Ein weiterer Hobo Eigenbau

  • Hallo zusammen!


    Da dies mein erster Beitrag im Forum ist, muss ich mich zunächst kurz vorstellen. Ich heiße Martin, bin 27, heimisch in Thüringen und bin quasi Novize in Sachen Bushcrafting.


    Nach einigen Konservendosen Hobos, die im oder am Rucksack einfach nicht besonders lange lebten, musste ein stabilerer Eigenbau her. Ein Holzgasbrenner sollte es schon sein, daher hielt ich die Augen offen, um eine passende Dosenpaarung zu finden.


    Fündig wurde ich dann gleich in der Werkstatt, als äuserer Container hält der Strahlmittelbehälter einer 20€ Sandstrahlpistole her, die bereits seit Jahren Platz wegnimmt (seit ich eine Leistungsstärkere habe ;) )
    Der Behälter ist aus 1,5mm starkem Aluminium, der Halsdurchmesser beträgt innen 73mm, wodurch die gängigen 72mm Konservendosen gut hineinpassen.


    Da die konservendosen für meinen Geschmack etwas zu niedrig sind, wurde es aber schließlich eine Blechflasche mit selbem Durchmesser (vormals war da Nitro-Verdünnung drin). Den Deckel habe ich abgesägt und zunächst einen etwa 3mm langen Falz um 180° umgebördelt, im zweiten Durchgang wurde dieser aufgedoppelte Bereich dann um 90° umgebogen, damit sich die innere Dose später mit diesem Falz auf der äußeren Dose abstützt.



    Zusammengesteckt schwebt die innere Dose schließlich etwa 5 mm über dem Boden der äußeren.



    Es folgten die gängigen Bohrungen mit Schäl- (oder Stufen-) Bohrer und das besonders zeitaufwändige Entgraten des Alubehälters. Bei der inneren Dose habe ich den sehr starken Grat der unteren, großen Bohrungen stehen gelassen, er fungiert hier als stabilisierende Sicke. (Es könnte auch aus Faulheit oder Ungeduld gewesen sein...)


    Nach etwa 1 h Arbeit ist der Kocher bereits fertig und erweist sich als sehr robust. Die äußere Dose lässt sich auch mit viel Kraft nicht eindrücken, anders als zBsp eine Sigg Flasche. Mit exakt 200g ist er auch erwartungsgemäß leicht geblieben (Topfkreuz fehlt noch).
    Ich bin noch unschlüssig, ob ich die beiden Dosen dauerhaft miteinander verbinde, damit es beim Transport nicht klappert. Bis ich mich entschieden habe tut es aber auch ein zwischengelegter Baumwollstreifen.



    Die Probebefeuerung verlief ohne Beanstandungen, ein 3/4 Liter Wasser kochte innerhalb von etwa 6-7 min (gestoppt hab ichs leider nicht) und was noch viel wichtiger ist - mit nur einer Brennholzfüllung!
    An den oberen Frischluftbohrungen waren die schmalen Flammenzungen nach kurzer Anheizzeit gut zu sehen und ab diesem Moment brannte der Kocher auch sehr raucharm.



    Ich bin recht zufrieden mit dem Ergebnis und bin gespannt wie er sich unter "Einsatzedingungen" macht, d.h. ohne Staubtrocken gelagertes Buchenkernholz ;)


    Gruß
    Martin

  • Handwerklich eine sehr gelungene Arbeit! Und ein herzliches Willkommen im Forum!



    Wäre schön wenn du mal einen Langzeittest machen könntest, mich würde nämlich interessieren ob das Alu hält.
    Der innere Teil, der die meiste Hitze abbekommt, ist zwar aus Stahlblech und 1,5mm sind auch schon ziemlich robust, aber im Dauerbetrieb könnte es durchaus vorkommen dass sich das Alu stark verzieht oder schlimmsten falls anfängt zu schmelzen. Der Schmelzpunkt von normalem Aluminium liegt bei 660 Grad C, und die müssten auch mit der Holzgasflamme zu schaffen sein.
    Nun ja die Praxis wird es zeigen.


    Grüsse Holger

  • Ja, das mit dem Alu kam mir beim Lesen auch gleich in den Sinn (wie Skuzzlebud meinte).
    Ich denke es verzieht sich, wenn es sich verzieht, vor allem im oberen Bereich. Weiter unten wird die Temperatur wohl durch die Luftschicht dazwischen genug abgepuffert. Ist aber nur Spekulation. Dein Dauertest wird es zeigen.
    Bitte unbedingt Deine Erfahrungen mit uns teilen !!


    Und abgesehen davon: Willkommen im Forum !
    :winken

  • Ich habe den Kocher heute nochmals für etwa 30min befeuert, um ein Gefühl für die Regulierbarkeit zu bekommen. Dabei habe ich ihn zwar nur auf moderater Flamme betrieben, aber es ist bisher kein Verzug sichtbar.
    Ich nehme an, dass aufgrunde der versteifenden Kontur, zusätzlich zur Aufdoppelung am Hals der Aludose, ein Verzug weitgehend verhindert wird.
    Möglicherweise kann ein einmaliger Verzug entstehen, wenn das Aluminium durch Glühen Spannungsnormalisiert wird, da die Dose ja durch Tiefziehen und Walzen, ergo Kaltverformung, hergestellt ist.
    Ob diese Temperaturen allerdings im normalen Betrieb auftreten bezweifle ich. Ohne es gemessen zu haben fühlt sich die abgestrahlte Wärme jedenfalls lange nicht so heiß an wie beispielsweise eine frische Alu-Schweißnaht.


    Sicher werde ich aber in den nächsten Tagen noch weitere Versuche machen und berichten. Möglicherweise auch mal ein rasches abkühlen mit Wasser.


    Freut mich übrigens, dass auch meine Hobo-Version hier auf Interesse stößt, sehr innovativ ist er ja im Grunde nicht.


    Beste Grüße,
    Martin

  • Ich denke ich kann inzwischen mit einem Langzeittest dienen.
    Der Kocher war zwischenzeitlich bei zwei je dreitägigen Touren dabei und kam sicher ein dutzend mal zum Einsatz.
    Zusätzlich zu den vielen Malen, bei denen er den Werkstatt-Wasserkocher abgelöst hat, weils mit Holz eben viel mehr Spaß macht ^^


    Ich hab ihm noch Klapphenkel verpasst (aus Edelstahldraht und Alublech). Nach ~10min Betrieb wird das aber doch zu heiß zum längeren Tragen mit bloßer Hand, zum kurzen Umsetzen, oder zum Ausschütten der heißen Asche ist der Griff aber sehr brauchbar.


    Ein Verzug des Aluminiums ist noch immer nicht erkennbar, ich habe den Hals der Aludose mit Messschieber auf Rundheit geprüft (Durchmesser an drei Stellen mit 120° versatz) und konnte eine Differenz von um die 0,6...0,7 mm feststellen. Gut möglich, dass der Behälter von Beginn an leicht unrund war, oder dass ihm der Transport im Seesack zugesetzt hat, jedenfalls ist Hitzeverzug kein Thema.


    Hier brodelt das Wasser für den Morgenkaffee über der Glut


    Zum Kochen hat sich bei mir folgende Technik etabliert:
    - Der Hobo wird Schichtweise mit Zunder, Reißig und etwas Anbrennholz locker gefüllt.
    - Angezündet wird mit dem Feuerzeug durch eines der großen Luftlöcher ganz unten. Kurz dranhalten und es geht schon los.
    - Nach 2-3 min ist das erstmal runtergebrannt und hinterlässt ein Glutnest von 2-3 cm dicke.
    - Als Feuerholz reicht ein Fingerdicker Ast, etwa 40-50 cm lang
    - Jetzt wird der Topf aufgestellt und das Feuerholz nach und nach auf Fingerlänge zerkleinert und gleich von oben nachgelegt
    - Innerhalb einer Zigarettenlänge kocht ein 3/4 Liter Wasser


    Auf diese Weise schlagen die Flammen nur wenige cm am Topf nach oben, sodass der Griff von Flammen verschont bleibt.

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