l am Tag und ging nur 1 mal am Abend auf die Toilette. Nach 3 Tagen war dann Schicht im Schacht. Nicht ganz so schlimm wie oben, aber immer noch so das ein gerade aus gehen nicht mehr möglich war. Meinen Elektrolythaushalt hat es komplett zerlegt. In der Hitze isst man ja nichts und die t-shirts standen am Abend nach dem trocknen allein vom Salz. Nach 2 Tagen ging es dann wieder soweit das ich mit dem Dämpfen weitermachen konnte. Ab da hat dann auch keiner mehr einen Ton gesagt wenn ich, obwohl es keine offizielle Pause war, unter dem Baum im Grass lag. Als Stift hat man halt auch dem dümmsten Gesellen zu gehorchen wenn der Chef im Urlaub ist.
    Beim 3. mal habe ich mit einem Kollegen zusammen den Brennraum eines 900kw Hackschnitzelkraftwerks reinigen müssen. Die Löcher für die Luftzuführung waren aufgrund von schlechtem Brennmaterial zugestopft und wir mussten sie freibohren. Bei Temperaturen von -20 Grad kann man halt auch nicht das Kraftwerk 2 Tage abkühlen lassen, dann sind die Kulturen im Gewächshaus zu Eisblumen geworden. Nach 8h im Brennraum haben wir das Kotz... äh wie benennt man das zivilisiert, angefangen. Temperaturen von über 70Grad und trocken. Fehleranalyse.... wir hatten einfach nicht genug getrunken und kaum Pausen gemacht. Der Einstig war ein kleine Lucke von 40x40cm....


    Aj, klare Ansage, passiert dir so was in der Wüste war es das. Vieleicht kannst du aus meinen Fehlern ja was für dich relevantes rausziehen.
    Faustregel für mich bei Arbeiten im heissem Klima: Werden die Lippen spröde muss nachgefüllt werden, aber vorsicht, bei heissem und feuchtem Klima werden die Lippen nicht spröde. Es wird auch nicht nur NaCl ausgeschwitzt....


    Gruss

  • Die Langzeitauswirkungen von solchen Belastungen wären mal interessant. Z. B. inwieweit sich regelmäßige Dehydrierung (wie bei dem Franzosen, der sich quasie tagsüber im Fieber-Delirium befindet) auf das Risiko auswirkt, an Nierenkrankheiten (Harnsäure braucht genug Wasser um ausgespült zu werden, s. o.) oder Demenz zu erkranken. Wie Extrembelastungen den Körper altern lassen, sehen wir an Hochleistungssportlern ("freie Radikale") und Menschen, die sehr hart arbeiten-, unter Dauerstress und schlechten Bedingungen leben müssen, wenn man ihnen nur in ihr faltiges Gesicht schaut.


    Ich selber bin eher hitzeempfindlich. Letztes Jahr zwei Wochen tagsüber mit Wanderungen bei 30°C und darüber. Da hatten wir nach der ersten, durstig endenden Tour immer vorsichtshalber 4L pro Person dabei. Das haben wir nicht verbraucht, aber es hat sehr beruhigt. Denn Durst ist eine Sache, mit der ich nicht entspannt umgehen kann.

  • Ich grabe das Thema mal wieder aus...


    Ich bin ein sehr hitzeempfindlicher Typ. Alles über 25°C ist für mich Hitze. Sozusagen Hochsommer... :(


    Meine Methode ist es früh vielleicht 200ml ein Heißgetränk (!), also Tee oder Wasser (kein Kaffee!), zu mir zu nehmen. Tagsüber dann immer wieder mal einen Schluck kaltes Wasser. Wirklich nur einen Schluck, nicht die halbe Trinkflasche. Abends wird ordentlich pinkeln gegangen nach dem Abendbrot und dann gehts in die Penntüte. Nächtens wacht man eh alle paar Stunden auf, dann trinke ich immer einen (!) Schluck kaltes Wasser. Das Wasser lasse ich paar Sekunden im Mund, ehe ich es schlucke. So komme ich bei den genannten Tagestemperaturen mit 1 bis 1,5 Liter Wasser in 24 Stunden aus. Ihr wißt ja, ich schleppe mit meinem Gerödel etliche Kilos durch die Gegend, ich latsche durch nicht gerade einfaches Gelände.


    Im Winter ist das erstaunlicherweise wirklich nicht anders. Nur das ich kein kaltes Wasser tagsüber trinke, zumindest sollte es "furzwarm" sein. An der Menge ändert sich nichts. Bei der Nahrung ändert sich was im Winter. Also reichhaltiger, fettiger, eben mehr. Im Sommer kann ich Nahrung ziemlich reduzieren, zwischendurch findet man dann ja auch mal was in der Natur als kleine Bereicherung.


    Bin ich zu Hause, so ist ja Wasser zur Genüge da. Da gelten die Regeln von draußen nicht. Da kann ich gerne auch mehr als 2 Liter trinken, besonders im Sommer. Ist schon eigenartig, Mangel an bestimmten Dingen macht Disziplin vorrangig, der Körper stellt sich in nullkommanix drauf ein...


    LG Sel

    Meine Grundsätze:
    ...Gerne darfs ein Kilo mehr sein bei der Ausrüstung...
    ...Je älter die Techniken, desto mehr mußten sie sich bewähren...
    ...Sehr viel kann man selber bauen, man muß nicht immer alles kaufen...

    (auf Grund meiner starken Sehbehinderung bitte ich das häufige Editieren meiner Beiträge zu entschuldigen)

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  • Ach ja interessant. Schön diesen Thread wiederzufinden, nachdem ich das ja alles in der Praxis überprüfen konnte.


    Wie vielleicht einige von euch wissen bin ich ja letztes Jahr in der Sahara gewandert. Was konnte ich nun herausfinden?


    Ja es ist möglich auch über längere Zeiträume im Zustand der leichten Dehydrierung zu existieren, aber zwischen der Theorie und der Praxis klaffen mal wieder ziemliche Lücken.
    Wirklich ausschlaggebend sind vor allem die ersten Tage. Speziell wenn man sich direkt aus dem kalten Norden in die Hitze stürzt muss der Körper damit erst klar kommen.
    Der erste Abschnitt der Wanderung ging ja entlang eines Wüstenflusses. So war Wasser immer verfügbar, aber ich konnte mich bereits der Hitze aussetzen und mit der Wassermenge experimntieren. Dort lies sich bereits bemerken dass wenn man direkt am Anfang von 0 auf 100 gehen will das nicht gut geht. Der Kreislauf ist ohnehin schon mit der Hitze und der Sonne beschäftigt und jeglicher Wassermangel wirkt sich noch sehr viel drastischer aus unter anderem auch weil das Schwitzen zu Anfang unverhältnissmäßig hoch ist, da der Körper sich einfach noch nicht angepasst hat.
    Nach einigen Tagen findet aber eine Anpassung statt und man schwitzt deutlich weniger. Dann kann man die tägliche Wassermenge immer mehr reduzieren. Ich konnte so am Ende bei ca. 42°C Tagestemperatur auf ca. 3 L Wasser am Tag kommen. Man schwitzt dann auch noch weniger weil man sich bereits im Zustand der Dehydrierung befindet. Das hat zwar den Vorteil dass weniger Wasser verbraucht wird, abr man muss sehr auf die Sonne aufpassen, weil die Kühlung nun einmal eben nicht mehr zu 100% funktioniert. Kleidung und Bewegungswind müssen dies dann ausgleichen. In der größten Mittagshitze sollte man den Schatten afsuchen oder sich welchen machen.
    Es ist aber eine extreme Willensprüfung zu wissen dass das Wasser in seinem Rucksack hin und her schwappt, der Mund und die Lippen bereits völlig ausgetrocknet un die Gedanken kreisen nur noch um das Wasser.
    Das oft erwähnte Kiesel lutschen empfand ich nicht als solch eine Bereicherung. Dattelkerne ist schon besser, man hat das Gefühl dass es etwas "fruchtiger" im Mund ist, aber das ist wirklich eher eine Spielerei, finde ich.


    In ein paar Monaten bin ich wieder, diesmal für paar Monate unten und bei ganz anderen Distanzen, da muss ich schon noch etwas etwas extremer sparen.


    Ich gehe davon aus dass die wenigsten hier mal in die Verlegenheit solcher Situationen kommen, da die Ausrichtung hier doch eher Nord und Kalt ist, aber Survival kennt ja keine Klimagrenzen und die Sommer werden hier in Nordeuropa auch immer wärmer und trockner ;), also vielleicht ist das dennoch einwenig nützlich sein.
    Ist aber auch eher als Leitfaden zu lesen, da jeder Körper anders reagiert und der eine braucht vielleicht nur 2 Tage und der andere mehrere Wochen zur Akklimatisierung.

  • Das das Wasser besser im Körper transportiert werde stammt aus dem Krieg.
    Es konnte einem passieren das die Wasserflasche etwas abbekam und man dann alles Wasser verlor.


    Keine Anhang woher ich das habe, könnte auch ein Film gewesen sein.


    Also theoretisch kannst du selbst im Krieg auch Löcher bekommen und dann Wasser (und schlimmeres) verlieren :D

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