Hallöle,
im Chat kommt immer mal wieder die Frage nach Schnitzereien aller Art - es müssen nicht immer Gebrauchsgegenstände sein - auf. Deswegen dacht ich, ich schreib mal zusammen, was ich so für Erfahrungen gemacht habe und ihr korrigiert oder ergänzt nach Belieben.
1. Materialien:
Die verschiedenen Holzarten eignen sich zum Schnitzen unterschiedlich gut. Ich liste hier nur die, von denen ich aus Erfahrung weiß, wie sie taugen.
a) Birkenholz:
Birkenholz eignet sich zum Schnitzen von so ziemlich allem generell sehr gut. Die Geister scheiden sich, ob nun das getrocknete oder noch frische Material das bessere Ergebnis hervorbringt. Ich trockne das Stammholz, Knollen habe ich bis jetzt noch keine beschnitzt.
b) Eiche:
Eichenholz eignet sich gut zum Schnitzen, allerdings sollte man hier nur das physikalisch nicht mehr aktive Kernholz verwenden, da die Schichten direkt unter dem Kambium nach dem Absterben wegen der hohen Restfeuchte schnell faulen. Wer hier durch Trocknen vorbeugen möchte, kann das tun, allerdings neigen diese hellen Schichten während der Trocknung zu starker Rissbildung. Für Gefäße, aus denen Lebensmittel konsumiert werden, eignet sich die Eiche aber offenbar nicht, oder um es mit WildHogs Worten zu sagen, der mich darauf hingewiesen hat: "Schmeckt scheiße!"
c) Linde:
Lindenholz ist sehr gut zum Schnitzen geeignet. Allerdings bildet die Linde keinen Kern aus, sodass das ganze Schnitzwerk aus Lindenholz eigentlich nur für den Innenbereich geeignet ist, da es in der Witterung schnell fault und zu Pilzefall neigt.
d) Pappel:
Eigentlich eignet sich Pappelholz nicht zum Schnitzen. Die Borke wird allerdings oft für die Herstellung der "Wurzelsepps" genommen. Sie fühlt sich ein bisschen "korkig" an, ist leicht zu bearbeiten und kann vom lebenden Baum entnommen werden, ohne ihm zu schaden.
e) Hasel:
Haselholz eignet sich zum Schnitzen gut, hat allerdings aufgrund seiner Wuchsform den Nachteil, dass es für manche Schnitzarbeiten einfach nicht genügend Fläche bietet.
f) Ungeeignete Hölzer:
Buche und Fichte eignen sich meiner Erfahrung nach nicht für Schnitzarbeiten. Fichtenholz ist sehr weich und neigt daher in der Trocknung zu starker Rissbildung. Buchenholz hat keinen Kern und neigt deswegen in der Witterung zu Fäule und Schimmelbildung - außerdem schnitzt es sich bei weitem nicht so "angenehm" wie die Linde.
g) Exoten:
Wenig bekannt, aber in getrocknetem Zustand sehr gut zum Schnitzen geeignet ist die Steinnuss. Die Steinnuss ist die Frucht der Taguapalme und auch als vegetabiles Elfenbein bekannt. Sie ist getrocknet sehr hart und sieht poliert tatsächlich aus wie Elfenbein. Eine Nuss von 6-8 cm Durchmesser liegt im Handel bei etwa 1 €, wers mal ausprobieren möchte.
h) Knochen:
Die Frage nach Knochenschnitzerei kommt öfter auf. Ich kann nur sagen, dass meinem Wissen nach bei der Bearbeitung von Knochen fast ausschließlich (außer Gravuren) Schleifen und Feilen, aber kein wirkliches Schnitzen zur Ausführung kommt. Praktisch alle modernen Knochenbearbeiter benutzen die Dremelfräsen für die Gestaltung, weil das Material zum echten Schnitzen zu hart und damit zu spröde ist.
2. Werkzeug:
Was braucht man zum Schnitzen? Eigentlich nur ein scharfes Messer.
Allerdings gibt es manche Arbeiten, die besser mit anderen Werkzeugen oder Spezialmessern erledigt werden können (s. Löffelmesser). Ich hänge hier ein Bild meiner Schnitzwerkzeuge für unterwegs an - jaja, Gewicht, werden manche sagen, macht mir aber nix, ihr müssts ja nicht schleppen :schnitz .
Ich denke nicht, dass ichs großartig erklären muss, aber für die, dies interessiert von links: Mora Frost Nr. 120, Hufmesser lang, Federmesser, Rundstecheisen klein, Rundstecheisen groß, Flacheisen, Dreieckseisen, Messer klein, Messer groß, Säge, Feile grob-fein, Mora Frost Nr. 162, Mora Frost Nr. 105.
Dann noch feines Schleifpapier mit und man ist für wirklich ALLES gerüstet. Man muss allerdings nicht diesen Aufwand betreiben, es reicht - wie gesagt - ein Messer oder Taschenmesser.
Über Techniken lass ich mich hier jetzt nicht aus, das würde zu weit führen - einfach ausprobieren und rausfinden, wies für einen selber am besten passt. Viel Spaß beim Rumprobieren und immer hübsch von den Flossen weg schnitzen, sonst gehts euch wie dem Wildi ;).
Liebe Grüße,
DW