Ich möchte euch hier eine Hängematte vorstellen, die ich bei meiner Suche nach Infos über Hängematten im Internet mehr zufällig entdeckt habe: die Kambodschanische Armee-Hängematte!
Hierbei handelt es sich um eine Standardausrüstung des Militärs, also ein Massenprodukt, in einem sehr ansprechenden, dunklen Grünton.
Importeur ist Martin Fallenbacher, der mit Bambushuette.de einen kleinen, mir äußerst sympathischen Webauftritt hat. Hier gibt es viele Infos und interessante Links zum Thema Kambodscha. Und eben auch die Hängematte!
Angesichts des Preises von nur 22,- für eine Matte in Größe L bzw 25,- für Größe XL wollte ich mir dort eine solche zu Testzwecken bestellen. Da Martin keinen Onlineshop hat, musste ich eben per Email anfragen. Ich bekam auch direkt eine sehr freundliche und ausführliche Antwort, mit der Empfehlung, Größe L sei für mich (180 cm, 95 Kg) wohl richtig, XL nur bei entsprechendem Platz.
Wir einigten uns für die Bezahlung auf Überweisung per Vorkasse und zwei Tage darauf, pünktlich zum Minitreff in Diez, kam ein dicker Briefumschlag. Voller Spannung hatte ich den natürlich gleich auf gemacht. Zum Vorschein kam ein zusätzlich in Plastikfolie verpackter Stoffbeutel mit Schnurverschluss. Der Beutel war sauber verarbeitet, keine losen Fäden oder so. Als ich dann die Hängematte selbst in der Hand hatte, wurde klar, das der Beutel aus dem gleichen Stoff wie die Matte selbst gemacht ist.
Die eigentliche Hängematte ist ein doppellagiges (!), ziemlich stabiles Rechteck-Tuch. Die Stirnseiten sind mittels Dreifachnaht zu stabilen Tunneln vernäht. Die feste Längsseite ist ebenfalls mit einer Naht versehen. Die andere Längsseite ist komplett offen. So kann man Grass, Heu, eine Decke oder eine Iso-Matte einschieben. Meine Trail Comfort passt bequem da rein. Notfalls auch der komplette Schläfer, wenn man z.B. vor Stechmücken geschützt sein möchte.
Der Stoff ist aus Kunstfaser und sehr dicht gewebt, allerdings nicht wasserdicht. In Bezug auf Atmungsaktivität ist das aber eher ein Vorteil.
Sehr gut ist die Aufhängung gelöst: statt dutzender Einzelschnüre, die sich ständig verheddern, wird einfach ein Band durch den Tunnel an der Stirnseite geführt. Sehr schön: das Band ist ein etwa 20 mm breiter und etwa 5,5 Meter langer Gewebeschlauch aus Kunstfaser! Damit lässt sich die Hängematte für Bäume sehr schonend anbinden. Dazu empfiehlt Martin, das Schauchband doppelt zu nehmen, zweimal um den Stamm zu schlingen und mit einem einfachen Knoten zu zu binden.
Einziges kleines Manko: das Schlauchband war nur abgeschnitten und etwas ausgefranst. Na und? Mit einem Feuerzeug lässt sich da bekanntlich Abhilfe schaffen.
Besonders interessant war dann die erste Liegeprobe. So eine Hängemate soll ja nicht total stramm gespannt werden sondern etwas locker durchhängen. Entsprechend aufgebaut ergab sich dann eine enorm breite Liegefläche, sogar beim Liegen in der Länge der Matte. Das Tuch schlägt nicht seitlich stramm hoch oder sogar über einem zusammen! Man liegt sehr bequem wie in einer Mulde. Das hat den Vorteil, dass der Schlafsack seitlich bei weitem nicht so stark komprimiert wird wie bei dem Modell, dass ich in Attendorn testen durfte. So entstanden später in der Nacht beim Probeschlafen so gut wie keine Kältebrücken!
Man kann in der Matte aber auch durchaus etwas diagonal liegen, was zu einer sehr bequemen, fast geraden Körperhaltung führt.
Beim Minitreff auf der Sternwarte Diez wurde es dann ernst: ich wollte in der Matte übernachten. Der Aufbau funktionierte wie erwartet problemlos. Regenschutz bot mein Ranger II-Tarp, gegen Stechmücken schützt mich notfals das Mosquito-Netzt meines Carinthia Tropen. Als Isolation hatte ich mich für meine BW-Wolldecke entschieden, die ich zwischen die Stofflagen der Matte legte.
Das Einsteigen in die Matte war gar kein Problem. Ich habe mich rückwärts vor die Matte gestellt, den Schlafsack mit der Kaputze über den Kopf gestülpt und bin dann weiterhin stehend in den Sack gestiegen. Als grade noch die Arme aus dem Sack schauten habe ich mich in die Matte gesetzt und hineingelegt. Kein Gefummel, kein Gewackel, kein Stress.
Die Nacht habe ich recht angenehm verbracht. Jederzeit hatte ich mich sicher aufgehoben gefühlt und keine Bedenken im Schlaf aus der Matte zu fallen. Es gab nur ein einziges Problem, das lag aber nicht an der Matte sondern an mir: Ich hatte (unbewußt) das Kopfende etwa eine gute Handbreit höher am Baum befestigt als das Fußende. Dadurch bin ich samt Schlafsack ab und an entsprechend weit "nach unten" Richtung Fußende gerutscht. Die Stoffe geben aufeinander keinerlei Halt! Selbst die Wolldecke blieb nicht so zwischen den Stofflagen der Matte liegen wie sie sollte. Gefroren habe ich aber trotzdem nicht.
Mein bisheriges Fazit: für den Preis eine qualitativ hochwertige Hängematte mit gutem Liegekomfort und Ausbaufähigkeit!
Maße Gr. L: ca 128 x 256 cm
Belastbarkeit: 150 Kg (Getestet!)
Gewicht: ca 600 Gramm
Packmass: ca 1,4 Liter (etwas komprimierbar)
Natürlich durften auch die anderen Teilnehmer des Minitreffs die Matte ausgiebig testen. Alle kamen durchweg zu dem gleichen Schluß!
Ich denke jetzt daran, die offene Seite der Stofflagen mit Druckknöpfen zu versehen um die zwei Lagen der Matte schließen zu können. Für die Isolation wird ein einfacher MYOG-Underquilt sorgen, dann können die lästigen Isomatten zu Hause bleiben. Testen werde ich auch Querstreben an Kopf- und Fußende, die man unterwegs aus zwei Astgabeln basteln kann.
Ich freue mich jedenfalls schon auf die nächsten Hängematten-Nächte!