Gesunde Winternahrung - das Judasohr

  • Wer sich mit dem Leben in und von der Natur beschäftigt kommt bald an der Frage nicht vorbei „was finde ich eigentlich im Winter an Eßbarem“?

    Nun, ein paar Sachen gibt es da – das meiste aber wird man kaum kennen, so zum Beispiel das Judasohr.



    Nie gehört? Doch… da bin ich mir ganz sicher ;)


    Das Judasohr (Auricularia auricula-judae, Synonyme: A. polytricha, A. auricula (Hook.) Underw., A. sambucina (Scop.) Mart., A. polytricha oder Hirneola auricula-judae) – unter anderem auch als Mu-Err (chin. 木耳, mù Ä›r „Holzohr, Baumohr“), Black Fungus, Holunderschwamm oder Wolkenohrenpilz bezeichnet – ist ein nahezu weltweit verbreiteter Pilz, der in vielen Gerichten der asiatischen und speziell auch der chinesischen Küche verwendet wird.


    Na, klingelt es?


    Wenn man es nicht weiß mag man es auch kaum glauben, aber diese immer etwas glibbrige, gummi-artige, schwarze Pilz der in fast jedem typischen Asiengericht einen netten Farbkontrast liefert wächst auch hier bei uns! Da er vor allem im Winter gut zu finden ist, man ihn gleich roh essen, kochen und auch sehr gut trocknen kann ist er für mich einer meiner Lieblinge der Wildnis- und Survivalküche. Er ist frosthart, man kann ihn also sogar an zugeschneiten Bäumen finden.

    Gerade im November / Dezember mache ich mich gerne auf ihn zu finden und als Trockenvorrat für spätere Soßen und Gerichte fertig zu machen.

    Dies geht denkbar einfach: der Pilz wird gewaschen, vom Stielansatz befreit, in nicht zu große Stücke zerteilt und schnell auf der Heizung getrocknet.


    Nun aber ein paar Fakten:


    Sein seltsamer Name stammt aus der Legende, daß der Jesus - Jünger Judas sich nach seinem Verrat an einem Holunderbaum erhängt haben soll auf welchem eben diese ohrmuschelförmigen Pilze wuchsen.


    Das Judasohr ist ein Schwächeparasit an lebenden Bäumen oder ernährt sich saprophytisch von bereits abgestorbenem Holz; es ist ein Weißfäuleerreger.

    Die dunkelbraunen Fruchtkörper haben eine lappenartige, wenn sie jung sind ähnlich einer Ohrmuschel geformte Struktur. Sie stehen seitlich vom Stamm oder Ast ab und haben eine konvexe, feinfilzige Oberfläche. Diese ist mehr oder weniger mit Adern durchzogen. Das Hymenium auf der Unterseite hat wenn der Pilz jung ist eine blaß- gräuliche Farbe, die nach und nach in ein Fleischbräunlich übergeht. Die Unterseite ist immer heller als die Oberseite. Der Pilz wird 3 bis 10 cm breit und das Fleisch erreicht eine Dicke von 1,5 bis 2 mm. Es ist sehr zäh, elastisch-gallertartig, wird durch Austrocknen aber knochenhart und schrumpft erheblich zusammen. Der Geruch kann manchmal muffig-erdig sein, der Geschmack ist mild.

    Hauptsächlich wächst das Judasohr an Holunder -daher der Beiname Holunderpilz-, man kann es aber auch an Walnuß, Birke, Robinie und Ulme, selten sogar an Fichte finden.




    Eine Verwechslungsgefahr besteht maximal mit dem ungenießbaren Pappel-Becherrindenschwamm (Auriculariopsis ampla) welcher aber Pappeln und Weiden bevorzugt und eine viel hellere Außenseite hat.


    Gesund ist der Pilz auch noch!


    Er enthält viel Eisen, Kalium, Magnesium, Phosphor, Silicium und Vitamin B1.

    In der Traditionellen Chinesischen Medizin werden Judasohren (hier Mu-Err) bei Patienten, die unter Arteriosklerose leiden, zur Verbesserung der Fließfähigkeit des Blutes und damit zur Behandlung von Kreislaufproblemen verwendet. Sie wirken zudem entzündungshemmend und senken den Cholesterinspiegel.

    Weiterhin reguliert das Judasohr den Blutfettspiegel, stimuliert das Immunsystem, fängt freie Radikale und hemmt die Bildung bösartiger Bindegewebsgeschwülste.

    Nach starker körperlicher Tätigkeit und dem Auftreten von Muskelkater, reguliert dieser Pilz den Milchsäurehaushalt (Muskelkrampf).

    Diese Wirkungen können aber nur entfaltet werden, wenn der ganze Pilz verwendet wird – wie bei den meisten Heilmitteln der Natur ist das System als solches perfekt und kann nicht Extrahiert werden.


    Weitere Anwendungsgebiete


    • Hemmung der Blutgerinnung, bei Thrombose

    • Arteriosklerose, Durchblutungsstörungen

    • Blutfettsenkung

    • Blutdruckregulierung

    • Hämorrhoiden

    • Krebserkrankungen (Haut, Prostata)

    • Libidostörungen

    • Migräne

    • Immunsystemstimulierung, Infektionen

    • Tinnitus

    • Übergewicht

    • Senkung des Herzinfarktrisikos, Herzkranzgefäßerkrankungen

    • Behandlung von Entzündungen der Haut und von Schleimhäuten

    • Wechseljahresbeschwerden

    • Hemmung von Sarkomen (Bindegewebsgeschwülste)



    Zum Schluß noch ein Sammeltipp: schaut euch nach recht großen Holunderbäumen um die möglichst dauerhaft feucht oder schattig stehen. Gerade an Waldrändern und in der Nähe von Fichten habe ich bisher die meisten gefunden.


    Ilves

  • Aha, auch ein Pilzfreund!
    Das Judasohr hab ich leider noch nie gefunden - obgleich es bei uns massig Wacholder gibt. Zum Glück gibt es im Winter doch mehr Pilze als so manch einer denkt - erst vor kurzem habe ich eine tolle Ausbeute an Austernseitlingen gemacht.


    Naja du... so viel Ahnung von Pilzen habe ich nun leider nicht – ein großes Thema welchem ich mich aber mehr und mehr widmen möchte.
    Vornehmlich interessiert mich einfach, was man draußen alles zu Essen findet.
    Das Judasohr findet man wie ich oben schrieb im Holunder, nicht im Wacholder ;) Vertippt oder verwechselt?
    Austernseitlinge habe ich hier bei uns überhaupt noch keine gefunden, vllt. magst du über die Pilze berichten?


    LG,
    Ilves

  • Hättest sie ja gleich so vor Ort essen können ;)

    Ich war nochmal dort und habe mir das Teil geholt :)


    Sofort essen wollte ich es nicht das es sich doch etwas seltsam anfühlte und auch ziemlich glibberig war , Ein Stückchen habe ich dann später roh gegessen und der Rest trocknet jetzt im Soßensieb überm Holzherd.Roh schmeckte es aber nach gar nichts :confused Leider habe ich keine weiteren Exemplare gefunden , nur wieder kiloweise Zuderschwämme

  • Vielen Dank für eure Antworten!


    Wißt ihr was mich wirklich total freut? Das ist einfach der Umgang hier. Es wird auf Artikel und Berichte eingegangen, es werden sogar Bilder eingestellt, man merkt, daß sich der andere mit den Themen beschäftigt.
    So macht das wirklich Spaß, so hat das Ganze Qualität!


    Weiter so Freunde.

  • Hi ihr,


    halte seit einigen Wochen beim spazieren gehen Aussschau nach dem Judasohr, aber Fehlanzeige.
    Im Umkreis von ca. 15km, unterschiedlichen Wäldern/Lichtungen und Höhen zwischen 400 und 900m
    ist nichts zu finden, hier am unteren Rand des Schwarzwaldes verrotten die Holunderstämme wohl Pilzfrei... :skeptisch


    Zu finden war heute auf einer großen Lichtung mit massenhaft Holunderbäumen nur der hier, sieht beim
    Vergleich mit anderen Gallertpilzen nach dem fleischroten Gallertbecher aus (bin kein Experte)...



    Entweder ist hier jemand unglaublich fleißig am ernten oder es hat was mit der Umgebung zu tun. :(
    Hat jemand ähnliches beobachtet? :confused

  • Entweder ist hier jemand unglaublich fleißig am ernten oder es hat was mit der Umgebung zu tun. :(

    :winken Ja, ich war dat! :D







    Die Fotos habe ich letztes Jahr Mitte
    Februar gemacht. Jetzt ist also eine gute Sammelzeit. Ich wollte
    wissen, ob ich im Winter draußen eine Mahlzeit zusammenbekomme, und
    habe dann diese chinesischen Morcheln entdeckt. Als Wasser hatte ich
    einfach Bachwasser genommen- aber wurde ja abgekocht.



    Hier im Tiefland gibt es viel Holunder!
    Allerdings wächst der Pilz nicht sehr lange am gleichen Ort; er
    scheint das weiche Holz schnell aufzuzehren. Daher kann man nicht
    Jahr um Jahr die gleichen Stellen aufsuchen, wie bei manchen anderen
    Pilzen. Echt altes Totholz weist in der Regel keine Fruchtkörper
    auf. Stattdessen kann man auch an lebenden Sträuchern Pilze finden;
    viele Holunder haben ja auch tote oder absterbende Partien.



    Der Geschmack ist nicht besonders
    intensiv, fast schon fade. Die Chinesen machen sich das allerdings
    zunutze, indem sie die zuvor getrockneten Morcheln beim Aufweichen
    und Kochen den Geschmack der Soße aufnehmen lassen. So erhalten sie
    eine bißfeste Zutat, deren Geschmack je nach Gericht und Vorlieben
    variabel ist. Ich selber konnte die Pilze nach ein paar Minuten
    kochen auch ohne Gewürze gut essen... das coole an ihnen ist echt
    der „crunch“, also das Gefühl, was „richtiges“ zum essen
    gefunden zu haben. Und satt machen sie auch.

  • Am Samstag gab's Judasohr und Würstchen, am Lagerfeuer. Der Yukoner und ich mußten beim Sammeln schon etwas genauer hingucken, aber bekamen schließlich zwei Portionen zusammen. Die ganz frischen waren einfach nur braun gefärbt und meist nur so groß wie eine euromünze. Die etwas älteren hatten schon einen leichten Algenbesatz, der sich aber gut abwaschen ließ. Über den Geschmack sind wir geteilter Meinung, er fand sie fade; ich finde wie gesagt, daß die bißfeste Konsistenz das wettmacht.

  • Hatten Gestern auch welche, Dank Querfeldeinwanderung von ca. 4h von ~550 auf ~1050m sogar überaschend viele gefunden.



    Vorbereitung...


    ...und rauf aufs Feuer...


    Becherinhalt war zwar für 2 Hälse, aber gewässert füllten die Pilze den halben Pott und ergaben eine
    bissfeste Suppe. :)

  • Die haben ja ziemlich unterschiedliche Farben, bei euch! Interessant.


    Meine vom Sonntag sind von verschiedenen Standorten, die dunklen sind vom sonnigen Waldrand (also trockener) und die
    helleren/brauneren kommen aus einem schattigen/feuchteren Waldstück. Nach dem waschen haben sie dann alle
    die gleiche Farbe und Konsistenz weil wieder vollgesogen, also normal.


    Joa, probier die mal in ner Suppe, schmecken sicher besser. ^^ Beim putzen schneid ich sie in Streifen und lass sie ca.
    ne viertel Stunde im Wasser, spüle danach nochmal mit frischem Wasser und dann landen sie mit den Suppenwürfel im Topf.
    Meine Frau hat so Asia Suppenwürfel gekauft, wird nächstes mal getestet, mal Abwechslung zur :erbswurst :)

  • Werd gleich, wenn ich zuhause bin, mal im Garten nachschauen, da stehen einige von den Holunderbäumen.


    Ich verwende im Sommer erst die Blüten um einen Holundersirup zu machen, wenn die Beeren dann reif sind (schwarz), mache ich nach dem abrebeln entweder mit dem Dampfentsafter einen Sirup für den Winter zum verdünnen (wirkt entzündungshemmend und schmeckt mit einem Schuss Zitrone suuuper) oder Holunderröster in Österreich auch Hollerröster genannt. Den Röster zu eingedicktem Griesbrei (bei uns heißt der Griesschmarrn) und Rosinen essen!!!! :dance Mein Leibgericht - dafür lasse ich jedes Schnitzel stehen...... :D

  • Hat eigentlich jemand schonmal versucht Judasohren zu züchten? :)


    Hab mir gestern ein "befallenes" Stück von einem herumliegenden Stamm abgesägt um mal zu testen....



    Viel Hoffnung hab ich nicht, Erfahrungen in Pilzzucht bis jetzt noch weniger. ^^
    Könnte das funktionieren wenn man weitere Stücke vom Holunder dazu packt und in Garten legt,
    was womöglich von den Sporen infiziert wird und.... :confused ...naja, versuchen werd ichs jedenfalls mal.

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