Feuer Bohren - "Schnell und einfach"

  • Hallo Freunde des Waldes!


    Geht es euch vielleicht so wie mir? - Feuerbohren, der absolute Frust! Zehntausend mal versucht, nie hat´s richtig geklappt!
    Auf Youtube kann´s, ja so wie so jeder, und selbst der olle Bear Grylls bekommt das hin. Nur man selber schafft´s einfach nicht. Man kommt sich vor wie ein Depp. :wallbash


    Aber damit ist jetzt Schluss !!
    Hier exklusiv, und nur für euch : "In wenigen Schritten zum selbst gebohrten Feuer"


    Alles was ihr braucht seht ihr hier...



    Zu aller erst verzichten wir auf Bogen und Druckstück. Meiner Erfahrung nach, kommen da einfach zu viele Komponenten zusammen, was die Sache nur unnötig kompliziert und fehleranfällig macht. Außerdem geben beim Bowdrill ,auch stabile Seile schnell den Geist auf.


    Alles was man braucht sind ca. 40- 50cm Seil (das muss auch kein gutes sein), einen möglichst harten, trockenen und geraden Bohrer, und - Jetzt kommt der Knackpunkt - einen trockenen Zunderschwamm. Nicht gekocht oder nitriert, einfach nur getrocknet. Wer nicht gerade extreme Schwielen an den Händen hat oder masochistisch veranlagt ist, sollte auch ein Paar Handschuhe benutzen. Es geht natürlich auch ohne, aber glaubt mir - Die Hände schmerzen noch Tage später.





    Als erstes schnitzt oder sägt man eine Nut in das obere Ende des Bohrers...




    ... welche als Aufnahme für das Seil dient.




    Dann knotet man zwei Schlaufen in das Seil, in die man beim bohren die Daumen hinein steckt. Angetrieben wird der Bohrer im Aborigine Stil mit den Handflächen, allerdings läuft der Bohrer durch die Daumenschlaufen relativ stabil und es ist bedeutend leichter druck zu erzeugen.
    Der Dohrer sollte ca. Armlang und etwa fingerdick sein. Besonders die länge ist wichtig damit man sich beim Bohren nicht zusehr bücken muss. In meinem Fall war der Bohrer aus einem Haselnusszweig, diese bietet sich besonders an, weil sie schön gerade wächst und eine recht glatte Struktur hat.




    Wenn man mit dem Bohrer soweit fertig ist, widmet man sich dem Zunderschwamm. Diesen habe ich ca. eine Woche auf der Fensterbank getrocknet, und lediglich die Schwammige Unterseite etwas gerade geschnitten. Man muss die Schwammschicht nicht vollständig entfernen,denn auch diese erzeugt viel Abrieb und Reibungshitze.
    Wie bei einem normalen Bohrbrett schneidet man eine Kerbe in die Seite des Schwammes, in der sich der heiße Abrieb sammeln kann. Diese sollte etwa bis in die Mitte des Bohrloches reichen. Anbohren kann man das Loch auch ohne vorheriges anschnitzen, weil der Schwamm im vergleich zu Holz sehr weich ist.



    Wenn man dann bereit ist, fixiert man den Schwamm zwischen seinen Knien, und platziert sein Zundernest unter der Kerbe.
    Nun fängt man an zu bohren. Hier sollte man eher auf Ausdauer als auf Kraft setzen, man braucht gar nicht viel Druck auszuüben.
    Ich habe die Zeit nicht gestoppt, aber ich schätze, 40 bis 60 Sekunden sind ausreichend um genug Bohrstaub und Hitze für eine Glut zu erzeugen.



    Es ist überraschend wie schnell der Zunderschwamm Abrieb bildet. Im Gegensatz zu Holzstaub glüht dieser auch bedeutend besser.
    Man kann nun entweder wie beim normalen Feuerbohren nur die Glut aus dem Staub benutzen um sein Feuer zu entzünden. Oder...



    ...was noch viel besser ist, man lässt die Glut am Zunderschwamm und bläst diese an bis der Schwamm selber anfängt zu glimmen. Wenn das geschieht, schneidet man einfach das glühende Stück heraus und benutzt dieses um den Zunder zu entfachen. Der vorteil liegt darin dass das Stück Zunderschwamm wesentlich länger , und auch sehr viel besser glüht als das bisschen Bohrstaub. Wer sich nicht sicher ist ob sein Zunder was taugt , kann den Schwamm auch einfach weiterglühen lassen. Einmal Bohren = Stundenlang Glut. "Schon ne dolle Sache so´n Zunderschwamm"



    ICH HABE FEUER GEMACHT!! :dance :dance :dance


    Ja das war er auch schon, der ganze Zauber. Probiert es aus, es geht echt relativ einfach. Viel Spaß damit und viele Grüsse - Holger! :feuerbohr

  • Das ist mal echt eine geniale Idee !


    Das muss ich sofort ausprobiern !


    Danke für's Zeigen !

    "Glaube mir, denn ich habe es erfahren, du wirst mehr in den Wäldern finden als in den Büchern!
    Bäume und Steine werden dich lehren, was du von keinem Lehrmeister hörst."


    Love many, trust few, and always row your own boat. The more you know, the less you need!


    DES KELTEN SEITE

  • Dass der Faden nicht so schnell "versinkt" schreibe ich dir, lieber Skuzzlebud", dass deine Technik, die du oben beschrieben hast, genial, wenn nicht sogar revolutionär ist.
    Leider habe ich auf die Schnelle keinen Zunderpilz hier, sonst hätte ich es direkt mal ausprobiert.


    Ich denke aber, da kommt noch was an Berichten nach, wo andere User dies nachmachen und zeigen; hoffentlich genauso erfolgreich wie bei dir.


    LG Parzival

  • Dachte nach diesem Faden es würde mit Kiefernrinde ebenfalls funktionierten. Konsistenz ähnlich dem Zunderschwamm, erzeugt auch Pulver und das tpyisch sandige borgeräusch, aber der Staub beginnt nicht zu glühen. Ich glaube es funktioniert nicht, werde aber weiter testen.

  • Gute Umsetzung, aber ich fürchte ich muss etwas enttäuschen... Diese Technik ist bereits recht alt und wurde teilweise schon in der Steinzeit benutzt, daraus hat sich dann später der Bohrer/Feuerbohrer entwickelt (also eigentlich fehlt nur noch eine Schwungplatte und ein Hebel wie hier auf dem Bild


    http://u.jimdo.com/www53/o/s4a…rbohrer-in-der-skizze.jpg

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    "Rückblickend betrachtet mag das eine ziemlich doofe Idee gewesen sein... Aber Spaß hats trotzdem gemacht."
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  • Ich will nicht behaubten, Skuzzlebud hat das Rad neu erfunden, aber deine gezeigte Methode ist doch was ganz anderes? Hier wird doch die Lochplatte nach unten gezogen, der Bohrer dreht sich, und durch die Trägheit des Schwungsteins rollt sich die Schnur wieder in die andere Richtung auf, und das ganze wird wiederholt.. so stell ich mir das zumindest vor.


    also bei Skuzzle: rubbelrubbel
    bei dir: auf/ab

  • Gute Umsetzung, aber ich fürchte ich muss etwas enttäuschen... Diese Technik ist bereits recht alt und wurde teilweise schon in der Steinzeit benutzt, daraus hat sich dann später der Bohrer/Feuerbohrer entwickelt (also eigentlich fehlt nur noch eine Schwungplatte und ein Hebel wie hier auf dem Bild


    http://u.jimdo.com/www53/o/s4a…rbohrer-in-der-skizze.jpg

    Hast du Belege dafür?

  • Ich müsste jetzt den Typen anschreiben bei dem ich unter anderem den Bogenbauworkshop gemacht habe. Der ist unter anderem Doktor der Archeologie und hat sich auf die Steinzeit spezialisiert, genau so eine Methode hatte er uns gezeigt als Beispiel für einfache Bohrarbeiten an Knochen oder Holz mit einer Steinspitze und wie sich das dann zu dem von mir oben verlinktem Bohrer weiter entwickelt hat.

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    "Rückblickend betrachtet mag das eine ziemlich doofe Idee gewesen sein... Aber Spaß hats trotzdem gemacht."
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  • Salute alles klar. Ja es bleibt aber bei einer möglichen Rekonstruktion aus logischer Überlegung und Vergleich mit rezenten "primitiven" Völkern die solche Mittel noch benutzen.
    Ein konkreter Fund für solch ein Gerät, wie für das Feuerbohren fehlt meines Wissens bisher für Europa vollständig, was einige Forscher sogar dazu führte anzunehmen das Feuerbohren habe es in Europa nicht gegeben.
    Für unsere Anwendung ist das volkommen egal, aber man darf nicht vergessen dass es sich hierbei um eine Rekonstruktion handelt es ist nicht die einzig mögliche. Das einzige was man hat sind die Bohrköpfe, die Bohrung udn die Abnutzungsspuren aber nicht den Mechanismus.

  • Jap, das stimmt... er hatte das halt so erklärt das die damals ja nicht dumm waren... Interessant fand ich auch das herstellen eines Speeres aus einem Holzstab... man legt den einfach ins Feuer, das macht schon eine ausreichende Spitze ;)

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    "Rückblickend betrachtet mag das eine ziemlich doofe Idee gewesen sein... Aber Spaß hats trotzdem gemacht."
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  • stell Dir vor, dass Du den Bohrer senkrecht zwischen Deinen Handflächen hällst ... die Handflächen gegeneinander drückst und dann gleichzeitig die Handflächen gegeneinander vor und zurück reibst.
    So entsteht ein Drill der Bohrers, die Schnur, die an den Daumen "fixiert" ist, übt einen selbständigen Druck auf den Bohrer aus, der wiederum diesen auf das Holsschindel oder wie hier in dem Fall auf den Zunderpilz weiterleitet.


    Alles KLAR? :feuerbohr


    Gruß
    Michael

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