Trinkwasserqualität durch Sandfiltersysteme

  • Hach, das tut erfrischend gut, mal Leute zu hören, die zwar offen sind
    für "wildes Zeug", aber dennoch kritisch! Super, danke, weiter so,
    Jungs. Mit den EMs, und die machen eben echt was - im Garten und im
    Hausteich -, aber diese Keramikarmbänder ... oh je. Da fällt mir gar nix
    zu ein...


    Ok so far.
    Und - ach ja: es ging ja um Sand. :D


    Die Idee "hinter" den EMs war, den "biologischen Rasen" des Sandes durch
    die EM-Kulturen - oder von mir aus auch andere bioaktive Kulturen -
    lebendig(er) und aktiv(er) zu halten. Wenn man also eine stationäre
    Anlage bauen würde, die mit Sand arbeitet, wäre die Kombination mehrerer
    naturgemäßer Techniken möglich. Und Milchsäurebakterien sind einfach aufzutreiben und relativ einfach im Handling, weswegen sie auch seit Anno X u.a. in der Landwirtschaft verwendet werden.


    Gerade in Szenarien, die eine längere Überlebenssituation bedeuten,
    ist eine solche Idee durchaus umsetzbar, da man dann eben

    • stationäre Anlagen bauen könnte
    • ZEIT hätte, das Ganze wachsen, werden und gedeihen zu lassen


    Für den reinen Outdoor-, Reise- oder Bushcraftingbereich ist die Idee mit
    dem Sandfilter jedoch nicht umsetzbar, weil zu wenig Sand mitgeführt
    oder auch ganz praktisch vor Ort "aufgebaut" werden kann. Es sei denn,
    man schleppt Tonnen von Material durch den Wald - oder findet mal wieder
    zufällig einen ganzen Haufen Müll, aus dem man vor Ort was Brauchbares
    zusammendengeln kann + die erforderlichen 0,7 m3 Sand...
    Das ist aber nix, auf das man sich VERLASSEN
    kann - und bei der Wasserversorgung sind Experimente nun mal nicht
    angebracht.


    Fazit:

    • Sandfilter für unterwegs? No!
    • Sandfilter im stationären Einsatz? Yes.

    Bruder Madfly hat leider in seinem Post nicht klar heraus gestellt, ob sein gewünschter Survivalfilter für eine mobile oder stationäre Situation taugen soll. Denn beides stellt uns vor ganz unterschiedliche Aufgaben - und versorgt uns mit anderen Möglichkeiten.


    Und ganz konkret: Du kannst das Sandvolumen NICHT herunterrechnen (bzw. kannste das machen, das bringt dann aber nicht den gewünschten Filter-Effekt). Das Sandvolumen braucht das Wasser zu seiner Reinigung - egal, ob du da einen halben Liter durchjagst oder 40 Millionen Kubikmeter Wasser.


    Wasser ist ein diffiziles Gebilde. Schon rein chemisch und physikalisch weist es Eigenschaften auf, die sonst NICHT auf diesem Planeten vorkommen. It changes the law of physics.. ^^


    So ist Wasser schonmal als Erstes eine Substanz, die sich bei Minustemperaturen AUSDEHNT. Alle anderen ziehen sich zusammen... Und jetzt können wir endlos tiefer in die Wasserstruktur eindringen: Cluster und "Informationen" betrachten. Da wird es immer interessanter - und letzten Endes zeigt sich, dass Wasser sich ein wenig unserem "normalen Alltagsverstand" entzieht, unserem "gesunden Menschenverstand".


    Daher können wir auch nicht einfach ein bißchen rumrechnen, und schon haben wir das Volumen eines Sandfilters ERRECHNET. Das ist der Fehler, den wir Menschen gerne immer wieder machen: Wir glauben, alles berechnen zu können und meinen, daß unser WISSEN über die Welt uns "rettet". (Wie im Falle der Riesenhangars, die man zum Schutz vor der Witterung baute... und die ein eigenes inneres Mikroklima mit allem Drum und Dran wie Wind und Regen.. entwickelten.)


    Rumrechnen birgt zu viele Fehlerquellen, die in unserem menschlichen Verstand BEGRÜNDET sind. Wir übertragen unser Denken auf die Natur. Hahahahaha! - ein guter Witz. Wenn wir gelernt haben, mit einander (und mit der Natur) so zu kommunizieren, wie es Bäume und andere Pflanzen tun - oder gar tierische Staatenvölker wie Bienen und Ameisen -, DANN haben wir es vermutlich geschafft - und bewegen uns weit jenseits von reinem Überleben. Uns Menschen fehlen nicht die Techniken - uns fehlen die "Softskills": das Spüren, Bemerken, Wahrnehmen, Eintauchen... Das EINSwerden mit der Natur. Aber das nur am Rande.



    Es grüßt -
    Die Bushcraft Amazone

  • Allerdings hier auch die Frage: Was kommt unten in deiner Tasse tatsächlich an? Und welche Holzarten taugen wirklich?


    Diese Fragen sind bereits beantwortet :)
    - Taugen tun nur Pineaceae (Kieferngewächse)...
    - Unten raus kommt Wasser, welches von Partikeln bis zu einer Größe von 100 nm (= die meisten Bakterien) gereinigt ist...
    - Drin bleiben anorganische Verunreinigungen und kleinere Partikel (Viren)



    Habe es ausprobiert, 20m 3/4 Zoll Schlauch, etwa 5m Fallhöhe und ein Stück entsprechend dickem frischem, geschältem Erlenholz von etwa 6 cm Länge. Ich habe den Holzstöpsel auf ganzer Länge in den Schlauch gepresst. Es ging recht gut, aber zum Wirkungsgrad der Säuberung kann ich nichts aussagen. Mengenmässig waren es etwa 10l über die Nacht und den anschliessenden Vormittag, habe nicht auf die Uhr geschaut.


    Die Erle funktioniert nicht. Das Wasser fließt zwar durch aber eine ausreichende Reinigung erfolgt nicht, da die Poren des Xylems anders angeordnet sind als bei Pineaceae. Vielleicht erklärt das auch Deine traumhafte Durchflussrate ;)


    Zu dem Thema gabs mal nen Thread, in dem die Wirkungsweise und Grundsätze erläutert wurden:
    http://bushcraftportal.net/forum/index.php?thread/2821



    Bruder Madfly hat leider in seinem Post nicht klar heraus gestellt, ob sein gewünschter Survivalfilter für eine mobile oder stationäre Situation taugen soll.


    Bruder MadFly wollte ursprünglich einen funktionstüchtigen mobilen Wasserfilter bauen und suchte nach Hintergrundwissen. Er musste dann aber festellen, das ein solches Gerät aus den genannten Gründen nicht funktioniert. Ursprünglich beschäftigte er sich mit der Frage, weil der "Survival Filter" in der Literatur und online so oft Erwähnung findet. - Wohl aber besser totgeschwiegen werden sollte - :unschuld


    VG MadFly :)


  • Bro, ich habe auf die Schnelle mal rumgegoogelt, weil ich mich erinnere, vor Jahrren einen ganzen Bericht (inklusive sehr unappetitlicher Fotos) gesehen zu haben, als irgendein fetter Sturm mal wieder irgendwo gewütet hat. Da waren Leute mit Gasmasken und so Sprühflaschen auf dem Rücken unterwegs und haben die verwesenden Leichen eingesprüht, um den Gestank und die Verwesungskontamination zu beseitigen.



    Beim schnellen Suchen gestern habe ich nur die Info gefunden, daß (kürzlich) 3000 Liter EM wieder mal in ein solches Krisengebiet gebracht wurden - Hilfsorganisation aus der Schweiz.. Die wissen sicher besser, warum und wofür.
    Warte ... isch gugg ma in meine Krooooniken... Here we go:

    VG auch!

  • Unabhängig von der Filterdiskussion hilft es natürlich sich abzuhärten ;)


    Der menschliche Körper ist in der Lage mit recht belastetem Wasser umzugehen. Bloß haben wir verwöhnten Europäer das verlernt...
    Wir bzw. unser Immunsystem ist das Dreckwasser einfach nicht gewohnt.


    Wann dann noch die Bioindikatoren, Geruch und Geschmack stimmen, braucht man sich hier keine Sorgen machen.


    Über Schwermetalle im Wasser mache ich mir überhaupt keine Sorgen. Natürlich können die im Wasser sein und selbstverständlich sind sie alles Andere als gesund. Aber wieviel potentiell belastetes Wasser nehme ich durch mein Hobby auf? Ich denke das hält sich in gesundheitlich unbedenklichen Grenzen.
    Und auch für Schwermetalle gibt es Bioindikatoren. Stichwort "Galmeipflanzen" und "Schwermetallrasen"


    Aber hier lasse ich mich gerne eines Besseren belehren^^


    So, genug zum wasserfiterfreien Kram. :D


    Ich denke das der klassische Survivalfilter (mit Moos, Sand, Kohle gefüllte PET-Flasche) doch eher dazu geeignet ist das Gewissen zu beruhigen als wirklich Wasser zu filtern.
    Allerdings ist das besser als nichts, selbst wenn er nicht ideal filtert, mit 1.000 Bakterien kommt das Immunsystem besser zurecht als mit 10.000 :D



    Eine andere Frage:
    Vorausgesetzt man hat überhaupt keine andere Möglichkeit der Wasserbehandlung,
    würde es Sinn machen die Trinkflasche nur halb zu füllen und zu schütteln, in der Hoffnung der Luftsauerstoff tritt in das Wasser ein und tötet wenigstens 1-2 Krankheitserreger? Oder ist das einfach Nonsens?


    OT:

    Zitat von »BushcraftAmazone«

    Die Effektiven Mikroorganismen wurden u.a. auch zur Reinigung zumindest biologisch verseuchter Gebiete (z.B. nach den Stürmen auf den Philippinen, wo viele Leichen verwesten...) eingesetzt.


    Ich denke diesen Job übernehmen die Ratten und die Fliegen(maden)...

  • Kiefernartige... ok, hatte ich damals überlesen, ich hatte Weiden und Erlen in der Erinnerung.


    Bei der Menge war ich auch überrascht, hatte aber keine Gelegenheit den Versuch zu wiederholen da ich den Schlauch an der Bewässerung brauchte. Im ersten Moment dachte ich, ich hätte Holunder erwischt bei der Wassermenge. Ich hatte mit max 1l gerechnet und nicht mit einem ganzen Eimer. Beim nächsten mal probiere ich es mit Kiefer.
    Danke für den Hinweis!


    Betref: Schütteln...
    Es gibt/gab Anlagen in denen Wasser mittels Wirbelstromverfahren gesäubert wird/wurde. Dieses Verfahren hat sich aber nicht durchgesetzt (teuer, platz- und energieintensiv) und wird heute nur noch bei der "Energetisierung" von Wasser benutzt (kein Kommentar). Die ersten Dialyse Maschienen nutzten dieses Arbeitsprinzip welche auf der Zentrifugalkraft basierten , aber die wurden sehr schnell von den heute eingesetzten Geräten verdrängt. Im realen, praktischen Einsatz gibt es heute Wirbelstromfilter nur noch als Grobfilter ( http://www.poerschke-umwelttec…rbelfeinfilter.htm#Aufbau ).
    Gruss


    P.s.: Es ist zwar völlig verrückt, aber ich lasse es mal stehen:
    Die einzige Pflanze die ich kenne, die über 10l am Tag durchziehen kann ist die Gewächshausgurke... Was mir gerade einfällt...
    Es wäre zwar extrem freaky...
    Stationär und mittelfristig wären Gurken eine Idee zur Wasseraufbereitung. Sie haben einen extrem hohen Wassergehalt (mehr Wasser als in manchem Flusswasser aufgrund der Schwebstoffe....). Mit etwa/max. 2 Monaten Vorlauf und optimaler Versorgung produziert eine Gurkenpflanze im Highwire-Gewächshaus (hohe Gewächshäuser mit über 5m Höhe zur Produktion von Gurken und Tomaten) 2Gurken/Tag mit einem Volumen von über einem Liter.
    Vergesst was ich gesagt habe, es wäre zu verrückt und nur was für Doomer.
    Ich denk ich gehöre ins Bett....

  • So Chris, das waren jetzt 4h um belastbare Quellen auszugraben...


    Aus der Hüfte geschossen hätte ich gesagt das nur Schwermetalle etc. angereichert werden, evtl. auch noch in der Nacht gebildetes Nitrit das erst später bei der Photosynthese in Nitrat verstoffwechselt wird (Nitrit wird bei Dunkelheit gebildet... unter anderem ein grosses Problem bei Spinat).
    Ich habe noch nie gehört das Menschen durch Vektoren im Giesswasser, welches von der Pflanze aufgenommen wurde, erkrankt sind.
    Bei allen mir bekannten Fällen waren es äussere Anhaftungen. Der Zirkus letztes Jahr bspw. als Erdbeeren aus China Schulen in halb D flachgelegt hatten (Stichwort EHEC). Man dachte zuerst an spanische Gurken und später an Sprossen von einem Biohof wenn du dich vielleicht erinnerst...


    ABER sag niemals nie!


    Quelle1:
    http://www.bfr.bund.de/cm/343/…tigen_salatmischungen.pdf


    Besonders interessant Seite 7 und 8, mit speziellem Hinweis auf den jeweils letzten Abschnitt der jeweiligen Punkte (man sollte aber schon alles mal durchlesen).


    Allgemeines Fazit (für mich): Keine ausreichenden Daten vorhanden , aber es wurde beobachtet das manche Bakterien und Viren von den Pflanzen aufgenommen werden, wobei der Umfang aber undeffiniert bleibt.
    Wenn ich mir nun die Herkünfte des Giesswassers betrachte... ich, für mich würde mir da bei halbwegs sauberer Herkunft des Wasser keine Sorgen machen, selbst bei stehendem Kleingewässer nicht. Die Dosis macht das Gift.


    Quelle 2:
    http://www.tll.de/ainfo/pdf/h2oa0110.pdf


    Herkunft und Qualität des Giesswassers, allerdings nur wischi waschi Aussagen zur Aufnahme in die Pflanze. Karenzzeit von 2 Wochen... das ist doch ein Witz und keine belastbare Aussage.


    Allgemein gesagt bleibt wohl das was ich oben als aus der Hüfte geschossen bezeichnet habe. Alle Betriebe in denen ich bisher gearbeitet, und die ich kennen gelernt habe, nutzten See oder Flusswasser (Brunnenwasser selten) zur Bewässerung, und zwar bis zur Ernte. Wenn Krankheitsfälle bekannt wurden lag es an äusseren Verunreinigungen.
    Hoffe ich konnte einige Klarheiten beseitigen und durch Unsicherheit ersetzen. Wieder was dazugelernt.


    Gruss


    P.s.: Entschuldigt das geschreibsel von mir im Post 27, ich hatte wohl zu viel Sonne und zu wenig Flüssigkeit abbekommen (10h Unkraut gerupft). Man wird nicht jünger.


    Nachtrag: UV-Lampe aus dem Aquarienhandel besorgt und das Problem ist behoben. Günstiger und langlebiger geht es nicht, die Wasserwerke machen es auch nicht anders.

  • Supi - tut mir leid, dass ich Dir so viel Arbeit gemacht hab :beten Eigentlich wollt ich ja nur ne harmlose Frage stellen :lol ...


    Vielen Dank für die Mühe!!! So aus dem Bauch heraus geh ich konform mit Deiner Einschätzung bzgl. Schwermetalle. An Nitrit hatte ich gar nicht gedacht. Ich würde aber noch etwas ins Feld führen - die radioaktive Belastung von Pilzen im Süddeutschen Raum. Okay, Pilze sind keine Pflanzen und der Stoffwechsel tickt anders, aber der Cäsium Grenzwert war 2010 z.T. noch um den Faktor 20 erhöht (Quelle: http://www.fr-online.de/). Und zu diesem Zeitpunkt war ja schon sehr viel zerfallen. Ich denke die Idee des Gurkenanbaus in Doomsday Szenarien ist damit vom Tisch :D


    Spannend auch, dass Wasser aus Fließgewässern stärker belastet ist, als Wasser aus Tümpeln, Seen etc.! Wieder was gelernt.


    VG MadFly

  • Für dich immer, habe heute Zeit gehabt und um ehrlich zu sein hat mich die Fragestellung selbst intressiert.


    Nitrit wird bei der Photosynthese verstoffwechselt. Ein Problem stellt es nur dar wenn es übermässig vorhanden ist oder am frühen Morgen wenn das Erntegut bis 0800 in der weiterverarbeitenden Fabrik angekommen sein muss (Bsp.: Spinat). Nitrit ist also nicht wirklich ein Problem.


    Was das Cäsium betrifft.... da muss ich eben noch ein paar kg Kekse und Wasserflaschen mehr einlagern.
    Spass beiseite, ich habe hier in der Nähe ein paar kleine Waldseen mit wenig/keinem Wasseraustausch. Bei denen sollte man den gefangenen Fisch heute noch nicht essen...


    Was die Belastung von Fliessgewässern und Tümpeln betrifft... Das muss man differenziert betrachten. Die Salzach oder die Isar vor München sind zwar Fliessgewässer, aber mit dem Rhein bei Köln würde ich sie nicht vergleichen. Bei den Seen ist es das selbe. Der Baggersee vom Kieswerk der von Grundwasser gespeisst wird, passt mit dem Goldfischteich hinterm Haus auch nciht in eine Schublade. Das wird in dem 2. link von mir oben aber nicht so deutlich...


    Gruss

  • Wichtig wäre vllt noch anzumerken das es sich bei der "effektiven" UV-Strahlung um die "c" Variante also UV-C handelt.
    UV-A und UV-B passieren ungehindert die Ozonschicht und sind im Sonnenlicht enthalten, weswegen Viren und Keime eine Resistenz gebildet haben. UV-C bleibt aber im der Ozonschicht "hängen" weshalb hier nichts und niemand auf der Erde Abwehrmechanismen gegen diese Strahlungsart aufbauen konnte.


    Der Nils

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