modifizierer Nachbau ACU-Feldbluse

  • Nabend !


    Ich wollte schon lange mal ne Jacke selber nähen. Eigentlich sollte sie diesen Sommer benutzbar sein. Weil ich vom dem Schnitt der amerikanischen ACU Feldbluse begeistert bin hab ich mich für einen Nachbau in dunkelgrün entschieden. Allerdings werde ich die Fronttaschen anders machen. Ich trage in Sommer recht häufig eine originale ACU, und dort hält das Klett der Brusttaschen nicht und durch die Form der Taschen gehen sie auf, und mir fällt ständig ständig das Handy raus. Deshalb habe ich die seitlich offenen schrägen Taschen durch oben offene anders rum schräge Taschen ersetzt. Dabei habe ich einfach die Armtaschen kopiert. Das sind quasi halbe Balgtaschen, die eine Seite ist Balg, die andere direkt aufgenäht.
    Für alle die nicht genau wissen was eine ACU-Feldbluse ist:

    Ist nur eine Lage Stoff, hat kein Futter.


    Schnittmuster war eine ACU in Small-Extralong für 12 Euro mit Versand bei der Bucht. Aufgetrennt und gebügelt.
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    Ausserdem hab ich mir mal eine richtig alte, klassische Nähmaschine zugelegt. Ich wollte so einen alten schwarzen "Knochen" der aber schon Zickzack kann. Ist eine Pfaff 130, Baujahr 1950,gabs bei der Bucht für ca 45 Euro mit Versand in BOMBENSICHERER Verpackung (nur das Oberteil, ohne den Schrank, aber mit Zubehör). Mir fetzt die Optik, und seit ich sie habe noch der ganze Rest. Die Mechanik hat überall sehr wenig Spiel, Hauptbestandteil Stahl und Gusseisen. Qualität vom Feinsten. Einen Anbaumotor mit Motorträger hatte ich noch von einer sonst völlig zerstörten DDR-Maschine vom Schrottplatz.

    Hier mal ein Bild vom Zuschnitt der Grossteile. Den ganzen Rest Kleinkram hab ich dann zuhause gemacht.

    Angefangen hab ich mit den Einschubtaschen für die Ellenbogenschoner. Links oben das Original mit Klett usw.

    Ihr habt vielleicht die schönsten Torpedos, das Stück für 25000 Mark, aber ich habe den alten Draht, für 50 Pfennig!

  • Ich mach bei sowas immer mal weiter wie es mir gerade passt, dadurch vergess ich teils Bilder zu machen. Zum Nähen der Balgtaschen fehlen sie z.B.
    Allerdings, wenn man ein altes Original auftrennt, ist es WIRKLICH selbsterklärend, zumal wenn man zwei Taschen hat, kann man eine auftrennen als Schnittmuster wärend die andere "Baumuster" zusammenbleibt.
    Achja, bei den Aufsätzen für die Ellenbogeneinschübe näht man zuerst das Klett auf.(die Dinger in Beitrag oben)


    Ärmel Ober und Unterteil vernäht. Das weise "I" mit Schneiderkreide zeigt die Innenseite an. Wichtig bei sowas: IMMER Aussenseite auf Aussenseite legen, sonst könnt ihr es nochmal nähen!


    Hier ist der die Einschubtasche schon aufgenäht. Ich hatte das Originalteil draufgelegt, und hab die Ecken mit einem Zackenrädel
    durchgerädelt.( sieht man später nochmal) Macht sich nicht ganz einfach etwas ebenes auf eine "Beule" zu nähen, allerdings ist die Beule der Grund warum sich den ganzen Aufriss mit zwei Ärmelteilen macht.
    Dadurch hat man eine viel bessere Passform der Ärmel. Wenn man eine Längsnaht fertig hat, erstmal das Flausch aufnähen, sonst wirds Gewurschtel (ich spreche aus Erfahrung, deshalb gibts auch keine Fotos...)


    Die fertige Einschubtasche.


    Die "richtigen" Taschen, wie gesagt, ich hab die Brusttaschen wie die Ärmeltaschen gemacht. Rechts sind die Taschen, links die Abdeckklappen.

    Ihr habt vielleicht die schönsten Torpedos, das Stück für 25000 Mark, aber ich habe den alten Draht, für 50 Pfennig!

  • Hier hab ich den originalen Stoff auf meinen draufgelegt und rädel mit dem Zackenrädel die Kanten wo die Taschen angenäht waren durch. Einfach eine Leiste drauflegen und paar mal an der Kante langfahren, man sieht dann auf dem drunter liegenden Stoff schwache Linien.


    Das reicht aber um die Position zu erkennen.


    Hier sind nach der selben Methode die Brusttaschen auf beiden Vorderteilen aufgenäht.


    Nächstes ist das Rückenteil mit seinen Dehnfalten im Schulterbereich.
    Die untere ist gerade zum ersten drübernähen abgesteckt, die Obere ist fertig und zur besseren Ansicht runter geklappt.


    Das werden dann diese Falten für mehr Armbeweglichkeit, die werden von oben bis dort wo der kleine weise Querstrich ist genäht. Weiter unten gehen sie in eine normale Kappnaht über.

    Ihr habt vielleicht die schönsten Torpedos, das Stück für 25000 Mark, aber ich habe den alten Draht, für 50 Pfennig!

  • Hier mal zwei Bilder wie die Dehnungfalten später aussehen.
    Innenseite:

    Übergang Dehnfalte zu Kappnaht wo ich zeige.


    Damit sich die Stofflagen beim weiteren Nähen der Schulternähte nicht verschieben empfiehlt es sich dort ca 6mm vom Rand eine dünne Naht zu ziehen. (Bereich zwischen Auftrenner und Pinzette)


    Schulternaht fertig. (links) Beim Original war sie in die andere Richtung gefaltet, da hätte ich allerdings die dreilagige Stelle (von der Dehnfalte) mit umfalten müssen, plus die eine Lage Vorderteil wären 7 Lagen Stoff. So sind es nur 4.
    Mal guggen ob ich das später bereue.

    Ihr habt vielleicht die schönsten Torpedos, das Stück für 25000 Mark, aber ich habe den alten Draht, für 50 Pfennig!

  • Bei den Ärmeln wird es etwas haariger.
    Diese Beiden Kanten müssen miteinander verbunden werden. Und entgegen dem Eindruck sind sie ca gleich lang.


    Kanten abstecken, sinnvoll ist von beiden Seiten anzufangen und sich dann in die Mitte vorzuarbeiten. Wenn eine Kante zu kurz sein sollte kann man die Nadeln nochmal rausziehen und die zu kurze Seite bissel über eine Tischkante hin und her ziehen, und so etwas dehnen. Den Rest steckt zieht man einfach wärend des Absteckens wie man es braucht und steckt es dann ab. Das ganze sollte natürlich im entspannten Zustand nicht übelst Falten bilden.
    Abgesteckt (die Pappe ist nur zur besseren Sicht fürs Foto)


    Wenn man will das die seitlichen Kanten später durchlaufen müssen sie sich hier treffen. Was oben über dem Pfeil steht wird später umgeklappt. (Man muss das Bild Anklicken um den Pfeil zu sehen, kein Plan warum...) :confused


    Nähen


    Einsäumen

    Ihr habt vielleicht die schönsten Torpedos, das Stück für 25000 Mark, aber ich habe den alten Draht, für 50 Pfennig!

  • Nachdem die Ärmel dran sind, jetzt der Reißverschluss. Ich hab die oberen Plastequetschkanten abgeschnitten, weil sie im Kragen dann eh übernäht werden, und ich Bedenken hatte das sie später dort stören.

    Mir ist aufgefallen das militärische Klamotten oftmals überraschend ungenau genäht sind. Hier mal zwei ACU-Feldblusen im Vergleich, man beachte den Streifen zwischen dem Reißverschluss und dem Stoffrand, präzise ist was anders.

    Damit im Hinterkopf hab ich mir paar Markierungen auf die linke Innenseite gemacht und die eine Reißverschlusshälfte einfach live ohne Abstecken festegenäht. Wichtig ist das ihr jeweils oben den Reißverschluss bündig an der Oberkante habt, damit beide Hälften dann nicht in der Höhe verschoben sind, wenn der Reißverschluss zu ist !


    bei der anderen Seite hab ich mir dann einen durchgehenden Strich gezogen wo der RV sein soll, und ihn auch wieder ohne Abstecken festgenäht.

    Ihr habt vielleicht die schönsten Torpedos, das Stück für 25000 Mark, aber ich habe den alten Draht, für 50 Pfennig!

  • Kragen:


    Oben Original, unten Nachbau

    Ich hab mir Aufbügelvlies gekauft, weil im originalen Kragen an der Inneseite der äusseren Lage auch welches dran war. Beim Aufbügeln hab ich des Vlies auf dem Tisch, darauf den Stoff gelegt und dann vorsichtig gebügelt. Es sollte am Stoff gut, und am Tisch nicht kleben. :D
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    Die spätere Oberkante des Kragens wird auf links vernäht, die unteren Kanten werden nach inne umgebügelt.

    Oberkante auf rechts vernähen, und prüfen ob die Unterkanten (hier im Bild oben) auf einander liegen. Mehr als 2mm sollten sie nicht abweichen.

    Wo es nicht passt bügelt man die eine Kante noch mal bissel weiter/weniger rum.

    Die rot begritzelte Kante muss dann dort dazwischen(Pfeil)

    Ihr habt vielleicht die schönsten Torpedos, das Stück für 25000 Mark, aber ich habe den alten Draht, für 50 Pfennig!

  • Kragen2:


    Ich hab dann mal die Kante der Krageninnenseite
    rausgeklappt und an die innere Oberkante der Jacke angenäht. Auch ohne
    Abstecken, Hauptsache beide kanten liegen irgendwie halbwegs
    aufeinander, dafür hab ich dünnen Faden wie zum Einsäumen genommen,
    damit es nicht so aufträgt.

    Ich hab dann quer in den Kragen
    noch paar Nadeln gesteckt damit sich die Stoffteile nicht verschieben.
    Ich hab dann die angedeutete Naht von inne genäht.

    Ergebnis: von
    innen sah es ganz gut aus, von aussen nicht so ganz. Bei der roten
    Schere ist die Naht zu weit aussen, sie greift nicht mehr, bei der
    Pinzette ist sie zu weit auf dem Kragen.


    Hab ich teilweise aufgetrennt und nochmal von aussen genäht.


    Armabschlüsse:
    Diese
    "Klettfahnen" sind bereits auf links zusammengenäht, jetz sollen sie
    auf rechts gewendet werden dazu werden in bekannter Manier die Ecken
    abgeschnitte damit sie keine Knäuel bilden.

    Hier kommt das Klett drauf, bitte bedenkt die Unterseite der Naht sieht man später, also arbeitet genau.

    Ihr habt vielleicht die schönsten Torpedos, das Stück für 25000 Mark, aber ich habe den alten Draht, für 50 Pfennig!

  • Hier ist das Teil mal samt dazu gehörigen Flausch aufgenäht. Ich trage
    die Bündchen entweder ganz auf, dafür ist das kleine Fetzelchen Flausch
    links, dass hält dann die Klettfahne fest, oder ganz zu, dafür ist der
    Streifen rechts. Beim Original geht der Flausch einfach durch, aber der
    trägt mir dann viel zu sehr auf. (Klotz am Handgelenk)

    zu

    dann wird die Jacke von der Unterkante bis zu den Bündchen abgesteckt und auf links zusammennäht,

    einsäumen

    zwei Nähte von aussen

    Ihr habt vielleicht die schönsten Torpedos, das Stück für 25000 Mark, aber ich habe den alten Draht, für 50 Pfennig!

  • Jetzt kommt noch das Klett für den Kragen und den Reißverschluss.
    Damit das Klett am Kragen im geschlossenen Zustan nicht rausguggt, hab ich die Jacke angezogen, RV zu, den Kragen so gehalten das er mir passt und diese Position mit einer Nadel markiert.

    Position der 3 Klettstellen markiert.

    Ich habe erst das Klett auf der Abdeckleiste genäht, dabei unbedingt bei allen drei Stelle gleiche Abstände vom Rand einhalten, und genau arbeiten, die Unterseiten der Nähte fallen später schnell ins Auge !
    das Diagonalkreuz

    Detail

    Als ich dann später die Flausche auf die rechte Jackenseite genäht habe, fiel mir auf das die Streifen hätten schmaler sein müssen, bzw irgendwas mit der Breitenaufteilung nicht ganz passte, sie werden nur gerade so noch abgedeckt.

    Ihr habt vielleicht die schönsten Torpedos, das Stück für 25000 Mark, aber ich habe den alten Draht, für 50 Pfennig!

  • Zuletzt kommen überall wo auf dem Original Riegel sind, auch hier welche drauf.
    Das ist zwar nervig, aber die Dinger verhindern das Aufreissen der Ecken, wie hier an der rechten Brusttasche.
    Maschine auf 2mm Zickzack (oberes Wählrad) und 0,75mm Vorschub (unteres Wählrad).

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    Hier mal meine Originale (aufgetrennt hab ich eine weitere), die Schere zeigt die fast horizontale Taschenöffnung,
    wo das Klett oft nicht hält und mir dort das Handy rausfällt (in Bewegung)

    Hier der fertige Nachbau, die Schere zeigt die nach oben öffnenden Taschen. Dadurch das sie wie die Ärmeltaschen die einseitige Balgfalte haben passt auch mehr rein. Der Mandarinkragen ist ca 10mm breiter (höher).
    (Aus mir unerfindlichen Gründen hab ich trotz mehrfacher Versuche hier kein scharfes Bild hinbekommen.)

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    Die Pfaff 130 hat sich voll bewährt, ich hatte sie hier meist zum Einsäumen (Alterfil 120Nm),
    mit der Veritas hab ich die Nähte mit dem 80Nm Alterfil genäht.
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    Damit ihr jetzt nicht denkt: "Boah, bei dir klappt das alles, ich würde da nur ständig irgendwelche Fehler machen!"
    Ich hab auch genug falsch genäht, wieder aufgetrennt, und noch mal genäht (oder wieder aufgetrennt und...)
    hier mal zwei Beispiele:


    Man freut sich das einem das untere Klett besonders gut gelungen ist. Die Naht sieht von allem am besten aus, nur um festzustellen das man versehentlich das Flausch aufgenäht hat. Hier hatte ich dann keinen Bock das nochmal aufzutrennen, und hab das Klett auf der Gegenseite platziert.


    Man hat die Dehnfalten oben zusammengenäht, dabei hat sich die Maschine an einer Stelle verschluckt, und es ist eine "Knolle" in der Naht entstanden. Bei näherer Betrachtung fällt euch auf das die Stoffteile verschoben sind. Also nochmal auftrennen, jeden 5. Stich mit dem Nahttrenner aufmachen, und den Rest kann man ja einfach aufreissen, tja, die "Knolle" reisst natürlich nicht mit auf, aber der Stoff ringsrum. D.h. man will Zeit sparen und legt das 10fache drauf um das wieder zu flicken (wo mein Finger drauf zeigt)
    Ach ja und der Fehler trotz Markierung Innen- und Aussenseite falsch zu vernähen
    ist der Grund warum die "I" Markierung hier auf der Aussenseite auftaucht.(die Schere zeigt drauf)
    Und der Riegel beim Auftrenner war auch fürn Schrupper...

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    Kurzum wer arbeitet macht Fehler, aber wer nix macht lernt auch nix, also ran und versuchen !


    Gruß Kauz

    Ihr habt vielleicht die schönsten Torpedos, das Stück für 25000 Mark, aber ich habe den alten Draht, für 50 Pfennig!

  • Respekt!


    Hast dir ja echt irre viel Arbeit gemacht mit dem Teil!


    Die Stelle wo der Kragen angenäht wird sieht für mich nach einem "Husarenstück der Nähtechnik" aus. Die Beiden Teile, in so engen Rundungen aufeinander zu bringen, ohne das der Stoff Falten wirft und, das die Enden hinterher noch da sind wo sie sein sollen finde ich immer besonders schwierig. Ich habe mir schon damit beholfen von beiden Enden aus bis zur Mitte zu nähen, und falls nötig dort eine kleine Falte in den Stoff zu nähen. Das ist natürlich Pfusch, aber zur not besser als auftrennen un nochmal neu nähen.

    Die Stelle wo die Naht am Stoff vorbei gelaufen ist, würde ich einfach nochmal von dieser Seite aus nachnähen und das verlaufene Stück Naht raustrennen.


    Den Reisverschluss einzunähen sieht dagegen noch relativ simpel aus. Ich frage mich ob man das bei einer Jacke mit Innenfutter genauso machen könnte? :confused Bei meinen Jacken mit zwei oder mehr Stofflagen ist der Reisverschluss meistens zwischen der Innen- und Aussenlage eingenäht, was mir zum selbermachen aber zu aufwändig erscheint.


    Jedenfalls nochmal Danke für´s zeigen! Ich denke ich konnte mir noch ein paar Sachen abgucken, die mir beim nächsten mal hilfreich sein werden. :winken

  • Der Kragen ging unkomplizierter als es vielleicht ausssieht, durch die 2 Lagen Stoff (plus der Verstärkung durch das Aufbügelvlies) wirft der Kragen keine Falten. Ich hab die Kanten einfach so halbwegs deckungsgleich gehalten und ohne Abstecken genäht. Bei dem Mandarinkragen mit der Klettfahne hat man den Vorteil man muss nur zwei Konturen annähern, aber eine kleine Längendifferenz ist egal (wird eben die Klettfahne 5mm länger oder kürzer..). Anders sieht das z.B. bei den Ärmeln aus. Dort kannste echt nur mit Nadeln dicht abstecken und solange vermitteln bis es passt.
    Bei der verlaufenen Naht drüber hab ich mir so beholfen das ich eine zweite Naht paralell dazu genäht hab, und dann die andere aufgetrennt und nochmal gemacht hab.


    Das nächste wird ein Raglanpullover aus Walkloden(Fehlkauf als ich noch keine Ahnung hatte) und Stoffbesätzen aus Baumwoll- ?Twill? den ich mal vom Schrottplatz mitgebracht hab...

    Ihr habt vielleicht die schönsten Torpedos, das Stück für 25000 Mark, aber ich habe den alten Draht, für 50 Pfennig!

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