Servuuus,
Oh ja, doch, tatsächlich, es ist passiert, nein da gibts keine Ausflüchte... Ich habe mir für meinen Kanadatrip ein Messer besorgt, es sollte stabil sein, rostfrei, lange scharf bleiben und es sollte einen rutschfesten Griff haben. Daher habe ich mich für das Linder Super Edge 2 entschieden, gibts bei protectyou (oder so ähnlich) für 85 EYPO. Dass das Messer scharf ist, durfte Outdoorfriend schon am eigenen Leib erfahren (ich hoffe Dein Finger ist wieder in Ordnung??) Lange Haare, kurzer Sinn: So toll und praxistauglich das Messer auch ist, die mitgelieferte Lederscheide ist einfach für den Allerwertesten. Billig, lieblos zusammengenäht, und das schlimmste: Die Innennähte sind nicht versenkt, d.h. der Gummigriff des Messer schubbert schön sukzessive die Naht kaputt. NICHT MIT MIR!
Customlederscheide für Linder SE2 von wildhog9910 auf Flickr
Ich wollte zunächst nur die vorhandene Scheide modifizieren, eine stabilere Schlaufe annähen. Beim Auseinandernehmen der Lederscheide stellten sich die verwendeten Nieten jedoch als sehr widerstandsfähig heraus (das einzige was an der Scheide hielt!!) und so musste ich die Nieten ausschneiden. Also hab ich das komplette Ding zerlegt und als Schablone genommen. Ich hatte noch etwas Blankleder hier herumliegen. Umso besser... so konnte ich auch gleich noch einen eigenen Touch einbringen
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Ich habe keine Schablone benutzt, sondern die Konturen direkt von der alten Lederscheide übernommen. Es stellte sich dann auch heraus, dass der Keder auch nicht so hundertprozent passte. Freihand habe ich dann ein paar Linien ergänzt, um dann später Platz für eine schöne Doppelnaht zu haben.
Nach dem Ausschneiden habe ich dann ein kleines Ahornblatt (Kanada... Ihr wisst schon...) mit der Ahle übertragen. Ich wollte das Blatt schön in der Mitte der späteren Lederscheide haben. Habe mich aber verschätzt... was sich später dann doch noch als Glücksfall erweisen sollte
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Mit dem Swivel Knife habe ich einfach wie bei "Malen nach Zahlen" die Ecken verbunden und die entstandene Schnittkante mit der Ahle etwas aufgeweitet.
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Für die Versenkung der Außennaht habe ich wieder ein Schnitzbeitel in V-Form hergenommen, die Nähte sind also wieder mal nicht akkurat gerade, aber ich bin zu geizig Geld für einen Nahtsenker mit Parallelanschlag auszugeben:
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Das Leder habe ich von hinten (!) angefeuchtet, bis die Oberfäche vorn angefeuchtet war. Mit 2 verschiedenen Punzierstempeln hab ich das Motiv dann in Form gedrückt:
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Statt die Gürtelschlaufe am Scheidenkörper zu integrieren, entschied ich mich dazu die Gürtelschlaufe separat anzubringen. Das bringt ein paar Stabipunkte und man hat nicht die Fleischseite vorn (und man kann die Schlaufe etwas länger ausführen, ich mag es nicht wenn ein Messer zu hoch am Gürtel sitzt):
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Erst wollte ich die Scheide auch schwarz machen wie das Original, ich entschied mich dann aber doch für braun, ist zum Einen mehr "Trapperlike" und zum Anderen kommt die Punzierung so besser zur Geltung:
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Als die Farbe über Nacht getrocknet war, habe ich mich ans Vorstechen gemacht. Zunächst einmal muss die Gürtelschlaufe angenäht werden. Zum Vernähen habe ich Kunstsehne in Naturfarbe hergenommen:
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Anschließend habe ich mit Lederkleber den Keder einseitig angesetzt, das erleichtert das Anpassen der Außenkanten ungemein, ich habe nämlich ohne Verschnitt kalkuliert, d.h. es bleibt nicht viel zum Wegschneiden:
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Nun habe ich den Scheidenkörper vorgestochen, an 3 Stellen habe ich die Naht unterbrochen um dort Hohlnieten zu setzen. Diese habe ich weniger aus ästhetischen Gründen als vielmehr für einen Durchstechschutz vorgesehen (Das Messer ist nämlich scharf, gell Micha?)
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So erhält man im Grunde 6 einzelne Nähte, was die Sache etwas aufwändiger macht. Aber wenn man durchnäht und die Nieten zwischen den Nähten platzieren will, besteht natürlich die Gefahr dass man die Naht an dieser Stelle zerstört:
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Nach dem Setzen der Nieten, habe ich das Leder (zum ersten Mal) angefeuchtet, einfach Wasser reinlaufen lassen, und das Messer hineingesteckt. Nun musste ich mit dem Falzbein und viel Geduld das Leder in Form bringen. Ich hätte auch einfach den Köcher so lassen können, aber dann wäre er zu schnell ausgeleiert. Und hier kam mein Glück ins Spiel: Ich dachte ja erst dass das Ahornblatt zu weit rechts sei, aber nach dem Modellieren stellte sich heraus, dass es nun genau auf der Griffoberseite liegt!! Es war also Glück... kein Können
Nach dem Trocknen habe ich die Schnittkante mit dem Falzbein poliert und etwas begradigt. Später kommt noch Wachs drauf, dazu muss die Scheide aber erst ganz trocken sein. Und so siehts aus:
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In Natura ist das Braun etwas dunkler, ich lasse das Teilchen nun ein paar Tage trocknen und anschließend verpasse ich der Lederscheide noch eine Oberflächenbehandlung aus Lederfett und Wachs. Wie es sich in der Praxis schlägt... der Beweis muss noch erbracht werden.
Liebe Grüße und viel Spaß beim Nachkochen,
Euer Stefan