Erfahrungen mit Schwerlastrucksäcke

  • Der eine will möglichst wenig tragen, der andere muss extrem viel mitschleppen. Die Gründe sind vielfältig: Lange Tour, abgelegenes Gebiet, schächere Team- oder Familienmitglieder, und vieles mehr.


    Bei mir kommen für Herbsttouren im Norden in der Regel so was um die 15-20kg Grundgewicht zusammen. Je nachdem wie abgelegen die Region ist und wie ich unterwegs (Solo/Gruppe) variiert das Gewicht halt. Im Grunde ist es beim Grundgewicht aber auch egal ob man eine oder vier Wochen unterwegs ist - die Art der Tour entscheidet. Ich muss aber auch zugeben, dass ich dazu neige auf alles vorbereitet zu sein (ich kann fast alles an Mensch und Material in den Griff bekommen und musste auch schon öfter was an blauäugigerer Trecker ausleihen). Außerdem hab ich auch gern beim Material etwas Reserve bei der Robustheit und Verlässlichkeit (Evazotematte statt Thermarest, Kufa statt Daune, ...) . Zudem ist da auch manches "unnötige" dabei hab: 1kg Fernglas find ich ok, denn ich hab was davon, genauso wie n kilo für Kamerakram oder 1,5kg Medizingedöns. Und wenn es nach viel Gewicht aussieht, dann kommt eben der größere Rucksack mit was wiederum knapp zwei kilo mehr Gewicht bedeutet... Und ich pack gern locker, sprich den Schlafsack und Co nur wenig komprimiert.


    Dazu kommt dann noch das Futter mit ca 350-500 Gramm pro Tag + Reservefutter (1-2 Tagesrationen pro Tourwoche, je nach Art der Tour) + Brennstoff(+Reserve) + Wasser je nach Reiseregion (auf Sardinien hab ich durchaus 12 Liter geschleppt ). Und schon ist man bei 2 Wochen mit Reserve bei 30+ kilo. Das Gewicht muss aber auch in Relation zum (Ideal-)Gewicht des Trägers gesehen werden... Aber wie gesagt, der Große kommt erst bei ganz langen Touren zum Einsatz.


    Also muss ein Schwerlastrucksack her bzw. einer der mindestens 30kg mitmacht. Mein Longrange Favorit ist der Bergans Powerframe, mit 130 Litern ist der natürlich arg groß und macht eigentlich erst ab 2 Wochen autark annähernd sinn, er läßt sich aber auch recht gut komprimieren. Tragesystem ist für extreme Lasten ausgelegt (hab ihn selbst schon länger mit 40 kg getragen und da war noch Luft nach oben), meiner Meinung nach ist es eines der besten Tragesysteme auf dem Markt. Das Material ist vergleichbar zum Berghaus, irgendein 1000 Den. Material - sehr robust. Verarbeitung ist absolut top! Weitere Vorteile: Mann kann den Rahmen ohne Packsack zum Lastentransport benutzen (interessant für portages!) und er hat ebenfalls Seitentaschen, wie der Berghaus.


    Hatte vor ein paar Jahren mal kurz einen Berghaus Atlas. Ich find der Berghaus ist n super Allroundrucksack, aber da das Tragesystem schon etwas älter ist kann es mit den modernen Expeditions und long range Packs nicht mehr mithalten. Ich würd mal sagen so bis 26/27 kg ist der gut, darüber wird es eng. Vorteile von dem Ding sind das Gewicht (ca. 3 kg bei 100 l), die abnehmbaren Seitentaschen, die sich zu nem Daypack zusammenschnallen lassen und das unverwüstliche Tragesystem. Das Tragesystem ist Vor- und Nachteil zugleich: es ist nicht verstellbar und dadurch robust, allerdings muss man dadurch beim kauf die richtige Größe zu erwischen...


    Als kleinere Alternative zum Bergans hab ich den Lowe Alpine TFX Expedition und bin von dem Teil absolut begeistert, es sind zwar ein paar (typisch zivile) Macken dran, aber vom Komfort/Leistung/Verarbeitung her ist das Teil der Hammer. Lowe Alpine baut einfach für die ewigkeit. Das tragesystem ist angenehm unauffällig, aber sehr effektiv. Angenehm ist auch, dass es die natürliche Hüftbewegung gut mitmacht und kaum verschleißteile vorhanden sind wie bei anderen vergleichbaren Systemen. Bisher hatte ich ihn mit 32kg auf Tour dabei und das ging super. Ich würd mal sagen bis 35kg ist der gut, danach wirds wackelig. Ist mein neuer Allrounder, man will ja auch mal nett aussehen. :mrgreen: Von der größe her deckt er bei mir alles von einem Wochenende bis 2,5 Wochen Treckingtour ab.


    Hier mal zwei Vergleichsbilder: Lowe Alpine TFX Expedition vs. Bergans Powerframe (nicht die neue Version, wobei sich eigentlich kaum was geändert hat). Beide sind "normal gepackt", dh. ohne das Volumen maximal auszureizen. 75+20 vs. 130 Liter, gut 3 vs knapp 5 kg Leergewicht. Komfortgrenze ca. 35 kg vs. 45 kg + X.
    Der Bergans ist groß, irgendwo muss das Volumen ja hin! Der Powerframe ist ja quasi wie ein normaler großer Trekkingrucksack plus ein großes Daypack... Ich finde der Bergans macht eigentlich erst bei Touren ab zwei Wochen bzw. bei Lastentransporten Sinn! Dennoch lässt er sich im Gegensatz zu anderen großen Rucksäcken sehr gut komprimieren, man packt das Teil ja auch einfach anders (die Innenaufteilung ist ja auch schon anders...). Ich kenne zwei Leute, die den 130er Bergans (mit Innengestell) als allround Rucksack benutzen.
    Genug geschnackt, hier kommen die Bilder:



    Habe inzwischen son fast alle "großen grünen" getestet. Hier mal grob meine Einschätzung zu den Dingern:
    Berghaus Atlas & Vulcan bis 27 kg
    Lowe Alpine Saracen bis 27 kg
    Tasmanian Tiger + zivile Tatonka (mit X1 Tragesystem) & Tatonka Lastenkraxe bis 35 kg
    Norröna Reconpack (alte Version) bis 35 kg
    Norröna Recon Pack und Pararanger mit Synkroflex Tragesystem: 45 kg + X (ein Freund von mir muss bei der norwegischen Army regelmäßig 60kg damit Tragen!!!)
    Bergans Powerframe bis 45 kg


    Das Lernen einzelner, isolierter Bushcraftskills ist ähnlich wie das Anhäufen von unbenutzter Ausrüstung:
    ein recht kümmerlicher Ersatz für große Abenteuer...

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