Bushcraftmesser aus Kugellager

  • Moin miteinander!


    Weil ja hier viele ihre eigenen Messer bauen, und weil Messer ja DAS top Outdoorspielzeug schlecht hin sind, will ich nun auch mal einen raushauen.


    Vorweg - Ich kenne mich zwar ganz gut mit Werkzeugstählen im allgemeinen aus, bin aber bestimmt nicht der tollste Schmied oder Messermacher. Bei mir ist das nur Hobby Nr. XXXX. Dennoch will ich mal versuchen, hier die Herstellung eines vollwertigen Gebrauchsmessers aus Schrott zu erläutern.




    Hier ist das gute Stück, welches nun ein neues Leben als Messer bekommen soll. Von den Sachen die man so aus dem Schrottcontainer ziehen kann ,ist Kugellager so mit das Beste was man zur Messerherstellung nutzen kann.
    Bei rostenden Kugellagern bis zu einer Wandstärke von 30mm, handelt es sich fast immer um 100Cr6. 100Cr6 gehört zu den mittellegierten
    Kaltarbeitsstählen zu denen z.B. auch 01- und 02 Stahl gehören. Obwohl die Zusammensetzung bei 100Cr6 etwas einfacher ist, merkt man bei der Verwendung als Messer da keine Unterschiede.
    Wen es interessiert, 100Cr6 enthält : ca. 1% Kohlenstoff, 0,2-0,3% Silizium, 0,25 -0,45% Mangan , 1,3 - 1,6% Chrom und je nach Hersteller noch geringe Mengen an Vanadium.



    Als erstes wird das Kugellager per Flex und Trennscheibe an einer Seite eingeschnitten.




    Danach wird das Kugellager in der Esse erhitzt, und mit einer großen Rohrzange solange auseinander gebogen, bis man es auf dem Ambos flachhämmern kann.
    Dies ist auch schon der erste kritische Moment bei dem man unbedingt darauf achten sollte dass, das Kugellager nicht zu Ruckartig und auf keinen Fall zu Kalt verformt wird. Wenn es so aussieht wie hier auf dem Bild, ist es schon zu kalt und muss zurück ins Feuer. Wenn man jetzt mit brachialer Kraft weiterbiegen würde, entstehen schnell kleine Risse im Stahl die man meistens erst am ganz am Ende beim Härten oder Schleifen bemerkt. Außerdem sollte man auf die herausfallenden glühenden Kugeln achten um das Verletzungs- und Brandrisiko zu minimieren.






    Wenn die Bahnen erst einmal aufgebogen sind kann man sich schon viel eher vorstellen wie daraus ein Messer werden soll.





    Wenn eine der Bahnen dann auf die gewünschte Dicke flach gehämmert ist, wird sie auf dem Abschrot auf die gewünschte Länge gekürzt.
    Man kann natürlich auch hier wider die Flex nehmen, aber das Abschrot geht schneller und ist auch einfach "Cooler".






    Wenn man den Stahl nun auf die gewünschte Länge gebracht hat, kann man damit beginnen die Spitze zu formen. Hierfür gibt es verschiedene Techniken, ich mache das so dass, ich den Flachstahl im angepeilten Winkel auf den Ambos halte und mit dem Hammer auf den späteren Rücken der Klinge schlage. So bekommt man einen schönen Bauch an die Klinge, während der Rücken relativ gerade bleibt.




    Die "Nase" die sich an der Spitze bildet wird nochmals abgeschrotet, und die Spitze mit ein paar Schlägen gerichtet, um der von mir angestrebten Droppoint Form etwas näher zu kommen.




    Der so entstandene Flachstahl mit Spitze, muss nun gerichtet werden. Normalerweise macht man das auf dem Ambos oder einer Richtplatte, aber dar der Ambos schon tausend Jahre alt ist, und keine besonders gerade Bahn mehr hat, mache ich das lieber im Schraubstock mit diesen improvisierten Spezialbacken. Auch hierbei sollte man darauf achten den Stahl nie zu Kalt zu verformen.
    Hier liegt auch der größte unterschied zum Messermachen aus fertigem Flachstahl. Wenn man den Stahl erst selber schmiedet wird dieser unweigerlich krumm und uneben was das weitere bearbeiten etwas komplizierter macht. Besonders bei langen Werkstücken ist es sehr schwierig diese zu hundert Prozent gerade zu bekommen. Besonders ärgerlich wird es wenn sich der Stahl verdrallt hat. Sowas wieder raus zu bekommen kostet viel Gefühl und Nerven.



    Das ist das gute Stück dann, man erkennt noch leicht die Laufspur der Kugeln in der Mitte. Das kann auch so bleiben ich persönlich finde das gut wenn man hinterher noch erkennt was es mal war. Ein guter Schmied ( der ich nicht bin), würde jetzt auch noch die Griffkontur und zumindest einen kleinen Teil des Schneidenwinkels schmieden. Wenn ich das mache ist hinterher aber alles krumm und unterschiedlich dick, und ich verbringe qualvolle Stunden damit alles wieder gleichmäßig zu bekommen. Also bin ich an dieser Stelle auf die Flex umgestiegen, einfach weil es genauer und schneller geht.




    Die Äuußeren Radien mache ich auf einem einfachen Schleifstein, für die inneren Radien im Griff ist mir die Flex mit grober Lamellenscheibe am liebsten.





    Ich habe mal sowas in Richtung Scandischliff probiert, die Schmiedehaut an den Seiten bleibt dran, sie schützt ein bisschen vor Rost und ich finde den rustikalen Look einfach super. Außerdem erspare ich mir so eine Menge lästige Schleifarbeit. Hierbei sind Leute mit einem richtig guten Bandschleifer ganz klar im Vorteil, wenn man den nicht hat nimmt man am besten erst mal die Flex fürs grobe und für die letzten Millimeter dann die Feile. Bei so einem kleinen Messerchen ist der Arbeitsaufwand aber auch so noch überschaubar.


    Wenn das Messer soweit ist kommt es eigentlich über Nacht in die Glut zum Weichglühen, was auch für das arg strapazierte Metallgefüge nicht schlecht gewesen wäre, aber weil ich fertig werden wollte und es durch das schmieden weich genug zum Feilen war, habe ich an dieser Stelle gepfuscht, was sich auch im nächsten Schritt rächen wird.



    Hier habe ich die Löcher in den Griff gebohrt. Was man auf dem Bild nicht sieht ist dass, mich die drei Löcher auch drei Bohrer gekostet haben. Man merke : Weich genug zum feilen, heißt nicht weich genug zum bohren! :schlaubi
    Durch das rumgemurkse ist die mittlere Bohrung auch nicht genau mittig geworden, weswegen ich diese beim verstiften ausgelassen habe.




    Nach dem bohren habe ich dann die Schneide schon mal etwas mit Schleifleinen, bis 380er Körnung bearbeitet. Das geht jetzt noch bedeutend einfacher als hinterher wenn der Stahl gehärtet ist. Wichtig ist hier die Klinge noch nicht scharf zu schleifen, sondern noch ein paar zehntel Millimeter stehen zu lassen, weil die Schneide sonst beim Härten wellig wird oder Risse bekommt.






    So weit so gut. Das Schwierigste an der ganzen Messermacherei ist meiner Meinung nach die Spitze genau gleichmäßig zu bekommen. Mir ist das hier auch nicht tausend prozentig gelungen, aber wenn man sich so manches gekaufte Messer ,auch im höherpreisigen Sortiment anschaut brauche ich mich wohl nicht zu verstecken.




    Zurück in der Schmiede kommt nun die Wärmebehandlung oder das sogenannte Normalglühen. 100Cr6 ist zwar nicht übermäßig komplex aufgebaut, aber der typische "Anfängerstahl" ist er auch nicht, also sollte man sich hierbei schon ein bisschen Mühe geben.
    Das Gefüge des Stahles ist durch das Umformen und die beim schleifen entstandene Hitze komplett verspannt. Wenn man jetzt sofort härten würde ,würde das Messer im schlimmsten Fall brechen oder Risse bekommen. ( Ist mir tatsächlich schon passiert ; ein wahrlich erhebendes Gefühl ! :heul ) Wenn man "Glück" hat und die Klinge nicht gleich reißt, hätte man immernoch ein sehr sprödes, grobkörniges Gefüge. Das erkennt man z.B. daran dass, man das Messer einfach nicht scharf bekommt.


    Zum Normalglühen wird das Messer mehrmals auf 870 -900 Grad erhitzt ( die genaue Temperatur ist abhängig vom verwendeten Stahl), ein paar Minuten auf dieser Temperatur gehalten und dann an der Luft abgekühlt. Wenn der Stahl nicht mehr glüht wartet man noch ein bisschen und wiederholt diesen Vorgang ca. drei bis fünf mal.
    Natürlich ist es mir im Kohlenfeuer und nur anhand der Glühfarbe nicht möglich den Stahl immer genau auf 870 Grad zu bringen, zumal ich ihn unter der Kohle nicht sehen kann, aber man versucht es eben so gut es geht, ein bisschen "Fingerspitzengefühl" gehört einfach dazu.
    Stähle mit weniger Kohlenstoff(unter 0,7%) sind da unproblematischer weil man bei diesen mehr Spielraum nach oben hat.


    Vom Härten habe ich leider keine Bilder gemacht . Da muss es schnell gehen und man muss sich konzentrieren weswegen ich das mit den Bildern verpennt habe.
    Wekzeugstähle werden aber optimaler weise immer in warmem Öl abgeschreckt. Wenn der Stahl viel Kohlenstoff enthält sollte man auch gleich nach dem härten anlassen.


    Zum härten gibt es aber auch schon einen guten Beitrag in dem eigentlich alles gesagt wurde :
    Das Härten von Messerklingen im Heimwerkerstil





    Nach dem härten wandert das Teil in den Backofen zum anlassen. Angelassen habe ich 3x 20 min bei 190 Grad und zwischen den einzelnen Durchgängen mit Wasser abgekühlt. Man erkennt es auf dem Bild nicht gut aber die Klinge hat eine goldgelbe Farbe angenommen. Chrom-, Nickel- und Manganlegierte Stähle (Also fast alle besseren Werkzeugstähle) sollten nach dem Anlassen schnell abgekühlt werden um sogenannte "Anlasssprödigkeit" zu vermeiden.




    So ; Das Messer an sich ist fertig , also kommen wir zum Griff. Das Holz ist Ostindischer Palisander. Ist komischer weise eines der günstigsten Edelhölzer die man so bekommt.




    Also , Konturen aufzeichnen und aussägen. An dieser Stelle ist es wichtig die Seiten die hinterher vorne an der Klinge sind, schon vorher aufeinander anzupassen, dar man an diese Stelle nachher nur noch schlecht dran kommt.





    Hier gibt es jetzt verschiedene Möglichkeiten. Ich bohre eine Seite mit dem Messer, und dann die eine Seite auf der anderen. Man kann aber auch beide Seiten auf dem Messer bohren. ( Die Klinge nicht zu umwickeln war natürlich ein sicherheitstechnischer Supergau, aber wie das so ist, hab ich in dem Moment nicht dran gedacht.)




    Dann hatte ich ein kleines Malör mit den Stiften. Ich hatte 6mm Messingstange und 6mm Messingrohr aus dem Baumarkt gekauft. Die waren aber leider nicht 6 sondern 6,3 mm, und die löcher größer bohren ging auch nicht weil ich so einen Bohrer nicht habe. Also habe ich die Stifte etwas abgeschliffen und dann mit viel Kraft in die Löcher gekloppt. Mit dem Resultat dass, das Röhrchen etwas eingeknickt ist. Ist blöd aber ich kann damit leben.




    Damit der Kleber Trocknen kann bleibt das Ganze dann eine Nacht im Schraubstock.





    Nachdem der Kleber getrocknet war, habe ich dann die grobe Kontur des Griffes mit Raspel und Feile ausgearbeitet.




    Nach dem feilen habe ich alle vier Seiten erst mit 80er, dann mit 320er Schleifleinen abgerundet. Hinterher bin ich nochmal mit 500er Sandpapier über die Kanten gegangen, das reicht für mich soweit. Palisander hat eine recht feine Struktur weshalb man relativ schnell eine schöne Oberfläche erhält.




    Jetzt kann auch endlich die Klinge geschärft werden. Zum groben vorarbeiten habe ich hier auch wieder 320er Schleifleinen verwendet.
    Anschließend gab es ein paar Runden auf dem Wasserstein. Wenn man beim schleifen merkt das es auch bei relativ grober Körnung schon richtig scharf wird, hat man ein feines Gefüge, und dem entsprechend bei der Wärmebehandlung zumindest keine große Sch... gebaut.
    Ich habe nur bis 3000er Körnung geschliffen ; Da geht sicher noch mehr aber für mich ist das lange scharf genug.


    Achtung das nächste Bild ist sehr Unästhetisch!







    Die Beine bekomme ich jedenfalls aalglatt damit, und das ist neben Dosen öffnen, ja auch das wichtigste was ein Bushcraftmesser können muss.




    Zum Schluss habe ich den Griff noch mit Leinöl eingerieben. Und...




    ...Fertig!!! :dance


    Wenn man bedenkt das es mal ein Kugellager aus dem Industrieschrott war ist es doch recht hübsch geworden.


    Zur Vollständigkeit noch ein Paar Daten: Klingenlänge 97mm , Grifflänge 115mm , Klingenhöhe 23mm, Klingendicke 3mm,
    Gewicht ca.120 Gramm , Härte ??? tja das kann man wenn man es selber macht nie so genau wissen, und die Datenblätter verschiedener Hersteller von Kugellagern gehen auch etwas auseinander, aber ich denke 60 HRC hat es auf jeden Fall. Ist viel ich weiß ,aber so ein kleines Messer darf für mich auch ein bisschen härter sein, ist ja auch zum schneiden und nicht zum kloppen.


    Die Scheide ist in Arbeit, und ein kleines Feldreview kommt auch noch, bis dahin :winken und viele Grüße an alle! Holger.









  • :beten


    nicht nur, dass Du aus so einem "alten Ding" mit viel Liebe und Ausdauer so ein wertiges Stück gebaut hast.
    NEIN, sondern auch noch Fundiert und sehr Akurat dokomentiert hast Du das auch noch ...


    Ich erstarre vor Ehrfurcht.
    vielen lieben Dank fürs Zeigen.


    Gruß
    michael


    PS: ich liebe solche Aktionen - nach dem Motto: nicht labern-Machen! ;)

  • Hallo!


    Ich hab zwar bereits den Dankeknopf gedrückt, muss aber doch noch was sagen. Schaut sehr gelungen aus das Messer, tolle Proportionen. Der Thread motiviert mich wirklich mein Schmiedezeug rauszuwühlen, und die Nachbarschaft zu ärgern. (Ich muss im Hof hämmern).
    Was ich immer wieder feststell: Das Beste an einem selbstgemachten Messer ist immer der Griff, denn den bekommt niemand so passend hin wie man selber.
    Gruss von der Alb

  • Hi Holger - jetzt hat dein Mora robust mal Ruhe - aber was für eine Leistung - Respekt ist zu wenig -
    langsam wirst du mir unheimlich- :lol


    Der ÖBH Zeltbahn- Anorak war schon erste Sahne
    - jetzt schmiedet er einfach mal aus Schrott ein wunderschönes Messer, das auch noch rasiermesserscharf ist.


    Jetzt traue ich dir alles zu - mit dir kann einem in der Wildnis nichts passieren. :feuerbohr


  • KLASSE, Hut ab. :)


    ...Ich habe mal sowas in Richtung Scandischliff probiert...


    Hat das geklappt?
    (Auf den beiden letzten Bildern scheint es so, als sei es kein Scandi (auf Null))

  • So schöne Beine hast du :D


    Und ein sehr gelungenes Messer, vor allem im Bezug auf den handwerklichen Prozess. Grifform ist schlicht und neutral, keine Spezialergonomie, damit könnte jeder der das in die Hand kriegt gut arbeiten.


    Wir haben echt schon fast alles was Messermachen aus anderen Materialien angeht durch in diesem Forum. Das Häubchen auf der Sahne währe jetzt ein Messer, dass aus selbst gewonnenen Stahl aus dem Rennofen geschmiedet wurde :D

  • Erst mal ,besten Dank für das große Lob euch allen!


    @ Albbär : Reisenähmaschinen gibt es ja schon, nur der Ultra Lite Trekking Ambos wurde noch nicht erfunden. ^^


    @ Reef: Nein Scandi auf null wollte ich auch nicht. Wenn dann ist es ein Scandi mit Schneidfase. Allerdings - Wo hört Scandi auf und wo beginnt Flachschliff? Und ganz minimal "Ballig" wird es ja beim feilen von Hand auch immer. Also keine Ahnung welche Bezeichnung da jetzt am besten passt, aber ich denke Scandi mit Schneidfase kommt der Sache schon nahe.

  • Reiseamboss gibt es. Das wäre harter Basalt. Da einen schönen großen Brocken der rumliegt, prima Amboss. Was leider nicht verfügbar ist wäre ein Schmiedefeuer mit genügender Hitze...


    Aber auch ich möchte dir danken für die vorzügliche Beschreibung. Das man aus einem Kugellager so was Schönes machen kann ist für mich als Nichtschmied einfach undenkbar! Klasse Arbeit!


    LG Sel :tarp

    Meine Grundsätze:
    ...Gerne darfs ein Kilo mehr sein bei der Ausrüstung...
    ...Je älter die Techniken, desto mehr mußten sie sich bewähren...
    ...Sehr viel kann man selber bauen, man muß nicht immer alles kaufen...

    (auf Grund meiner starken Sehbehinderung bitte ich das häufige Editieren meiner Beiträge zu entschuldigen)

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  • So ; Die Scheide ist auch fertig und im Wald spielen war ich auch schon, also mache ich dann hier mal weiter.


    Im verarbeiten von dicken Leder bin ich nicht ganz so fit wie mit Textil oder Stahl, aber eine schlichte Köcherscheide ohne großen Schnick- Schnack bekomme ich gerade noch hin. Damit sich der Beitrag auch ein wenig von den anderen hier schon gezeigten Meserscheiden unterscheidet, und weil ich es so auch schöner finde, habe ich meine Messerscheide mal nicht mit Garn sondern mit Leder - Flechtriemen "genäht".





    Als erstes habe ich eine Schablone aus Pizzakarton angefertigt. Die wellige Kontur an der Seite dient nur als Zierde. Hat also keinen speziellen Zweck.



    Dann wird die Form auf das Leder übertragen, eine Lasche für die Gürtelschlaufe dazu gezeichnet, und ausgeschnitten. Beim anzeichnen der Gürtelschlaufe muss man sich auch schon überlegen auf welcher Seite man das Messer hinterher tragen möchte.



    Den Keder habe ich aus den Resten einer alten Tasche ausgeschnitten.



    Um die Scheide einigermaßen ordentlich Falten zu können habe ich in diese, entlang der Mittellinie eine Kerbe eingeschnitten.




    Nun kann der Keder auch schon eingeklebt werden. Da wo hinterher der Griff des Messers stecken soll habe ich den Keder nochmal mit einem dickeren Lederstück gedoppelt.



    Jetzt wird noch die Hinterseite der Gürtelschlaufe ausgeschnitten. Optimaler weise hätte man das auch alles aus einem Stück machen können. Dabei hätte ich aber viel Verschnitt am Leder gehabt, weshalb ich mich für diese Variante entschieden habe.



    Dann werden die Löcher angezeichnet. Das mit dem Kugelschreiber zu machen ist natürlich im höchsten Maße stümperhaft, aber der Kuli war gerade da, und wenn die Löcher drin und der Flechtriemen drum sind, sieht man davon nichts mehr.



    Nach dem anzeichnen der Löcher, habe ich die Scheide dann verklebt. Das mache ich , um schnell weiterarbeiten zu können mit Sekundenkleber. Sekundenkleber ist vielleicht nicht der tollste Kleber für Leder, aber er soll auch eigentlich nur so lange halten bis die Naht drum ist.




    Nach dem trocknen des Kleber´s habe ich die Löcher für den Flechtriemen gebohrt. Damit man die Löcher hinterher nicht mehr so deutlich sieht, sollte man etwas kleiner bohren, als der Flechtriemen breit ist. Ich habe 3mm breite Riemen verwendet und 2mm Löcher gebohrt. Da gehen die Riemen aber schon stramm durch, 2,5mm wären vielleicht besser gewesen. Wenn man zweimal umwickeln möchte müssen die Löcher selbstverständlich dementsprechend größer sein.
    Auch wäre hierfür wohl jedes andere Werkzeug geeigneter gewesen als die große Handbohrmaschine, aber weil ich in meiner Wohnung keine Werkstatt habe muss ich nehmen was gerade da ist. Dies war allerdings nicht sehr förderlich für die Präzision der Bohrungen.





    Um den Flechtriemen durch die Löcher zu bekommen, wird dieser angespitzt un mit etwas Kerzenwachs gehärtet.



    Der überstehende Anfang wir unter die ersten Windungen gelegt. Wer möchte kann den Anfang auch noch mit etwas Sekundenkleber sichern, was aber nicht zwingend notwendig ist solange man stramm genug wickelt.




    Beim wickeln sollte man darauf achten dass, sich der Riemen nicht zusehr verdreht, außerdem hat man leicht die benötigte Länge unterschätzt. Für so eine kleine Messerscheide benötigt man schon ca. 2 Meter Lederriemen.


    Man könnte hier auch über Kreuz wickeln oder ein "Muster" knüpfen, das sieht alles sehr edel aus, aber weil mir die Fummelarbeit keine übermäßige Freude bereitet gibt es hier die ganz einfache Variante.




    Wenn der Riemen mal schlecht durchgeht, kann man VORSICHTIG mit einer kleinen Zange nachhelfen. Hier sollte man aber wirklich aufpassen, mit der Zange hat man den Lederriemen auch schnell mal abgerissen. Es ist zwar grundsätzlich kein Problem nochmal neu an zuwickel, aber man hat dann einen Absatz in der Naht.





    Den oberen Rand habe ich dann einfach mit umwickelt. Das hat natürlich keinen Nutzwert, sieht aber schöner aus als wenn die Naht einfach aufhört.




    Das Ende wird einfach wieder untergeschlauft und ebenfalls mit einem Tropfen Sekundenkleber gesichert. Besser wäre hier gewesen, das Bandende mit in das nächste Loch der Naht zu legen. Dafür hätte ich aber dieses Loch am Anfang größer bohren müssen.





    Nun werden noch die Löcher für die Gürtelschlaufe gebohrt. Auch diese hatte ich vorher angeklebt.






    Und weil ich auf nähen keinen "Bock" mehr hatte habe ich das Hinterteil der Gürtelschlaufe einfach vernietet, wobei die von mir verwendeten Nieten auch nicht die Besten sind und sich beim einschlagen ziemlich verbogen haben. Nun ja.. halten tut´s ... :unschuld




    Zum Schluss hebe ich das Teil dann noch etwas gewachst, und zum einwirken eine halbe Stunde bei 70 Grad in den Backofen gelegt.




    Da ist das fertige Stück dann, frisch aus dem Backofen, weswegen die Farbe noch etwas dunkel erscheint.
    Kein Meisterwerk aber ich mag den schlichten "alles in Leder Look".


    Ich bin dann natürlich sofort raus, mit dem neuen Messer spielen, womit wir auch gleich nahtlos zum Feldtest übergehen.




    Da ist dann das Messer mitsamt Scheide am Gürtel. Die Schlaufe habe ich absichtlich etwas länger gelassen damit ich auch unterm Anorak noch an das Messer komme. Außerdem stört die Scheide so nicht beim sitzen oder knien, weil sie flexibel "rumlömmeln" kann.





    Weil ich draußen eigentlich ungerne Gürtel trage, kommt das Messer die meiste Zeit einfach in die Hosentasche. So fällt es auch weniger auf wenn man noch ein paar Meter durch den Ort muss.





    Nun aber wieder zum Messer! Das wofür ich meine Messer benutze ist in 90% der Fälle die Holzbearbeitung oder das zubereiten von Essen.


    Zum Beispiel hier, ein Paar Heringe schnitzen.
    Aufgrund der relativ kurzen und schmalen Klinge ist das Messer sehr führig und schlägt sich hier erwartungsgemäß gut.
    Der Griff liegt gut in der Hand und ist lang genug um ihn auch bei Kräftigen schnitten sicher packen zu können. Allerdings hätte er für mich noch etwas bauchiger sein dürfen. Zudem sind billige Gummigriffe aller Mora natürlich weniger rutschig wie glattpoliertes Holz. Sehen dafür aber auch scheisse aus.






    Nachdem ich den Poncho mit den Geschnitzten Stöckchen aufgespannt hatte, habe ich ein Schneidbrett improvisiert. Dazu habe ich ein Stück aus einer halb verrotteten Fichte gebrochen und dieses mit dem Messer "sauber" geschabt.



    An so fiesen kalten Tagen mit Wind und Graupelschauern gibt es nichts besseres als eine Heiße Suppe mit viel Kartoffeln drin. Hier war ich selber überrascht, normalerweise nehme ich zum Kartoffeln schälen viel dünnere Klingen, aber wie man sieht geht es auch mit dem Messer sehr gut. Die Schalen sind dünn und die Kartoffeln nicht viereckig, besser gelingt mir das zuhause auch nicht.



    Beim schneiden merkt man dann doch dass die drei Millimeter Klinge das Schnittgut etwas auseinanderdrücken. Aber auch hier - Schöne dünne Scheiben.





    Ist jetzt natürlich keine Kunst, aber ja : Auch Schnittlauch und Mettwürstchen kann man mit dem Messer schneiden.



    Wie einige von euch vielleicht wissen hat das "Ultimate Survival Knife" von Bear Grylls ja einen Nussknacker am Griffende.
    :"Lächerlich, wer braucht denn so was!!"
    Mein Messer hat einen " E-P-S" oder Erbswurstpastillenstampfer; Darauf hat die Welt gewartet! :erbswurst





    Ein paar Federkiele schnitzen geht auch ganz gut. Die kann man sicher auch besser hinbekommen, das liegt aber an mir und nicht am Messer.


    Federkiele schnitzen habe ich noch nie gut gekonnt.






    Und nun kommt worauf alle echten Bushcrafter gewartet haben : Holz spalten mit Messer und Knüppel!
    Hier muss ich sagen das ich das Messer für so was nicht gemacht habe. Die Klinge ist sehr Hart und relativ filigran. Somit ist es durchaus möglich das Messer bei groben Missbrauch abzubrechen.
    ABER - Man kann ja über "batoning" sagen was man will, die Äste (trockene Buche direkt vom Baum) waren außen feucht, und ohne sie zu Spalten hätte ich kein Feuer anbekommen. Hier sollte man sich einfach ein Limit setzen. Ich sage mal bis 4-5cm dicke Äste kann man auch mit diesem Messer noch Problemlos spalten. Das reicht für den Hobokocher lange, und für alles andere kann man sich Keile schnitzen oder eben ein gröberes Werkzeug mitnehmen.



    Na ja ... und das Süppchen hat dann am Ende auch geschmeckt.


    Und bevor mich jetzt alle für eine Pussy halten weil ich mit meinem Messer keinen Stacheldraht zerhacke, keine Motorhauben perforiere, kein Sicherheitsglas und keine Ziegelwände einpickel , und auch keine Galapagos Schildkröten "aus der Decke schlage" , wie all diese Menschen auf Youtube, hier noch ein kleines Trostpflaster....










    Ist zwar etwas sinnfrei, aber auch Dosen öffnen geht ohne das die Klinge Dellen oder Ausbrüche bekommt. Allerdings merkt man da schon dass, die schärfe in gewissen Maßen verloren geht. Rasieren geht nach der Dose jedenfalls nicht mehr. Macht aber nix, der Stahl lässt sich auch gut nachschärfen , und solange man nur in Holz und Nahrungsmitteln arbeitet, bleibt er schon sehr ,sehr lange scharf.




    Zum Schluss noch die obligatorischen "Posing Bilder" von draußen im wald.








    So das wäre es dann, nochmal vielen Dank an alle, für das rege Interesse und die vielen positiven Kommentare!


    Bis dann :bcplove

  • Ein klasse Messer
    Ein klasse Beitrag
    Klasse Test !


    Und nun weiss ich auch was ich an meinen Messern verbessern muss ---- ICH HABE AN ALLEN MESSERN DEN ERBSTWURSTPASTILLENZERKLEINERER VERGESSEN ! ! !

    "Glaube mir, denn ich habe es erfahren, du wirst mehr in den Wäldern finden als in den Büchern!
    Bäume und Steine werden dich lehren, was du von keinem Lehrmeister hörst."


    Love many, trust few, and always row your own boat. The more you know, the less you need!


    DES KELTEN SEITE

  • Hallo!
    Tolles Kleidle hast da gezimmert! Und den Erbstwurstpastillenstampfer musst natürlich sofort patentieren lassen.
    Und ausserdem hab ich jetzt Hunger.
    Gruss von der Alb

  • Ziemlich groß ?? Nö... Das ist eigentlich eher so eins von den "mittelkleinen".


    Kugellager gibt es in fast allen Größen. Ich arbeite in der Stahlindustrie und da liegen auch schon mal dickere Kaliber im Schrott, aber die sind mir zu schwer zum mitnehmen. Außerdem ist der Stahl ungeeignet für Breitschwerter. ;)

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