Am Sonntagnachmittag machte ich mich in den hiesigen Wald auf, weil ich eigentlich "nur" ein paar Produkttests und Belastungsproben durchführen wollte.
Doch wie es manchmal so ist, entwickeln sich die Dinge dann draussen anders, als man es sich vorgenommen hatte. Und so wurde aus dem Waldbesuch ein Ausflug der "etwas anderen Art"...
Nachdem ich also in dem Waldgebiet angekommen war, kamen mir auf dem Weg auch schon die ersten Sonntagsnachmittagsausflügler mit ihren Wolfskin Jacken und Ortlieb/Deuter Rucksäcken entgegen. Es war schöner Sonnenschein, der über die dennoch vorherrschende, trockene Kälte zu trösten vermochte.
Und je mehr ich da auf diesem "Wanderweg" entlangschlenderte, und es immer mehr Ausflügler gab. die mir entgegenliefen, entschloss ich mich dann kurzerhand abzubiegen, und mich durchs Unterholz, abseits sämtlicher Wege zu bewegen.
Gesagt getan.
Wie ich da so lief und kroch, die Stimmen der Spaziergänger auch immer leiser wurden, sah ich am Boden einige Tierspuren, frische, manche auch einige Tage alt, teils schon überfroren; und es kam mir dann in den Sinn die Produkttests doch gleich mit Spurenlesen usw zu verbinden. Also folgte ich blind, und ohne darüber nachzudenken wohin ich da eigentlich lief, den Tapsern, die da im Schnee ersichtlich waren.
Obwohl ich glaubte, hier den Wald recht gut zu kennen, und auch soweit alle möglichen "schönen Plätze" bereits gesehen zu haben, wurde ich nun eines besseren belehrt. Die Spuren führten mich in Gebiete und an Plätze, an denen ich bislang noch nicht gewesen bin, und, wie man am allgemeinen Gelände ersehen konnte, auch sonst wohl eher nur "Wenigen" bekannt waren (es lag KEIN Müll o.ä. rum; es war noch wild!).
Das Folgen der Spuren hatte also seine ersten Erfolge gezeigt. An einer kleinen Lichtung, an welcher ich dann angekommen war nahm ich dann auch die vorgenommenen Tests und Proben durch, entschloss mich dann allerdings, nachdem alles zu meiner Zufriedenheit geklappt hatte, weiter auf Färtentour zu gehen.
Und es hat sich gelohnt... Nach geschätzten 20min Laufens und Folgens einer Hasenspur, sah ich dann auch 2 dieser Langohren vor mir durchs Gebüsch hüpfen. Also folgte ich nun den Hoppelwesen weiter.
In der Ferne konnte man nun allerdings wieder Stimmen von Spaziergängern vernehmen, und mir wurde klar, vor wem die Hasen da grade flüchteten (als ich eine Familie? mit knallroten Jacken am Wege entlang stolpern sah). Also machte ich es wie die Hasen, und flüchtete ebenfalls..
Allgemein "versuchte" ich, das Verhalten der von mir da beobachteten Tiere nachzuahmen, und tat das, was auch sie taten. Blieben sie stehen, blieb ich stehen. Duckten sie sich ab, machte ich selbiges usw usf.
Nachdem das ganze "Spiel" also eine Weile so ging, merkte ich plötzlich, dass ich absolut keinen Schimmer hatte, wo ich mich grad befand. Kurzum: Ich hatte mich irgendwie verlaufen.
Aber es war mir egal, denn ich sah weitere Spuren denen ich dann folgte, und diese führten mich dann letztlich zu einer Rehmutter mit 4 Kleinen, die ich vor mir durch die Bäume springen sah.
Nun folgte ich auch Ihnen, in respektvollem Abstand, weil ich das Wild ja nicht verschrecken wollte, sondern mich daran erfreuen, sie zu beobachten.
Eine ganze Weile lief ich da also den Rehen hinterher, und ich schien ihnen aber relativ "egal" zu sein, weil ich merkte dass sich der Abstand zwischen uns immer weiter verringerte.
Persönlich versuchte ich, so wenig wie möglich Geräusche zu erzeugen (was bei zugefrorenem Boden mit Schneedecke recht schwierig ist), und mich ebenso zu bewegen/verhalten, als sei ich ein "Teil des Waldes". Was soll ich sagen: Diese "Demut" bescherte mir dann das Erlebnis, eben die Rehe beim "Abendessen" in einem Abstand von etwa 20 oder 30m von mir entfernt zu erschauen.
Eines von Ihnen hielt mich ständig im Blick, und schaute was ich tat, aber man "merkte" wohl, dass von mir keine Gefahr ausging.
Ich blieb eine ganze Weile da und sah zu. Aber irgendwann war es dann doch ziemlich kühl, und es dämmerste auch langsam, sodass ich dann doch wieder in Richtung Weg stapfte.
Mein Resumee daraus:
Wer im Wald ruhig ist, andächtig, und sich bewegt als sei man "eines" mit alledem, der wird auch Dinge sehen und Erlebnisse haben, welche "normale" Wochenendspaziergänger nicht/weniger haben.
Wer laut ist, krakelt, und wirklich durch stapft wie ein Franzose beim Traubentreten, vor dem werden die anderen Waldbewohner flüchten.
Ich lernte von den Tieren Dinge über Tarnung, Bewegung, wo man essen findet, aber auch wie man wieder auf "Wanderwege" findet, wenn man sich mal verorientiert hat.
Spuren sind nicht nur irgendwelche Pfotenabdrücke, sondern weitaus vielschichtiger, und oftmals laufen wir daran vorbei, ohne diese zu bemerken.
Es braucht kein Getarpe, kein Feuer, keinen Hobo etc pp. Sondern einfach offene Augen, Respekt, Neugier und das Verständnis, dass irgendwo in uns Menschen, "auch der Wald" ist.
Und ohne auch nur ein Foto zu haben, ist dieses Erlebnis tief eingeprägt.
In diesem Sinne
wk