Fjäll Scuzzlebud´s Grünlandwachs

  • Ich hoffe mal das hier fällt nicht unter Produktpiraterie, ich will auch bestimmt nicht damit in Serie gehen.


    Weil ich in letzter Zeit viel mit Wachs als Imprägniermittel rum experimentiert habe war mein Klötzchen FJ Grönlandwachs, das ich mir vor ca Tausend Jahren mal, wofür auch immer gekauft habe ruck zuck futsch. Not gedrungen hab ich dann ein Paar Teelichter eingeschmolzen und herausgefunden dass diese für besagten Zweck vollkommen untauglich sind. Ich schätze es liegt am Stearin das dem Paraffin beigemischt wird.
    Die damit behandelten Stoffe werden ultrasteif und bekommen beim waschen weiße Flecken.


    Demnach hab ich mal ins Netz geschaut was denn ein Ersatz für mein Klötzchen original FJ Wachs kosten soll und da wäre mir vor Schreck fast der .... in Scheiben abgefallen. :eek 8- 9 Euro für nicht mal 100g. Hab ich wirklich mal so viel für ein Stück Wachs bezahlt ?????? :bamm
    Also hab ich mir gedacht außer Bienenwachs und Paraffin kann da ja nicht viel drin sein. Nach kurzer suche hab ich mir dann besagte Inhaltsstoffe zukommen lassen und im nachhinein nochmals kräftig den Kopf geschüttelt- wegen dem unverschämten Preis von besagtem FJ Produkt.
    Die Preise gehen da je nach Anbieter etwas auseinander, wenn man länger sucht bekommt man´s bestimmt auch billiger.
    Ich habe für 1 Kg Paraffin 5,75 € und für 500g Bienenwachs 9,95€ bezahlt. Entspricht bei einem Mischverhältnis von 50/50 rund 1,30€ pro 100g wenn man z.B. 70/30 mischt sind´s nur noch etwas mehr als ein Euro pro 100g.


    Die Herstellung ist denkbar simpel-

    Gewünschtes Mischverhältnis abwiegen und in ein Behältnis geeigneter Form geben.

    Danach die Mischung in einem Topf mit heißem Wasser einschmelzen. Hierbei empfiehlt es sich das Gefäß mit einem Löffel oder ähnlichem zu fixieren damit es nicht umkippen kann. Danach kommt die form zum aushärten in den Kühlschrank.

    Das Ergebnis kommt dem Original schon sehr nahe - Oben 50/50 Mischung,darunter etwas heller 70/30.


    Die beiden Klötze unterscheiden sich in der Haptik nicht viel voneinander, sind aber etwas weicher und dunkler als das Original FJ Wachs.
    Außerdem setzt sich das Bienenwachs beim kalt werden etwas nach unten ab.( Offenbar schwerer als Paraffin) Macht aber in der Praxis nichts aus.

    Zum Testen hab ich es mit einer Kerze erwärmt und auf die Knie und Beinenden meiner 5.11 TDU Hose aufgetragen. Der Stoff ist hier ein 65/35 Polyester- Baumwoll Mischgewebe.
    Die beiden Klötze erzielen praktisch identische Ergebnisse, mit der Ausnahme der der mit mehr Bienenwachs nach dem einbügeln ein etwas fleckiges muster ergibt, während der mit mehr Paraffin eine eher gleichmäßige Oberfläche hinterlässt.
    Bei beiden Versuchen ist der Stoff etwas nachgedunkelt.

    Mit dem Ergebnis bin ich soweit recht zufrieden; wie man hier sieht sieht man nichts! ;) Damit ist gemeint das kaum Schnee an den Hosenbeinen kleben bleibt und dort festfriert. Auch beim hinknien auf Schnee oder nassem Boden ist nichts nass geworden oder kleben geblieben.
    Leider wäscht sich das Wachs aus dem Poly/Cotton Stoff recht schnell wieder raus,weswegen man hier etwas dicker auftragen sollte.
    Positiver weise entstehen auch keine Flecken nach dem Waschen.
    Bei reiner Baumwolle und dickem Stoff hält es schon ein Paar Waschgänge durch. Liegt wohl daran das sich Baumwolle viel besser vollsaugen kann.


    PS. Wenn ich in den nächsten Tagen nichts mehr schreibe bin ich wohl von Fjällräven Agenten entführt worden. :ilvgrimm

  • Hey, das ist genau das, was ich mir seit Jahren vorgenommen habe endlich mal auszuprbieren - aber tatsächlich nie gemacht habe.
    Vielen Dank an Dich, das Du Deine Ergebnisse hier aufgeschrieben hast!


    Ein Tipp von dem ich jedoch nicht weiss ob er funktioniert (habs ja nicht ausprobiert), also reine theoretische Chemie:
    Du hast geschrieben, dass das Bienenwachs sich etwas absetzt, also nicht wirklich gut mit dem Parafin mischt.
    Da könnte man mit einem Emulgator nachhelfen, der macht aus den Fettanteilen "ganz kleine Kügelchen" und kann so besser stabil gemischt vermischt werden.
    Als natürliche Substanz kannst Du Lecithin verwenden oder auch noch natürlich Mono- und Diglyceride von Fettsäuren.
    Beides wird auch in der Lebensmittelindustrie verwendet. Beides kriegst Du in der Apotheke (geht aber sicher auch günstiger im Internet).
    Davon brauchts natürlich nur sehr kleine Mengen !!

  • Hey Bud,


    super Sache, dass Du da mal einen Mischungsvergleich gemacht hast! Ich benutze immer Kerzenreste (ausser von Teelichtern oder diesen weißen Stearin-Lampenkerzen), daher ist mein Mischungsverhältnis meist so zwischen 1:10 und 10:1...
    Hier hatten wir das sogar schonmal thematisisert:
    [Praxistest] Einwachsen von Klamotten
    und hier:
    [Frage] Imprägnierung - Eure Erfahrungen
    Soll jetzt kein Klugscheißen sein, nur zur Info.

  • Hallo zum Thema
    Das Absetzen von dem Bienenwachs liegt daran, weil die Wachse unterschiedliche Schmelztemperaturen haben, und dementsprechend auch andere Temperaturen, die zum "Wiedererstarren" führen.
    Um dem Vorzubeugen, bzw wenn es Dich nervt, kannst Du einige Tropfen Glycerin beimischen (gibts in der Apotheke), oder ständig rühren beim Schmelzen. Für die Praxis ist das aber völlig egal, denn das Wachs soll ja eig. nur die Zwischenbereiche der Fasern beim Stoff "ausfüllen", und somit den im anderen Thread geschriebenen Abperleffekt erzeugen.


    Und, ich schreibs auch hier nochmal rein: WasserDICHT wird damit kein Stoff, höchstens wasserABWEISEND. Und auch nicht zuoft wachsen, weil das dem Gewebe auf Dauer schadet und die Fasern regelrecht zuschmiert. Vor allem bei (reinen) Baumwoll. Bei Mischgeweben mit bspw Ny mit anteilig, gehts noch, da das Wachs nicht an der Kunstfaser des Nylons haften bleibt.


    Bei Fjäll bezahlt man eben den "Namen" der Fenix Gruppe mit, schliesslich hat das Wachs ja auf dem Karton auch den niedlichen Fuchs mit abgebildet ;)
    Vielleicht noch was als Idee: Wer sich solches Impräg. Wachs selber fertigt, macht nach Möglichkeit kleinere "Portionsblöcke", die zB für eine Hose reicht, oder für eine Jacke etc.
    Kleine ausgeölte Cremedosen bieten da die richtige Grösse, und man kann somit quasi zielgerichtet Wachstaler machen, die dann auch im Gepäck weniger Platz einnehmen, als son grosser Block.


    Schönen Wochenstart wünscht
    wk

  • Danke für die Tipp´s zum mischen. Ich hatte schon überlegt eine Pullmolldose bis zur Oberkante voll zu machen, dann mit dem Deckel zu verschließen und beim abkühlen immer wieder umzudrehen, aber der Aufwand lohnt nicht . Es ist ja nicht so dass sich die beiden Wachsarten komplett trennen, außerdem wird das Wachs beim aufrubbel ja wieder etwas vermischt.
    Die Aussage das man Stoffe mit Wachs nie 100% dicht bekommt ist ein weit verbreiteter Irrglaube. Gerade Baumwolle kann man recht leicht mit
    Wachs sättigen man muss nur genug davon auftragen. Am leichtesten geht das indem man flüssiges Wachs mit dem Pinsel aufträgt und das Ganze im Wäschetrockner bei 60 -70C einziehen lässt. Der so behandelte Stoff ist für Kleidung allerdings eher ungeeignet, weil er recht steif wird und halt auch 100% dampfdicht ist. Halten tut das aber ewig, Anwendungsgebiete für diese Technik sind z.B. Deckel von Canvasrucksäcken oder Gamaschen. Auch mit Messerscheiden aus Leder müsste das gehen.

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