Hallo miteinander !
Ich möchte hier mal einen Ausrüstungsgegenstand reviewen der mir in der letzten Zeit sehr ans Herz , oder besser an den Rücken gewachsen ist.
Ich war lange Zeit nur mit meinem Trekkingrucksack einem "Deuter Aircontact Pro 60+15" unterwegs, der ist sicher ein sehr guter Rucksack aber für die typischen Touren ins heimische Hinterland mit max. zwei oder drei Übernachtungen ist der schon heftig overdressed.
Da aber Rucksäcke mit 35 -50 Litern Fassungsvermögen beim Fachhändler auch gerne mal deutlich mehr als 100 Euronen kosten hab ich mal die gängigen Armeeramscher im Netz durchstöbert und bin dann bei Rangershop auf das Sonderangebot von 4,99 € für einen gebrauchten Norwegischen Jägerrucksack gestoßen. Anfangs war ich noch sehr skeptisch wegen des doch recht rustikal anmutenden Tragesystems aber der lässige Retrolook und der unschlagbare Preis haben mich dann doch zum Kauf animiert.
Der erste Test ist dann auch gleich in die Hose gegangen als ich mich an dem äußerst groben Canvas Rückenstück wund gerubbelt habe.
Weil mir der Rucksack trotzdem gut gefallen hat hab ich ein wenig getüftelt und das Rückenstück einfach mit Fleecestoff und etwas Panzertape umwickelt, hat gut funktioniert sah aber bescheiden aus, also hab ich ein Stück Leder drummgenäht und anschließend wieder mit Fleecestoff
gepolstert. Seid dem ist er mein Lieblingsrucksack für Kurze Touren.
Der Rucksack hat ein Volumen von geschätzten 40 Litern das sich auf ein Hauptfach und zwei Seitentaschen verteilt. Eine Deckeltasche ist auch vorhanden, kann allerdings nur flache Gegenstände aufnehmen.
Hier sieht man was bei mir alles für eine Tour mit einer Übernachtung reinkommt, Wechselkleidung ist bis auf ein Paar Socken nicht dabei.Bis auf die Isomatte und eine Jacke (nicht im Bild) kommt alles in den Rucksack, der Poncho kommt unter den Deckel.
Der Schlafsack ist ein Carithia Tropen zusammen mit einem Poncholiner im Kompressionssack. Mit dem abgebildeten Zeugs wäre noch Platz für ca drei Tage Essen. Einen Carinthia Defense 4 bekommt man auch rein, dann wird´s allerdings eng was die Mitnahme von Essen auf ca. einen Tag beschränken dürfte.( Nein die Katze war nicht mit drin)
So sieht das Ganze dann fertig gepackt aus. Zu Anschauungszwecken hab ich hier noch ein Beil hinter die Seitentasche gesteckt, auch Zeltstangen, Schneeschaufeln und alles was einen Stiel dran hat kann hier sicher und praktisch verstaut werden. Ein meiner Meinung nach echt sinnvolles Gimmick. Ohne das Beil betrug das Gesamtgewicht 11,15 Kg mit 1 Liter Wasser, wovon allein 2,75 Kg auf den Rucksack gehen. Mit zwei superlangen Lederriemen kann man sperrige Ausrüstung oben auf dem Deckel und zur Not auch unter dem Rucksack anbringen.
Eine 1 Liter Nalgene Oasis passt locker in die Seitentasche, geht aber aufgrund der tiefe etwas unter weshalb ich noch etwas Kleinkram wie Klopapier und Erstehilfetäschchen unten drunter packe.
Die Deckeltasche kann man mittels Reißverschluss öffnen, weil ich Wanderkarten lieber am Mann trage ist hier nur ein Stück Folie drin das ich mir zurecht geschnitten habe um den Deckel regendicht zu machen.
Zu guter letzt noch die Rückansicht des Tragesystems. Sieht auf den ersten Blick schaurig aus ist aber mit der von mir vorgenommen Modifikation erstaunlich angenehm zu tragen. Man kann hier von einer altmodischen Version das amerikanischen ALICE pack Systems sprechen. Getestet hab ich den Rucksack bis ca. 14 Kg bei Strecken von max 25 km im Mittelgebirge. Die Vorteile sind das man eine permanente Luftzirkulation am Rücken hat und so viel weniger schwitzt, außer dem kann man einen Gürtel tragen, da kein Beckengurt vorhanden ist der dort drücken könnte. Auch für sehr große oder beleibte Personen ist das System interessant weil die eigenen Körpermaße keine große Rolle spielen.
Gröster nachteil ist natürlich dass man das Gewicht nur mit den Schultern trägt, ich würde sagen das bei 15 Kg die absolute Schmerzgrenze erreicht ist, was aber für einen 40 L Rucksack auch in Ordnung ist. Weiterer nachteil ist das im vergleich zu modernen Rucksäcken hohe Leergewicht was allerdings durch die sehr robusten Materialien zustande kommt. Der verbaute Stoff ist ein sehr dickes Bauwollcanvas Material das auch Dornen und spitze Äste gut wegsteckt. Alle Riemen sind aus 2-3mm dickem Leder und das Gestell ist aus gebogenen und verschweißten Stahlrohren; Falls man also mal unverhofft unter eine Atombombe geraten sollte bleibt wenigstens des Rucksackgestell übrig .
Ebenso kann man den Rucksack vom Tragegestell abnehmen und erhält somit eine kleine Kraxe mit der man z.B. Wasserkanister vom Auto oder Boot ins Lager tragen kann, auch beim Holz sammel ist dies recht nützlich, zwei sehr lange Lederpackriemem um Sachenan an der Kraxe zu befestigen sind ja schon dabei.
Fazit : Meiner Meinung nach ein solider und gut durchdachter Rucksack im netten Retrostil mit einigen netten features aber ohne unnötigen schnickschnack. Im vergleich zum BW Jägerrucksack ein echter Quantensprung und auch im vergleich mit neumodischen Modellen braucht er sich nicht zu verstecken. Einziger Wermutstropfen ist das raue Rückenpolster das sich aber mit wenig Aufwand verbessern lässt. Den Rucksack muss man im Internet etwas suchen aber es tauchen immer wieder Neuwertige Modelle für unter zwanzig Euro auf.