Hallo Forumsgemeinde - eigentlich wollte ich noch bis Ende Mai hier im Forum pausieren, um mich voll auf meine Diplomarbeit konzentrieren zu können, jedoch bin ich ganz gut vorangekommen und seit gestern habe ich unerwartet mehr Zeit für diese Arbeit. Aber der Reihe nach. Wie so oft in letzter Zeit arbeitete ich Zuhause an meiner Diplomarbeit und ging um halb zwölf auf den nahen Vitaparcour (sogenannte Vitaparcours sind kostenlose, öffentliche Waldparcours in der Schweiz für jedermann). Der 3km lange Waldparcour mit ca. 15 Übungen ist ideal um den Kopf durchzulüften und sich körperlich fit zu halten.
So absolvierte ich also den Parcour in normalen Sportkleidern und einem Laufschuh. Wie üblich bei solchem Schuhwerk ist der Knöchel ungeschützt. Eine kurze Unachtsamkeit, eine Vertiefung im Weg - möglicherweise vom Regenwasser ausgewaschen und/oder Reifenspuren von Maschinen der Waldarbeiter - ein falscher Tritt beim Rennen den Waldabhang hinunter und schon war’s passiert. Ein stechender Schmerz, ein Knacken und gleichzeitiges Wegknicken des linken Fusses mit Sturz war die Folge. Der Schmerz war massiv, der Knöchel verfärbte sich blau und eine starke Schwellung stellte sich innert Minuten ein. Ich hielt mich so gut es ging an die sogenannte PECH-Regel (Pause, Eis, Compression, Hochlagern) und wartete mal ab. Was nun? Das Auto war ca. 20 Minuten Fussmarsch entfernt, ein Mobil hatte ich nicht dabei und erstaunlicherweise war ich bei schönstem Wetter der Einzige auf dem Parcour und im Wald.
Nach einigen Minuten versuchte ich erfolgreich wieder hochzukommen und schleppte mich unter höllischen Schmerzen zum Auto. Ein herumliegender Ast mit Gabel unterstützte mich dabei. Um die Geschichte kurz zu machen. Beim Auto angekommen versuchte ich die Kupplung durchzudrücken und dies ging erstaunlich gut. So fuhr ich ins nächste Spital zur Notfallaufnahme. Dort wurde sofort geröntgt und wie erwartet kein Bruch festgestellt. Das Anschwellen des betroffenen Gelenks und der Bluterguss waren aber typische Anzeichen der Distorsion. Die Bänder sind auf dem Röntgenbild nicht zu sehen, was für den Arzt aber auch nebensächlich ist. Behandlung und Therapie sind die gleichen, egal ob Bänder nur angerissen oder ganz durchgerissen sind. Mit einer Bandage und Schiene wird der Fuss in der Regel vier bis sechs Wochen ruhig gestellt.
So bin ich also nun Zuhause mit einer Schiene/Stützverband und habe - ich arbeite eigentlich nebenbei zu 100% - massenhaft Zeit für meine Arbeit und auch wiedermal ein wenig Zeit im Portal. Wie auch immer - auf was will ich eigentlich raus?
Ich weiss nicht, wie es euch geht, aber beim Planen von Touren erwische ich mich immer wieder, zu wenig Gewicht auf Risiken und Notfälle zu legen. Nicht dass ich mich unverletzlich fühle, mein Erste Hilfe Set etc. ist immer dabei. Aber schnell denke ich, so ein einfaches "Übertreten" des Fusses kann mir doch nicht passieren. Dies geschieht doch nur andern. Mit Erklärungen wie "ich bin doch fit oder ähnlich" wähnt man sich schnell in falscher Sicherheit. Dies hat auch nichts mit Überheblichkeit zu tun. Eher freue ich mich auf die bevorstehende Tour und will nur noch los. Dabei sind doch gerade solche Risiken allgegenwärtig. Gleichzeitig sollten sie aber auch nicht dramatisiert werden.
Für mich persönlich hat dieser kleine Unfall mal wieder aufgezeigt, wie schnell es gehen kann und wie verletzlich der menschliche Körper doch ist. Unzählige Male bin ich schon auf der Jagd oder in den Bergen über steile Abhänge, Felsen etc. rauf- und runtergeklettert und nie ist etwas passiert. Und doch, wäre diese Verstauchung in den Bergen oder irgendwo in der Wildnis geschehen könnte schnell ein echter Notfall daraus entstehen.
So sehe ich dies als eine persönliche "Lessons Learned" an werde mir in Zukunft - gerade auch bei kleineren, wie z. B. Tagestouren - mehr Gedanken über Risiken und Notfälle machen. Gerade wenn ich mit der Familie oder generell mit anderen Leuten unterwegs bin. Objektiver Umgang mit Risiken ist auch eine entscheidende Führungsaufgabe und darf nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Als Verantwortlicher und/oder Organisator einer Tour, Treffen etc. übernimmt man automatisch auch Risikoverantwortung für andere.
Und nicht nur, ob man nun das richtige Messer dabei hat. Wie handhabt ihr das?