Hallo zusammen,
Waldschrat hat schon mal was zur Bushcraft-Knigge geschrieben und Stefan was zu unserem Selbstverständnis im BCP. Zum Thema "Freilandethik" (engl. "Outdoor Ethics") gibt es Schnittmengen, aber hier geht um einen speziellen Ansatz.
Im englischen Sprachraum gibt es eine bekannte und von vielen gelebte und weiterverbreitete Philosophie namens "Leave no Trace" (deutsch "Hinterlasse keine Spur"). Für den einen oder anderen ist das bereits ein Begriff. Hier im BCP ist das die Philosophie auch schon genannt worden. Für Manche ist es einfach klarer Menschenverstand und eigentlich bedürfe es keiner Erklärung, da es selbstverständlich sei.
Ja, es sollte selbstverständlich sein, leider habe ich die Erfahrung machen müssen, auch hier im Forum, dass nicht alle "Bushcrafter" diese Philosophie leben. Das obwohl beim Bushcraft die Natur und die Bewahrung dieser im Vordergrund steht – leben von und mit der Natur.
In Diskussionen zum "keine Spuren hinterlassen" wurde schon klar, dass es nicht möglich ist gar keine Spuren zu hinterlassen. Es geht eher darum es zu versuchen und seine Einflüsse zu minimieren.
Eine sinnige Übersetzung des Leitspruchs "Leave no Trace" wäre daher eher "Keiner soll merken, dass du da warst".
Mir liegt die Thematik am herzen und ich versuche die Idee auch zu leben.
Ich habe die englische Vorlage frei übersetzt und sie Stellenweise angepasst und verzichte hier bewusst auf englische Wörter und sage z.B. lieber "Freiland" statt "Outdoor", damit es jeder verstehen kann.
Keiner soll merken, dass du da warst (Freilandethik)
Plane und handle vorausschauend
- Kenne die Regeln und rechtlichen Vorschriften für dein Zielgebiet und mache dich mit den Gegebenheiten vor Ort vertraut (z.B. Böden, Gelände, Klima, Wald- und Flächenbrandgefahr, etc.).
- Sei auf Wetter, Gefahren und Notfälle vorbereitet.
- Vermeide die Hochsaison und Menschenmassen.
- Sei in Kleingruppen oder alleine unterwegs. Eine maximale Gruppengröße von 3 Personen ist optimal in Bezug auf Umweltbelastung, Unauffälligkeit und Marschgeschwindigkeit.
- Packe dein Essen in eigene Behälter um Müll daheim zu lassen. Müll den du nicht mit raus nimmst, kannst du auch nicht draußen verlieren. Grade Plastigschnipsel oder Kleinstverpackungen (z.B. Bonbonhülle) fliegen schnell davon.
Gehe und kampiere auf geeigneten Flächen
- Geeignete Flächen zum gehen sind in erster Linie Wege und Pfade, aber auch z.B. Fels, Schotter, trockene Wiesen, Schnee oder unbewachsene Waldböden.
- Kampiere nicht direkt an Gewässern.
- Gute Lagerplätze findet man und muss sie nicht errichten. Das Umgestalten von Plätzen ist nicht Notwendig.
- In beliebten Gegenden:
- Nutze ausgewiesene Wege und Lagerplätze.
- Nutze nur den Weg und keine Abkürzungen.
- Halte dein Lager klein. Nutze Flächen mit wenig Vegetation.
Entsorge Müll ordentlich
- Packe wieder ein was du ausgepackt hast. Überprüfe deinen geräumten Lagerplatz auf Müll und Essensreste. Sammle allen Müll und alle Essensreste ein und nimm sie wieder mit.
- Benutze vorhandene Toiletten oder grabe wo möglich für Stuhlgang ein handbreit tiefes Loch. Verfülle das Loch samt Klopapier wieder wenn du fertig bist. Verrichte deinen Toilettengang weit abseits von Wegen, Lagern und Gewässern (ca. 50 m).
- Benutze unparfümiertes Recycling-Klopapier und vergrabe dieses nach Benutzung. Alternativen sind Laub, Laubbüschel und Grasbüschel.
- Wasche dich und dein Geschirr weit abseits von Gewässern (ca. 50 m) und nutze eine geringe Menge schnell und biologisch abbaubarer Seife. Verteile das Schmutzwasser großflächig.
Verlasse den Ort so wie du ihn vorfindest
- Bewahre die Vergangenheit: Belasse historische Stätten und Funde wie sie sind und fasse sie nicht an.
- Belasse Felsen, Pflanzen und natürliche Objekte so wie sie sind. Zerstöre nichts davon mutwillig. Pflücke nur das was du essen/verwenden wirst.
- Vermeide das einschleppen fremder Pflanzen und Tiere.
- Baue alles ab was du errichtet hast und stelle den Ausgangszustand wieder her. Fertige Lager locken Menschen an und ziehen Aufmerksamkeit auf sich.
- Entferne angelegte Feuerstellen und verberge dessen Spuren.
Minimiere Schäden durch Lagerfeuer
- Lagerfeuer können viel Schaden anrichten. Nutze zur Zubereitung von Essen leichte Kocher, wie z.B. Hobo-Öfen oder Spiritusbrenner.
- Nutze vorhandene Feuerstellen, ansonsten lege eine Feuerstelle gewissenhaft und sicher an.
- Halte das Feuer so klein wie nötig. Nutze für Feuer nur trockenes Totholz, welches problemlos durchgebrochen werden kann.
- Lass das Feuer komplett abbrennen. Verbrenne alle angekohlten Holzstücke und Kohlestücke restlos. Lösche das Feuer gewissenhaft und verteile die kalte Asche weiträumig.
- Verbrenne lediglich biologisch abbaubaren Müll wie z.B. Papier. Anderenfalls hinterlässt du belastete Asche und verunreinigst die Luft.
Achte auf Wildtiere
- Beobachte Wildtiere aus der Distanz. Verfolge und bedränge sie nicht.
- Füttere keine Wildtiere. Das schadet ihrer Gesundheit und ändert ihr natürliches Verhalten. Beides macht sie anfälliger für Raubtiere.
- Bewahre Essen und Müll sicher auf.
- Habe Haustiere immer im Blick, an der Leine oder lasse sie daheim.
- Vermeide Wildtierkontakt insbesondere in kritischen Zeiten wie in der Paarungszeit, bei der Aufzucht oder im Winter.
- Respektiere und meide ausgewiesene Schutzgebiete und Wildstände.
Sei Rücksichtsvoll zu anderen Menschen
- Sei Rücksichtsvoll zu anderen Menschen und bewahre damit ihr schönes Naturerlebnis.
- Sei nett. Grüße andere Menschen auf dem Weg und mache ihnen Platz.
- Pausiere und kampiere abseits von Wegen und entfernt von anderen Menschen.
- Sei leise! Vermeide Geräusche.
Original-Quelle: https://lnt.org/learn/7-principles