Hallo zusammen,
wie mittlerweile fast jedes Wochenende hat es meine Frau und mich heute vor die Tür getrieben. Da es gestern etwas später wurde und heute morgen ein wenig ausschlafen angesagt war, kam eine Tour in die Eifel dieses Mal nicht in die engere Wahl. Hier in der Umgebung ist nicht viel natürlich gewachsener Wald - wir werden hier umringt von Abraumhalden (Kippen) der umliegenden Kohleförderung.
Da ich über 10 Jahre am Niederrhein gewohnt habe und erst seit knapp 3,5 Jahren wieder hier im Rheinland lebe, wollte ich mal einen Abstecher zum Tagebau Bergheim machen. In Erinnerung hatte ich ein recht tiefes und weiträumiges Loch...
Am Parkplatz angekommen ging es erst einmal hoch zum Gipfelkreuz, von wo aus ich mir einen schönen Ausblick über den Tagebau erhofft hatte.
Dünen? Davon aber so viele, dass man kilometerweit (!) durch ein recht Kies lastiges Terrain gehen konnte. 30km/h Westwind sorgte oben auf dem "Plateau" schon für ein ziemlich karges Ambiente.
Egal in welche Richtung man blickte, im Grunde erschien alles recht trostlos und künstlich. Andererseits stellte ich mir die Frage, wie es hier wohl in vielleicht 40-50 Jahren aussehen wird, wenn eventuelle Enkelkinder den Spuren der heutigen Bushcrafter nacheifern.
Die Landschaft ist komplett auf "links gedreht". Alles, was einst hunderte von Metern tief in der Erde lag (umgeben von unzähligen Kohleschichten), befindet sich heute an der Oberfläche. Neben dem kleinsten Kiesel finden sich doch schon ordentliche Brocken unterschiedlichsten Gesteins.
Das Schöne ... die Bäume wurden nicht in "Reih und Glied" angepflanzt, wie man es aus Baumschulen kennt. Gleich einem natürlichen Chaos wird die Natur sich selbst überlassen in der Hoffnung, dass es einst wieder so aussehen wird, wie vor 60 Jahren.
Eigentlich sieht alles wie eine riesige Kieslandschaft aus, aber man stolpert über so viele unterschiedliche Gesteinsarten, dass man für 100m nicht selten 15 Minuten benötigt.
Die ersten neuen Bewohner dieser kargen Landschaft erobern ihr neues Territorium.
...und sie sind nicht allein!
Ich weiß, dass man hier fossile Rückstände finden kann, wenn sich die Suche im Gemisch der einzelnen Schichten auch mehr als schwierig herausstellte. Auf diese Weise konnte ich aber mein neues Spielzeug auf Herz und Nieren prüfen. Test soweit bestanden mit kleinen Beanstandungen.
Selbst meine Frau konnte nicht von dem Vorkommen an Flint (Feuerstein) ablassen. Insgesamt kamen rund 7kg Feuerstein zusammen, darunter einige Exemplare, aus denen man duchaus noch gute Werkzeuge (Faustkeile o.d.) machen könnte. Wenn man weiß wie... ich nicht!
Schöne und vor allem besonders große Exemplare. Ich glaube, dass ich heute mitunter die größten Feuersteine in meinem Leben gefunden habe. Manche waren ganz offensichtlich zu erkennen, andere hingegen mussten zuerst geknackt werden, ehe man sie als solche erkennen konnte.
Nach 2,5 Stunden war es an der Zeit, mal eine kleine Pause zu machen. Die ersten 4kg Feuerstein, die bereits um meinen Hals hingen, mussten mal abgelegt werden. Ein weiträumiges, flaches Land lag vor mir. Rekultiviert und bereits wirtschaftlich genutzt stellte ich mir vor, wie hier vor gut 15 Jahren noch ein riesiges Loch im Boden klaffte.
Und wenn man schon einmal sitzt, kann man sich auch mal dem veranschlagten Experiment widmen und herausfinden, ob sich Pferdemist vielleicht als Zunder eignet. Versuch gescheitert! Als Brennstoff in Ordnung, als Zunder gänzlichst ungeeignet. Gut, wieder was dazu gelernt und Lust auf einen Tee bekommen. Den Esbitkocher hatte ich fast ausgepackt, als in dieser absoluten Einöde - bisher keine Menschenseele zu Gesicht bekommen - 2 Polizisten auf MTBs an mir vorbei radelten. OK, Tee muss bis zu Hause warten. Auf eventuell berechtigte Diskussionen hatte ich heute dann keine Lust mehr.
Wer weiß, wie es hier in 20, 50 oder 100 Jahren aussieht. Sehr wahrscheinlich viel schöner als heute. Und so gesehen ist es schön zu sehen, dass der Nachwuchs unseres Nachwuchses irgendwann auch hier vielleicht bushcraften können wird. Für mich heute eher uninteressant, für die Zukunft aber doch irgendwie befriedigend.
Lieben Gruß
Bert