Die grüne Hölle

  • Ende April bis anfangs Mai bereiste ich mit Frau und Sohn Thailand, bzw. Koh Samui um reine Badeferien zu machen. Wie zu erwarten war es mir nach 2 Tagen am Strand langweilig und ich versuchte mich anderweitig zu beschäftigen. Das Klima ist generell sehr feuchtheiss und zu dieser Jahreszeit deutlich über 35°C im Schatten. Selten sind in dieser Region und Zeit kurze Regenschauer zu erwarten.


    Da die Insel, neben den schönen Stränden, Strassen und grässlichen Ansammlungen von Behausungen, Häusern, Touristenanlagen etc. auch mit einer wunderschönen und wilden Flora und Fauna überzogen ist besorgte ich mir eine Karte und entschloss mich für eine Route, abseits der sogenannten Touristen- bzw. Elefantentrekkingrouten etc. zu einem kleinen Wasserfall im inneren der Insel. Gemäss Beschreibung und Abklärung gab es einen Pfad und ca. 2 Stunden Fussmarsch.


    Da ich nicht unbedingt mit so einem Ausflug gerechnet hatte, waren meine Trekkingschuhe (für die Reise und im Flugzeug gedacht) und die langen Hosen in meiner Reisetasche in der Gepäckaufbewahrung des Hotels in Bangkok. So war ich also mit meinen doch recht brauchbaren Sandalen von Keen, Shorts und einem Baumwoll T-Shirt unterwegs. In der nächsten Apotheke kaufte ich mir einen DEET 55 Mückenspray (die gibt es hier bis 95 - was mir aber dann doch ein wenig zu heftig schien) sowie Zwischenverpflegung und eine Wasserflasche in einem 7-Eleven-Laden.


    So ging ich dann also los in diesen visuell sehr schönen und dichten Dschungel. Mit einem gemieteten Motorrad (Roller) fuhr ich dann lange Richtung des mir beschriebenen Pfades zuerst über Landstrassen, danach über Gravelroads und am Schluss solange ich noch fahren konnte über Lehm- und Dreckpfade immer weiter über erstaunlich hügeliges Gelände - weg von der Zivilisation ins innere der Insel. Was war dies für ein Unterschied zu den z. T. doch sehr lauten und überlaufenen Stränden ­(obwohl es war ja Nebensaison). Wie auch immer irgendwann konnte ich nicht mehr weiterfahren und ich stellte den Roller ab und es ging zu Fuss weiter. Den Pfad - oder wie sich dann herausstelle, irgendein Pfad - fand ich dann welcher neben einer Palmölplantage begann.


    Schon nach kurzer Zeit war ich schweissgebadet und bewegte mich auf einen ca. 30cm breitem Dschungelpfad einem Flüsschen folgend durch den Dschungel. Nach ca. 20 Minuten hatte ich schon die hälfte meines Wassers getrunken und bereute es nicht den DEET 95 Mückenspray genommen zu haben. Der Boden wie auch die Blätter waren feucht bis nass, der Dschungel unglaublich dicht und das extreme Zirpen der Grillen hörte sich z. T. wie Motorsägen an. Ich hielt die ganze Zeit nach Schlangen, Spinnen und Skorpions Ausschau - mir wohl bewusst der Gefahren mit Sandalen und Shorts. Schlangen sah ich keine, obwohl sie sicher da waren, aber grössere Tausendfüssler und wunderschöne Schmetterlinge.


    An ein Verlassen des Pfades war nicht zu denken, der Dschungel war einfach zu dicht, z. T. steil und ich hatte auch gar kein Bedürfnis danach. Irgendwann hörte dieser aber auf und ich begab mich zum Flüsschen und folgte diesem über die Steine weiter. Nach einer Pause und Überprüfung meines Wasservorrates gab ich hier auf und machte mich auf den Rückweg. Natürlich gab es dann - übrigens in den 2 Wochen das einzige Mal - noch einen kurzen aber heftigen Regenschauer, wie man es eben nur im Regenwald erleben kann. So kam ich also dann irgendwann total verstochen, nass, durstig und müde aber glücklich wieder bei meinem Motorrad aus dem Dschungel und machte mich auf den Rückweg.


    Fazit: Den Wasserfall fand ich nie, Feuermachen, Übernachten oder einfach nur Überleben ist in einem Regenwald sicher um einiges schwieriger als in unseren gemässigten Gefilden. Die Mücken und andere Insekten sind eine unglaubliche Plage, die Hitze und das feuchtwarme Klima sind auch sehr gewöhnungsbedürftig. Der Wasserverbrauch ist enorm und würde bei körperlicher Arbeit sicher noch um ein Vielfaches ansteigen. Während des ganzen Fussmarsches aber hatte ich keinen Menschen angetroffen ausser mal einem Bauer, welchen ich nach dem Weg fragte, er mich aber nicht verstehen konnte und sich wohl fragte, was ich hier mache. Der Regenwald war eindrücklich und hat mir sehr gut gefallen. Auch die Geräuschkulisse im Dschungel ist einmalig und war sicher einen Besuch wert.


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  • RESPEKT!


    Bei den Temperaturen und dieser Luftfeuchtigkeit wäre bei mir wahrscheinlich schon nach fünf Metern "Sense" gewesen! Obwohl....die Schlangen, Spinnen und Skorpione hätte mich schon gereizt. Ich hatte lange Jahre Vogelspinnen, Schlangen und auch ein paar Skorpione die allerdings recht harmlos waren(Pandinus imperator). Mehr Abstand hätte ich zu den Riesen-Tausendfüßlern gehalten, da können ein paar echt fiese Burschen dabei sein :unschuld !


    Liebe Grüße


    Lederstrumpf

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    Wer immer mit der Herde geht, kann nur den Ärschen folgen!

  • Die Vogelspinnen Thailands, sind allerdings vom Gift her, eben so wie die aus Afrika, auch nicht zu verachten,
    dieses ist erheblich potenter als das ihrer süd-oder mittelamerikanischer Vertreter.


    Nur als Randinfo.


    Gruß Bushdoc

    Auch dieses Jahr bietet Bushdoc´s School of advanced Survival and Bushcraft wieder folgende Kurse an:
    -Bushcraft ohne Busch
    -Survival ohne zu überleben


  • Jepp Doc, da geb ich Dir prinzipiell Recht. Allerdings sind die Gifte von Vogelspinnen allesamt für den Menschen verhältnismässig harmlos, egal woher sie kommen. Durch die extrakorporale Verdauung ist eine Sekundärinfektion die weitaus größere Gefahr. Glaub mir, in 15 Jahren Vogelspinnenzucht hatte ich durchaus den einen oder anderen unliebsamen Kontakt mit den Spidern, auch mit Wildfängen!


    Aber ich will hier keinen Vogelspinnenthread draus machen ;) ! Realtrees "Grüne Hölle" steht im Vordergrund und die fand ich schon beeindruckend!


    Liebe Grüße
    Lederstrumpf

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  • vielleicht gibt es dort auch was zu entdecken

    Ich bin sicher, dass es auch da etwas Interessantes zu entdecken gibt, wie übrigens eigentlich überall und zu jederzeit, da muss man nicht extra nach Thailand reisen. Ok, vielleicht nicht gerade den Regenwald, aber das Abenteuer beginnt gleich beim nächsten Dorf-, Wald- oder Stadtrand - man muss nur raus gehen. Das hört sich vielleicht ein wenig abgedroschen an, ist aber so.

  • Hallo!


    Sehr schöner Bericht! Hatte auch mal die Gelegenheit den asiatischen Dschungel kennenlernen zu dürfen und mir ging es da ähnlich wie Dir. Ist auf jeden Fall ein besonderes Erlebnis, diesen kennen lernen zu dürfen. Die Geräuschkulisse hab ich auch noch deutlich in Erinnerung! Cool!


    MFG,


    Fenris

  • Klasse Bericht, ich war 2009 auf der Nachbarinsel Ko Phangan und hab eine ähnliche Tour gemacht. Ich hatte immer Angst vor der berüchtigten King Cobra, gesehen habe ich aber keine.

    "Ihr alle kennt die wilde Schwermut, die uns bei der Erinnerung an Zeiten des Glückes ergreift."- Ernst Jünger

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