Harzer Hexenstieg

  • Harz 2013


    Mein Stiefvater und ich hatten uns in unserem Sommerurlaub vorgenommen den Harzer Hexensteig zu laufen der von Osterode nach Thale führt. Wir begannen also einige Wochen im Voraus mit dem Training denn wir waren ungeübte Wanderer die sich lediglich in der Norddeutschen Tiefebene aufhalten und so was wie Berge gar nicht kennen.
    Unsere Vorbereitungen hielten wir überwiegend in den Harburger Bergen ab und Wanderten dort unsere Runden mit vollem Gepäck.
    Nach einem Monat des Vorbereitens und Prüfen der Ausrüstung starteten wir sonntags morgens um 5 Richtungen Harz. Wir führen mit der Bahn von Hamburg, Hannover über Salzgitter Ringelheim Richtung Osterode. In Salzgitter hatten wir nach dem Ausstieg ein Aufenthalt von 45 Minuten und wir hatten vor dort zu Frühstücken denn bei 7 Gleisen sollte ja auch ein Bäcker oder ähnliches sein… Pusteblume im wahrsten Sinne des Wortes… Wir standen auf einem Überwucherten Bahnhof der sehr verlassen und einsam war.

    Es Sorge für Verwunderung das die anderen Gleise nicht zu sehen waren…. Wir machten das Beste draus und warteten mit knurrenden Mägen auf unseren Anschluss der uns nach Osterrode bringen sollte…
    Bei der Ankunft in Osterrode machten wir uns auf den Weg Richtung Hexenstieg und nach kurzer Zeit erreichten wir den Startpunkt.

    Nun ging es endlich los und wir machten uns auf den Weg. Hatte sich die Vorbereitung wirklich ausgezahlt? 16Kg lasteten auf unseren Schultern und die ersten Kilometer ging es steil Berg auf. Der Weg führte anfangs durch ein Wohngebiet und wurde später zu einem Schotterweg der viele Kilometer durch einen dichten Wald führte.

    Der Anstieg stellte uns auf die erste Probe und nach etwa 7 km und 300 höhen Metern entspannte sich der Anstieg. Entlang des Weges waren viele Baumstämme und es duftete nach frisch gefälltem Fichtenholz. Hin und wieder lichtet sich der dichte Fichtenwald und wir konnten auch mal etwas von der Landschaft sehen.

    Nach weiteren 5 Km kamen wir ins Harzer Wasserregal und entlang des Weges schlängelte sich ein kleiner Wasserlauf der uns später auch an mehreren kleinen Seen vorbei führte. Wir überlegten uns ob wir hier nicht unser Nachtlager aufschlagen sollten und unser Hammocks an einem dieser schönen Seen einfach in die Bäume hängen sollten, aber wir hatten gerade mal 15 km geschafft und wollten noch etwas weiter gehen.


    Es zogen Wolken auf und wie hätte es anders kommen sollen, es fing an zu regnen und zu Donnern. Wir nutzen die Zeit und Suchten uns einen Unterschlupf um uns etwas Warmes zu Essen zu machen und unsere Wasservorräte an einem kleinen Bach aufzufüllen. Wir feuerten also unsere Hobos an und freuten uns auf was Warmes zu essen. Mit von der Partie war der Sawyer Squeeze Wasserfilter der sehr gute Dienste leistete.

    Es hörte dann auch nach einer Weile auf zu Regnen und wohl gestärkt ging es weiter damit wir unser Etappenziel von ca. 25km schaffen können. Entlang des Weges begleitete uns der das Harzer Wasserregal in dem wir an einer Stelle viele Molche und Blutegel im Wasser sahen. So langsam schlichen sich bei uns die ersten Wehwehchen ein und meine Füße sowie Patricks Hüfte fingen an zu schmerzen. Vorbei am Dammhaus nährten wir uns unserem Nachtlager an der Eisenquelle. Die Wolkendecke war recht dick und dunkle Wolken waren am Himmel zu sehen… Wir suchten nach einem schönen Platz wo wir unsere Hammocks anhängen konnten als es wieder begann stärker zu regen. Wir entschlossen uns also die Hammocks in der Schutzhütte aufzuhängen. Gesagt getan, nach
    kurzer Zeit fanden wir auch eine Möglichkeit diese aufzuhängen.

    Schnell machten wir uns noch ein Abendbrot und redeten noch über das was wir gesehen und erlebt haben. Unser Tagesziel hatten wir erreicht und wir waren glücklich aber müde und wollten schnell in die Hammocks und schlafen.




    Tag 2:


    Am morgen, bei den ersten sonnenstrahlen, fingen die vögel schön an zu singen, so das das
    aufwachen einfach nur traumhaft war.


    Ich checkte erst mal das Wetter auf dem Handy, um zu sehen wie der tag so wird. Sollte
    bombastisches werden. Das war nicht so Doll für mich da ich ab Temperaturen von
    17° zu kämpfen habe. Aber egal wir sind ja hauptsächlich im Wald.


    Da es nun noch etwas frisch war lümmelte wir noch in den
    Hängematten


    Nach einer Stunde zwang mich ein drückendes Bedürfnis mich
    aus meinem kuscheligen Schlafzimmer zu schälen. Also angezogen und ab zum
    Spatengang. Hierbei konnte ich dann auch feststellen das mein Körper den
    vergangenen tag gut überstanden hatte. Keine schmerzen, das war doch super, ich
    nahm mir heute also die gleiche streckenlänge wie gestern vor und rechnete
    schon das wir ein Tag früher am Ziel sein würden. Das war ein Irrglaube aber
    dazu später mehr.


    An der Eisenquelle noch schnell etwas Wasser eingesammelt
    und ab zum unterschlupf, Katzenwäsche war angesagt und dann schnell wad essen. Zum
    Frühstück gab's Müsli und Kakao bzw. Kaffee und Wurstbrot. Ich selbst trinke ja
    kein Kaffee, aber der Duft in dieser Kulisse war einfach nur göttlich.


    Einpacken dauerte nicht lange und so waren wir schnell auf
    dem Weg, dh. wir kamen aber nur 50 Meter weit den dann kam der Darm vom
    Sohnemann in Schwung. "Ich glaub ich muss Kacken" ich sagte ihm da
    vorne kannste im Wald verschwinden und ich such den geocache an der
    Eisenquelle.


    Den GeoCache fand ich auch schnell und machte noch ein paar Fotos
    und Videos und ging dann weiter. Nach kurzer zeit traf ich dann auf den
    "kleinen Kacker" der mir
    erzählte "das da wohl einer war der heimlich seinen Haufen zu seinen dazu
    geschmissen hat. "der war riesig, ich hab ein Foto davon" naja ein
    paar Pfund leichter ging der Weg durch herrlichen Wald.


    An einer Schutzhütte machten wir dann ein zweites Frühstück
    und hier sollte es, aber das merkten wir erst viele km später, zu einem
    verhängnisvollen Fehlern kommen. Wir packten also in herrlichstem Sonnenschein
    unsere Brote, Wurst und Müsliriegel aus und ich machte hier noch ein Geocache. Nach
    einer halben Stunde packten wir alles (naja leider nicht ganz) ein und gingen weiter.


    Jetzt machten sich die ersten schmerzen der Hüfte bei mir
    und blasen bei chrischi bemerkbar. So langsam zweifelte ich ob wir heute
    überhaupt soweit kommen wie noch vor ein paar Stunden geplant. Aber erst mal
    weiter.


    Ab hier wird es nun Traumhaft und ich kann nur sagen wem bei
    dem weg nicht das Herz aufgeht der ist von der Natur, durch zu viel Zivilisation
    schon abgetrennt. Der Weg ging steil bergauf und chrischi brauchte seine
    Trekkingstöcker die machte ich ihm vom Rucksack ab und ging vor. Nach einer
    Weile folgte er mir und überholte mich. Ich könnte aber nur noch stehenbleiben
    und die Umgebung in mich einsaugen. Leider kommt das alles auf den Bilder nicht
    so rüber, macht aber nix ich hab das Gefühl ja mit genommen.





    Hier fanden wir auch ein so herrlichen platz, der die Vorteile einer Hängematte nur so
    hervorhob. Kurzerhand entschlossen wir uns hier zubleiben den unsere Knochen
    und Füße wollten nicht mehr.


    Hier sollte nun auch der Fehler von heute Vormittag zum
    Vorschein kommen. Den chrischi fragte mich ob ich sein Pulli gesehen hätte. Wo
    sollte ich sein Pulli den gesehen haben. Er meinte der war an den Trekkingstöckern
    dran gewesen. Als ich ihm die gegeben hatte waren aber keine mehr dran. Den
    Pulli hatte er nämlich bei unserem zweiten Frühstück bei Seite gelegt und
    vergessen. Na toll das wird ja eine kalte Nacht und so sollte es dann auch
    kommen. Wir entschieden also das wir nur noch auf den Brocken klettern und von
    da die Harzerschmalspurbahn nach Wernigerode nehmen und abrechen.



    Tag drei:


    Der dritte Tag fing viel später an als geplant, denn unsere
    doch eher untrainierten Körper brauchten mehr Erholung. das Frühstück war wie am zweiten Tag Müsli
    und Brot. Heute sollte also der Brocken unser Ziel sein bzw. musste. Denn es
    war ohne Pulli einfach zu kalt. Außerdem war meine Hüfte nicht wirklich in
    Ordnung und so langsam bekam ich auch blasen am Fuß und so spazierten wir mehr
    als das wir wanderten.Trotzdem war es noch ein schöner weg und die Natur
    zeigte sich von ihrer besten Seite.



    Das wir aber so langsam unterwegs waren
    sollte sich noch bitterlich rächen. Den der schwerste teil sollte noch kommen, der
    Anstieg auf den Brocken. Tja und den erreichten wir um 16:40 Uhr.


    Hier wollten wir noch schön Fotos machen. Denn das der Brocken
    ohne Wolken und mit bestem Weitblick anzutreffen ist kommt so selten vor das
    man uns extra darauf aufmerksam machte.


    Naja aber wir hatten erst mal Hunger und so gingen wir in
    die Schenke am Bahnhof und besorgten uns eine dicke Currywurst und ein
    Alsterwasser. Das Essen kam dann nach 10 min. und wir hauten rein.


    Nach dem Essen machte ich das Handy an um zu sehen wie wir
    nach Hause kommen.


    So und ab hier wird's nun hecktisch. Als meine Verbindung
    nun endlich zustande kam, zeigte mir die "db app" das es nur eine
    vernünftige Bahnverbindung nach Hamburg gibt. Dafür musten wir die Brocken Bahn
    um 17:07 nehmen. "Ähmm es ist 17:01" wir alles zusammen gerafft und
    zum Bahnsteig gestürzt, rein in die Bahn und ich versuchte immer noch die
    blöden Tickets zu ordern. Aber die Verbindung brach immer wieder ab.


    Naja irgendwann hat´s dann doch geklappt und wir waren in
    Wernigerode.


    Hier kauften wir ein Bier ,naschies und für mich eine Cola mit Zusatz. Die
    kippte ich runter und hatte gut einen sitzen. Danach war die Bahnfahrt super
    erträglich und um 23 Uhr waren wir zu Hause.


    Klar ist aber das wir nun noch mal auf den Brocken müssen,
    denn das wir keine Fotos gemacht haben und wir die Tour auch noch zu ende
    laufen müssen, war uns sofort klar.

  • Schöner Bericht und tolle Bilder! :daumen Ich glaub den Harzer Hexensteig stell ich mal mit auf meine to do Liste.


    Mich würde noch interessieren, wie stark begangen der Wanderweg ist. Ist man auch schon mal alleine oder oder wälzt sich ein stetiger Strom von Touri´s den Berg hinauf??

  • nee also wir waren also meistens alleine.
    ansonsten kommt es nur an den turi-highlights zu menschen auffläufen.
    auf den ersten 20km haben wir 4 leute getroffen.
    kommt aber glaub ich auch auf die jahrszeit bzw welchen tag an.
    wir sind auf einem sonntag gestartet.
    is aufjedenfall eine empfehlung den hexenstieg zu laufen.

  • jepp das ist der längste und auch bekannteste aber es gibt da noch ein paar ähnlich lange.
    das schöne ist das die wege sich immer mal wieder kreuzen so das man ganz eignene routen planen und laufen kann.

  • Ein schöner und vor allem authentischer Bericht von den ersten 42km des Harzer Hexenstieges. Auf dem beschriebenen Abschnitt sind geschätzt auch 75% der gesamten Höhenmeter des Hexenstieges, denn ab dem Brocken geht es erstmal bis kurz vor Rübeland bergab.


    Die Besucherzahl auf dem Harzer Hexenstieg ist ziemlich unterschiedlich (der Brocken ist erstmal außen vor). Komischerweise traf ich dieses Jahr im Februar als Wanderguide einer Schneewanderung von Osterode nach Altenau die meisten Hexenstieg-Wanderer.


    Für "Naturburschen" ist natürlich auch der Harzer Baudensteig zu empfehlen. Auf den Bauden kann zwar nicht übernachtet werden, aber sie sind immer ein gutes Ziel für eine große Mittagspause. Ansonsten nimmt die Zahl der Fernwanderweg hier im Harz und natürlich in Deutschland stetig zu. Wer aber z.B. nur einen Tag laufen möchte, dem kann ich im Harz den Teufelsstieg empfehlen. Start in Bad Harzburg, Molkenhaus, Eckertalsperre (war zu DDR-Zeiten geteilt), Scharfenstein und ein quälender Abschnitt hoch zum Brocken. Gute 15km und nette 950 Höhenmeter.


    Werde dann mal hier etwas weiterlesen ...


    Grüße Stephan

  • Hallo Zusammen,


    ich plane ebenfalls den 6 Etappen Harzer-Hexen-Stieg für nächster Jahr Mai zu wandern.
    Ich habe habe bisher keinerlei Wandererfahrung und kenne die Gegend bisher noch nicht.


    Jetzt zu meiner Frage: ich bin der Meinung körperlich ziemlich fit zu sein und auch Stress/Strapazen körperlicher Art kann ich ganz gut ab.
    Ist es für einen ungeübten Wanderer machbar die knapp 100kM an 6 Tagen zu bewältigen oder sollte man vorher eine art fitness-Vorbereitung starten?


    Kurz noch zur Info: Ich werde nicht allein wandern und in Hotels/Herbergen etc. übernachten.

  • Na wenn du in Herbergen übernachtest, brauchst du ja nicht viel Zeug mitschleppen, da schickt dir ein kleiner leichter Rucksack. Und wenn du die Etappen kurz hältst sehe ich da überhaupt kein Problem.
    Bei 100 km aufgeteilt auf sechs Etappen, liegst du ja im Schnitt noch unter 20km am Tag, also ein eher gemütliches Tempo.
    Ich würde dir trotzdem empfehlen, einfach schon vor der Tour zwei oder drei kleinere Tageswanderungen zu machen. Pack einfach den selben Kram ein den du auch am Hexensteig dabei haben wirst, und lauf mal 20km durch den Wald, das kostet nichts, ist locker an einem Tag zu schaffen, und du wirst merken falls noch irgendwo der "Schuh" drückt.


    In dem Sinne ; Viel Spaß im Harz! MfG Holger

  • Hab mich grade mal von diesem Bericht zum Hexensteig inspirieren lassen.
    Vom 21.12. bis 26.12.2013 kann ich frei machen.
    Wäre ne Gelegenheit mal was anderes an Weihnachten zu machen als unterm Weihnachrsbaum Kekse zu futtern :)
    Gibts sicher auch im Winter (naja, das wärs wenn Schnee liegen würde und es kalt wäre) nix besonderes im Harz zu beachten außer passende Ausrüstung zusammen zu packen und loslegen. Oder weiß jemand von Euch was Besonderes für diese Gegend ?
    Ich hoffe mal auf trockenes Wetter ... mal schaun obs tatsächlich klappt und wies dann wird.


    Muss mal noch schauen wo ich das Auto abstelle um von da dann eine vernünftige Runde drehen zu können.
    Hat dazu jemand ortskundiges einen guten Vorschlag ?

  • Morgen Abend, 20.12.13 ab 20 Uhr fahre ich nach Osterode, schlafe dort im Auto und Samstag morgen starte ich den Hexensteig (so ungefähr).
    Weihnachten bei, laut Wetterbericht, leichtem Regen aber auch meist einigermassen trocken - ich freu mich drauf.
    Ne Winterwanderung wirds also nicht werden bei Themperaturen von 5-10 Grad.
    Egal, Hauptsache draussen, die freie Zeit ausnutzen, geniessen und nehmen wie es kommt.
    :)^^


    Wünsche Euch allen auch zuhause ruhige und erholsame Feiertage und dann einen Topstart 2014.
    Nehmt Euch viel Natur fürs neue jahr vor !!

  • Nachdem LeroySneaker den Hexensteig im Sommer beschrieben hat, möchte ich mal kein eigenes Thema starten, sondern hänge mich als Kontrastprogramm im Winter (naja, zumindest ists Dezember) mal hinten dran, zumal ich ebenfalls in Osterode gestartet bin, also zu Anfang den gleichen Weg gelaufen bin.


    Am Freitag, 20.12.13 nach dem Dienst um 20:30, der Ruksack lag gepackt im Auto, bin ich noch die gut 3 Stunden nach Osterode hoch gefahren und dort an einem ruhigen Plätzchen im Auto gepennt. Am nächsten Morgen das Auto direkt in dem kleinen Wohngebiet das LeroySneaker am Start beschrieben hat das Auto geparkt und (bin sehr spät aufgewacht) um Punkt 10 Uhr gestartet.


    Naja, die ersten ca. 10km sind schon heftig, weil es einfach nur breite, gepresste Schotterstrassen sind, die zusätzlich durch Waldarbeiten im hier vorherrschenden Fichtenstangenwald ausgefahren und durchgematscht sind. Gut das ich auf den ersten Metern von einer umgestürzten Birke noch ordentlich Birkenrinde gesammelt und in die Brusttasche gesteckt habe, die nächsten 5 Tage gabs nämlich hahezu ausschliesslich Fichten, Fichten, Fichten ... fast vollständige Monookulter.
    Diese Birkenrinde hat mir die Tage das Feuer machen sehr erleichtert.


    Egal, ab den kleinen Teichen (Bärenbrucher Teich, Ziegenberger Teich, Nassenwieser Teich, Entensumpf) wurde der Weg dann immer schöner, es taten sich an den Teichen sehr schöne Impressionen auf, gerade auch weil die Wasseroberfläche noch eine dünne milchige Eisschicht drauf hatte. Die teilweise sumpfige Umgebung macht alles etwas unzugänglich und sehr schön anzuschauen. Hier habe ich schon mal den Anblick genossen.


    Ab hier ging es dann auf leicht wanderbaren Wegen und Pfaden in den Bereich der "Gräben". Das sind von früher "gebändigte" Wasserläufe, die quasi alle durch Dämme und Gräben (um)geleitet wurden, um das Wasser z.B. in Schmelzen und Bergwerken zu verwenden. Diese Gräben sind Naturerbe und werden erhalten. Somit ist fast jeder Bach und Rinnsal in dieses System eingebunden. Aber es gibt hier sehr viel Wasser, viel mit sich rumtragen ist hier nicht nötig, die Gräben verlaufen sogar auf langen Strecken direkt parallel zum Pfad.


    Entlang dem Huttaler Graben lief ich so weiter bis in den Bereich Rotenberg.
    Hier wurde es dann ganz dringend Zeit fürs Nachtlager, war so spät dran, dass ich gerade noch schnell im dämmrigen das Tarp aufbauen und Holz sammeln konnte. Den Hobo anschmeissen, kochen, und Essen war dann schon im richtig Dunkeln. Nun, ich weiß ja wo das Loch im Kopp ist.


    17 Uhr, dunkel, sinnieren, Gedanken machen, wohlig rumlungern und Schlafen bis zum nächsten Morgen.
    :schlaf

  • Nun, der zweite Tag ging ganz ruhig im schönen Fichtenwald immer entlang dem Dammgraben. Ist ein schöner Spazierweg, so richtig zum wohlfühlen und Spass haben. Wetter trocken, warm, Wasser im Überfluss, schöne Aussichten, ... einfach was fürs Geniessen ... ohne Bushcraft und Survivalgedanken !!


    Das blieb so bis vorbei an der "steilen Wand". Hier lagen schon die ersten Stämme quer über den Weg und es waren die ersten "Fichtenskelette" zu sehen (Borkenkäfer und Windbruch). Da der Pfad hier sehr eng ist und es rechts steil hoch und links steil runter geht war es schwierig die umgestürzten Bäume zu imgehen, zumal die zum Teil sehr instabil lagen. Ich denke die waren erst vor ganz kurzer Zeit hier umgekippt.


    Dann ein abrupter Umschwung: eine Kuppe hoch und die Bundesstraße zum "Torfhaus" in Sicht und wie eine Wetterscheide war auf der anderen Strassenseite plötzlich alles vereist, auf meiner Strassenseite fast kein Schnee zu sehen ??? Glaubts oder glaubts nicht ???
    Zusätzlich plötzlich starker Wind, Nebel. der Weg durch schmelzen und wieder frieren teikweise totak sulzig bzw. mit Eisknubbeln. Sehr rutschig, war froh die Treckingstöcke dabei zu haben.


    Lief so noch bis ca. 4km vorm Brocken und machte dort "Winterbivi" auf einer schneefreien Stelle.
    War etwas uneben, macht aber härter :lol

  • 3. Tag: Vormittags am Brocken
    Die letzten 4km zum Brocken hoch klinkt ganz locker, war aber auf dem vereisten Boden echt schwierig, aber ich wollte hoch, auch wenn es neblig war und ich wohl eh nix sehen würde. Ohne die Treckingstöcke hätte ich mich sicher öfters auf die Fresse gelegt, zumal es jetzt sehr starken Wind gab. Im Nebel und Wind also hochgestapft. Und gerade wegen dieses Wetters gab es durchaus schöne Fotomotive.
    Oben angekommen, Sicht quasi nicht vorhanden und Sturm, der schon richtig "Gegenhalten" bedurfte (für diesen und den nächsten Tag war vor meiner Abfahrt Sturmwarnung gegeben, was sich dann wohl bewahrheitete)


    Also einfach wieder umgedreht "Ich war auf dem Brocken" und runter geschliddert.
    Und dann der Knaller: kaum war ich wieder ca. an meinem Schlafplatz, klarte das Wetter auf und die Sicht wurde richtig gut
    :heul
    Früher, als ich noch jung war, wäre ich ja jetzt einfach nochmal hoch ... früher ... :wallbash

  • 3. Tag: Nachmittags zum Oderteich
    Vom Brocken aus ging es jetzt südlich zum Oderteich einen kleinen Pfad entlang. Auch dieser war stellenweise noch gut vereist und weiter unten Richtung Teich oft durch Schmelzwasser überströmt wie auf Bild 62.


    Der Oderteich selbst der Knaller: Einfach mal vergessen, dass wir im Harz sind und das wenige km weg gleich wieder ne Strasse kommt, dann fühlte ich mich wie im Norden Finnlands. Saurer Sumpf, Wasser, Fichten, ... ich machte die Augen zu und genoss es. Die Bohlenstege sind schon wichtig, sonst würden die vielen Wanderer nun mal allles zerstören einfach durch Anwesenheit.
    Es war schon spät und am Westufer fand ich eine breitere Stelle um das Tarp aufzubauen. Hier ist Nationalpark, ich wollte den Weg nicht wirklich verlassen ("wenn es jeder machen würde") und natürlich heute auch kein Feuer/Hobo anmachen. Wäre aber wohl eh nicht gegangen, denn mittlerweile war es nicht mehr windig, sondern richtig Sturm. Diese Nacht war für mich dann einfach mal Tarp-Sturmtest. Über mir bewegten sich die Fichten so extrem wie ich es noch nicht erlebt habe und auf der anderen Seite hörte ich diese Nacht laut krachend eine Fichte umfallen, eben Sturm.
    Es wurde mir dann doch echt mulmig, ich war auf der Westseite und der Sturm kam aus Richtung Ost, also war ich ja auf der exponierteren Seite.
    Was wenn hier ein Baum kippt ... irgenwann schlief ich dann aber doch ein unter laut knattertendem Tarp.
    Das Tarp hielt (von Begadi) und der Aufbau mit 2 Treckingstöcke ist einfach und fest.


    (Bisher hielt ich Treckingstöcke ja immer für affig, aber am Brocken waren se sehr hilfreich und das Tarp aufbauen geht mit 6 Titanheringen einfach viel flotter als mit Baumfestbinden, Stöcke und Steinesuchen, ... gerade wenn der Tag im Winter eh so kurz ist)

  • Der Rest im Harz:
    Morgens am 4. Tag war der Sturm rum, es gab sogar einen Hauch von Morgenrot und der tag begrüße mich mit klarem Himmel.
    Ich bin nicht so der Frühstückstyp, also früh zusammen gepackt, froh, dass mir der Himmel, äh, die Bäume nicht auf den Kopf gefallen sind, beim Teutates.
    Am Ende des Oderteiches, da wo der Zufluss ist, noch eine sehr schöne "Wildnisimpression" und so nach 10 min gleich wieder pause und auf mich wirken lassen :)


    Ein kurzes Stück weiter dann noch mal ne Schrecksekunde. An einer Stelle mit vielen Baumskeletten, drehte sich keine 10m von mir entfernt einer der Bäume ganz langsam in sich rum, stürzte und blieb im Wipfel einer anderen Fichte hängen, schwankend und im labilen Gleichgewicht. Schade das man in so einem Moment die Kamera nicht direkt parat hat.


    Von hier bis Mittag in "lieblichere" Gefilde Richtung Osterode gelaufen und Mittags an einer sehr gemütlichen Bank den Hobo gefeuert und 250g Nudeln mit Wurst gekocht. Hatte richtig Hunger und schob gleich noch ne Tüte Studentenfutter als Nachtisch rein.
    Von hier bis ca. 23km vor Osterode weiter, Nachtlager gemacht, nix mehr gegessen weil gleich eingeschlafen.


    Am nächsten Morgen des 5. Tages kam mir spontan die Idee, "könntest ja mal Deine Leistungsfähigkeit testen", ja, selbst auf die alten Tage kommt man auf son Blödsinn. Hatte am Mittag gestern das letzte Mal gegessen ... was wäre wenn ich jetzt nix mehr hätte und ich die Reststrecke noch schnell "überwinden müßte". Schaffe ich das noch ohne irgendwelche körperlkichen Probleme?
    Also mal son klitzekleines Bischen den "Ernstfall simulieren" (ja, amüsiert Euch)
    Habe alle 3 Flaschen mit Wasser gefüllt, damit der Rucksack nicht ganz so leicht war.
    Dann los ... Durchgelaufen ohne Essen und Trinken ... einmail 2 Minuten an diesen wunderschönen Teich geschaut wie schön er ist.
    Nach 4,5 Stunden war ich in Osterode am Auto.


    Fazit:
    Die 5 Tage waren ein geiles Weihnachten ohne jeden Trubel.
    Ich hatte tolle Landschaft, tolles unterschiedliches Wetter, konnte alles geniessen, das Feuer hat gebrannt, Ausrüstung alles super, ...
    Und ich weiß, dass der "Endlauf" auch noch weiter hätte sein können, hat nix weh getan (auch nicht am nächsten Tag) und sich mal ein kleines bisschen ausreizen muss auch mal sein.


    Warum ich nochmal in den Harz will:
    Habe mir sagen lassen, dass im westlichen Harz (BRD) wirklich haupts. Fichtenacker steht, im östlichen Teil (DDR) der Wald aber viel naturnaher ist. Das liegt daran, dass in der früheren DDR die Fichtebmonokulter eben kaum üblich war, die Waldbewirtschaftung war da anders. Infos von einem Förster.
    Also was könnte ich zu Ostern machen ???
    ^^
    :winken:winken

  • Ha, bald ist Ostern und ich kann maximal vom 16.4.14 bis 24.4.14 frei machen, also ein gaaaanz laaanges 9-tägiges Osterwochenende.
    Naja, vielleicht werden es auch nur 7 Tage, trotzdem super! :dance
    Wie ich mir nach meiner Weihnachtstour angedroht habe (siehe oben), gehts dann nochmal in den östlichen Harz.
    Habe noch nicht so genau auf der Karte geschaut, aber ich stelle mir vor, das Auto so im Bereich Elbingrode, Hüttenrode, Blankenburg abzustellen und von dort einen großen Kreis nördlich Richtung Brocken (so etwa Hexensteig) und dann südlich einen großen Bogen zurück zum Auto zu laufen.
    Wie immer keine Survival-Gewalttour sondern Naturerlebnis.
    Vielleicht hat ja jemand Zeit und Lust ein Stück des Weges mit zu gehen ?
    :hobo

  • Moin,
    bei deinem tollen Winterbericht, hab ich direkt wieder Lust gehabt.
    Aber über Ostern hab ich leider keine Zeit.
    Es ist bei mir dieses Jahr sowieso knapp mit Urlaub.
    Alles schon völlig verplant. Aber ich würde mich wieder über ein Reisebericht freuen.

    Die Moral ist die Rache der geistig Armen an den Klügeren (Nietzsche)

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