Viele von euch haben sich vielleicht schon mit dem Thema Birkenpech befasst. Die in der populären Literatur und Internetquellen verbreitete Herstellungsmethode mit zwei Gefäßen, auch bekannt als Doppeltopfverfahren ist interessant zu kennen, allerdings mit Recht viel zu kompliziert für die Bushcraft geschweige denn Survivalanwendung. Es werden dabei 2 Gefäße genötigt. Eines zum auffangen, ein anderes zum welches umgestölpt über dem anderen liegt.
Alles genau habe ich mal hier beschrieben:
Birkenpechherstellung
Fakt ist aber, Birkenpech ist seit dem Neandertaler nachgewiesen. Und zur damaligen Zeit waren gewiss keine Tongefäße bekannt. Auch sind bis in die Eisenzeit keine Retorten für die Pechproduktion bekannt, es muss also eine Methode gegeben haben die mit extrem einfachen Mitteln zum selben oder gar besseren Ergebniss gekommen ist.
Nach dem durchforsten von Seitenweise Fachliteratur und etlichen Tests kam ich zum Ergebniss wie man es idiotensicher in kürzester Zeit und mit optimaler Ausbeute bewerkstelligen kann.
Birkenrinde verschwelt in einem Temperaturrahmen zwischen 340-420°C zu Pech. Das Doppeltopfverfahren nutzt die vollständige trockene destillation wo die Teergase kondensieren und ins Auffanggefäß tropfen. Das Ergebniss ist eine Flüssige Masse die noch mehrere Stunden bei kleiner Hitze eingekocht werden muss. Ein extrem Zeit und Brennstoffaufwendiger Prozess.
Allerdings fanden sich in paläo und mesolithischen Fundplätzen immer wieder Birkenpechreste mit in der MAtrix eingebetteten, nicht umgewandelter Birkenrinde, überdies konnte auch noch Betulin nachgewiesen werden, welches ab einer Temperatur von 360°C chemisch zerfällt. Die trockene Destillation beginnt allerdings erst bei 380-400°C
In Birkenpech aus Destillation dürfte also kein Betulin mehr nachweisbar sein. Es muss also in einem Verfahren hergestellt worden sein welches unter dieser Temperatur enstand und eine direkte Umwandlung zur Folge hatte.
Langer Rede kurzer Sinn. Birkenpech lässt sich ganz einfach im Direktverfahren in einem abgeschlossenen Behältniss erzeugen. Dies ist im Paläolithikum höchst wahrscheinlich ein einfacher Lehmmantel gewesen.
Mein Verfahren für den modernen Bushcrafter benötigt bloß eine kleine Dose oder anderes abschließbares Gefäß.
Dieses wird dicht mit feingerissenen Birkenrindenstücken gepackt und verschlossen und ins Feuer gelegt, am besten in ein ausgehendes Feuer wo sich schon die Glut gebildet hat.
Ab jetzt muss man immer der Nase nach. Der typische Juchtengeruch tritt schnell auf. Wenn dieser Geruch schwächer wird, so nach 15-20 minuten muss man das Gefäß vom Feuer holen. Sehr wichtig ist dass man nich zulanger drauf lässt, sonst schreitet der Prozess zu stark fort und das Birkenpech verbrennt und wird zu einer Asche.
Man muss ein bischen probieren aber nach paar Durchgängen hat man den Dreh raus.
Was rauskommt ist eine klebrige Masse mit teilweise noch unverschwelten Birkenrindenstückchen.
Diese wird wenn alles etwas abgekühlt ist einfach zusammengeknetet um sie homogener zu machen. Die Rindenstückchen stören dabei nicht ganz im Gegenteil. Die Pflanzenfasern, genau wie beim Harzkleber verbessern die adhäsiven Eigenschaften dadurch dass sie den Kleber weniger steif und elastischer machen.
Aus etwa einer großen Hand voll Birkenrinde hab ich dieses Wachteleiergroße Stück Pech gewonnen.
Es ist wie mit dem Zunderschwamm. Die einfachste und simpelste Methode lag solang vor unseren Augen aber wir haben sie nicht bemerkt.
Dieses Verfahren ist tausendmal effizienter, schneller und Ressourcensparender als das Doppeltopfverfahren.
Hiermit bekommt das Birkenpech wieder einen wirklich praktischen Nutzen im Survivalbereich.